Weniger bekannt und daher bei den Modellherstellern selten präsent sind die frühen Varianten der Messerschmitt Bf 109. Erste in größeren Stückzahlen produzierte Version war die Bf 109 B, die vom Jumo 210 D angetrieben wurde und mit zwei MG 17 bewaffnet war. Von diesen flogen 55 Stück ab 1937 in Spanien in der "Jagdgruppe 88" der Legion Condor Kampfeinsätze zur Unterstützung von Francos Truppen. Hier konnte diese neue Waffe der deutschen Luftwaffe ausgiebig im Einsatz erprobt werden und sie bewährte sich gegen die im Vergleich zu ihr veralteten Curtiss P-36 und Polikarpov I-16 der Republikaner.
Die B-1-Variante war noch mit einem starren Zweiblatt-Holzpropeller ausgerüstet, sie wurde ohne Sprechfunk geflogen - daher der fehlende Antennenmast - und die Motorhaube hatte noch nicht die für spätere Versionen typischen Kühlschlitze unmittelbar hinter dem Propeller. Der Ölkühler unter der linken Tragfläche saß bei der B-1 außerdem deutlich weiter hinten und innen als bei späteren Versionen. Ebenso lagen die Anschlüsse für externe Stromversorgung und die Sauerstoffanlage bei den B-Versionen rechts unter der Kabinenhaube, ab der C-Reihe jedoch weiter hinten am Rumpf. Die 109 C erhielt den Jumo 210 Ga mit Treibstoffeinspritzung, serienmäßig den Zweiblatt-Verstellpropeller und zwei zusätzliche MG 17 in den Tragflächen.
Auffälliges Unterscheidungsmerkmal zur B waren außerdem die längeren Auspuffrohre. Die D-Reihe sollte eigentlich mit dem neuen DB 600-Motor ausgerüstet werden und erhielt daher strukturelle Verstärkungen, wurde aber tatsächlich wieder vom Jumo 210 angetrieben. Auch sie hatte vier MG 17 als Bewaffnung und die längeren Auspuffstutzen. Auffälligstes Unterscheidungsmerkmal zur C-Reihe ist das Fehlen der Federschere am Spornrad. Maschinen der "C" und "D"-Serien waren ab 1938 in verschieden Einheiten der Deutschen Luftwaffe im Reich stationiert. Meine "C" stellt eine Maschine des JG 71 dar, die "D" eine Schulmaschine der Jagdfliegerschule 1.
Will man alle drei frühen 109er im Maßstab 1:48 bauen, bleibt einem nicht viel Auswahl an Bausätzen: Wer für die "B" und die "C" nicht einen Umbau plant (Bf 109D von Academy mit dem Aeroclub-Set Bf 109B) ist auf die Bausätze von Hobbycraft angewiesen, die leider nicht mehr auf dem Markt sind. Die "D" könnte auch "out of the box" aus dem o.g. Bausatz von Academy entstehen, über dessen Qualität ich aber nichts sagen kann. Unter Zuhilfenahme von Ebay konnte ich mein Projekt mit den drei Hobbycraft-Kits verwirklichen.
Die Bausätze sind bis auf die jeweils unterschiedlichen Propeller und Auspuffrohre sowie Decals identisch. Sie sind aus hellbeigegrauem, relativ hartem Kunststoff gefertigt mit feinen versenkten Gravuren, jedoch auch einiger Gratbildung. Der Spannweite fehlen rund zwei Millimeter, die Länge ist korrekt. Die Passform ist akzeptabel, die Detaillierung von Führerraum und Fahrwerksschächten einschließlich Fahrwerk kann gefallen. Ein nettes Extra sind die separaten Landeklappen. Die Kanzeln sind einteilig, recht dünn und klar und geben sehr schön die abgerundete Form des Originals wider. Leider fehlen die MG 17 auf der Motorhaube gänzlich, sie habe ich aus Evergreen-Rundmaterial gedreht. Die kleine Lufthutze über dem rechten MG-Lauf muss dünner gefeilt und um etwa 2 mm höher angesetzt werden.
Ebenfalls vermisst man bei der "B" und der "C" Version den Befestigungszapfen für den Antennendraht am oberen Ende des Leitwerkes, hier ist ebenfalls Eigeninitiative gefordert. Am Spornrad fehlt bei der "B" und der "C" außerdem eine kleine Federgabel, die man aber recht einfach aus Sheetstreifen herstellen kann. Die Abstrebungen des Höhenleitwerkes haben zu weit innen sitzende Befestigungspunkte, damit das Leitwerk gerade sitzt, müssen sie weiter außen angesetzt werden. Die Wandstärke des Ölkühlers muss deutlich reduziert werden und man sollte auch nicht vergessen, eine kleine Trennwand einzusetzen, damit kein "Durchblick" möglich ist. Wer hier, wie ich, geschlafen hat, kann sich mit einem kleinen Flöckchen schwarz eingefärbtem Haushaltsschwamm behelfen, das nachträglich mit einer feinen Pinzette leicht eingeführt werden kann (und dazu noch recht realistisch aussieht!). Man achte außerdem auf die unterschiedliche Position des Ölkühlers bei der "B" im Unterschied zu "C" und "D"!
Beim Zusammenbau der Tragflächen schweben die hinteren Flügelkanten im rumpfnahen Bereich wegen der Aussparung für die Landeklappen frei, daher sollte man die Klappen entweder gleich mitmontieren oder die Flügelhälften mittels eines kleinen Hölzchens bis zum Durchtrocknen in der korrekten Position gespreizt halten. Nicht vergessen: für die "C" und die "D" müssen die Öffnungen für die Flügelwaffen aufgefeilt werden! Das Pitotrohr unter der linken Tragfläche glänzt bei allen Bausätzen durch Abwesenheit, Ersatz ist aber recht einfach aus Evergreen-Material herzustellen.
Lackiert wurde wieder mit Gunze Sangyo Aequos Hobby Colors, die ich mit meiner Badger 150 Airbrush aufgetragen habe. Innenräume einschließlich Fahrwerk erhielten RLM-Grau 02, wobei ich die Fahrwerksschächte vor der weiteren Lackierung mit einem passend zugeschnittenen Stück Schwamm abdeckte, das von einem Modell zum anderen weitergereicht wurde und später vielleicht auch noch bei weiteren Bf 109-Projekten von Nutzen sein wird.
Messerschmitt Bf 109 B 2./J88
Bei der Bf 109 B erhielten die Flügelenden, der Propeller und das Leitwerk Weiß RLM 21, der Rumpf, nach Abkleben der weißen Flächen und der Haube Hellgrau RLM 63. Die "C" wurde in RLM 65 auf den Unterseiten und RLM 70/71 auf den Oberseiten getarnt, die "D" dito, jedoch mit RLM 02-Flecken über RLM 65 an den Seiten. Die Spinner wurden jeweils mit Weiß RLM 21, das Rumpfband der "D" mit Gelb RLM 04 geairbrusht. Die Auspufffahne wurde ebenfalls geairbrusht. Anschließend wurden alle Oberfächen glanzlackiert und die Details mit einem Washing aus graubrauner Plaka-Farbe hervorgehoben, die Schmauchspuren entstanden mit Pigmentpulver.
Messerschmitt Bf 109 C JG 71
Die Decals der Kits ließen sich mit Micro Set gut zu verarbeiten. Die Maschinen der 2/J88 Legion Condor trugen neben dem St. Andreas-Kreuz auf schwarzen Rondellen das Staffelabzeichen, einen schwarzen Zylinderhut, ursprünglich das persönliche Abzeichen von Hannes Trautloft. Die dargestellte Bf 109 B-1 wurde zunächst von Uffz. Ernst Matzek, später, inzwischen mit Zweiblatt-Verstellpropeller nachgerüstet, von Hauptmann Günther Lützow geflogen, der in Spanien 5 Luftsiege errang.
Messerschmitt Bf 109 D der Jagdfliegerschule 1
Die schwarze 6 auf dem Rumpf weist übrigens auf den Flugzeugtyp, in diesem Falle also Bf 109 hin (die He 51 hatte z.B. die Typ-Nr. 2), die schwarze 10 bezeichnet das zehnte gelieferte Flugzeug dieses Typs. Die Bf 109 C mit dem Haifischmaul gehörte zur 2./JG71, das später zum JG 51 Mölders wurde. Dieses Abzeichen war übrigens nur unter großen Mühen um die Krümmungen des Kühlers zu ziehen, ich würde es das nächste Mal lieber mit dem Pinsel malen oder mit Schablone sprühen. Die Kit-Decals habe ich durch Bf 109E-Stencils von Aeromaster ergänzt, was die Modelle m.E. deutlich aufwertet.
Zum Schluss wurden alle Modelle noch mit Mattlack plus ein Achtel Glanzlack versiegelt, und schon ist meine Vitrine auf einen Schlag deutlich voller!
Utz Schißau, Berlin
Literaturhinweise: