Das Original
Noch 1957 verkündete der britische Verteidigungsminister Duncan Sandys, dass die Zeit des Kampfflugzeugs vorüber sei und in Zukunft Kriege durch Raketen geführt würden. Infolgedessen wurden viele Flugzeugprojekte gestrichen und die RAF- Piloten sahen Ihre Jobs arg gefährdet.
In Ähnlicher Weise fanden in allen führenden Militärmächten diese Überlegungen statt. Jedoch bald stellte man fest, dass Taktische Raketen ein Kampfflugzeug nicht ersetzen können. Daher wurde Anfang der sechziger Jahre diese Meinung revidiert und es setzte eine hektische Entwicklung neuer Flugzeuge ein.
1962 benötigte die RAF dringend Ersatz für Ihre alten Fortgeschrittenentrainer Folland Gnat und Hawker Hunter. Die Firma BAC reagierte mit dem Entwurf P.45, ein von zwei RB.172- Strahlturbinen angetriebenes Flugzeug mit einer Geschwindigkeit von Mach 1,7.
Leider besaß Großbritannien nicht die finanziellen Mittel zur Durchsetzung dieses Projektes. Doch auch Frankreich suchte mit seiner Ausschreibung "Ecole de Combat et Appui Tactique (ECAT)" einen Trainer als Ersatz für die Fouga Magister und die T-33, welcher auch die Dassault Super Mystere, die Republic F-84F und die N.A. F-100 in der Rolle als Erdkampfflugzeug ersetzen konnte.
Diese parallelen Anforderungen bewegten die Regierungen beider Länder zur Zusammenarbeit und man erarbeitete eine neue Aufgabenstellung. Viele Punkte mussten geklärt werden. So wollte z.B. die RAF lange Zeit einen Trainer mit variabler Tragflächengeometrie. Letztendlich kann es im Oktober 1965 zu einer gemeinsamen Ausschreibung. Man versprach sich davon nicht nur eine Kostensenkung sondern auch eine Festigung auf dem europäischen Markt.
Man einigte sich auf den Namen "Jaguar". Das neue Flugzeug sollte als britischer Trainer "Jaguar B" (Biplaced), als französischer Trainer "Jaguar E (Ecole) und als französischer Jagdbomber "Jaguar A" (Appui) gefertigt werden. Die Entwicklung übernahm eine neu gegründete Tochterfirma der französischen Breguet Aviation of France und der British Aircraft Corporation (BAC), die "Societe Europeanne de Production de l'Avion Ecole de Combat et Appui Tactique" oder "SEPECAT".
Basierend auf den Entwurf der Breguet BR.121 wurde ein Flugzeug mit zwei Rolls Royce RB.172 Strahlturbinen (Lizenzproduktion bei Turbomeca als RT-172 Adour")ins Leben gerufen. Die Entwicklungsarbeiten verliefen voller Widersprüche mit endlosen Modifikationen. Aber auch die Regierungen waren sich nicht einig. Im Januar 1968 bestellten die Briten 110 Jaguar B und 90 einsitzige Jaguar S (Strike), währen die Franzosen 75 Jaguar A, 85 Jaguar E und 40 Jaguar M (Marine) mit Trägerausrüstung in Auftrag gaben. 1970 änderte Großbritannien den Auftrag in 165 Jaguar S und 35 Jaguar B.
Zu dieser Zeit flogen bereits die ersten Prototypen des Jaguars. Der Erstflug erfolgte mit einem französischen Jaguar E am 8. September 1968. Ihm folgten der Jaguar A (23. März 1969, Jaguar S (12. Oktober 1969) und Jaguar B (30. August 1971). Insgesamt wurden 5 Prototypen in Frankreich und 3 Prototypen in England gebaut (von jeder Art 2). Ein einzelner, späterer Prototyp für den Jaguar M wies ein größeres Bugfahrwerk, einen Fanghaken und marinespezifische Anzeigegeräte auf. Nach einem Vergleichsfliegen mit der Super Etendard, wobei der Jaguar M keinen guten Eindruck hinterließ, wurde die Entwicklung jedoch gestoppt
Die Serienproduktion des Jaguars begann 1972, wobei beide Partner zu 50 Prozent an der Herstellung beteiligt waren. BAC baute die Tragflächen, das Heck und die Lufteinläufe, während Breguet den Bug und den Rumpf fertig stellte. Rolls Royce und Turbomecha lieferten je die Hälfte der benötigten Triebwerke.
Auch wenn der Jaguar nicht alle Erfordernisse der beiden Armeen erfüllte, so war er doch das erste englisch- französische Kampfflugzeug und man sagt, es sei auch das erste Flugzeug der RAF, dass in metrischen Maßen gefertigt wurde. Aus der Vielzahl verworfener Ideen entstanden später so bekannt Flugzeuge wir der Panavia Tornado, der BAe Hawk und der Alpha Jet.
Insgesamt wurden für die RAF 165 Jaguar GR1 (Jaguar S) und 38 Jaguar T.2 (Jaguar B) gebaut. Davon wurden 3 Maschinen der Trainingsversion als Versuchsflugzeuge genutzt, so dass insgesamt alle 200 der ursprünglich geplanten Flugzeuge die Einsatzverbände erreichten. Das ursprüngliche Tarnschema war dunkelgrau/ dunkelgrün mit hellgrauer Unterseite. Für verschiedene Sondereinsätze wurden die Farben modifiziert (z.B. weiße Flecken für Wintertarnung)
Der Jaguar ersetzte die F-4 Phantom in der Erdkampfrolle. Er zeigt in dieser Rolle gute Langsamflugeigenschaften und Beschussfestigkeit, ist aber gegenüber seinem Vorgänger für Allwetter- Jagdeinsätze wenig geeignet und besitzt schwächere Triebwerke. Deshalb fand er bei den RAF- Piloten wenig Anklang. Einige Maschinen wurden für den Taktischen Nukleareinsatz modifiziert. Ab 1980 wurde diese Rolle von dem Tornado übernommen.
Im Laufe der Einsatzzeit wurden die Jaguare mit verbesserten Navigations- und Computersystemen ausgestattet. Sie erhielten die stärkeren Adour 104- Strahlturbinen. Diese Maschinen erhielten die Bezeichnung GR. 1A und T.2A.
1990 wurde die Radarwarnanlage verbessert, die Tragflächenaufhängungen für AAM- Raketen modifiziert und Startschienen für Sidewinder- Raketen auf der Tragflächenoberseite eingeführt. Diese waren ursprünglich für den "Jaguar International" entwickelt worden.
Im Golfkrieg 1991 erhielt der Jaguar seine Feuertaufe. Die Flugzeuge wurden dazu in "desert pink", einen sandfarbenen Tarnanstrich umlackiert. Im Golfkrieg flogen die Jaguare über 600 Kampfeinsätze. Sie waren oft mit 70 mm Raketenbehältern CRV7, BL755 cluster bombs an Zweifachträgern oder amerikanischen CBU-87 (nur 1 Stück je Träger)ausgerüstet. Zwei Maschinen wurden mit VICON 18 Mark 600 Aufklärungsbehältern versehen.
Durch spätere Modifikationen wurden die Maschinen immer wieder kampfwertgesteigert. So erschienen die Modelle GR.1B, GR.3, GR.3A und T.4. Seit dem Balkankrieg fliegen die Jaguare in einem komplett grauen Tarnanstrich. Es ist bei der RAF geplant, den Jaguar bis zur Ablösung durch den Eurofighter im Dienst zu belassen.
Die Exportversion, Jaguar International entspricht im wesentlichen der britischen Ausführung. Einige Maschinen entstanden sogar aus ausgemusterten Flugzeugen der RAF. Die Startpylone auf den Tragflächenoberseiten für Matra- Magic oder Sidewinderraketen haben sich in der Praxis nicht sonderlich bewährt und werden daher nur selten eingesetzt. Sie führen zu Problemen mit der Tragflächenströmung. Jaguar International befinden sich in den Streitkräften Ecuadors, Indiens, Nigerias und im Oman im Einsatz.
Technische Daten: | |
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Verwendung: | Einsitziges Angriffsflugzeug |
Länge: | 1,552 m ohne Auslegersonde und 1,683 m mit Auslegersonde |
Spannweite: | 8,69 m |
Höhe: | 4,89 m |
Flügelfläche: | 24,18 m² |
Leergewicht: | 7 000 kg |
Max. Startgewicht: | 15 700 kg |
Antrieb: | Zwei Rolls Royce/Turboméca Adour Mk811 mit je 3810 kp |
Höchstgeschwindigkeit: | 1 750 km/h (in 11000 m) |
Max. Flughöhe: | 15 240 m |
typische Reichweite: | ca. 1000 km |
Reichweite nur mit 2 Luft/Luft-Raketen: | 1408 km |
Bewaffnung: | Zwei 30 mm Aden Kanonen im Rumpf 7 Aussenlaststationen für bis zu 4763 kg Waffen (Raketen, Bomben, Zusatztanks) |
Quellen:
Die Modelle
Ursprünglich habe ich mir einen Bausatz der Jaguar GR MK.1 von Hobbycraft zugelegt, jedoch nachdem Revell und Italieri sowohl den Ein- als auch den Zweisitzer neu herausgebracht haben, entschied ich mich für den Bau zweier Jaguar. Hier sollen nun der Bau des Einsitzers von Hobbycraft und der Zweisitzer von Italeri verglichen werden.
Auf den ersten Blick macht das neuere Italeri- Modell einen besseren Eindruck. Zwar sind die Gravuren bei Hobbycraft auch negativ, die Oberfläche des Italieners ist jedoch etwas feiner und detaillierter. Auch sind die Fahrwerke und die Kleinteile besser getroffen. Deshalb habe ich mir zur Verbesserung des Einsitzers noch einen Ätzteilbogen der Firma Eduard und einen Schleudersitz von Pawla zugelegt.
Der Jaguar T.2
Der Bau des Modells geht zügig von statten. Die Teile besitzen eine gute Passgenauigkeit. Die Schleudersitze bestehen aus drei Teilen und sind für einfache Ansprüche ausreichend. Kabine und Fahrwerkschächte sind gut detailliert.
Konstruktiv ist die Einlegung eines Rumpfteiles im Triebwerksbereich an der Unterseite schlecht gelöst. Das Teil lässt sich schlecht festhalten und ist auch ungenügend durch Zapfen gesichert. Dort ist ein schlechter Sitz mit Spachtel- und Schleifarbeiten vorprogrammiert.
Entschieden zu groß geraten ist auch das Visier unter der vorderen Kabinenhaube. Ich habe es wesentlich gekürzt, wodurch ich ein sehr breites Teil erhalten habe. Neuanfertigung wäre an der Stelle wohl besser gewesen.
Nicht ganz eindeutig ist die Bezeichnung der kleinen Flossen des Seitenleitwerkes an Spritzrahmen. Ich hatte versehendlich die gegenüberliegenden Stabilisierungsflächen der Sidewinder- Raketen montiert und diese dann nach der Lackierung austauschen müssen.
Die Passgenauigkeit der Kleinteile ist fast immer ausgezeichnet. Leider trifft das auf die vierteilige Kabinenhaube nicht zu. Im geöffneten Zustand fällt dieser Mangel nicht auf, aber man sollte das Modell nicht mit geschlossener Haube darstellen.
Die Bemalungsvarianten stellen keine besonders hohen Anforderungen. Lediglich die Bemalung der Räder ist etwas schwer, da die Felgen keinen wesentlichen Absatz zum Reifen zeigen.
Sollte man sich für die hellgraue Bemalungsvariante entscheiden, benötigt man auch für die Bemalung der schwarzen Tragflächenkanten eine ruhige Hand.
Die Abziehbilder lassen sich gut verarbeiten und beinhalten die wesentlichen Zeichen. Wartungshinweise sucht man leider vergebens. Die Versiegelung der Decals und das Altern schließen den Bau des Modells ab.
Fazit: Leicht zu bauen und sieht gut aus.
Der Jaguar GR.1
Der Bausatz von Hobycraft ist in der Oberflächengestaltung einfacher gehalten als der von Revell. Insbesondere die Gestaltung der Ruder und Landeklappen kann man nur als angedeutet bezeichnen. Deshalb habe ich als Alternative noch einen Bausatz des neuen Revell- Modells bestellt.
Nach Erhalt der einsitzigen Revell- Jaguar und erster Passproben musste ich feststellen, dass der Resinsitz nicht in die Cockpitwanne passt. Auch ist es fraglich, ob sich das geätzte Armaturenbrett problemlos einbauen lässt. Ärgerlich warf ich die Teile erst einmal in die Ecke und beschloss, später doch das Hobycraft- Modell zu bauen.
Da ich zwischendurch erst einmal eine Jetstream gebaut habe, lagen die Teile für den Jaguar etwas länger auf Halde. Danach habe ich prompt den Resinsitz vergessen und erst einmal angefangen, den Schleudersitz des Bausatzes mit Ätzteilen zu verbessern. Das Ergebnis ist eher mager. Der Sitz sieht zwar besser aus, entspricht aber keinesfalls dem Original. Also wanderte er in die Ersatzteilkiste.
Der Zusammenbau des Cockpits nach der Bemalung zeigt mehrere Unstimmigkeiten. Das hintere Schott der Kabine ist zu steil geraten, wodurch der Resinsitz zu weit vorn sitzt. Da ich die Cockpitwanne bereits eingeklebt hatte, konnte ich nur noch als Notlösung den hinteren, unteren Bereich der Wanne ausschneiden und den Sitz hinein schieben.
Das Armaturenbrett des Ätzteilsatzes ist für den Bausatz etwas zu groß geraten. Bei den Anpassarbeiten sind leider zwei kleine Stellhebel davongeflogen und auf nimmer wieder sehen verschwunden. Gleiches gilt auch für den Abzugsgriff des Schleudersitzes.
Der Rumpf besitzt an der Unterseite ein gleiches Einlegeteil wie dass Revell- Modell. Dieses lässt sich jedoch aufgrund von Auflagenasen leicht montieren und sitzt dadurch auch besser. Dafür sind jedoch der Übergang zur Cockpitsektion und die Ansaugstutzen unsauberer und erfordert etwas Nacharbeit.
Kopfzerbrechen hat mir auch die Tragfläche gemacht. Sie hat einfach nicht den richtigen Winkel. Beim Original hängen beide Flächen mit den Enden etwas nach unten. Hobycraft hat das einteilige Tragflächenteil absolut waagerecht gefertigt. Ich habe den Fehler erst bei der Ausrichtung der Höhenruder bemerkt und musste die Fläche nochmals entfernen.
Danach habe ich von unten entlang der Rumpftrennlinie das Tragflächenteil eingekerbt und beide Flächen nach unten gebogen. Es entsteht zwar eine leichte Biegekante, aber das Modell wirkt dadurch trotzdem realistischer. Dem Original entsprechend hätten die Flügel entlang der Linie zur Grotte abgesenkt werden müssen, aber dann müsste auch der obere Rumpf an den richtigen Winkel angepasst werden müssen, und vor dieser Arbeit bin ich dann doch zurückgeschreckt.
Die Nase mit dem kleinen Fenster für den Laserzielempfänger und Laserentfernungsmesser liegt als separates Teil vor. Im Querschnitt ist es jedoch etwas groß geraten und passt nicht an die Cockpitsektion. Nach einkürzen um zirka 2 mm stimmen die Übergänge jedoch nahtlos. Die Fenster, welche übrigens beim Revell- Modell auch nur angedeutet sind, wurden ausgeschnitten und später mit Clearfix versiegelt.
Entsprechend eines guten Artikels in der Zeitschrift KIT wurde das Bugfahrwerk am Ansatz Y- förmig eingesägt, verschliffen und eine neue Abstrebung gefertigt.
Unbedingt ist eine Nacharbeit der Grenzschichtzäune am Seitenleitwerk erforderlich. Diese sind aus gusstechnischen Gründen völlig falsch gestaltet und würden, so wie dargestellt, eine Bewegung des Seitenruders verhindern. Das Ätzteil von Eduard ist dort eine erhebliche Hilfe. Beim Revell- Bausatz tritt dieser Mangel nicht auf, da die Grenzschichtzäune als separate Teile beiliegen.
Die Montage der Ätzteile erfolgte entsprechend der Anleitung. Sie stellt keine besonderen Herausforderungen und beinhaltet die Verfeinerung diverser Flächen an Flugzeug, Raketen, Antennen, Fahrwerksklappen und Triebwerkseinbauten.
Die beiliegenden Raketen Matra Magic habe ich mit Flächen aus Ätzteilen versehen, jedoch am Modell nicht verwendet. Im Golfkrieg wurden vor allem Sidewinder AIM 9L eingesetzt. Diese sind sehr gelungen im Revell- Bausatz enthalten, und ein Paar war vom Zweisitzer noch übrig.
Die Lackierung in Sandgelb stellt keine großen Ansprüche und auch die Abziehbilder haften gut. Nach Versiegelung mit Mattlack ist auch von den Rändern nichts mehr zu sehen.
Zum Schluss habe ich meinem Jaguar noch eine Einstiegsleiter von Aeroparts spendiert.
Fazit:guter Bausatz mit einigen Schwächen
Vergleich beider Modelle
Eindeutig besser ist der neue Revell- Kit. Zwar ist die Oberfläche beider Bausätze negativ, aber das Revell- Modell zeigt mehr Details und hat auch einen umfangreicheren Satz an Antennen und Kleinteilen. Die Kabineneinrichtung ist bei diesem Kit auch besser nachgestaltet. Tragflächen und Bugrad zeigen nur bei Revell die richtige Stellung. Bei der Zugabe von Außenlasten sind beide Bausätze gleichwertig.
Durch den Einsatz der Ätzteile und entsprechende Anpassarbeiten ist es gelungen, den Hasegawa- Bausatz auf das Niveau des Revell- Modells zu heben, und in einigen Bereichen wie Cockpit und Klappen sogar zu übertreffen. Der größere Preis und der höhere Aufwand des qualitativ schlechteren Bausatzes lohnen jedoch den Aufwand nicht. Ich kann jedem Interessenten an einem Jaguar in 1/72 nur empfehlen, sich einen Revellbausatz zuzulegen, und diesen je nach angestrebtem Ergebnis mit Zubehörteilen zu verfeinern.
Karsten Rummer, Zittau (September 2008)