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Messerschmitt Bf 109 E-3

Tamiya - Spritzguß - 1:48

Zur Geschichte gibt es nicht viel neues zu sagen. Die 109 E war die erste Variante, die den lange erwarteten Daimler Benz DB 601 Motor erhielt, der rund 50% mehr Leistung bot als der Jumo 210 der Vorläufermuster bot. Hierfür musste der vordere Rumpf im Bereich der Motorhaube völlig neu gestaltet werden und unter den Flügeln fanden sich ab sofort zwei große symmetrisch angeordnete Kühler. Der Ölkühler erhielt einen neuen Platz unter dem Kinn der Maschine

Die Bewaffnung bestand aus 2x MG 17 über dem Motor, einige Maschinen hatten eine MG FF/M Kanone, die durch die Propellernabe feuerte. Letztere wurde jedoch wegen ständiger Ladehemmung meist wieder entfernt. Hinzu kamen in den Flügeln zunächst zwei weitere MG 17, ab der E-3 dann zwei MG FF, welche für die Munitionstrommeln zwei halbeiförmige Beulen unter den Flügeln erforderten. Die zunächst ohne Panzerung ausgelieferten frühen E-Varianten erhielten später Panzerschutz für das Cockpit und die Tankanlage, besonders auffällig war der neue Kopfpanzer an der Cockpithaube und die Panzerscheibe vor der Windschutzscheibe. Die ersten Maschinen erreichten 1938 die Verbände.

Das Modell hat zwar schon zehn Jahre auf dem Buckel, aber es ist trotzdem auf der Höhe der Zeit: dunkelgrauer Kunststoff in der bekannten Tamiya-Qualität, fast ohne Grate und Versatz gespritzt, Auswerfermarken finden sich keine, leichte Sinkstellen nur auf den Flügeloberseiten. Die Passgenauigkeit ist hervorragend, und bei der Aufteilung der Bauteile haben die Ingenieure bei Tamiya mitgedacht, so dass sich manch ein Teil ohne Probleme erst nach der Lackierung anbringen lässt und man so lästiges Abkleben sparen kann.

 

Die Detaillierung ist hervorragend und nur weniges muss ergänzt werden: Am hinteren Rumpf kann man den Isolator für das Antennenkabel mit etwas Rundmaterial darstellen, ebenso wie aus 0.4 mm Draht die kleinen senkrechten Streben in den Unterflügelkühlern und die Bremsleitungen des Hauptfahrwerkes, die man realistisch mit kleinen Streifen aus dicker Alufolie (z.B. aus Essenscontainern) am Fahrwerkbein befestigen sollte. Wer wie ich die Pilotenfigur weglässt, der sollte den Flugzeugführersitz mit Gurten nachrüsten. Ich habe hier entgegen meiner sonstigen Gewohnheit keinen Eigenbau betrieben, sondern zu Eduard Luftwaffe WWII Fighters color Fotoätzteilen gegriffen (erste Sahne!).

 

Die Kopfpanzerung und die Panzerscheibe ließ ich weg, da sie bei Maschinen mit der frühen Tarnung (hohe Grenze RLM 65/02/71) auf den meisten Fotos fehlt. Ebenso wanderte der Zusatztank in die Ersatzteilkiste. Auf den Flügeln kann man aus gezogenem Gießast die Indikatorstäbchen für die Landeklappenstellung (andere Quellen sprechen von der Stellung der Kühlerklappen) anbringen Das Spornrad erscheint mir eine Spur zu klein, ob man es durch ein anderes ersetzt bleibt jedem selbst überlassen. Alles in allem geht der Zusammenbau völlig problemlos vonstatten und der Spachtel kann aufgrund der hervorragenden Passform der Teile in der Tube bleiben. Der Antennendraht wurde wieder mit 0,1mm Nylon-Anglerleine dargestellt, die Isolatoren mit unverdünntem Holzleim aufgetupft und anschließend lackiert.

Die Bemalung fand unter Zuhilfenahme meiner Badger 150 Airbrush und Gunze-Sangyo Aequous Hobby Colours mit Zugabe von 50% Isopropanol statt. Innenbereiche erhielten RLM 02 (H70) und RLM 66 (H32), letzteres für das Instrumentenbrett. Die Instrumente selbst konnten sehr gut durch Trockenmalen mit weißer Farbe hervorgehoben werden, auf das entsprechende Decal habe ich verzichtet. Die Unterseiten der Maschine wurden mit RLM 65 (H67), die Oberseiten mit RLM 02 und RLM 71 (H65) getarnt. Eine gute Hilfe beim Abkleben ist das auf einem Extrablatt beiliegende Tarnschema in 1:48.

Nach einigen Tagen Durchtrocknen wurden leichte Unebenheiten an den Farbübergängen mit Mico-mesh Stärke 4000 poliert, so dass eine einheitlich Oberfläche entstand. Nach Überzug mit glänzendem Klarlack (H30) folgte das Washing mit braun-grauer Plaka-Farbbrühe (0,5 ml Schwarz, 0,2 ml Braun, 0,4 ml Wasser, 0,1 ml Auto-Scheibenreinigerkonzentrat) , Überstände wurden mit Spülmittel-Wasser entfernt. Auspufffahne und Schmauchspuren wurden mit MIG-Pigmenten (Black smoke P023, African Earth PO38 und Ashes White PO22) trocken mit einer Micobrush aufgerieben.

Der Decalbogen bietet Auswahl zwischen drei Varianten und enthält auch sämtliche Wartungshinweise. Ich entschied mich für eine Maschine des JG 77, die 1940 in Norwegen stationiert war. Die Abzeichen aus dem Hause Scalemaster sind dünn, trotzdem reißfest und fast ohne Ränder gedruckt. Das rote Band der Begrenzung des betretbaren Flügelbereiches erscheint mir etwas zu breit. In die Vertiefungen wollten sich die Decals erst nach Anwendung von etwas Micro-Sol legen.

Fazit: Für den Bau habe ich ca. 20 Stunden benötigt, die meiste Zeit nahmen Lackierung und Alterung in Anspruch. Probleme gab es in keiner Bauphase, dieser Kit ist daher auch Modellbauern mit wenig Erfahrung zu empfehlen. Das fertige Modell stimmt in seinen Abmessungen exakt mit den Angaben in der Literatur überein und man erhält mit diesem Bausatz m.E. das beste Abbild der frühen 109 E in diesem Maßstab!

Utz Schißau, Berlin

Literatur: