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Bell X-1 - Das Flugzeug mit dem Knalleffekt

Hobbycraft - Maßstab 1/72

Original:

Die Bell X-1 (Army- Bezeichnung XS-1) war ein Flugzeug mit Raketenantrieb, welches von der Firma Bell zur Erforschung des Flugverhaltens im Überschallbereich entwickelt wurde. Die Entwicklung eines speziellen Forschungsflugzeuges war notwendig, weil Flugzeuge die damaligen Jagdflugzeuge mit Strahltriebwerken nur für Geschwindigkeiten im Unterschallbereich ausgelegt waren. Wenn sich Typen wie die F-80 oder F-87 im Sturzflug der Schallgeschwindigkeit näherten, traten unkontrollierbare Flugzustände oder Triebwerksausfälle auf. Die X-1 war das erste Flugzeug, mit dem Daten über Stabilität, Druckschläge, Steuerung Aerodynamische Phänomene beim Flug mit Überschallgeschwindigkeit gesammelt werden konnten. Dafür wurden In das Flugzeug 230 kg Messinstrumente eingebaut.

Die Geschossförmige X-1 wurde von einem 4- Kammer Raketentriebwerk angetrieben. Sie besaß Wärmesensoren zur Messung der Erhitzung im Überschallflug und spezielle Steuersysteme. Die verlängerte Version X-1A besaß eine höhere Treibstoffkapazität, ein verbessertes Treibstoffpumpensystem und eine Kabinenhaube ohne Verstrebungen.

Das Flugzeug wurde im Bombenschacht einer B-29 oder B-50 mitgeführt und in der Luft abgeworfen. Danach erfolgte der Flug mit dem eigenen Raketentriebwerk. Zur Landung stand der X-1 ein eigenes Fahrwerk zur Verfügung.

Am 27.Juli 1947 übernahm die US-Air Force das Erprobungsprogramm und am 14.Oktober erreichte Capt. Charles Yeager erstmalig im Horizontalflug Überschallgeschwindigkeit. Er flog mit der X-1 Mach 1,06. Nach Abschluss der ersten Versuchsreihe wurde die zweite Bell X-1 zur X-1E umgebaut. Eine dritte X-1 ging am 9. November 1951 bei einem Testflug verloren.

Im Februar 1953 wurde die Bell X-1A fertig gestellt und mit dieser weitere Rekorde erflogen. Charles Yeager erreichte Mach 2,5 und Major Arthur Murray ließ das Flugzeug auf 90.000 Fuß klettern. Das Flugzeug wurde am 1. März 1955 die NACA übergeben, wo es im August selben Jahres durch eine Explosion zerstört wurde. Die X-1B wurde für die Analyse des thermischen Verhaltens und der Einflüsse von Schwingungen auf die Steuerung des Flugzeugs bei der NACA einem 3- Jahres-Test unterzogen. Die Ergebnisse, insbesondere die Tests mit einem verbesserten Raketenantrieb flossen in den Bau des Hochgeschwindigkeitsflugzeuges X-15 ein.

Technische Daten
Besatzung:1
Länge:9.4 m
Spannweite:8,53 m
Höhe:3,30 m
Startgewicht:6.078 kg
Höchstgeschwindigkeit:2.736 km/h
Triebwerk:XLR-11-RM-3 (4-Kammer Raketentriebwerk)
Schub:26,5 kN

Zum Modell:

Beim Öffnen der Schachtel präsentiert sich der Bausatz von Hobbycraft in zwei hellgrauen und einem klaren Spritzling. Alle drei sind von ausgezeichneter Oberflächengüte. Lediglich die Abziehbilder sind etwas primitiv ausgefallen, so dass der Schriftzug "Glamorous Glennis" ist nicht erkennbar ist.

So ging es auch gleich an den Bau der Kabine. Diese ist sehr gut detailliert. Aber beim Einpassen des Kabinenbodens kam die erste Ernüchterung. Das Teil ist nicht nur etwas zu groß, es will überhaupt nicht passen. Ich habe in etwa eine Stunde an der Unterseite herumgefeilt und angepasst, bis aus der leichten Vertiefung des Steuerknüppels ein großes Loch entstand. Die Bodenplatte ist dadurch etwa 5 mm kürzer geworden und auch die seitlichen Details sind fast verschwunden. Eine weitere halbe Stunde benötigte ich, um den Fahrwerksschacht einzupassen, er musste ca. 1,5 mm in der Höhe gekürzt und der neuen Kontur der Bodenwanne angepasst werden.

Die Geräte der linken Kabinenseite liegen als separates Teil bei. Sie sind für diesen Maßstab ein wenig zu groß, lassen sich aber etwas nach hinten geschoben noch einbauen. Auch das Armaturenbrett und die Pedale sind nur unter Presspassung in das Modell zu bekommen und sitzen dadurch nicht ganz gerade. Um davon abzulenken, spendierte ich dem Sitz noch ein paar photogeätzte Gurte.

Da die Cockpitwanne immer noch etwas zu groß geraten waren, ließen sich die Rumpfhälften nur unter Spannung und unter Bildung eines Spaltes zusammenfügen. Böses ahnend machte ich mich, schon etwas entnervt, an die nächsten Bauschritte. Die Nahtstelle des Rumpfes musste verspachtelt und verschliffen werden. Dieses nicht nur aufgrund des Spaltes im Kabinenbereich, sondern auch deshalb, weil die Stöße etwas nach innen gewölbt waren.

Der weitere Bau ging zügig von statten. Die Tragflächen- und Leitwerksansätze sind vom Profil her nicht ganz mit dem der Tragfläche übereinstimmend, aber hier ist mir die Gefahr des "Verschlimmbesserns" einfach zu groß.

Die Antennen und Staurohre sind entschieden zu dick ausgefallen. Sie wurden durch gezogene Gussäste ersetzt.

Die Kabinenhaube passt gut. Lediglich die Angusspunkte sind etwas groß geraten. Dadurch haben die Kanzelstreben an dieser Stelle einen kleinen Fehler.

Als nächster Schritt wurden das Modell und die Klappen lackiert. Die Fahrwerksklappen und die Luke wurden am Gussast farblich behandelt. Es vor dem Auftrag der Deckschicht aus Valejo Orange wurde das Modell erst mit hellgrau grundiert. Dieser Schritt ist notwendig, da bei der orangen Farbe krasse Übergänge, wie Spachtelstellen, durchscheinen. Danach erhielten der Rumpf und die Tragflächen noch ein Zwischenfinish aus Revell- Klarlack .

Nach Anbringung der Abziehbilder wurde das Modell einem Washing unterzogen, wodurch Die Darstellung von Schatten in den Gravuren erfolgt. Die Fahrwerksteile wurden angemalt und angebracht. Danach sollte das Modell auf eigenen Rädern stehe, dachte ich! Da nirgendwo im Bauplan ein Hinweis ist, habe ich kein Gewicht im Bug angebracht, und meine X-1 saß auf dem Hintern. Ich habe von unten ein Loch in den Rumpf gebohrt und hinter der Kabine zirka 6 cm Bleistreifen Durchmesser 3,5mm eingebracht. Mein Modell stand danach gerade so. Das Loch wurde verspachtelt, verschliffen und nachlackiert.

Im Anschluss erfolgte ein leichtes Trockenbürsten und die Versiegelung mit einem Gemisch aus 50% Revell klar und 50% Revell matt. Zuletzt wurde die Kabinenhaube demaskiert und die Kanzelstreben aufgemalt.

Fazit: Trotz der Problemzone Cockpit leicht zu bauen und sieht auch ganz gut aus. Der Bausatz braucht sich vor der X-1 von Tamiya nicht zu verstecken.

Karsten Rummer, Zittau (2007)