Das Original: Die von der ungarischen Lloyd Flugzeug- und Motorenfabrik entwickelte C. V war ein Aufklärungsflugzeug, welches während 2. Weltkrieges im österreichischen Heer eingesetzt wurde. Es war eine stromlinienförmige, konventionelle Maschine mit der von Lloyd für die B- Typen entwickelten, sichelförmigen Tragfläche. Der Motor lag in einer Blechverkleidung so dass lediglich die Zylinderköpfe oben herausragten. Die C.V entstand als kontinuierliche Weiterentwicklung aus der C. I über die C. II bis C. IV.
Beachtenswert war auch die Verstrebung der Tragflächen. Innen kamen oben zusammengeführte N- Stiele zum Einsatz, während die Äußeren Tragflächen durch einwärts stehende I- Stiele abgefangen wurden. Zusätzlich kam noch eine hintere, schräge Sterbe zum Einsatz, welche die Tragflächenspitze abfing, so dass diese wie ein fast quer zur Flugrichtung stehendes V aussah.
Die Tragflächen bestanden aus einer sperrholzbeplankten Konstruktion mit nur wenigen Rippen. Dies hatte den Vorteil, sehr leicht und robust zu sein, neigte aber bei Feuchtigkeit oftmals zum verziehen und verwerfen. Die Ausbesserungsarbeiten mussten dann im Herstellerwerk durchgeführt werden. Ruder und Leitwerke waren stoffbespannt, wobei die Querruder nur am oberen Flügel angesetzt wurden.
Die Flugzeuge besaßen ein Schwarzlose-MG in Drehlafette für den Beobachter und optional ein starres, verkleidetes MG auf der oberen Tragfläche. Die Besatzung hatte, im Gegensatz zu den Vorgängern separate Cockpiteinfassungen. Die Lloyd C. V zeichnete sich durch gute Flugeigenschaften und ausgezeichnete Steigfähigkeit aus.
Es wurden 144 Flugzeuge gebaut, wobei 96 bei Lloyd mit Austro Daimler und 48 bei WKF mit Benz- Motoren ausgerüstet wurden. Ein Teil der Maschinen kam nach dem Krieg in den Luftwaffen von Polen, Ungarn und in der Ukraine zum Einsatz. Die letzten 6 Flugzeuge wurden 1924 in Polen ausgemustert.
Technische Daten (mit Benz Bz IV)
Länge: | 7,22 m |
Spannweite: | 11,20 m |
Höhe: | 3,00 m |
Leermasse: | 800 kg |
Startmasse: | 1.125 kg |
Motorleistung: | 220 PS |
Höchstgeschwindigkeit: | 170 km/h |
Reichweite: | 800 km/h |
Steigzeit auf 1.000 m: | 4,3 min |
Dienstgipfelhöhe: | 4.500 m |
Bewaffnung: | 1-2 MG 7,62mm |
90 kg (200 lb) Bomben |
Das Modell: Auf der diesjährigen Ausstellung in Wien hatte ich eigentlich mein Budget bereits ausgeschöpft. Aber als in einem Vortrag gezeigt wurde, wie man mit den Decals der Firma Uschi van Rosten Holz nachbildet, konnte ich mir nicht verkneifen, einen Bogen zu kaufen. Als passendes Versuchsobjekt sollte die Lloyd C.V Typ 46 von Special Hobby herhalten.
Mit den Bausätzen der Firma Special Hobby war ich bisher recht zufrieden. Dieser fällt jedoch in seiner Qualität etwas ab. Die Teile sind nicht sauber gespritzt und erfordern eine höhere Nacharbeit. Vielleicht habe ich eines der letzten Modelle aus der Lebensdauer der Form erhalten.
Bereits im Innenraum ist viel Holz nachzubilden. Ich habe mich entschlossen, erst einmal eine vereinfachte Variante zu versuchen. Die Teile wurden hautfarbig (Tamya XF15) gespritzt. Danach habe ich mit einem dunkelbraunen Buntstift eine Art Holzmaserung aufgemalt.
Im Anschluss erfolgte ein Anstich mit Ölfarbe und dem alten Pinsel, den ich immer zum Bürsten nehme. Es kamen die Farben Umbra hell und dunkelbraun zum Einsatz, wobei diese nicht richtig gemischt wurden. Gemalt wurde immer nur in einer Richtung, der gewünschten Maserrichtung des Holzes. Auf diese Weise erhielt ich einen leicht streifigen Anstrich. Durch mehrmaliges nachziehen mit dem Pinsel kann man die Streifigkeit abmindern. Das tat ich, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Allerdings habe ich von meiner Buntstiftmaserung nichts mehr erkennen können. Die Trocknungszeit wurde auf eine Woche ausgedehnt.
Die Teile für den Innenraum haben eine gute Passgenauigkeit. Leider passen sie nicht ganz genau in den Rumpf. Dort muss der offene Bereich für den Motor vergrößert werden und die Rumpfhälften stehen bei der Montage etwas unter Spannung. Zudem ist die eine zirka einen halben Millimeter größer als die andere. Ich habe deshalb teilweise mit Sekundenkleber gearbeitet und die Nähte mit Natron bestreut. Dadurch konnten die Spachtelarbeiten etwas abgemindert werden.
Im vorderen Rumpfbereich habe ich erstmals Alclad II gespritzt. Nach einer Grundierung mit glänzendem Schwarz erfolgte der Auftrag von Aluminium. Ich bin von dem Ergebnis begeistert und werde diese Farbe häufiger verwenden.
Nach der Maskierung der Silberteile erfolgte die Nachbildung von Holz auf Rumpf und Tragflächen. Dabei habe ich unterschiedliche Verfahren angewendet. Die Tragflächen wurden wie der Innenraum, aber ohne die Buntstiftbehandlung grundiert. Danach erfolgte eine Abschattung der Stöße mit dunkelbrauner Acrylfarbe (Tamya). Beim Auftrag der Deckfarbe habe ich abschnittsweise gearbeitet. Unten wurde der nächste Bereich maskiert und oben das bereits gestrichene Segment mit einem Papierstreifen zugehalten.
Leider konnte ich nicht ermitteln, ob die Maserung längs oder quer zur Tragfläche erfolgte. Ich habe mich einfach für quer entschieden. Es wurde immer etwas anders angemischte Ölfarbe von der Palette aufgetragen. Das Ergebnis halte ich für relativ genau dem Original entsprechend, wo astfreies, feingemasertes Sperrholz zum Einsatz kam. Am Rumpf habe ich nach der Grundierung mit Hautfarbe und Betonung der Stöße erst Abziehbilder der Firma Uschi van Rosten eingesetzt. Diese bringen eine stärkere Holzmaserung auf. Danach erfolgte die gleiche Bemalung mit Ölfarbe. Die Teile am Rumpf sind eigentlich zu stark gemasert, machen aber rein optisch einen besseren Eindruck.
Im nächsten Schritt erfolgten die Detaillierung des Rumpfes und die Aufbringung der Abziehbilder. Leider waren meine Ätzteile des Bausatzes zwischenzeitlich nicht auffindbar. Ich habe im Motorbereich deshalb Wartungsklappen aus Plastiksheed angebracht und silbern lackiert. Später hat sich der Ätzteilbogen wieder angefunden und ich konnte die Metallteile nachrüsten.
Danach habe ich die Leitwerke lackiert und angebracht. Da diese keine Passstifte besitzen habe ich vorsichtig an der Ansatzfläche eine Vertiefung gebohrt, ein richtiges Loch war aufgrund des dünnen Materials nicht drin, und in den Rumpf einen ganz kurzen Metallstift eingesetzt.
Im Anschluss erfolgten die Montage der Tragflächen und die Verspannung. Leider sitzen die Tragflächen und die Stiele auf den lackierten Teilen nicht sehr fest, wodurch sich bei der Verspannung eine Tragfläche wieder gelöst hatte. Es entstanden Fehlstellen in der Lackierung - insbesondere wurden die Abziehbilder von Uschi van Rosten abgezogen - die nachgebessert werden mussten. Wenn ich nochmal die Wahl hätte, würde ich die kleinen Ansatznippel an den unteren Tragflächen vor der Montage entfernen und längere Metallstifte einsetzen.
Bei der Verspannung sind mir allerdings auch die Leitwerke wieder abgebrochen. Ich habe mir die erneute Montage bis zum Schluss aufgehoben.
Die Montage von Fahrwerk und Kühler sowie ihre Bemalung geht schnell von statten. Da ich allerdings die vordere Motorabdeckung gekürzt habe, musste ich am Motor ein beim Original vorhandenes Rohr (Kühlwasser?) ergänzen.
Probleme hatte ich bei der Montage des MG- Drehrings. Die Ätzteile sind so dünn, dass sie beim abwinkeln etwas unrund werden. Die dünnen Metallstreben dann unter Spannung zu verkleben ist ein mühseliges Geduldsspiel.
Weiter ging es mit der Montage und Bemalung der Kleinteile und ihrer Montage. Diese sind völlig unproblematisch. Durch die Ätzteile gewinnt die Optik des Modelles erheblich. Soweit ich anhand der bei mir vorhandenen, spärlichen Bilder beurteilen kann, sind die Details auch originalgetreu getroffen.
Vor einem Fehler möchte ich an dieser Stelle noch warnen. Da ich an einigen Stellen die Lackierung und auch die Ölfarben nacharbeiten musste, habe ich das Modell nochmals mit seidenmattem Klarlack versiegelt. Dieser hat die Verspannung jedoch negativ beeinflusst. An den extrem dünnen Spanndrähten verursacht die Lackierung eine Verdickung und Aufhellung. Die Drähte wirken dadurch mindestens doppelt so dick wie vorher. Also: Nach der Verspannung nur zur Spritzpistole greifen, wenn die Spanndrähte vor Sprühnebel geschützt sind!
Fazit: Ein guter Bausatz, der allerdings etwas Geduld und Erfahrung benötigt.
Karsten Rummer, Zittau (2011)