Der Bausatz ist mit Abstand der schlechteste, den ich jemals gebaut habe. Die Teile sind verzogen, extrem gratbehaftet und haben Verwerfungen auf der Oberfläche. Die Bauanleitung besteht nur aus einer englischsprachigen Beschreibung in Wort und einem Dreiseitenriss, wovon die Seitenansicht auf dem Kartondeckel ist. Eigentlich ist das nur etwas für eingefleischte Masochisten. Aber zur Zeit gibt es leider keinen anderen Spritzgußbausatz dieses Typs. Also habe ich mir gedacht: "Augen zu und durch". Glücklicherweise sind es nicht allzu viele Teile und nur wenige Details.
Der Kit besteht neben einer Reihe grauer Teile aus zwei milchigen Rumpfhälften, die wohl mal klar sein sollten. Durch entsprechende Bemalung hätte man sich die Herstellung und Montage von Fenstern sparen können. Die Qualität der Teile ist aber so schlecht, dass ich mich entschied, die Fenster und die Tür auszusägen und Fenster aus Klarsichtmaterial einzubauen. Die Tür sollte später neu gefertigt werden.
Für die Inneneinrichtung sind dem Bausatz nur fünf Sitze aus Weißmetall beigelegt. Ich habe deshalb 2 Schotts und die Bodenplatten für Kabine und Cockpit in Eigenregie gefertigt. Der Sitz für den Piloten wurde der Grabbelkiste entnommen. Dazu kamen noch ein einfaches Armaturenbrett, Steuerknüppel, Seitenpedale und Gurte.
In der Passagierkabine sollten die Weißmetallsessel zum Einsatz kommen. Diese sind aber zu breit, so dass die Rumpfhälften nicht zusammen passen. Ich habe die Sitze rechts und links abgeschliffen, so dass sie nun etwas schmal aussehen. Da die Kabine aber nur im schrägen Winkel einsehbar ist, fällt das kaum auf. Der Rumpf konnte danach montiert werden.
Die Tragfläche besteht aus 3 Teilen diese sind schlecht abgeformt, und haben unterschiedliche Dicke. Ich musste an einer Tragfläche 2mm auffüttern, um ein gleichmäßiges Bild zu erhalten. Es folgten 4 oder 5 Arbeitsgänge schleifen/ spachteln bis der Flügel eine einigermaßen homogene Form und Oberfläche hatte.
Da die Ruder an Tragflächen und Leitwerken nur angedeutet sind, habe ich sie herausgesägt, Aufhängezapfen eingebaut und sie etwas ausgelenkt angebaut. Das Modell wirkt dadurch deutlich lebhafter.
Der Motor und der Propeller aus Weißmetall sind die besten Teile des Bausatzes. Der Sternmotor wurde ohne größere Änderungen eingebaut. Allerdings musste die Verkleidung des Motors von innen wesentlich dünner geschliffen werden, sonst hätte er nicht hineingepasst.
Teile für das Fahrwerk sind nicht vorhanden. Ich habe diese anhand der Risszeichnung des Bausatzes aus einem alten Doppeldecker- Fahrwerk und jeder Menge Draht neu hergestellt.
Die Montage der Tagfläche am Rumpf entlockte mir wieder unzählige Flüche. Der Flügel ist in sich etwas verwunden und die Streben besitzen keine Ansetzpunkte. Beim Original befinden sich dort kleine, blasenförmige Verkleidungen die jedoch am Modell fehlen. Ich habe auf die Nachbildung verzichtet und Löcher zur Aufnahme der Streben gebohrt. Aus Festigkeitsgründen habe ich für die Streben Metallröhrchen eingesetzt, deren Ausrichtung jedoch problematisch war. Nach Befestigung der Tragfläche zeigten Vergleiche mit Originalfotos, dass die Tragflächenstreben auf der dem Bausatz beiliegenden Risszeichnung, nach der ich mich gerichtet habe, zu lang sind. Dadurch mussten die Streben abgebaut, gekürzt, angepasst und neu montiert werden.
Nachdem ich das nun fast fertige Modell auf seine Beine gestellt und mit Bildern der Air Express verglichen habe, fiel mir auf, dass die Fahrwerke viel zu schmal geraten sind. Der Dreiseitenriss stimmt auch in diesem Detail nicht. Als ich auf den Boden gegangen bin, um meine Ersatzteilkiste zu holen, fiel mein Blick auf meinen Bausatz der Lockheed Vega, aus welcher die Air Express hervorging. Meine Vega hat Schwimmer! Also habe ich sofort die Kiste geöffnet, und konnte zu meiner großen Freude feststellen, dass die Fahrwerksstreben vollständig im Bausatz enthalten sind und nicht benötigt werden. Vergleiche mit den Originalbildern zeigten, dass sie mit den Teilen der Air Express identisch sind, wodurch ich mir den Wechsel erheblich erleichtern konnte. Das Ergebnis überzeugt vollständig.
Die Herstellung und Montage der Kleinteile wie Staurohr, Antenne und Hecksporn geht zügig von statten. Aus dem Vega- Bausatz wurden noch der Propeller mit verkleideter Nabe und der Hecksporn entnommen.
Zuletzt wurde noch eine neue Tür aus Plastiksheed gefertigt. Zwar liegt eine solche auch als Restteil der Vega bei, aber die Fenster sind dort erheblich detaillierter und der Unterschied zur Air- Express würde arg auffallen
Die Lackierung in rot und die Klarlackgrundierung ging ruck zuck. Die beiliegenden Abziehbilder decken gut und zeigen fast keinen Silberrand. Zuletzt wurden die Details bemalt und das Modell mit einem Gemisch aus Klarlack und Mattlack überzogen. Ein abschließendes Trockenbürsten beendete die Arbeiten.
Fazit: Ein hartes Stück Arbeit, aber ich finde, es hat sich gelohnt.
Karsten Rummer, Zittau (Juli 2009)