Historisches:
Zu Beginn des ersten Weltkrieges gab es noch keine synchronisierten Maschinengewehre und somit stand im Jagdflugzeugbau das Problem, am Propellerkreis vorbeischießen zu müssen, und deshalb eine große Winkelabweichung zum Visier zu haben. Auf verschiedenem Wege wurde versucht, diese Problem zu umgehen und es entstanden eine Reihe von exotischen Versuchsflugzeugen. Eines davon war die Lloyd 40.05.
Die deutschen Flugzeugwerke (DFW) beauftragten Ihr ungarisches Tochterunternehmen, die Lloyd Flugzeug- und Motorenfabrik in Aszod mit der Entwicklung eines Jagdflugzeuges, bei welchem ein Bordschütze oberhalb des Motors sitzen und somit ein freies Schussfeld haben sollte.
Das Flugzeug wurde mit gebogenen, sperrholzbeplankten Flügeln ausgestattet, wie sie die Firma Lloyd häufig bei ihren Entwicklungen einsetzte.
Diese reduzierten zwar den Luftwiderstand, führten aber im rauen Feldalltag durch Verquellungen der Holzteile zu großen Wartungsproblemen Die Lloyd 40.05 war ein konventionell aufgebautes Flugzeug. Das auffälligste Merkmal war die erhöhte, über dem Motor befindliche Position des Bordsschützen. Dieser besaß dadurch ein ausgezeichnetes Sicht- und Schussfeld, jedoch wurde die Sicht des Piloten nach vorn gefährlich eingeschränkt. Ein weiteres Problem war die mangelnde Verständigungsmöglichkeit der Besatzungsmitglieder untereinander. Der Erstflug der 40.05 erfolgte im späten Frühjahr 1916. Es zeigten sich neben den erwarteten Problemen auch mangelhafte Flugleistungen und Stabilitätsprobleme. Zu dieser Zeit erfolgte bereits der erste Einsatz von Fokker- und Pfalz- Eindeckern mit synchronisierten MGs an der Westfront, so dass die weitere Entwicklung bis zur Einsatzreife hinfällig wurde.
Später wurde versucht, aus der Lloyd 40.05 ein einsitziges Jagdflugzeug abzuleiten, aber auch dieser Entwicklung war kein Erfolg beschieden. Die Lloyd 40.05 blieb ein bizarres Einzelstück, welches für einen weiteren Irrweg der rasanten Flugzeugentwicklung im Ersten Weltkrieg einsteht. Jedoch gerade deshalb ist es ein lohnendes Objekt für jeden Modellbauer der frühen Flugzeugtechnik. Quelle: Luedemann Modellbau 1/72 Resin Lloyd 40.05 "Flugzeugjaeger" by Volker Haeusler
Zum Modell:
Bei der Lloyd 40.05 handelt es sich um mein erstes Resinmodell. Versierte Resinfans mögen mir die Umständlichkeit, die zum fertigen Modell führte verzeihen, aber ich will hiermit den Abstoß geben, sich über die besten Techniken auch mal auszutauschen.
Der Bausatz macht auf den ersten Blich einen sehr guten Eindruck. Die Gravuren sind äußerst filigran und die Tagflächenhinterkanten sehr gefällig. Leider war bei meinem Bausatz ein Stück aus dem Querruder, nicht mehr als ein hauchdünnes Plättchen, heraus gebrochen und fehlte. Als erste Arbeit habe ich an dieser Stelle mit Sekundenkleber und Natron Material aufgetragen und dann Stück für Stück abgefeilt, bis die Dicke ungefähr stimmte.
Der Innenraum im Sitzbereich ist nicht nachgebildet. Zwar liegen dem Bausatz zwei Sitze, ein Steuerrad und Fußpedale bei, jedoch hat der Rumpf an der betreffenden Stelle nur ein zylinderförmiges Loch. Deshalb habe ich als nächstes mit einer Laubsäge einen größeren Klotz an der betreffenden Stelle herausgesägt. An dieser Stelle wurden Sitz, Steuerrad, Pedale und vier Längsholme aus Evergreen- Streifen eingebaut. Danach erhielt der Rumpf an dieser stelle eine Beplankung aus Plastiksheet.
Der Motor ist ausreichend detailliert, jedoch ist er im unteren Bereich etwas zu breit geraten und passt nicht in die Einbauöffnung. Ich habe den Motor unten seitlich abgeschliffen. Aufgrund der beengten Einbauverhältnisse ist davon sowieso nichts mehr zu sehen. Die vordere Motorverkleidung ist, wie bei Resin üblich, als voller Gussblock ausgeführt. Da der Motor weit in das Teil hineinragt, und ich diesen nicht noch mehr verstümmeln wollte, blieb mit nichts weiter übrig, als die Verkleidung auszufräsen. Dieser Arbeitsgang ist dank Proxon und Schleifstiften schnell erledigt. Ein weiteres Teil, welches zugleich mit der vorderen Motorabdeckung angebracht werden muss, ist der Turmaufbau für den MG- Schützen. Bei der Herstellung dieses Einzelteiles ist dem Hersteller offensichtlich ein Fehler unterlaufen. Der Rumpf weist an der Oberseite einen Knick auf, den der Turmaufbau nicht hat. Ich habe ihn hinter den Tragestreben getrennt, einen Keil herausgeschnitten und die Teile wieder zusammen geklebt.
Danach konnte der Rumpf komplettiert werden. Ich habe dazu Sekundenkleber benutzt. Da die Passgenauigkeit nicht gut ist, waren zahlreiche Spalten zu verspachteln. Dazu hat sich bei mir bewährt, in die Fuge etwas Sekundenkleber laufen zu lassen. Anschließend wurde Speisenatron aufgestreut. Das Natron nimmt die Feuchtigkeit des Sekundenklebers auf und härtet blitzartig aus. Somit hat man auch im Spalt eine Verbindung geschaffen, die sofort verschliffen werden kann. Die oberen Flügel sitzen direkt am Turmaufbau und konnten mit kleinen Metallstiften fixiert werden. Leider ist das mit den unteren Tragflächen nicht möglich, da diese mit einer Rahmenkonstruktion unterhalb des Rumpfes liegen. Aus Mangel an stabileren Materialien habe ich auch die dem Bausatz beiliegenden Resinstreben zur Halterung der Tragflächen eingesetzt. Das Ergebnis ist trotzdem eine einigermaßen stabile Konstruktion.
Die Fahrwerksbeine stammen wiederum aus dem Bausatz, jedoch habe ich die Achse aus einem Stück dünnem Messingrohr gefertigt. Das Originalteil war etwas unrund. Völlig unbrauchbar sind indessen die Teile des Schleifspornes, Da hilft nur Eigenbau aus gezogenen Gußästen.
Das Modell wurde vor Anbringung der Räder und des Propellers lackiert und angemalt. Die Abziehbilder (Eiserne Kreuze) entstammen der Grabbelkiste. Die Räder aus dem Bausatz sind mit Speichenverkleidung dargestellt. Auf allen mir bekannten Fotos ist die Maschine jedoch ohne diese Abdeckung abgebildet. Deshalb habe ich am Rad des Bausatzes die Verkleidung herausgefräst und so einen dünnen Reifen erhalten. Danach wurden mit einem dünnen, wasserfesten Stift Speichen auf einen Rest durchsichtiges Plastikmaterial gemalt. Diese wurden dann ausgeschnitten und in den Reifen geklebt. Das Ergebnis ist zwar nicht ganz so gut wie Reinhards Fotomethode, aber für mich zufrieden stellend. In der Mitte des Rades fand eine Nabe aus hohlem Messingdraht Verwendung. Der gleiche Draht wurde im Nachgang auch zwischen die Fahrwerksbeine gesetzt und innen eine Seele aus einem vollen, dünneren Draht eingezogen. Dieser wurde auch gleich zur Achse und hat die Radnaben aufgenommen.
Die Verspannung erfolgte, wie bei mir üblich mit Gummifäden. Man muss jedoch beim Bohren der Aufnahmelöcher für die Fadenenden äußerst vorsichtig sein, da man durch die dünnen Flügel schnell durch ist. Ich habe zwei Löcher durchgebohrt und musste entsprechend nacharbeiten. Die Verspannung wurde mit schwarzem Revell- Acryllack gestrichen und das Modell danach versiegelt. Zum Schluss wurden die Räder und der Propeller montiert. Das Modell erhielt ein abschließendes Trockenbürsten mit weißer und schwarzer Ölfarbe.
Fazit:: Trotz mangelhafter Passung recht leicht zu bauen, aber nichts für Anfänger.
Karsten Rummer, Zittau (Februar 2008)