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PZL.23B Karas

Mirage (WMC limited edition) - 1/48

Zum Vorbild hat sich Hans-Jürgen Bauer bereits im IPMS-Journal 2/2007 eingehend geäußert. Ergänzend möchte ich den Kollegen Mike Grant zitieren aus seiner Baubeschreibung der Karas im Model Airplane International vom Juni 2007, wo er schreibt, es handele sich um eine "Labour of Love" und das einerseits, weil, wie mein "Vorredner" bereits ausgeführt hat, dieser Bausatz sehr arbeitsintensiv ist.

Und andererseits, weil mit diesem liebevoll gestalteten Bausatz von einem polnischen Hersteller den todesmutigen Fliegern der damaligen polnischen Luftwaffe ein würdiges Denkmal gesetzt wird, die sich in diesen Maschinen einem technisch weit überlegenen Gegner entgegenwarfen!

Zum Modell: Auch hier kann ich Hans-Jürgen nur zustimmen, was die Qualität des Modells angeht. Es handelt sich um einen typischen Short-Run von guter Qualität. Ärgerlich sind die teilweise recht tiefen Sinkstellen, ganz extrem bei meinem Exemplar an Propeller und Nabe. Hier musste viel gespachtelt und verschliffen werden. Die Oberflächengravur der Außenflügel ist um einiges tiefer und breiter als die des übrigen Modells.

Die Ätzteile sind zum Teil in Überzahl vorhanden, was einem viel Suchen erspart, wenn wieder mal was auf nimmer Wiedersehen verschwindet. Nicht alle Kleinteile sind genau zu lokalisieren, hier lässt die ansonsten vorbildliche Bauanleitung etwas zu wünschen übrig.

Die Resinteile lassen sich gut von ihren großen Angüssen trennen, sind aber nicht blasenfrei. Ob man die Piloten einbaut ist Ansichtssache, ich habe sie weggelassen, obwohl sie sehr gut detailliert sind. Die aus Resin gefertigten Bomben zeigen gedrehte Leitbleche, was, wie mir glaubhaft versichert wurde, dem Original entspricht. Da meine Bomben jedoch auch noch in sich verzogen waren, habe ich lieber auf sie verzichtet.

Die Decals für den Innenraum zeigen teilweise leuchtend bunte Skalen, deren Authentizität ich mangels Farbfotos nicht beurteilen kann.

Die Geräte und Ausrüstungsgegenstände der Maschine entstehen in echter Multimedia-Bauweise: Resinteil auf Kunststoffbasis kleben, dann Ätzteil an Resinteil befestigen und nach der Bemalung noch ein Decal drauf! Wer will, kann im Cockpit noch ein paar Schläuche und Kabel ergänzen.

Es lohnt sich, viel Mühe in den Innenraum zu investieren, da wegen der sehr klaren Verglasung später fast alles zu sehen ist! Vorsicht ist übrigens beim Einbau der im Rumpf senkrecht befestigten Kamera geboten, sie sollte etwas höher sitzen, sonst passt das Flügelmittelstück mit dem zugehörigen Fenster nicht darüber!

Auf keinen Fall darf man vergessen, die Innenseiten der Höhen- und Seitenleitwerke und der Außenflügel vor dem Zusammenbau auszukehlen, sonst passen die Ruder anschließend nicht! Hier ist mir übrigens ein dummer Fehler unterlaufen, den ich inzwischen korrigiert habe: die Querruder dürfen natürlich nicht beide herabhängen, sondern müssen entweder in neutraler Stellung stehen oder, wenn dann gegenläufig ausgelenkt sein!

Das Falten der Bodenwanne gestaltet sich recht einfach, wenn man in die Falzlinien etwas Flüssigkleber laufen lässt, und das Teil sofort an die vordere Verglasung anpasst, so dass man die richtige Form erhält.

Die Bälge der Fahrwerksverkleidung sind, wie Vorbildfotos zeigen, richtig dargestellt in ihrer unregelmäßigen Fältelung, vermutlich bestanden sie nicht aus Gummi, sondern aus Leder.

Um die Authentizität zu erhöhen empfiehlt es sich, die diversen Lufthutzen und die Auspuffrohre aufzubohren.

Die Landescheinwerfer habe ich entgegen der Bauanleitung nicht mit den angegebenen eigenartigen sternförmigen Ätzteilen hinterlegt, sondern statt dessen die nicht benötigten Positionsleuchten (die ich durch kleine Tropfen Cristal Clear ersetzt habe) eingeklebt.

Die von Techmod gedruckten Decals sind farblich und drucktechnisch überzeugend, auch das Weiß deckt zufriedenstellend. Da sie aber sehr dünn sind und supergut haften, zerreißen sie beim kleinsten Korrekturversuch, hier ist äußerste Vorsicht geboten! Eventuell sollte man die großen Nationalitätskennzeichen teilen. Die Optionen zeigen drei Karas in oliv-hellblauer Tarnung des 2., 3. und 4. Luftregimentes von 1938/39 mit eindrucksvollen Staffelabzeichen, die Drachen, Greifen und Raubvögel zeigen für den hinteren Rumpf.

Die Bemalung fand wie immer mit Gunze Sangyo Aequous Colours und Aibrush statt. Die Innenbereiche wurden mit RLM 74/Gunze H068 bemalt und anschließend mit wasserlöslicher Ölfarbe (Umbra und schwarz) gealtert. Nach dem Abkleben der Scheiben und der Räder wurde das gesamte Modell mit RLM 74/H 417 lackiert, um Fehler aufzudecken. Dann habe ich ein Preshading mit Field Grey H60 aufgetragen. Als nächstes wurde mit Khaki (RLM 81/H421, 1:1 gemischt mit Dark Earth/H72) die Oberseitentarnung dargestellt. Nach dem Trocknen wurden die Paneelmitten noch mit aufgehelltem Khaki "ausgebleicht". Um das ganze nicht zu krass wirken zu lassen, habe ich zum Schluss alles noch einmal dünn mit der Grundfarbe übergenebelt. Die vertiefen Linien wurden mit einem Washing aus wasserlöslicher Ölfarbe (Umbra plus schwarz) vertieft. Absplitterungen wurden mit einem weichen Silber-Buntstift der Marke Lyra angedeutet. Auspuffspuren entstanden mit MIG-Pigmenten P038 African Earth und P023 Black, die mit Microbrushes aufgetragen wurden.

Dann folgte eine dünne Schicht Future, um eine gute Grundlage für die Decals zu erhalten. Ganz zum Schluss wurden die Räder mit Gunze Flat Clear H20 pur, der Rest mit Flat Clear plus 1/20 Clear H10 versiegelt.

Fazit: Ich habe für diesen Bau sehr lange gebraucht, aber am Ende steht ein eindrucksvolles Modell eines bisher stark vernachlässigten Typs in meiner Vitrine. Die Detaillierung ist schon aus dem Kasten umwerfend und man kann sich wirklich den Kauf eines Aftermarket-Sets sparen. Alles, was man braucht ist Zeit...

Utz Schißau, Berlin (Januar 2007)

Literatur:

  1. Kopanski, T. J., PZL.23 Karas, Mushroom Magazine Special No. 810, Mushroom Model Publications 2004
  2. Bauer, H.-J., PZL.23 B Karas, IPMS-Journal 2/2007, S. 24f
  3. Grant, M., Flying Carp, Model Airplane International, Juni 2007, S. 14 - 24
  4. Volz,M., PZL P.23B Karas WMC 1:48, Jet & Prop, Juni 2006, S. 62
  5. http://hsfeatures.com/features04/pzlp23karasiwp_1.htm