Zum Vorbild: Über das Vorbild habe ich bereits im Anfang August 2010 einen Bericht angefertigt - nachzulesen bitte hier: Albatros D.III Oeffag Serie 153
Das Modell: Beim Öffnen der Box erwarteten mich keine Überaschungen - wie bei meinen ersten 2 Profipack-Bausätzen dieses Modells fand ich auch in diesem Weekend-Bausatz (fast) alle Teile zum Bau einer Oeffag D.III der Serien 53 - 253. Vermisst wurden lediglich die Fotoätzteile, diverse Maskierfolien und eine breitere Auswahl an Bemalungsoptionen.
Die Anleitung wirkt recht gedrängt und ist doch sehr umfangreich. Ganz sicher kein einfaches Unterfangen und der Zusammenbau der Maschine dürfte bei einigen Stellen im Cockpit-/ Motorbereich auch Probleme bereiten. Findige Modellbauer jedoch nutzen diesen Link als Hilfeleistung: Youtube-Link
Decals: Die sehr sauber gedruckten Decals des Eduard-Bausatzes ermöglichen den Bau folgender Maschine: 153.27 - Flik 55J im Winter 1917, geflogen von G. Kenzian (9LS)
Bedauerlicherweise war diese Bemalung auch schon im Profipack der Serie 153 enthalten - hier hätte Eduard vielleicht doch besser eine andere Maschine angeboten, zumal von der Oeffag D.III sehr viele Bemalungen bekannt sind. Aber mit Hilfe einiger Decals der Firma Pheon kann man hier schnell Abhilfe schaffen. (Pheon Decals)
Bemalung: Da ich mir eine schön "bunte" Sammlung der Oeffag D.III zulegen möchte, kam ich natürlich um eine grüne Maschine der Flik 55J nicht herum. Allerdings entschied ich mich dazu statt der "2" von Georg Kenzian die "7" des erfolgreicheren Josef Kiss zu bauen.
Wie immer verwendete ich wie immer einen Mix aus verschiedenen Farben von Games Workshop (GW-Farben und Sprays von Citadel). Nach dem Zusammenbau der einzelnen Baugruppen wurde zuerst das Innenleben der Maschine mit einem Mix aus Skull White, Bleached Bone und Snakebite Leather bemalt. Die Holzmaserung mit dünnen Streifen Snakebite Leather wurde nur grob angedeutet, dafür kamen nach der Bemalung gleich 2 Schichten Washing mit Gryphonne Sepia zum Einsatz um die Konturen des Cockpits besser hervor zu heben. Das ganze wurde dann noch ganz leicht hell (Codex Grey mit einem Schuss Skull White) gebürstet bevor es dann an den Einbau der Gurte und diverser Kleinteile im Cockpitbereich ging. Im Gegensatz zur dtsch. Albatros D.III ist das Cockpit der Oeffag etwas besser instrumentiert, dafür ist vom Motor noch weniger zu sehen. Die Bauanleitung von Eduard lässt hier leider einige Instrumente vermissen aber ein Griff in die Bitzkiste half mir da weiter. Mit etwas Quellenstudium kommt man hier weiter und ich fand dabei auch ein Foto der von mir favorisierten Maschine mit diversen Details.
Nicht ganz so einfach gestaltete sich die erste äußere Bemalung der Maschine. Nach der Grundierung mit Spray aus der Dose (Skull White) wurden die Oberseiten des Rumpfes und der Tragflächen mit einem Mix verschiedener Farbtöne (Dark Green, Codex Grey, Enchanted Blue und Catachan Green) versehen. Das sah beim Testen anfangs auch ganz gut aus doch im Nachhinein dunkelte das Modell etwas nach. Also folgten zur Aufhellung darüber noch 2 weitere Schichten dieses Farbmixes mit jeweils erhöhten Anteilen Grau bzw. Blau - bevor ich mit dem Ergebnis, trotz der vielen dünnen Farbschichten, am Ende halbwegs zufrieden war. Für die Unterseiten nahm ich dann einen Mix Skull White, Enchanted Blue und Ice Blue bevor noch das dünne Rumpfband mit Skull White folgte.
Nach der kompletten Bemalung folgte das Aufbringen der gut gedruckten Abziehbilder ohne Probleme. Auf eine übertriebene Alterung verzichtete ich, als Verspannung verwendete ich wie üblich 0,3mm starken Draht und nach einer dünnen Schicht Mattlack aus der Dose war das Modell auch schon fertig.
Der Pilot: Josef Kiss war mit 19 (a.Q. 18+1 bzw. 19+1) bestätigten Luftsiegen im ersten Weltkrieg der erfolgreichste Pilot aus dem ungarischen Teil der Doppelmonarchie. Am 26.01.1896 in Pozsony (Bratislava) geboren, kam er bereits früh mit dem Militär in Kontakt denn sein Vater war Gärtner in der Kadettenanstalt von Bratislava. Mit 18 meldete er sich im Sommer 1914 als Freiwilliger zum Kriegsdienst, konnte jedoch aufgrund des fehlenden höheren Schulabschlusses keine Offizierslaufbahn einschlagen. Nach der Grundausbildung wurde er im Oktober des gleichen Jahres zum 72. Infanterieregiment an die Karpatenfront versetzt wo er in den folgenden Kämpfen schwer verwundet wurde. Nach seiner Genesung wurde er zur Luftfahrtruppe (LFT) versetzt und in Wien zum Piloten ausgebildet. Ab April 1916 flog er als Aufklärer in der Flik 24 erste Einsätze von Pergine aus zur Unterstützung der 11. Armee. Seinen ersten Luftsieg erzielte er am 20.06.1916 als Pilot einer Hansa-Brandenburg C.I - sein Beobachter bei diesem Einsatz war Oberleutnant Georg Kenzian. J. Kiss flog diesen Doppelsitzer ca. ein Jahr und erzielte 2 weitere Luftsiege bevor seine Einheit endlich "echte" Jagdflugzeuge bekam.
Der KD (für "Kampfdoppeldecker" bzw. richtigerweise Hansa-Brandenburg D.I) war schwer zu fliegen und schwach bewaffnet doch gegen die Nieuports und Capronis der Italiener durchaus brauchbar. J. Kiss erzielte bereits am 10.06.1917 seinen vierten Luftsieg - innerhalb eines Monates waren es schon insg. 6 auf seinem Konto. Im November 1917 wurde J. Kiss zur Flik 55J versetzt welche ebenfalls in Pergine lag. Im Team mit J. Arigi (32 Luftsiege) und J. v. Mayer (7 Luftsiege) bildete er dort die sog. "Kaiserstaffel". Mittlerweile zum Offiziersstellvertreter befördert und mit einer Albatros Oeffag D.III der Serie 153 ausgerüstet, konnte der junge Ungar seine Erfolgsbilanz schnell ausbauen... die erhoffte Beförderung zum Offizier erhielt er jedoch nicht. Mindestens den 10.-12. sowie den 19. Luftsieg erzielte er dabei auf der Oeffag 153.47. Am 27.01.1918 verlies J. Kiss erstmals das Jagdfliegerglück als er über seiner Basis nach einem längeren Duell im Luftkampf schwer verwundet wurde - wie sich herausstellte, konnte er eine Waffenstörung an seinen MG's wegen deren versteckter Lage im Rumpf nicht beseitigen und war somit wehrlos gewesen. Seine Rettung im nahen Lazarett verdankte er seinem Freund J. Arigi der die dort gerade zu Tisch sitzenden Ärzte aufscheuchte. Trotz der Bedenken der Ärzte kehrte J. Kiss nach knapp 3 Monaten wieder zu seiner Einheit zurück welche mittlerweile mit der Phönix D.I und D.II ausgerüstet war. Doch es stellten sich keine weiteren Erfolge mehr ein und am 24.05.1918 wurde J. Kiss im Luftkampf tödlich verwundet. Erst im Tode wurde er, seinem langen Wunsch entsprechend, zum Offizier ernannt - er war der einzige Unteroffizier der LFT der so geehrt wurde.
Fazit: Ganz sicher wieder ein tolles und schönes Modell das jedoch etwas Übung und Improvisation erfordern dürfte. Aber mit etwas Erfahrung sicher eine preiswerte Option für den Bau einer Oeffag D.III.
Holger Schimpf, Erfurt 2011