Vorbild: Die Douglas TBD Devastator (Verwüster) war ein einmotoriger trägergestützter Torpedobomber der US-Marine. Der Tiefdecker war das erste Ganzmetallflugzeug mit hydraulisch hochklappbaren Flügeln. Der Prototyp XTBD-1 machte seinen Jungfernflug am 15. April 1935 und neun Tage später wurde er an die US-Marine zu Testzwecken übergeben. Am 25. Juni 1937 begann die Douglas Aircraft Company mit der Auslieferung der ersten 114 Maschinen. Am 5. Oktober 1937 erhielt die Torpedobomberstaffel VT-3 der USS Saratoga die ersten Maschinen. Bis Mitte 1942 war die TBD Devastator der Standard-Torpedobomber auf den US-amerikanischen Flugzeugträgern. Der Nachfolger - die Grumman TBF Avenger - war schon im Oktober 1940 geordert worden, jedoch erreichten die Einsatzmaschinen die Torpedobomberstaffel VT-8 erst im Mai 1942. So kam es, dass während der Schlacht um Midway die TBD der Staffel VT-8 vom Flugzeugträger USS Hornet aus eingesetzt wurden, während das Nachfolgemodell gerade nach Pearl Harbor überführt wurde und nur sechs mit Freiwilligen bemannte Maschinen der VT-8 von Midway aus gegen die Japaner flogen. Während der Schlacht im Korallenmeer am 7. und 8. Mai 1942 waren die Devastators noch maßgeblich an der Versenkung des japanischen Flugzeugträgers Shoho beteiligt. Allerdings traten zu der Zeit auch große Probleme mit dem von der Devastator eingesetzten Mark-13-Torpedo auf: er war zu langsam und nur wenige explodierten, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten.
Das Ende der TBD Devastator kam bei der Schlacht um Midway vom 4. bis 7. Juni 1942. Als die USS Hornet 15 Maschinen, die USS Enterprise 14 Maschinen und die USS Yorktown 12 Maschinen zum Angriff auf die japanischen Träger ausschickten, wurden diese von Zeros attackiert. Fast ohne Jagdschutz angreifend, wurde eine nach der anderen abgeschossen. Allerdings waren dank des aufopferungsvollen Angriffs fast alle japanischen Jäger mit den TBD beschäftigt und die hoch fliegenden SBD Dauntless konnten mit nur geringen Verlusten relativ schnell drei große japanische Träger so schwer beschädigen, dass sie aufgegeben und versenkt werden mussten. Die Verlustquote bei Midway lag bei über 90 Prozent; deshalb beschloss die US-Marine, die TBD sofort zurückzuziehen. 1944 zählte die US Navy noch 21 TBD-1 in ihrem Bestand, die jedoch meist als Instruktionsmodelle für Mechaniker dienten. Am 30. September 1944 wurde die BuNo 0252 als letzte TBD auf dem Stützpunkt Mustin Field in Pennsylvania ausgemustert. Nur eine Devastator war beim US Marine Corps eingesetzt. Keine TBD blieb erhalten.(nach Wikipedia)
Das Modell: Vor einigen Jahren erhielt ich auf einem IPMS-Clubabend aus dem Nachlass eines Modellbauers einen alten Monogram-Kit der Devastator. Die Teile lagen vom Gussast getrennt lose in einer Plastiktüte zusammen mit der Bauanleitung und dem Decalbogen. Eine schnelle Überprüfung ergab zum Glück Vollständigkeit. Die Devastor von Monogram ist ein Klassiker aus den 1970er-Jahren und auch noch heute wert gebaut zu werden (q.e.d.!).
Die Teile bestehen aus mittelgrauem, relativ hartem Kunststoff mit erhabenen Gravuren und vertieften Details an Wartungsklappen und Rudern. Die Inneneinrichtung kann es auch heute noch locker mit modernen Kits aufnehmen, es fehlen lediglich die Gurte. Die Lafette für das Abwehr-MG ist auf- und ab schwenkbar gelagert, der Landehaken kann ebenfalls beweglich angebracht werden. Der Motor besteht aus einem Relief für den hinteren Zylinderring und einem zweiten Ring für die vorderen Zylinder, ist aber trotzdem bei sorgfältiger Bemalung ausreichend nachgebildet, da er in der relativ langen Motorhaube fast verschwindet. Das Fahrwerk ist aus der Box bzw. aus der Tüte völlig ausreichend detailliert, positiv fallen hier besonders die angegossenen Bremsleitungen ins Auge. Ein Problembereich ist die Darstellung der Flügel. Diese waren beim Vorbild mit einer Wellblechstruktur versehen. Monogram hat diese als erhabene Gravuren abgebildet, was natürlich beim Zusammenbau das Spachteln und Verschleifen sehr erschwert. Die Außenflügel können eigentlich beweglich befestigt werden, was aber erhöhte Bruchgefahr bedeutet und zu unrealistischen Spaltmaßen. Die Kabinenhaube besteht aus sechs klaren Teilen, die eine Darstellung sowohl geschlossen als auch ganz oder teilweise geöffnet ermöglicht. Als Bewaffnung liegen vier Bomben oder ein Mark-13 Torpedo bei. Für die Bombervariante kann man vor dem Pilotensitz zwei Klappen für die Sicht des Bombenschützen offen anbringen, dahinter lässt sich Monogram, was die Details angeht in typischer Reliefdarstellung nicht lumpen. Zwei Wartungsklappen rechts und links am Vorderrumpf sind ebenfalls mit Reliefs der dahinterliegenden Strukturen versehen.
Zur Abrundung des Modells gibt es schließlich noch drei Figuren in klassischer Monogramqualität, ein Pilot mit Checkliste, ein Flugdeckoffizier und ein Mechaniker, der gerade mit dem Ankurbeln des Motors beschäftigt ist und dafür auf einer Wartungsklappe steht.
Der Decalbogen war wie zu erwarten nach über vierzig Jahren nicht mehr brauchbar und musste durch ein Aftermarket-Produkt von Techmod (Nr. 48808) ersetzt werden. Dies war also die Ausgangsposition für diesen Oldie-Bau und, von einem Modellbaufreund mit reichlich Literatur eingedeckt, konnte ich beginnen!
Der Bau: Da der Kit von innen recht komplex aufgebaut ist, hielt ich mich beim Bau des Cockpits akribisch an die Bauanleitung, um nichts zu übersehen. Wegen der zahlreichen Fenster auf zwei Etagen stellte ich beim Bau mehrmals fest, dass ich irgendeinen Bereich noch nicht mit Interior Green bemalt hatte, so dass ich öfters mit langem Pinsel weit innen die eine oder andere Stelle nachfärben musste. Detailbemalungen führte ich ansonsten mit Vallejo-Model-Color-Farben aus. Für das Instrumentenbrett stanzte ich mit meinem Punch-´n´-Die-Set Instrumentendecals aus der Restekiste aus und zuletzt kamen noch ein paar schnell bestellte US-Navy-Gurte von Eduard zum Einsatz.
Jetzt war es Zeit, den Rumpf zu schließen, vorher mussten der Fanghaken und die Kanonenlafette ohne Kleber beweglich eingesetzt werden. Beide Teile fixierte ich mit etwas Tamiyaband am Rumpf, um ein Abbrechen zu verhindern. Nun näherte ich mich der Problemzone des Kits, den Flügeln. Nicht nur, dass die Rumpf-Flügelübergänge einiges an Spachtelarbeit erforderten, was natürlich bei den erhabenen Gravuren zu Nacharbeit führte. Aber zum Glück befinden sich an den Übergängen nur relativ wenige Gravuren, so dass sorgfältiges Abkleben den Schaden in Grenzen halten konnte. Mehr Probleme bereiteten mir die wellblechartigen Strukturen der äußeren Flügel, denn trotz sorgfältiger Trockenpassung gab es Stellen, die nicht passten. Hier versuchte ich, mit dem Aufkleben von heiß-gezogenem Kunststofffäden und Spachteln sowie anschließendem Schleifen mit kleinen halbrunden und runden Feilen die gewünschte Form zu erreichen. Auf den Flügelklappmechanismus verzichtete ich, da er erstens zu wenig Stabilität versprach und zweitens die für einen funktionierenden Mechanismus notwendigen Spaltmaße wie erwähnt dem Ganzen ein unrealistisches Aussehen verliehen hätten. Stattdessen füllte ich die Spalten mit Evergreen-Material und Simprop-Spachtelmasse, die ich mit Hilfe von in Gunze-Mr. Color-Verdünnung getauchten Wattestäbchen glattstreichen konnte, so dass auf Schleifen weitgehend verzichtet werden konnte.
Für den Motor verwendete ich Gunze Super Fine Silver für die Zylinder, Neutral Grey für das Getriebe und Reifenschwarz für die Kabel. Anschließend wurde mit MiG Dark Wash gealtert. Für den Propeller kam Silber zum Einsatz, die Rückseite war als Blendschutz für den Piloten mattschwarz lackiert. Der Decalbogen von techmod bietet für die Propellerspitzen sechs kleine Decals mit den farbigen Markierungen an, die auch erfreulich gut hafteten. Am Torpedo wurden die Leitbleche etwas dünner geschliffen und dann der Torpedo in Silber und Schwarz lackiert. Zwei "Drähte", die halfen ihn am Rumpf zu sichern, entstanden aus Anglerleine Stärke 0,1.
Bei der arbeitsintensiven Abklebung der Kabinenhaube half wiederum der Decalbogen, der einen Bogen Maskierfolie aus schwarzer Kunststofffolie enthielt. Nach deren Anbringung war eine Lackierung zunächst in der Innenfarbe des Cockpits fällig. Zur Bemalung wurde zunächst das ganze Modell mit meiner Badger 100 GXF und Tyre Black preshaded. Dabei zog ich natürlich die Spalten an sämtlichen Rudern und Klappen nach und ebenso sämtliche (erhabenen) Gravuren. Bei letzteren versuchte ich mich immer in Richtung des Lichteinfalles von oben zu halten, so dass ein wenig die Illusion einer vertieften Gravur entstehen konnte. Anschließend wurde die Unterseite mit Gunze H51 Light Gull Gray lackiert. Da dies eine glänzende Farbe ist, gab ich ihr etwa 72 Stunden zum Durchtrocknen, bevor mit reichlich Tamiya-Band die ganze Unterseite maskiert werden konnte. Dabei wurde an den Rumpfseiten der Übergang hard-edge abgeklebt. Die Oberseite erhielt Gunze Intermediate Blue H56, was sich auch auf die Unterseiten der äußeren Tragflächen erstreckte, weil diese Maschinen auch mit eingeklappten Flügeln gegen das Meer getarnt sein sollten. Die Oberseite wurde dann mit wolkig aufgetragenem aufgehelltem Intermediate Blue gealtert.
Der techmod-Decalbogen enthält dankenswerterweise auch die schwarzen Wingwalks, so dass sich ein umständliches Abkleben der Flächen für eine Lackierung erübrigte. Ich tupfte etwas Intermediate Blue und Silberstift auf die Wing Walks, um Abnutzung darzustellen. Nach einer Zwischenversiegelung mit Future folgte ein Washing mit MiG Neutral Wash auf der Unterseite und MiG Dark Wash auf der Oberseite. Dabei wurden auch alle (erhabenen) Gravuren noch einmal nachgezogen. Inzwischen bin ich im Besitz von MiGs Panel Line Washes für Blautöne, die vielleicht noch etwas besser zur Oberseitentarnung gepasst hätten, aber ich bin auch so mit dem Ergebnis nicht unzufrieden. Weitere Alterung nahm ich mit verschiedenen überwiegend grau-braunen Mischungen aus MiG-Pigmenten vor, mit denen ich Öl- und Schmauchspuren sowie Rostnasen simulierte. Und nein, dieser Bericht ist nicht von den Spaniern gesponsert, aber ich arbeite seit Jahren mit diesen Produkten und bin einfach zufrieden mit dem, was sie ermöglichen. Als nächstes folgte die obligatorische Versiegelung mit Future (genebelt, nicht flüssig aufgetragen, sonst gibt's Ärger mit den Gunze-Farben!). Die Decals von Techmod benahmen sich anschließend sehr ordentlich und sogar an den Außenflügeln mit der Wellblechstruktur legten sie sich mit Hilfe von mehreren Gaben Micro-Sol brav in die Rillen.
Der Opfergang der Devastators bei Midway ist zwar äußerst ehrenvoll, ja sogar vielleicht konfliktentscheidend gewesen, aber letztendlich entschied ich mich, doch lieber eine Maschine zu bauen, die erfolgreich an den Kämpfen in der Korallensee teilgenommen hatte. Dabei gefielen mir die rotweißen Streifen am Ruder und die Kokarden mit dem roten Punkt auch besser als die schlichten weiß-blauen Sterne späterer Maschinen. Ich entschied mich daher für eine TBD-1 "schwarze 7" der VT-7 stationiert auf der USS Wasp im März 1942. Diese Maschine wurde interessanterweise später auf der britischen Marinebasis Scapa Flow eingelagert, während die USS Wasp Spitfires nach Malta transportierte! Zu den Decals zählten auch noch einige Stencils, die auch ihre Zeit zum Anbringen mit jeweils einem kleinen Tropfen Future benötigten. Als dies geschafft war, gab es zum Abschluss noch einige dünne Überzüge mit Vallejo Seidenmatt-Lack, der dann noch an den besonders abgenutzten Bereichen mit Vallejo-Matt-Lack ergänzt wurde.
Ich vermeide gern allzu monotone Lackierungen nicht nur was die Farbtöne angeht sondern auch was den Glanzgrad betrifft. Kaum etwas wirkt unrealistischer als ein Modell, bei dem alles von den Tragflächen über den Propeller bis zu den Reifen im gleichen Seidenmatt "erstrahlt". Gleiches gilt auch für ein homogen staubmattes Finish. Flugzeuge waren witterungsbedingt an den Oberseiten immer am meisten abgenutzt, während der Lack an den Seiten und besonders den Unterseiten eher noch frisch war. Hier kamen dann aber umso mehr Verschmutzungen durch Motorabgase, Öl- und Treibstoff sowie Staub vor. Ich habe daher die Unterseite des Modells mit Pigmenten und Ölfarbe verschmutzt, wobei ich, wenn ich mich mit anderen Modellbauern vergleiche immer noch recht zurückhaltend bin. Die Reifen des Fahrwerks wurden ebenfalls mit Pigmenten verschmutzt, die anschließend mit MiGs Pigment-Fixierer dauerhaft angebracht wurden. Die Wartungsklappen links und rechts an der Rumpfnase wurden mit "Haltedrähten" aus Anglerleine versehen, die dann in Bohrungen im Rumpf versenkt wurden. Die Kabel der Antennen wurden ebenfalls mit Anglerleine dargestellt.
Schließlich fehlten nur noch die Figuren. Ich grundierte sie mit einem dunklen Grauton von Gunze, der die Haftung der Vallejo-Farben verbessern half und bemalte sie nach den Angaben der Monogram-Bauanleitung in ihren funktionsdefinierten Uniformfarben in Khaki für den Piloten, Hell- über Dunkelblau für den Mechaniker und Rot über dunkelblauer Hose für der Flightdeck-Officer. Das fertige Modell mit seinen "Bewohnern" macht sich besonders gut auf einer fertig gekauften Dioramenplatte von HM aus China, die ein Stück Flightdeck ganz glaubwürdig repräsentiert.
Fazit: Dieses Model belohnt seinen Erbauer erstens mit einer immer noch konkurrenzfähigen Nachbildung dieses oft geschmähten aber dennoch wichtigen Stückes Flugzeughistorie. Zweitens ist es ein Genuss, ein solches Monogram-Schmankerl zusammenzusetzen, das selbst schon fast ein historisches Relikt darstellt. Und nicht zuletzt freut es mich, dass ich den mir unbekannten "Erblasser" dieses Kits mit der verspäteten Fertigstellung eines seiner Lieblinge ehren konnte!
Utz Schißau, Berlin (März 2018)