IPMS Hauptseite
Zurück

Urgestein des sowjetischen Hubschrauberbaus - Mil Mi-1

Amodel - Maßstab 1/72

Das Original

Ende 1947 hatten in dem im selben Jahr gegründeten Konstruktionsbüro Mil die Arbei­ten an dem Kleinhubschrauber GM-1 begon­nen, der bei seinem Erstflug im September 1948 bereits als Mi-1 bezeichnet wurde. Im Jahr 1950 erhielten die ersten sowjetischen Hubschraubereinheiten den Mi-1, und zur Luft­parade am 8. Juli1951 führte man ihn erstmals öffentlich vor.

Im Verlauf der Serienproduktion im Werk Kiew ist der Mi-1 ständig verbessert worden, wobei sich die Laufzeiten für Zelle, Trag­schraubenblätter und Triebwerk erhöhten. Werk-, Test- und Sportpiloten der UdSSR, später auch Polens, stellten mit dem Mi-1 zahlreiche Rekorde auf - in der UdSSR allein 29 Allunionsrekorde und 14 von der internatio­nalen Luftsportföderation FA anerkannte Rekorde.

Im Mai 1956 übergab die UdSSR auf der Grundlage einer Regierungsvereinbarung die weitere Mi-1-Produktion an die Volksrepublik Polen. Während das Werk WSK Swidnik Mitte 1956 zunächst noch aus der UdSSR importierte Teile für den Mi-1T montierte (in Polen als SM-1/300 bezeichnet, wobei die 300 die Anzahl der Betriebsstunden für die Tragschraube bedeutete), konnte ab 1957 die Montage aus Baugruppen erfolgen, die völlig in Polen hergestellt wurden. Ende 1957 nahm das Werk WSK Rzezöw den Lizenzbau des Triebwerkes AI-26W als Lit-3 auf. Ab 1958 lieferte die Flugzeugfabrik Swidnik die Version Mi-1A als SM-1/600 mit der doppelten Betriebsdauer der Trag­schraube aus. Neben dem universell verwend­baren SM-1/600 produzierte Swidnik nach sowjetischen Unterlagen Fracht- (SM-1D), Sanitäts- (SM-1S), Landwirtschafts- (SM-1Z) und Schulhubschrauber (SM- 1Sz).Die Gesamtproduk­tion in allen Werken dürfte sich zwischen 2500 und 3000 Exemplaren bewegt haben.

Nach dem Hubschrauber Mi4 erhielten die Transport- und Verbindungsfliegerkräfte der NVA im Verlauf des Jahres 1957 als zweiten Typ den leichten Hubschrauber Mi-1. Da es sich hierbei sowohl um sowjetische Originalhubschrauber aus dem Werk Kiew als auch um polnische Lizenzausführungen aus dem Werk WSK Swidnik handelte, waren zwei Bezeichnungen (Mi-1 nach dem Konstrukteur­büro von Mil, SM-1 als polnische Aus­führung: SM (smieglowiec/ Hubschrauber) in der NVA üblich. Jedoch wurde in der Regel in den mit diesem Hubschraubertyp ausgerü­steten Einheiten vom SM-1 gesprochen. Insbesondere in den ersten Jahren des Auf­baus der Nationalen Volksarmee hatte dieser Klein-Helikopter, der für ein bis zwei Passa­giere und einen Hubschrauberführer eingerichtet war, zahlreiche Aufgaben zu erfüllen. Für die Stäbe der Land- und Luftstreitkräfte beziehungsweise der Luftverteidigung hatte er Kurier- und Verbindungsflüge zu jeder Tageszeit zu unternehmen. Dazu zählte auch, kleinere Frachten zu befördern. Bei Truppen­übungen betrieb man damit die visuelle und die Strahlungsaufklärung oder die Leitung des Artilleriefeuers. Die zweckmäßige Tar­nung von Stellungen oder Truppenkonzentra­tionen ließ sich damit ebenso kontrollieren wie der taktisch richtige Marsch von Truppenteilen und Einheiten. Da der SM-1 keine großen Ansprüche an die Start- und Landefläche stellte, gab es in dieser Hinsicht wenige Pro­bleme.

Im Interesse der Landwirtschaft sind mit dem SM-1 auch Versuchsflüge als Dünger­streuer unternommen worden. Im Jagdfliegergeschwader «Heinrich Rau» stand bei Flügen über See ständig ein SM-1 für Rettungsaufgaben zur Verfügung. Die zwei­köpfige Besatzung (Hubschrauberführer, Beobachter) trug Schwimmwesten.

In der NVA wurden die letzten Mi-1 bezie­hungsweise SM-1 im Jahr 1973 außer Dienst gestellt, nachdem sie ab 1972 durch den lei­stungsfähigeren Turbinenhubschrauber Mi-2 ersetzt worden waren. Die letzten Flüge mit SM-1 wurden im August1972 unternommen.

In der NVA sind die Ausführungen als Uni­versal-, Schul- und Sanitätshubschrauber geflogen worden.

Das Modell:

Das Modell der Mi-1M von Amodel ist in hellgrauem, etwas schlierigem Plastik mit versenkten Gravuren ausgeführt. Auf den ersten Blick ist erkennbar, das es dem von VK- Models in punkto Oberfläche und Detaillierung bei weitem überlegen ist. Deshalb habe ich das Zweitere gleich zur Ersatzteilversorgung in die Grabbelkiste gegeben.

Das Modell der Firma Amodel ist reichlich mit Versetzungen und anderen Gussrückständen gesegnet, weshalb ein gründliches Bearbeiten der Klebe- und Stoßkanten notwendig ist. Danach ist die Passgenauigkeit für ein Kleinserienmodell durchaus gut. Das einzige Problem am Rumpf ist das Lager des Heckrotors, welches entlang der Trennlinie der Gussformen abgetrennt werden, und versatzfrei wieder angebracht werden muß.

Die Kabine enthält die wesentlichsten Bestandteile, und obwohl dort noch reichlich Möglichkeiten zum verbessern sind, habe ich mich entschieden, das Modell aus dem Kasten zu bauen. Mein Modell soll durch die Lackierung und nicht durch geöffnete Türen auffallen. Da die Klarsichtteile aus recht dickem, nicht ganz klarem Plastik bestehen ist der Einblick in das Cockpit nur undeutlich gegeben. Ich habe die Klarsichtteile zwar mit Polierfilz bearbeitet, aber dadurch ist das Plastik nur klarer und nicht verzerrungsfrei geworden.

Der Rotorkopf ist bereits recht gut detailliert, jedoch auch dort kann man noch mit Hydraulikkabeln und anderen Kleinteilen allerhand verbessern.

Die Kleinteile des Bausatzes sind aufgrund des starken Gussgrates nicht zu gebrauchen. Ich habe alle nach den Bausatzteilen und aufgrund der Abbildungen in der tschechischen Zeitschrift "letectvi kosmonautica" neu gefertigt. Dabei muß ich sagen, dass die Größe und Form der Anbauteile des Bausatzes sehr genau ist, und auch die Oberflächendetails des Modells sehr gut wiedergegeben sind. Der einzige, nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand zu beseitigende Mangel ist die falsche Position des Behälters an der Unterseite des Heckauslegers, welcher circa 5 Zentimeter zu weit vorn sitzt.

Ich hatte mich entschieden, die dem Bausatz beiliegenden Bewaffnungen nicht anzubauen, sondern die Maschine eines tschechoslowakischen Kamerateams nachzubauen. Diese war jedoch mit einem Zusatzbehälter, oft genannt "Die Blase", ausgestattet. Da der Behälter, und auch seine Haltevorrichtung dem umfangreichen Waffengussrahmen des Bausatzes nicht beiliegt, musste ich ihn anhand der Zeichnungen und Abbildungen meines Archives selbst fertigen. Er entstand mit relativ geringem Aufwand aus einer Bombe meiner Grabbelkiste und einigen gezogenen Gußästen.



Die Lackierung war durch die Verwendung eines Airbrush- Gerätes recht einfach, nur bei der Anbringung des Mattlack- Finishs wurde mir abwechseln heiß und kalt. Aus welchen Gründen auch immer blieb die Farbe spinnwebartig an den kleinen Antennen und Auslegern hängen, und nach dem Trocknen war dort die schönste Zuckerwatte zu sehen. Glücklicherweise ließ sie sich mit einem in Verdünnung getauchten Pinsel spurlos beseitigen.

Fazit: Ein typisches Kleinserienmodell, aus welchem sich mit etwas Aufwand eine gute Nachbildung der Mi-1 bauen lässt.

Karsten Rummer, Zittau (2003)