Das Original: ErsteErfahrungen mit der Aviatik machte M. Voisin als Pilot beim Test vonverschiedenen Bleriot- Gleitern im Schleppflug über der Seine.Oft endeten diese Versuche mit einem Bad im kalten Wasser.
Aus diesen Erfahrungenheraus entwarf er zusammen mit seinem Bruder sein erstes Flugzeug,einen Doppeldecker mit vorn liegendem Höhenleitwerk. Die Brüderarbeiteten ständig an der Verbesserung der Maschine undweiteren, eigenen Entwürfen. Innerhalb kürzester Zeitwurden die Flugzeuge von Voisin zu äußerste beliebtenFluggeräten aus den Anfängen der Fliegerei. Auch HenriFarman sammelte seine ersten Erfahrungen mit einem Voisin- Flyer, derVoisin- Farman No.1.
Spätere Voisin-Doppeldecker erhielten als Überschlagschutz ein zusätzlichesBugrad uns seitliche Leitwände zwischen den Streben. Währenddas erste Modell noch mit einem 50 PS- Antoinette- Motor ausgestattetwar, erhielten nachfolgende Flugzeuge – je nach Kundenwunsch -50 PS- E.N.V., Wolseley oder Dansette- Gillet Motoren. Die Maschinewurde auch ohne Motor geliefert.
Die generelleKonstruktion war stark vom Einfluss des Wright Flyers geprägt.Das machte sich insbesondere in der Auslegung als Doppeldecker mitvorn liegendem Höhenruder bemerkbar. Aber es gab auchUnterschiede. Der Wesentlichste lag in dem Fehlen eines Querrudersoder der Tragflächenverwindung. Die Maschine wurde mit einerKombination aus Seiten- und Höhenruder gesteuert. Weiterhinbesaß sie keine Landekufen und der Propeller wurde direktangetrieben.
Eine weitere Eigenheitist die Tragflächenkonstruktion. Sie hat zwei Längsholmeund außen liegende Rippen. Diese wurden in speziellen Taschenauf der nur einfachen Tragflächenbespannung geführt.
Viele früheKonstrukteure griffen auf die Voisin- Konstruktion zurück,bauten sie nach und modifizierten sie nach eigenen Vorstellungen. FürVoisin bildete der Doppeldecker die Basis für ein gesundesUnternehmen und führte zur Entwicklung weiterer, erfolgreicherFlugzeuge.
Technische Daten | |
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Länge: | 10,5 m |
Spannweite: | 10,0 m |
Höhe: | 3,7 m |
Motorleistung: | 50 PS |
Startgewicht: | 580 kg |
Quellen:
Das Modell: Wiebei Renwal üblich, liegen dem Bausatz eine Hand vollPlastikteile für das Gerippe des Flugzeuges und ein BogenPergament zur Bespannung bei. Die Teile machen einen guten Eindruck,allerdings sind sie nicht gratfrei abgegossen und etwas zu dickgeraten. Eine Überprüfung der Abmessungen zeigte, dass derMaßstab einigermaßen korrekt getroffen wurde. Allerdingssind die Details nicht immer richtig wiedergegeben. Insbesondere sinddas vordere Rumpfteil und das Fahrwerk zu schmal geraten.
Aus diesem Grund habeich den Rumpf aus Evergreen- Steifen neu aufgebaut. Dabei wurden auchder Sitz und ein Fußbrett eingebaut. Irrtümlich habe ichauch ein Fußpedal für die Seitenrudersteuerung eingebaut,musste aber später feststellen, dass das was ich als Pedalinterpretiert habe wahrscheinlich der Tragflächenholm ist. Werauch eine Voisin bauen möchte, Achtung, das Flugzeug hat nurSeiten- und Höhenruder, und beides wird von der Lenkstangebedient.
Das neu aufgebaute,viel filigranere Gestänge wurde im nächsten Arbeitsschrittbemalt. Allerdings hat mir die Acrylfarbe von Revell die Arbeitziemlich verleidet. Sie zieht Nasen und muss zur richtigen Abdeckungso dick aufgetragen werden, dass sich die scharfen Kanten verlieren.Die Farbe erhält null Punkte. Ich werde mich mal bei dernächsten Ausstellung erkundigen, was man heute noch nehmen kann.
Die Bereiche deRumpfes, welche zu verkleiden sind, wurden zuerst mit Spanndrähtenaus gezogenen Gußästen versehen. Danach habe ich dünne,weißgelb lackierte Plastikfolie aus einem A4-Aktentrennblattaufgeklebt. Die Kanten wurden mit photogeätzten Nähten ausdem WK I- Set von Eduard aufgewertet. Nachteil dieser Methode ist,dass ich dabei teilweise die Acryl- Lackierung wieder abgezogen habe.In Zukunft muss es heißen: Erst bauen, dann lackieren undbemalen.
Im nächstenSchritt wurde das Höhenruder angebaut. Dazu habe ich neueHaltebügel gefertigt. Die Achse des Ruders entstand aus einemMessingrohr. Das Profil des Ruders im Bausatz ist etwas zu dick undan der Oberseite etwas zu stark gewölbt. Beim Original hatte esdie Geometrie eines flachen Dreiecks. Ich habe das Bausatzteildeshalb leicht ausgedünnt und etwas mehr in die passende Formgebracht. Zur Aufnahme der Lagerachse dienten zwei 0,5mm Löcher,die ich bis in die zweite Rippe gebohrt habe.
Zur Bespannung dientenwieder Aktentrennblätter. Dabei habe ich festgestellt, dass sichnicht jedes Blatt zur Verklebung mit Sekundenkleber eignet. Mansollte unbedingt zuerst eine Probe machen.
Nach der Lackierungerfolgte die Montage der Höhenruder. Ich habe wieder 0,5mmMessingröhrchen und aus Evergreen zurechtgeschnittenePlastikteile verwendet. Die Bemalung der Holzteile fand vor derMontage statt.
Auch die Tragflächenwurden etwas ausgedünnt. An eine Fertigung wie beim Original,welches nur von unten bespannt gewesen ist, habe ich mich ausStabilitätsgründen nicht herangetraut. Ich habe die Flügelaus dem Bausatz ausgedünnt und als Kern für einen neuenbenutzt. Leider haben die Tragflächen von Renwal etwas zu wenigSpannweite und gehen dafür bis an den Rumpf, obwohl dort bei derVoisin ein Spalt für das Fahrwerk sein muss. Die originaleMaschine hat an der Tragflächenvorderkante einen runden Holm(nach verschiedenen Quellen auch einen quadratischen – an denich jedoch nicht glaube), der am Bausatz überhaupt nichtbeachtet wurde. Ich habe die Flügel entsprechend umgearbeitet,wobei ich den Rippenabstand belassen und nur die innere Rippeversetzt habe. Das Mittelstück am hinteren Holm habe ich ganzentfernt, da es auf meinen etwas breiteren Rumpf sowieso nicht passt.
Auf den Tragflächender Voisin lagen schmale Rippen, die in Stofftaschen steckten. Leiderhabe ich keinen Evergreen- Streifen gefunden, der so ein kleines,passendes Profil hat. Ich habe deshalb an die entsprechenden Stellendünne, gezogene Gußäste geklebt. Anschließendwurden die Rippen mit dunkelbraun betont (Preshading) und die gesamteOberfläche mit Valejo Sand gespritzt.
Die Montage der unterenTragfläche gestaltete sich einfacher als gedacht. Vorher wurdejedoch das hintere Rumpfgerüst mit gezogenen Gußästenverspannt. Danach habe ich ein Stück Evergreen- Vierkant alsMittelstück des hinteren Holmes an die Unterseite desRumpfgerüstes geklebt und mit einem Nullenzirkel denDurchbruchpunkt für die vorderen Holme durch die Tragflächemarkiert. Dort wurden dann Löcher in die Bespannung gebohrt. Andas neue Holmmittelstück wurden die Tragflächenangestiftet, die vorderen Holme durch die Löcher geschoben undim Innenraum mit einer Messinghülse verbunden.
Danach ging es an dasweitere Innenleben des Rumpfes. Den Kühler habe ich komplett neufertigen müssen, da das originale Teil zu klein geraten war.Dabei konnte ich auf meine umfangreiche Grabbelkiste zurückgreifen.Sehr viel Zeit habe ich dem E.N.V.- Motor gewidmet. Glücklicherweisekonnte ich auf ein Bild in der „Flight Global“ (Internet)zurückgreifen. Der Motor und seine Verrohrung wurden aus 78Plastikplättchen, Evergreen Streifen und gezogenen Gußästenaufgebaut.
Auch die obereTragfläche musste etwas ausgedünnt und gestreckt werden.Dabei kam wieder ein runder, vorderer Holm von Evergreen zum Einsatz.
Die Stiele derTragflächenstreben bestehen aus Kupferrohr 0,6/0,8 mm.Dazwischen wurden, wo beim Original die Leinwandverkleidungen waren,dünne Platten aus dem Trennblatt eingeklebt und mit Borsteneines Handfegers die Versteifungen angedeutet. Dabei musste ichfeststellen, dass mein Riss aus dem Internet in diesem Detail falschist. Die Tragflächen in der Draufsicht haben, auf 1:72hochskaliert, 2,0 cm Holmabstand. In der Seitenansicht wird derAbstand der Streben mit 2,2 cm gezeichnet. Außerdem stimmt derWinkel nicht. Ich bin prompt darauf reingefallen. Nach Prüfungzeigte sich, dass der Grundriss mit 2,0 cm wahrscheinlich richtigist, da ich dort eine Bemaßung finde, die Zeichnung von GlobalFlight vom 04. August 1909 dieses Maß zeigt und auch besser mitden Originalphotos übereinstimmt. Im Weiteren habe ich michdeshalb an den Riß aus der Global Flight orientiert (leidergibt es dort keine Frontansicht). Also wurden die äußeren,verkleideten Streben nochmal gefertigt.
Für dieVerspannung wurden als erstes Ösen aus dünnem Kupferdrahtin die untere Tragfläche geklebt. Diese wurden später zumSpannschloss langgezogen. Die Spannschlösser an der Voisin sindrelativ lang. Da ich diese im Original auf ca. 20cm schätze,mussten die Ösen aus 0,2mm Kupferdraht um eine Kanüle 1,6mmgewickelt werden um beim Ausziehen ca. 2,5mm äußere Längezu ergeben. Durch die Ösen wurde später unsichtbaresschwarzes Garn, welches am anderen Befestigungspunkt angeleimt war,gezogen, gespannt und verklebt.
Nach der Verspannungwurde die Quersterbe zwischen den äußeren Strebeneingesetzt. Dabei ist mir aufgefallen, dass die rechte wesentlichkürzer ist als die linke. Genauere Untersuchungen zeigten mir,dass ich auf einen kapitalen Fehler in beiden meiner Rissehereingefallen bin. Beide Risse zeigen rechts 13 und links 12 Rippenauf den Tragflächen, und nochmals 2 im Mittelstück. Genauso habe ich auch gebaut. Richtig wären beidseitig 13 Rippengewesen. Da ich die zweiten Tragflächenstreben auf die 6. Rippegesetzt habe, entstand eine erkennbare Asymmetrie. Für eineÄnderung war es in diesem fortgeschrittenen Bauzustand bereitszu spät.
Bei dem Kastenleitwerkhabe ich einen ähnlichen Fehler rechtzeitig bemerkt und dieStreben gleich vermittelt, sonst wäre es eine zu viel geworden.Der Aufbau ist genauso wie an den Tragflächen erfolgt.
Der hintereLeitwerksträger entstand aus Metallrohren. Als Holme habe ich1x1mm Vierkantrohr eingesetzt und die Streben entstanden aus 0,6mmRundrohr. Für die schmiedeeisernen Beschläge wurden kleinePlastikplatten aufgesetzt und mit dünnen, in Bohrungen durch denganzen Träger gesetzten Spulendrähten die Haltebolzenangedeutet. In den Rohren dienen Drahtstifte der Fixierung.
Der ganze Heckauslegerwurde vor der Endmontage mit Spannösen und Drähten ausunsichtbarem Garn versehen, holzbraun, schwarz und silberngestrichen. Die Montage erfolgte mit Sekundenkleber. Danach konntendie Spanndrähte durch die Ösen gezogen und gespannt werden.
Im nächstenArbeitsgang habe ich das Hauptfahrwerk aufgebaut. Die Stoßdämpferentstanden durch auf einen Messingstift gewickelten Spulendraht. AlleFahrwerksteile, auch die Gabeln, sind aus Messingrohr 0,8/0,6 mm.Dieses wurde teilweise mit einer Proxon Ständerbohrmaschinedurchbohrt, mit Spulendraht gestiftet und verleimt. Die Räderdes Bausatzes habe ich innen ausgefräst und durch eine aufPolylux- Folie gedruckte Speichenscheibe ergänzt. Im Zentrumwurde ein kurzes Stück Messingrohr eingesetzt, so dass die Räderbeweglich blieben. Die Verspannung erfolgte erst später.
Auch bei den Heckrädernkam eine ähnliche Technik zum Einsatz. Hierbei habe ich jedochdie Stiele aus Gußästen und Teilen des Renwal- Bausatzesneu gestaltet.
Danach habe ich dieAbziehbilder am Kastenleitwerk gefertigt und angebracht. Dazu wurdeder Schriftzug im „Word“ auf die richtige Größeund Erscheinungsform gebracht und mit einem Laserdrucker auf dastransparente Abziehbild gedruckt. Danach konnte es mit Valejo Basisangebracht werden. Da ich es vorher nicht versiegelt hatte, habe ichauf den Einsatz von Weichmacher verzichtet. Die ganze Prozedur hatprima geklappt.
Zuletzt wurden noch einGashebel nebst Bautenzug eingebaut und alle weiteren Verspannungenmontiert. Das hört sich zwar simpel an, aber aufgrund derVielzahl von Spanndrähten ist es sehr aufwendig und man mussäußerst vorsichtig zu Werke gehen. Trotzdem habe ich deneinen oder anderen Spanndraht versehentlich abgerissen und musstenacharbeiten. Leider wurde auch an mehreren Stellen durch dasFesthalten des Modelles die Farbe abgegriffen, so dass dortnachgebessert werden musste. (Acrylfarben sind eben Sch…)
Nach einerabschließenden Versiegelung war das Modell fertig. Auf ein Washing oder Trockenbürsten wurde verzichtet.
Im Anschluss nach demBau habe ich mir mal den Spaß gemacht und Bilanz gezogen.Insgesamt besteht das Modell aus:
Insgesamt 917 Teile und ca. 100 Stunden Arbeitszeit!
Fazit: Wenn das Modell so vor mir steht, muss ich sagen: „Es war ein hartesStück Arbeit, aber es hat sich gelohnt.“
Karsten Rummer, Zittau (Juli 2011)