Das Original: Über die Camel an dieser Stelle zu schreiben, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Deshalb hier nur einige interessante Eckdaten.
Die Sopwith F-1 Camel gilt als das erfolgreichste britische Jagdflugzeug des Ersten Weltkrieges. Mit ihr gelang alliierten Piloten der Abschuss von 1294 feindlichen Flugzeugen (nach neueren Quellen sogar mehr als 3000). Die Konzentration der Massen (Triebwerk, Pilot, Bewaffnung und Treibstoff) um den Schwerpunkt ließen ein extrem wendiges Flugzeug entstehen – zumindest wenn es rechts herum flog, mit der Rotationsrichtung des Umlaufmotors. Trotzdem galt das Muster als schwierig zu fliegen.
Erstflug war um den Jahreswechsel 1916/1917. Insgesamt wurden 5490 Stück dieses Flugzeuges hergestellt, von denen einige noch heute existieren. Die Camel stand auch bei vielen kleinen und unbedeutenden Luftwaffen im Dienst.
Technische Daten (F-1): | |
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Länge: | 5,72m |
Höhe: | 2,59m |
Spannweite: | 8,53m |
Leergewicht: | 421kg |
Höchstgeschwindigkeit: | 185km/h |
Reichweite: | 230km |
Dienstgipfelhöhe: | 5791m |
Bewaffnung: | Zweisynchronisierte 7,7-mm-Vicker-MG |
Quelle: Wikipedia
Die Firma Roden hat in den letzten Jahren eine Reihe von Varianten der Camel in 1/72 herausgebracht. Da ich mich für keine entscheiden konnte, habe ich gleich vier gekauft, den Jäger F.1, den Zweisitzer, den Erdkämpfer und die Comic.
Die Bausätze bestechen durch eine ausgezeichnete Qualität der Teile mit feinen Gravuren. Die Strukturen des Flugzeuges sind sehr gut wiedergegeben und auch die Tragflächenhinterkanten wurden ansprechend dünn ausgeführt. Abziehbilder sind ausreichend vorhanden.
Ich habe mit der Camel F.1 begonnen. Die Arbeitsschritte sind im Wesentlichen bei jeder Maschine die gleichen. Von Eduard kamen noch die Ätzteilsätze Sitze WWI und Außendetails WWI zur Anwendung. In meinem Decalfundus hatte ich noch Abziehbilder für eine georgische Camel. Diese Bemalung sollte es werden.
Begonnen wurde mit dem Innenraum, wo die Sitze gegen fotogeätzte Teile ausgetauscht wurden. Die Bemalung erfolgte mit dem Pinsel und mit Valejo- Acrylfarben. Der Innenraum erhielt ein Washing mit dunkelbraun und wurde trockengebürstet. Zum Schluss habe ich noch an den Seitenwänden Verspannungen aus gezogenen Gußästen angebracht.
Die Motoren sind ausreichend detailliert und es sind in jedem Bausatz zwei verschiedene vorhanden. Ich denke, in der Praxis wurden je nach Verfügbarkeit beide gleichermaßen eingesetzt. Einer der Motoren wirkt etwas schwächer und ich vermute, Flugzeuge der Exportlose waren mit diesem ausgestattet. Der andere wanderte in die Grabbelkiste.
Der Zusammenbau ist einfach, lediglich bei der Tragflächenmontage hatte ich einige Probleme. Die unteren Tragflächen haben am Original deutliche V-Stellung, was beim Bausatz nicht ausreichend umgesetzt wurde. Ich musste die unteren Flügel etwas anschleifen und nachbiegen, damit die äußeren Streben passten.
Die Steuerhörner sind etwas dick geraten. Ich habe sie abgeschnitten und Teile aus dem Ätzteilsatz von Eduard angebaut. Leider sind sie nach zwei Modellen aufgebraucht, so dass ich Nachschub benötigt habe.
Die Lackierung habe ich mit Revell- Emaillefarben hergestellt. Ich komme mit diesen Lacken einfach am Besten klar.
Bei der Verspannung kam ein Mix aus 0,04mm Angelsehne und gezogenen Gußästen zum Einsatz. Nachdem sich bei einigen meiner älteren Modelle die Gummi- Verspannung gelöst hat, verspreche ich mir von der Sehne eine bessere Haltbarkeit. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Verarbeitung recht kritisch ist. Die Angelsehne hält schlecht mit allen mir bekannten Klebstoffen und löst sich vor allem dort, wo sie nur in angebohrte Löcher gesetzt wurde (z.B. am Rumpf). Ich musste mehrfach nacharbeiten. Die Sehne wurde im Nachgang mit Ölfarbe geschwärzt. Bei den gezogenen Gußästen habe ich Acrylfarbe verwendet.
Am Fahrwerk wurden die Stoßdampfer, welche am Original ja aus mehrfach verschlungenem Gummi bestanden, durch Umwicklung mit Gummigarn nachgebildet. Ich finde, es kommt dem Original recht nahe.
Beim Bau meiner Camel habe ich die dem Bausatz beiliegenden Bomben montiert. Ich vermute, dass die Flugzeuge bei den Auseinandersetzungen mit den russischen Bolschewiki auch als Behelfsbomber eingesetzt wurden.
Die Abziehbilder ließen sich gut verarbeiten. Die Deckkraft der weißen Hoheitsabzeichen ist allerdings etwas schwach. Dadurch erscheinen sie am fertigen Modell sehr blass.
Zum Schluss erhielt das Modell eine Versiegelung mit Mattlack und ein leichtes Drybrushing. Ich habe ihm auch noch photogeätzte Visiere von Eduard gegönnt.
Für die Erdkampfvariante TF.1 gilt das gleiche wie bisher gesagt, jedoch sind zwei Besonderheiten zu beachten.
Als erstes ist die Montage der Boden- MG durch Stecken durch den Rumpf nicht machbar. Ich habe keinen Weg gefunden, die Teile im Nachhinein durch die Kabinenöffnung zu fädeln. Deshalb wurden die Läufe der Maschinengewehre schräg abgeschnitten und nur die Köpfe im Innenraum aufgeklebt. Erst im letzten Arbeitsschritt habe ich die äußeren Teile in die Schlitze montiert.
Bei der TF.1 kamen die originalen Abziehbilder von Roden zum Einsatz. Sie sind extrem spröde und lassen sich schlecht verarbeiten. Trotz Einsatz von Weichmacher haben sie sich nicht an die Oberfläche angeschmiegt. Beim Versuch, sie mit einem Taschentuch anzudrücken, sind sie gebrochen. Mehrere Stellen der Hoheitsabzeichen musste ich mit dem Pinsel nacharbeiten.
Roden ist bei der Comic und dem Zweisitzer ein kleines Missgeschick passiert. Die Gestaltung des Innenraumes ist nur für den Einsitzer gedacht. Im Bereich des hinteren Sitzes, wo bei der F.1 der Tank ist, fehlen leider die Spanten, weshalb ich sie aus Evergreen- Streifen herstellen musste.
Ich habe mich für die Bemalung mit den roten Streifen auf der Motorhaube entschieden. Leider sind diese auf dem Decalbogen nicht enthalten. Ich habe aus der Grabbelkiste rote Streifen von einer Jak-24P entnommen. Diese haben sich zwar noch ausgezeichnet verarbeiten lassen, jedoch war die Deckkraft unter aller Sau. (sie war wohl nie besser) Es blieb mir nichts weiter übrig, als mit dem Pinsel nachzuarbeiten.
Bei der Verspannung habe ich diesmal transparentes (unsichtbares) Nähgarn verwendet. Es lässt sich besser als die Angelsehne verarbeiten und lässt sich auch besser nachstreichen. Die unteren Ansätze habe ich aus dünnem Spulendraht gefertigt. Es entstand erst eine Öse, welche bei der Montage des Fadens platt gedrückt wurde. Die Öse hatte einen Durchmesser von 0,7mm, hätte aber noch kleiner sein können. Die Fäden wurden mit Acrylfarbe nachgeschwärzt.
Die Comic hat den Pilotensitz in der Position des hinteren Sitzes beim Zweisitzer. Deshalb musste ich auch dort zusätzliche Spanten einziehen. Die Montage des Rumpfes ist bei dem Modell nicht ganz einfach. Im vorderen Rumpfbereich soll der Tank untergebracht werden. Er sitzt jedoch zu hoch, so dass ich die Trägergruppe vor dem Sitz nach unten abknicken musste. Man sollte vielleicht den Dom auf dem Tank von vornherein weglassen, da er hinter dem Armaturenbrett sowieso nicht zu sehen ist.
Die Steuerung des Höhenruders entspricht im Bausatz nicht der realen Comic. Bei diesem Typ war in Höhe des Cockpits eine Achse nach draußen geführt, die über ein rautenförmiges Blech die Steuerseile betätigte. Das Bausatzbild gibt diese Konstruktion richtig wieder. Also mussten am Modell die Schlitze für die Seildurchführung verspachtelt und verschliffen werden. Danach habe ich die neue Steuermechanik aus Plastikabfällen aufgebaut.
Bei der Verspannung wurde wieder transparentes Nähgarn verwendet. Die Ösen für das „Spannschloss“ waren allerdings nur 0,5mm im Durchmesser. Nach der Montage habe ich diesmal das Garn nicht angemalt, sondern nur die Steuerseile, die aus Gußästen gezogen waren. Dadurch wirkt die Verspannung noch filigraner.
Die abschließende Montage der Kleinteile zeigte noch einen anderen Fehler des Bausatzes. Das untere Teil für die MG- Schlitten ist zu breit und zu kurz geraten. Auch stimmt die Form nicht mit dem Deckelbild überein. Da ich jedoch kein Bild einer Camel mit dieser Verlängerung gefunden habe, und ich Deckelbildern grundsätzlich misstraue, wurde das Teil ersatzlos weggelassen.
Nach Betonung der Ruder und leichtem Trockenbürsten war das letzte Modell fertig.
Fazit: Der Bau ist nicht ganz einfach und die Verspannung stellt einige Ansprüche an die Fertigkeiten des interessierten Modellbauers.
Karsten Rummer, Zittau (2010)