Hier nun also mein erstes Rennflugzeug. Die RB-51 "Red Baron" von 1979
Zum Original: Die Maschine, eine ursprünglich standardmäßige P-51D, erfuhr bereits 1966 einige Modifikationen, wie die flache Haube und die gestutzten Flächen mit den gewölbten Wingtips um eine beispiellose Karriere als Rennflugzeug zu starten. Zuerst ging das Flugzeug als "Miss R.J." an den Start und war von Anfang an recht erfolgreich. Ein Besitzerwechsel brachte auch ein neues Outfit und einen neuen Namen. Die so genannte "Roto Finish Special" flog, ab jetzt ganz in Silber, auf die vorderen Ränge. 1974 ging sie dann in den Besitz der Red Baron Flying Services unter Ed Browning über wo sie, nun ganz in Rot, sofort erfolgreich war.
Doch Erfolg war dem Team um Ed Browning nicht genug. Die P-51 wurde weiter getunt. Ein größeres Seitenleitwerk, ein gestutztes Höhenleitwerk und ein Rolls Royce Griffon 57 Motor mit dem gegenläufigen Zwillingspropeller einer Avro Shackelton wurden eingebaut. Alle nicht zur Wartung benötigten Blechstöße wurden verspachtelt, um die Kiste so aerodynamisch günstig zu machen, wie es nur ging. Diverse Rennen konnten gewonnen werden und im August 1979 wurde der Geschwindigkeitsweltrekord für Propellerflugzeuge auf der 3 Meilen Teststrecke mit 499,018mph, umgerechnet 805,09kmh, eigestellt. Bei besserem Wetter wäre sicherlich sogar mehr drin gewesen. Man hatte geschätzt, dass die RB-51 bei heißeren Lufttemperaturen durchaus die 530mph (ca. 853kmh) hätte schaffen können.
Nur ca. einen Monat später, am 16. September 1979, ging das Flugzeug durch einen technischen Defekt am Turbolader und einen daraus resultierenden Fehler der Ölpumpe für die Propellerblattverstellung verloren. Das Rennen beendete die Maschine wegen der Probleme nur als zweite und stürzte, kurz nach dem Durqueren der Ziellinie, ab. Pilot Steve Hinton überlebte, wie durch ein Wunder, schwer verletzt. Das Flugzeug hingegen war ein Totalverlust. Somit beendete die RB-51 ihre Karriere, fast könnte man sagen standesgemäß, mit einem Knall. Steve Hinton fliegt noch heute das Paceplane bei den Rennen in Reno.
Das Modell: Der Bausatz kommt von Kiwi Resin Models, einem Kleinserienhersteller aus Neuseeland. Beim Öffnen der Box war ich etwas geschockt. Die Teile, fast alle aus Resin, wiesen derartig viele Lufteinschlüsse auf, dass ein Verspachteln kaum mehr möglich war. Vor allem die dünnen Streben im Fahrwerkschacht wären nicht so einfach zu rekonstruieren. Zudem waren viele Teile verzogen, wie z.B. der Rumpf. Hier waren die Hälften nicht nur um die Hochachse verbogen, sondern auch um die Längsachse verdreht. Ein Großteil der übrigen Teile machten bei näherer Betrachtung eher den Eindruck, als währen sie mit einer Machete aus dem Vollen gehackt worden und waren fast unbrauchbar. Die Fahrwerksbeine lagen aus Zinn bei. Grotesk verbogen, und einfach schlecht gegossen. Beim Bleigießen zu Silvester, bekommt man meistens bessere Ergebnisse. Das beste im Bausatz waren die Decals und die waren erstaunlich gut. Ebenfalls erwähnenswert ist die glasklare, dünne Vakuhaube, die sogar gleich doppelt beilag.
Aufgrund des sündhaft teuren Resinabfalls musste nun eine Tamiya P-51D einspringen. Zuzüglich eines Fahrwerkschachtes von Aires, einem Spornradkasten von Quickboost, sowie einiger Ätzteile für das Cockpit wollte ich das Projekt so retten.
Das Cockpit wurde bis auf den Sitz und den Boden neu angefertigt. Hier halfen gute Photos, auf denen die geänderte Instrumententafel und zwei zusätzliche Instrumentenbretter sichtbar waren. Für den Rumpf nahm ich nur wenige Teile des Kiwi Resin Bausatzes. Der Rest wurde durch Tamiyateile oder Eigenbauten ersetzt. Die Flächen kommen direkt von Tamiya, mit Ausnahme der Wingtips, die ich bei Kiwi Resin abgoss, neu aus Resin fertigte und anpasste. Ebenso die Propellernabe , denn hat man erst einmal eine Gussform, hat man auch eine zweite Chance. Die Bohrungen für die Propellerblätter mussten selbst gebohrt werden. Da waren mir Versuche mit dem Originalteil zu riskant.
Die Propellerblätter von Kiwi Resin, aus Zinn gefertigt, erinnerten eher an Ruderpaddel einer römischen Galeere als an Propellerblätter. Also nahm ich zwei dieser "Paddel" und schliff sie so lange zurecht, bis sie so aussahen, wie ich es mir wünschte. Eins für den rechts laufenden Propeller, eins für den links laufenden. Danach machte ich auch hiervon eine Gussform und erstellte neue Blätter aus Resin. Räder gab es neue von Ultracast. Die Kiwi Resin Räder waren zwar nicht unbrauchbar, hatten aber das falsche Profil.
Nach dem Zusammenfügen dieses Patchworkmodells musste alles aufwendig verspachtelt werden. Nicht nur die Klebenähte, sondern diesmal auch alle, am Original nicht vorhandenen Blechstöße. Die Spachtelei gehört nun nicht gerade zu meiner Lieblingsdisziplin und ich dachte mehrmals daran diese nervige Karre im hintersten Eck eines Schrankes verschwinden zu lassen, tat es jedoch nicht.
Lackiert wurde ausschließlich mit Farben von Zero Paints, denn im Gegensatz zu den Modellen die ich sonst so verbreche, musste die "Red Baron" hoch glänzend sein, sollte jedoch nicht wie Spielzeug aus dem Schokoladenei aussehen. Vielen Dank also auf diesem Wege an Steffen Arndt vom IPMS Deutschland für den super Tipp. Die Farben waren für diese Anwendung spitze, wenn auch sicher nicht jedermanns Sache, denn es sind Nitrofarben und stinken buchstäblich zum Himmel.
Wie schon erwähnt, gab es mit den Abziehbildern keine Probleme. Nur die große 5 auf dem Leitwerk und der Michelob Schriftzug auf dem Rumpf deckten das darunterliegende rot nicht komplett ab und wurden nochmal in weiß überlackiert. Abschließend kam ein Überzug mit einem hoch glänzenden Zweikomponentenklarlack von Zero Paints und dann hellte sich meine Miene endlich etwas auf. Jetzt noch die Cockpithaube drauf, Propeller und Räder dran - fertig.
Der Sockel besteht aus einem Spiegel plus passendem Rahmen, den ich mir anfertigen ließ. Auf den Spiegel kam noch etwas Farbe und mit selbst erstellten Decals, die wichtigsten Erfolge, die das Original vorzuweisen hatte.
Letztlich bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, wenn der Weg auch steinig war und viel Zeit und Nerven kostete. Aber bin ich daraus schlau geworden? Natürlich nicht. Der nächste Racer steht schon in der Boxengasse.
Lars Kolweyh (April 2014)