Wieder einmal konnte Eduard eine Lücke in meiner Modellsammlung schließen – über 30 Jahre nachdem ich mit einem kleinen 1:72-er Modell der Firma KP mein erstes Modell überhaupt in den Händen hatte, erhielt ich nun endlich eine wunderschöne Ausgabe ebendieser Avia B.534 in „meinem“ Maßstab 1:48.
Geschichte:
Die Avia B.534 gehört leider zu den weniger bekannten Flugzeugen aus der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg. Der kleine Doppeldecker war Mitte der 30-er Jahre jedoch ein Spitzenprodukt das sich beinahe mit den frühen Ausgaben der Bf-109 messen konnte. Dabei war die B.534 schon kurz nach ihrer Produktion bereits wieder veraltet und mit der Avia B.35 stand bereits ein möglicher Nachfolger fest. Doch auch mit dem schnellen Ende der CSSR gehörte die Maschinen noch lange nicht zum alten Eisen – etliche Avias wurden von der Luftwaffe in den aktiven Dienst übernommen als noch nicht ausreichend Bf-109 verfügbar waren aber nur wenig später an Schulen abgegeben. Über 70 gingen nach Bulgarien und der Rest wurde in der Slowakei weiterverwendet. Einige deutsche Maschinen wurden sogar zu Bordflugzeugen mit Fanghaken umgebaut um Landungen auf der „Graf Zeppelin“ zu simulieren und auch in den Zweiten Weltkrieg musste die Maschine für die Slowakei und Bulgarien noch ziehen. Die Zahl der Maschinen an der Front war nie sehr hoch, die Erfolge bescheiden und schnell wurden daher die Avias aus dem Einsatz gezogen und im Hinterland verwendet. Erst 1944 kamen einige von ihnen wieder zu „echten“ Kampfeinsätzen und am 02.09.1944 erzielte eine Avia B.534 in der Anfangsphase des slowakischen Nationalaufstandes den letzen Luftsieg eines Doppeldeckers (gegen eine ungarische Ju-52/3m) überhaupt. Danach wurden slowakische und bulgarische Avias jedoch nur noch bei Tiefangriffen gegen deutsche Truppen verwendet. Nach Kriegsende landeten alle überlebenden Maschinen in der CSSR, Bulgarien und Deutschland schnell auf dem Schrott – erst Mitte der 70-er Jahre wurde in Prag eine Replic mit Originalteilen angefertigt.
Bausatz:
Perfekt! Einfacher kann man nicht beschreiben was Eduard hier geleistet hat. Passgenau, alternativ offene oder geschlossene Cockpithaube, versch. Luftschrauben und Fahrwerke (inkl. Ski!) und nicht zu vergessen den farbigen Fotoätzteilsatz – in diesem Bausatz ist alles drin. Dazu kommen Decals für 4 Bemalungen und ein Bogen mit vorbereiteter Maskierfolie. Und das Beste daran… der Preis stimmt!
Zusammenbau:
Der Zusammenbau des Modells ging einfach und problemlos voran – die Teile benötigen nur ein Minimum an Nacharbeit und passen hervorragend zusammen. Mit Hilfe einer Skizze konnte ich sogar die unteren und oberen Flächen und deren Streben so in die richtigen Winkel positionieren das es ohne Helling beim ersten Versuch funktionierte.
Gescheitert bin ich lediglich an den beiliegenden Befestigungen für die Drahtverspannungen aus Ätzteilen – diese musste ich ganz am Ende wieder entfernen da ich formstabile dünne Drähte verwende und mich schwer daran tat diese exakt einzupassen. Für erfahrene Modellbauer sollte dieses jedoch auch kein Problem darstellen.
Bemalung:
Da im Bausatz kein Vorschlag für eine slowakische Maschine an der Ostfront enthalten war, stand für mich als Alternative schnell fest dass ich eine Maschine des slowakischen Nationalaufstandes von 1944 bauen würde – so wie mein allererstes Modell auch. Leider bin ich bei der Bemalung extrem schnell an meine Grenzen gestoßen da es kaum vernünftige Fotos von Avias aus dieser Zeit gibt. Selbst googeln im Internet brachte mich nicht weiter – mit jedem Treffer dort wuchs meine Verzweiflung denn die Farbgebung, Bemalungen und Skins widersprachen sich immer mehr. Entsprechende Hefte über die Avia B.534 konnte ich weder erwerben noch zeitgerecht bei den einschlägigen Händlern bestellen und so entschied ich mich daher zähneknirschend dem vermutlich nicht ganz exakten Vorschlag von Eduard zu folgen, allerdings änderte ich hierbei die Bemalung der Motorhaube da ich diesen Bereich auf einem unscharfen Foto einsehen konnte. Dieses Mal grundierte ich das Modell mit weißer Farbe von Games Workshop (GW) aus der Dose und mischte mir dann aus verschiedenen Farben dieser Firma den graugrünen Oberflächenanstrich zusammen während die Unterseiten mit Aluminium angestrichen wurden. Die Bemalung ging schnell und ohne Probleme vonstatten – allerdings habe ich die Maschine anfangs übertrieben gealtert so das ich nach erneuter Auswertung zweier Fotos erhebliche Nacharbeiten zu leisten hatte um das wieder rückgängig zu machen.
Denn um das Ausbleichen der Stoffbespannung zu simulieren hatte ich ursprünglich etwas von der gemischten Farbe abgefüllt, Weiß zugegeben und die Flächen und Teile des Rumpfes damit trocken überpinselt. Das ganze machte ich 3-4x und gab jedes Mal einen Schuss mehr Weis zu. Das sah am Ende zwar toll aus, entsprach aber nicht ganz meinen Vorstellungen so das darüber noch ein stark verdünnter Anstrich aus dem ursprünglichen Graugrün kam. Die Farbschäden im Bereich des Cockpits habe ich nach Betrachtung eines Fotos dagegen verstärkt – im Bemalungsvorschlag von Eduard waren sie leider nur angedeutet.
Am Ende sprühte ich dann nur noch 2 Schichten Mattlack von GW auf das Modell.
Fazit:
Alles in allem ein sehr gutes Modell von Eduard – formschön, komplett und einfach aus der Kiste zu bauen. Ärgerlich ist nur die scheinbar fehlerhafte beiliegende Bemalung – wie schon zuvor bei der I-16 überlässt es Eduard seinen Kunden sich intensiv mit Quellenstudium zu beschäftigen. Hier hätte ich mir eindeutig mehr Sorgfalt gewünscht!
Holger Schimpf, Berlin
September 2007