Das Vorbild
Die North American P-51 Mustang ist ein einmotoriges Jagdflugzeug des Herstellers North American Aviation. Der einsitzige Ganzmetall-Tiefdecker wurde im Zweiten Weltkrieg vor allem als Langstrecken-Begleitjäger in den Bomberverbänden der United States Army Air Forces (USAAF) eingesetzt. Der Buchstabe "P" in der Bezeichnung steht für Jagdflugzeug (englisch pursuit "Verfolgung'). Das 1940 entwickelte Flugzeug besaß anfangs keine überragenden Flugleistungen, was sich jedoch mit dem Einbau des britischen Flugmotors Rolls-Royce Merlin, der als Lizenzbau Packard Merlin V-1650 in den USA gefertigt wurde, und weiteren Verbesserungen grundlegend änderte.
Die Hauptversion und die meistgebaute Ausführung war die P-51D, von der knapp 8000 Stück ab dem Frühjahr 1944 gebaut wurden. Die Hauptveränderungen bestanden im Einbau einer neuen Plexiglashaube - die die Rundumsicht bedeutend verbesserte - und zwei zusätzlichen schweren Maschinengewehren. Für das innere MG-Paar standen je 380 Schuss zur Verfügung, für die äußeren zwei Paare jeweils 270 Schuss pro Waffe. Mit zusätzlichen zwei Abwurftanks, die je 110 Gallonen (415 Liter) Treibstoff fassten, war eine Maximalreichweite von 3300 Kilometern möglich, was die mit Abstand höchste Reichweite aller einmotorigen alliierten Kampfflugzeuge war. Diese Version galt bei vielen als das beste Jagdflugzeug des Zweiten Weltkrieges. Die ersten Mustangs wurden im Mai 1942 bei der Royal Air Force in Dienst gestellt und hatten ihre ersten Kampfeinsätze im August. Aufgrund der schlechten Höhenleistung des ursprünglichen Motors wurde die P-51 vorerst aber nicht als Jagdflugzeug eingesetzt, sondern als schneller Jagdbomber und als Aufklärungsflugzeug in niedrigen Höhen. Erst die ab November 1943 in England stationierten B- und C-Modelle wurden als Jagdflugzeuge eingesetzt. Es waren die ersten Langstrecken-Begleitjäger der USAAF, die schwere Bomber der Eighth Air Force zu Zielen tief im Deutschen Reich eskortieren konnten. Merlin-Mustangs mit ihren ausgezeichneten Flugleistungen wurden in immer größerer Zahl eingesetzt und verdrängten die zuvor als Begleitjäger eingesetzten Lockheed P-38 und Republic P-47 fast völlig aus dieser Rolle. Hauptvorteile der Mustang waren große Reichweite, hohe Geschwindigkeit sowie gute Manövrierfähigkeit im Hochgeschwindigkeitsbereich und in großer Höhe.
Das Modell erschien vor einem Jahr mit exquisiter Oberflächennachbildung und opulentem Zubehör, die zahlreichen Decalvarianten und Zusatzteile machen aus dem Kit ein echtes Sahnestück.
Der Bau
erwies sich schwieriger als erwartet, aber das lag überwiegend an meinen eigenen Fehlern. Wie üblich begann ich mit dem Cockpit, das bereits in Plastik sehenswert ist. Durch die beiliegenden bedruckten Ätzteile für Gurte, Instrumententafel, Schaltkästen und Placards wird es noch einmal sehr stark aufgewertet. Für den Innenraum verwendete ich Gunze H58 Interior Green. Ein Washing trug ich mit MIG Neutral Wash auf und Lackabplatzer mit einem silbernen Lyra Super Ferby-Stift. Es gelang mir, die zwei seitlichen Streben am Sitz zweimal zu zerbrechen, so dass ich diese schließlich durch Evergreen-Material ersetzen musste. Für den Heckradschacht fehlte mir das Chromate Yellow, so musste ich selbst einen passenden Farbton aus Interior Green, Weiß und Gelb anmischen.
Für den Hauptfahrwerksschacht entschied ich mich aber für Natural Metal statt Chromate Yellow, da dadurch die vielen wunderbaren Details besser zur Geltung kommen. Da ich eine frühe P-51 D bauen wollte, musste ich auf die Wahl der richtigen Rumpfhälften ohne Auskerbungen für die "Fin Fillets" achten. Die vielen Teile für den Innenraum passten ohne größere Probleme in die Rumpfhälften und bei der Hochzeit passte ebenfalls noch alles sehr gut, aber da ich es unbedingt absolut perfekt haben wollte, spannte ich die Tragflächenenden während des Trocknens mit Kreppbändern über der Motorhaube zusammen. Ergebnis war, dass die obere linke Tragfläche ein wenig unter den Flügelansatz des Rumpfes rutschte und dort antrocknete. Es folgte eine ziemliche Orgie aus Sägen, Kleben, Spachteln und Nachgravieren, um den Schaden zu beheben. Wer keine Arbeit hat, macht sich eben welche.
Um sicher zu sein, dass jetzt alles wieder einigermaßen gut aussah, lackierte ich anschließend sofort Rumpf und Flügel in Silber mit Gunze Supermetallic2 SM201. Einzelne Panels wurden mit Mischungen aus Supermetallic und Weiß bzw. Schwarz aufgehellt bzw. abgedunkelt. Dabei richtete ich mich nicht so sehr nach dem Plan in der Bauanleitung, der zeigt, welche Bauteile und Bleche Naturmetall waren und welche Silver Dope, sondern nur nach Vorbildfotos.
Nachdem ich mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden war, klebte ich die Motorhaube für das olivgrüne Blendschutzpanel und den roten Zierring ab, welche ich mit Gunze H78 bzw. H3 lackierte. Hier zeigten sich die unbestreitbaren Vorteile von Gunzes Super Metallic2: es haftet auf gründlich entfetteten Kunststoffoberflächen ohne Primer und kann auch mit Tamiya-Tape problemlos abgeklebt werden, ohne, dass es sich von der Unterlage ablöst. So ist die Darstellung von Natural Metal und Silver Dope deutlich einfacher als z. B. mit Alclad-Farben. Die glänzenden Farbtöne am vorderen Rumpf ließ ich anschließend erstmal eine Woche gut durchtrocknen.
Als Folge der empfohlenen Baureihenfolge ergab sich ein weiteres hausgemachtes Problem in Gestalt der Passung der Windschutzscheibe, sie stand nämlich etwas zu hoch. Es lag nicht, wie ich zunächst annahm an der darunterliegenden Instrumentenabdeckung, sondern einfach daran, dass ich die Motorhaube unabsichtlich etwas zu flach geschliffen hatte beim Versuch, jeden Rest von Klebenaht zum Verschwinden zu bringen. Wieder mal mein blöder Perfektionismus! Prinzipiell finde ich die Idee, vieler Hersteller, die Windschutzscheibe mit ihrer Basis in einem Stück zu gießen sehr gut. Doch dies verführte mich dazu, der Bauanleitung zu folgen und die Montage bis nach dem Lackieren zu belassen. Als ich dann die Passproblematik erkannte, war es für großes Spachteln zu spät, wollte ich die fertige Lackierung nicht beschädigen. Daher musste ich viel abkleben und zum Flüssigspachtel Gunze Mr. Dissolved Putty greifen. Dabei habe ich es dann auch noch geschafft, die Windschutzscheibe unwiederbringlich zu beschädigen. Da ich jetzt die zweite Windschutzscheibe des Royal Class Kits verwenden musste, aber ich gleichzeitig nicht wollte, dass dadurch der zweite Kit unbaubar würde, und da inzwischen auch noch der kleine Landescheinwerfer aus Klarmaterial vom Teppichmonster gefressen worden war, beschloss ich, einen neuen klaren Gießast bei Eduard zu bestellen. Nach zwei Wochen war er da und der zweite Kit wieder komplett. Wie schon gesagt, wer keine Probleme hat...
Bei den Auspuffstutzen und dem kleinen Kühlergitter darunter bietet Eduard viel Auswahl: Für die D-5 musste es das durchbrochene Gitter zusammen mit den unverkleideten Auspuffrohren sein. Eduard hat in diesen Kit ein unglaubliches Level an Details gepackt. An manchen Stellen hatte ich aber Probleme, diese auch alle anzubringen. So flog die kleine senkrechte Ätzteilstrebe im Bauchkühler-Einlauf solange immer wieder in den Rumpf, bis ich sie durch ein Stück gezogenen Gießast ersetzte, den ich zunächst mit etwas Tamiya-Cement an einem Ende versehen in den Einlauf legte, bis er etwas haftete. Dann gelang es mir endlich, die Strebe mit einer schmalen Pinzette aufzurichten und am Dach zu fixieren - Schweiß lass nach... Einfacher waren die in ähnlichem Format gehaltenen geätzten Stellarme der Spornrad-Klappen anzubringen, aber trotzdem ist es bei so etwas gut, wenn man eine gute Lupenbrille sein Eigen nennt.
Ein echter Knaller sind auch die Miniaturdecals für das Fahrwerk, von denen vier (!) an den Fahrwerksbeinen angebracht werden sollten. Wegen der gerundeten und sehr kleinen Auflagefläche gelang dies nur, indem ich die winzigen Schiebebildchen mit einem Tupf Future fixierte. Sehr erfreulich sind die fantastischen Resinräder aus eigenem Haus, die dem Kit beiliegen. Da mir ein geeignetes Vorbildfoto fehlte, entschied ich mich aus dem Bauch heraus für die Version mit Diamond Tread. Da es für die Räder Lackiermasken gibt, war es ein Leichtes, die Räder in Aluminium SM201 und Tire Black H77 einzufärben.
Die anschließende Montage der Fahrwerksbeine war aber leider nicht ganz so einfach. Warum, weiß ich nicht, aber aus unerfindlichen Gründen passten die Beine nicht in die Aufnahmen in den Fahrwerksschächten und ich musste die Passzapfen deutlich dünner schleifen eh alles zusammenfand.
Beim Propeller fiel die Wahl auf die Blätter mit Cuffs für die Hamilton-Standard-Version, die ich zunächst in Gelb airbrushte, um nach dem Trocknen die Spitzen abzukleben und den Rest in Mattschwarz zu lackieren. Der Spinner und seine Backplate wurden versäubert und in glänzend Rot Gunze H3 lackiert. Zur Montage des Propellers habe ich dessen Achse über einer Kerze vorsichtig erwärmt und etwas gestaucht, so dass sie mit leichtem Druck im Rumpf einrastete und so drehbar gelagert war.
Mein nächster Blooper kam zum Vorschein, als ich feststellte, dass ich vor dem Zusammenbau der Tragflächen keine Löcher für die Aufnahme der Aufhängungen gebohrt hatte. Nach all den vorausgegangenen Problemen konnte ich keinen Mut für weitere Risiken aufbringen und ich entschied mich dafür, eine Clean Machine zu bauen. Rückblickend bot sich dies eigentlich auch an, denn in meiner Vitrine stehen bereits je eine Mustang mit Papiertanks, eine mit Blechtanks und eine mit Bomben. Schnell war daher der Entschluss gefasst, nichts unter die Flügel zu hängen.
Ein weiterer schwieriger Punkt beim Bau meines Vorbildes waren die Invasionsstreifen. Abkleben, Lackieren in weiß Gunze H11 und Schwarz H12, Korrektur und beseitigen von Overspray dauerte Tage und kostete einiges an Nerven. Weitere schwarze Streifen wurden auf dem Leitwerk, den Flügeloberseiten und den Ober- und Unterseiten der Höhenleitwerke mit H12 aufgesprüht.
Irgendwann war dann auch diese Hürde genommen und nachdem nunmehr fast alles am Platz war, nahm ich einen dezenten Wash mit MIG Panel Line Wash Black Night vor, wobei ich eigentlich nur die Spalten zu den Rudern und Klappen und einzelne andere Vertiefungen betonte. Die Verschmutzungen und Abriebstellen auf den Flächenwurzeln erzeugte ich mit einem sehr weichen Bleistift.
Nachdem ich mich für die Decalversion A entschieden hatte, eine P-51 D-5, Baunummer 44-13317, geflogen von Donald R. Emerson von der 336th FS, 4th FG, 8th AF, stationiert in Großbritannien im September 1944, begann ich als Nächstes wie üblich mit den Decals für die Hoheitszeichen auf Rumpf und Tragflächen. Dann folgten die Kennbuchstaben und der eigentliche Grund, warum ich mich für die Decalversion A entschieden hatte: der große boxende Donald Duck mit Fliegerhaube, das persönliche Abzeichen von Captain Donald R. Emerson, der die linke Motorhaube zierte sowie seine sieben Abschussmarkierungen in Form von deutschen Balkenkreuzen. Eine echte Geduldprobe stellten als nächstes die fast 100 kleinen und kleinsten Wartungshinweise dar, die ich wieder mit einem winzigen Tropfen Future aufbrachte.
Nachdem alle Decals am Platz waren, brachte ich mit MIG-Pigmentpulver dezente Abgas- und Schmauchspuren an den Kanonen an und die Räder wurden ebenfalls mit Pigmenten verstaubt. Zum Schluss wurde alles mit einer 1:1-Mischung von Vallejo Satin Acrylic Varnish und Matt Acrylic Varnish versiegelt. Die Antenne entstand wie immer aus 0,1 mm Anglerleine. Die PSP-Platte, die dem Kit beiliegt, habe ich nicht bearbeitet, sondern das fertige Modell für die Fotos auf die Eduard-Marston Mat gestellt, die ich für meine Birdcage-Corsair von Tamiya bemalt hatte.
Damit endete eine fast einjährige Modellbauodyssee, die mich an die Klippen zahlreicher, überwiegend selbstgemachter Probleme führte, zum Glück aber doch ein Happy End hatte. Der Bausatz von Eduard ist meines Erachtens das z. Z. beste Modell der P-51 D am Markt und ich bin gespannt, was noch in dieser Reihe erscheinen wird, vielleicht eine neue A-36?
Utz Schißau, Berlin (März 2021)