Original: Anton Flettner hatte sich intensiv mit der Konstruktion von Drehflüglern beschäftigt. Sein erste Hubschrauber war der Fl. 282. Er entstand auf der Basis des Fl. 265, einem Tragschrauber, der ebenfalls mit Flettner-Doppelrotor (zwei ineinander kämmende Rotoren) ausgestattet war. Vermutlich schon 1939 begann die Konstruktion der Fl. 282. Der erste freie Flug erfolgte am 30. Oktober 1941 mit der Fl. 282 V 2. Mit der V 3 konnten Ende April 1943 bereits Höhen von bis zu 3800 Metern erreicht werden. Beide Maschinen hatten noch einen völlig anderen, runden Rumpf als die späteren Varianten.
Der Rumpf war in einer mit Stoff bespannten Gitterkonstruktion aus Stahlrohren aufgebaut. Die Steuerung erfolgte durch periodische bzw. konstante Anstellwinkeländerung der Rotorblätter (heute bekannt als zyklische und kollektive Rotorblattverstellung). Per Hand konnte zwischen Hub- und Tragschrauberbetrieb umgeschaltet werden – bei Motorausfall erfolgte diese Umschaltung automatisch. Für den Borderkunder war ein Bombenmagazin für zwei 5-kg-Sprengkörper sowie ein Magazin für Rauchbojen vorgesehen. Geplant waren die Varianten B-0 und B-1 (Ein- und Zweisitzer)
Im Rahmen der Erprobung wurden verschiedene Modifikationen notwendig, u. a. am Leitwerk, an der Verkleidung des oberen Getriebes und an der Verglasung der Kabine. An der V 9 konnten sogar Flugversuche nur mit dem vorderen Rumpfteil, ohne Heck durchgeführt werden. Eine ähnliche Variante sollte später als Fl. 282 U von U-Booten aus operieren. Mit der V 21 und V 23 wurde eine Variante mit einem zusätzlichen Sitzplatz im hinteren Rumpf erprobt.
Bemerkenswert waren auch Untersuchungen, bei denen mit dem Jagdflugzeug Fw 190 die Trefferaussichten gegen eine Fl 282 bewertet werden sollten. Dabei konnte der Hubschrauber in Höhen über 100 Metern kurzzeitig anvisiert werden, in Bodennähe jedoch gelang dies kaum. Gegen Beschuss erwies sich der "Kolibri" ebenfalls als recht unempfindlich.
Insbesondere die Marine zeigte schon früh großes Interesse an diesem Flugzeug. Die Erprobung erfolgte daher bei der Erprobungsstelle in Travemünde, mit deren Flugsicherungsschiff "Greif" ab August 1942 auch eine Erprobung auf einem Schiffsdeck durchgeführt werden konnte. Bei diesen Versuchen ging allerdings ein Hubschrauber, die V 17 (CJ+SK), zu Bruch. In diesem Zusammenhang gab es auch Versuche hinsichtlich einer Verwendung zur U-Boot-Bekämpfung durch Bombenabwurf.
Die genaue Anzahl der Versuchsflugzeuge ist nicht bekannt, aufgrund der überlieferten Unterlagen müssen es aber mindestens 23 gewesen sein.
Eine Serienfertigung kam nicht zu Stande, da die Fertigungs-kapazitäten zu gering waren und ein konkreter Serienauftrag aufgrund der Notwendigkeit wichtigerer Projekte nicht zurückgestellt wurde.
Zwei Fl. 282 gelangten als Kriegsbeute in die USA, von einem dritten kam lediglich die Rahmenkonstruktion mit dem oberen Getriebe nach England. Dort ist sie heute noch im Midland Air Museum in Coventry ausgestellt.
Anton Flettner arbeitete später in den USA bei der Firma Kaman, wo mit dem HH-43 Huskie und dem K-MAX weitere Hubschrauber mit ineinander kämmenden Rotoren gebaut wurden.
Technische Daten
Rumpflänge: | 6,15 m |
Höhe: | 2,40 m |
Rumpfbreite: | 2,40 m |
Rotordurchmesser: | 12,00 m |
Höchstgeschwindigkeit vorwärts: | 80 km/h (vorläufig beschränkte Leistung) |
Höchstgeschwindigkeit rückwärts: | 30 km/h |
Dienstgipfelhöhe: | 1500 m (vorläufig beschränkte Leistung) |
Reichweite: | 168 km |
Leergewicht: | 735 kg |
Fluggewicht: | 1000 kg |
Triebwerk: | BMW/Bramo 314E mit 118 kW (160 PS), ein bei Bramo gebauter Siemens Sh 14 |
Bewaffnung: | zwei 5-kg-Bomben |
Das Modell: Vor längerer Zeit habe ich ein schlecht gebautes Modell des Flettner Kolibris von Huma gekauft. Dieses wurde gleich mit Backofenspray seiner Farbe beraubt und soweit wie möglich zerlegt. Danach lag es längere Zeit in einer Kiste und wartete auf die Montage.
Als nun RS in Frühjahr seinen neuen Kolibri Fl. 282B-1 herausbrachte, habe ich mir auch einen dieser Bausätze zugelegt. Bevor ich den Huma-Bausatz wegwerfen wollte habe ich nochmals beide Bausätze verglichen. Dabei erlebte ich eine Überraschung. Der Kolibri von RS ist ca. 5 mm kürzer. Also habe ich mir einen Riss auf 1/72 gedruckt und verglichen. Dabei zeigte es sich deutlich, dass der RS-Kolibri etwas zu klein geraten ist. Da er jedoch besser detailliert ist, und mich diese Variante besonders beeindruckt, entschloss ich mich zu der Bauweise: "aus zwei mach eins". Der Rumpf kam von Huma.
An dieser Stelle noch etwas zur Benennung der Bausätze. Alle Kolibris waren Versuchsmuster und hatten deshalb in Deutschland auch nur V-Bezeichnungen. Die A- und B- Bezeichnungen waren für die Serienfertigung vorgesehen und daher nur spekulativ. Deshalb benutze ich für meinen Kolibri die Bezeichnung V-23.
Begonnen wurde mit dem Innenraum, hier der Motorraum. Der Motor von Huma war nicht mehr verwendbar, der von RS ist deutlich besser. Allerdings musste ich gleich die Entscheidung treffen, mit oder ohne Getriebe. Nur Huma bietet ein Getriebe mit an, wodurch die Rotorblätter immer in richtigen Winkel zueinander stehen. Diese nimmt allerdings einen zu großen Teil des Motorraumes ein, wodurch der Motor etwas zu weit hinten sitzt und diverse Kleinteile nicht montiert werden können. Ich habe mich entschlossen den Motorblock einzubauen, da ich dadurch den Rotor immer in die optisch uns platzmäßig beste Position drehen kann.
Die Passgenauigkeit der Rumpfhälften ist gut. Im Bereich vor dem Getriebe ist auch noch Platz für etwas Anglerblei. Komplettiert wurde der Rumpf mit Leitwerk und Bugverkleidung von RS. Auch der hintere Sitz und das Cockpit sind von dieser Firma. Wahrscheinlich ist mein Modell dadurch doch etwas kurz geraten, aber ich kann das nicht prüfen, da ich keinen Riss dieser Variante besitze.
An zusätzlichen Kleinteilen sind die außenliegende Steuerleitung, Verstrebungen des Bugrades und diverse Leitungen im Motorraum zu nennen. Auch die Stellhebel vor dem Getriebe wurden durch gezogene Gußäste ausgetauscht.
Die Lackierung erfolgte in den üblichen Farben. Bei den Decals musste ich aber wieder improvisieren. Die Getriebenummer stimmt nicht. Ich hatte glücklicherweise noch genug kleine, weiße Zahlen.
Zuletzt wurden die Rotoren bemalt und aufgesetzt. Beide haben den gleichen Durchmesser und sind qualitativ gleichwertig. Da jedoch meine Huma- Rotoren bei der Demontage zerbrochen waren, habe ich die Teile von RS angepasst. Eine Versiegelung mit Seidenmattem Klarlack rundete den Bau ab.
Fazit: hübscher, kleiner Heli. Leicht zu bauen. Wenn nur nicht der Maßstabsfehler wäre.
Karsten Rummer, Zittau (2012)