Vorbild: Das Flugzeug wurde Anfang der 40er Jahre als Ablösemuster für die Douglas A-20 Havoc entwickelt. Der Erstflug der XA-26 erfolgte am 10. Juli 1942. Einige Probleme waren zu beseitigen und so dauerte es noch zwei Jahre bis die ersten Exemplare an der Front auftauchten. Die XA-26A war ein Prototyp eines Nachtjägers, der durch das Erscheinen der P-61 Black Widow überflüssig wurde. Die erste Serienversion war die A-26B als Erdkampfflugzeug. Es folgte die A-26C mit Glasbug als Bomber.
Nach der Umstellung des Nummernsystems bei der USAF und dem Ausscheiden der B-26 Marauder erhielten die A-26B und A-26C die neue Bezeichnung B-26B und B-26C. Prototypen gab es als XA-26D, XA-26E und XA-26F. Zu Beginn der 60er Jahre suchte die USAF ein Flugzeug für sog. COIN-Einsätze in Südostasien. So wurde die Modifikation von 40 Exemplaren zur B-26K Counter Invader bei On Mark Engineering Company in Auftrag gegeben.
Optisch und technisch unterschieden sich diese Flugzeuge durch eine Vielzahl von Details. Die Modifikationen umfassten u.a.:
Während des Einsatzes wurden auch noch die Lufteinläufe bei den Motorengondeln und die Triebwerksverkleidungen geändert. Die B-26K flog von Thailand aus Einsätze in Kambodscha und Vietnam. Angeblich wollte die Regierung Thailands keine Bomber von Basen innerhalb des Landes zu Einsätzen nach Vietnam und Kambodscha fliegen sehen und so wurde die Bezeichnung in A-26A (!) geändert. 1969 flog die A-26A zuletzt im Kampfeinsatz. Die A-26/B-26 Invader ist das einzige Flugzeug der USAF, welches im WK II, im Koreakrieg, im Vietnamkrieg und verschiedenster Konflikte in Afrika, Lateinamerikas sowie Asiens eingesetzt wurde.
Bausatz: Als Überraschungskit des Jahres 2005 erschien die B-26K in 1:72 bei Italeri. Die Gerüchteküche behauptete zuvor, dass es hier eine Kooperation mit der MPM-Gruppe geben würde. Der Bausatz macht einen Italeri-typischen Eindruck. Die Aufteilung der Bausatzteile lässt erkennen, dass es sicher noch mehr Versionen der Invader bei Italeri geben wird.
Alle für die B-26K benötigten Teile sind auf zwei separate Spritzlinge verteilt. Das ist der doppelt vorhandene Spritzling E. Es sind nur die späten Motorverkleidungen der B-26K vorhanden. Somit wäre ein Umbau in eine frühe Version nur schwer möglich. Hierfür gilt es die A-26B oder die A-26C von Italeri und Revell zu nutzen. Beide erschienen 2006.
Kommen wir nun zum eigentlichen Bausatz. Die Spritzgussteile besitzen schöne Gravuren und auch die Rumpfseiten sind von innen detailliert. Das Cockpit ist auf den ersten Blick recht gut ausgestattet. Für das Instrumentenbrett gibt es ein Decal. Da Italeri auch die Rumpfspanten nicht vergessen hat, sind die Grundlagen für ein solides Modell vorhanden. Für das Buggewicht sollen 20 Gramm reichen.
Bei der Counter Invader gibt es aufgrund des massiven Rumpfbugs auch kein Problem mit dessen Unterbringung. Die Bausatz-Räder sind ein wenig abgeplattet. Das R-2800-Triebwerk ist durch einen aufgeprägten Stern dargestellt. Die ganze diesbezügliche Modellkonstruktion hat wenig mit dem Original gemein. Hier kann sich die Zubehörindustrie austoben (Ersatz gibt es inzwischen bei CMK, Pavla und Quickboost). Für die Tragfläche gibt es eine Menge an Bewaffnungen (sind leider nicht immer richtig für den Einsatzort).
Bei den Bemalungsvarianten hat sich Italeri Mühe gegeben und die Decals sind gut gedruckt.
Bau: Nachdem ich mich ein wenig mit dem Original beschäftigt hatte, begann ich mit dem Bau der Counter Invader. Ich orientierte mich an die Bauanleitung. Als erstes machte ich mich an das Cockpit. Italeri hat hier ein wunderschönes Cockpit reproduziert. Nur ist es leider nicht ohne erhebliche Änderungen für eine Counter Invader zu gebrauchen. Diese 40 Maschinen wurden bei On Mark erheblich modifiziert. Hierfür wurden scheinbar nur TB-26 benutzt. Alle B-26K hatten Doppensteuer mit normalen (modernen) Steuerhörnern. Die Instrumentierung wurde auf der rechten Seite ergänzt. Entsprechend modifizierte ich mein Cockpit.
Die Steuerhörner entstanden aus Draht und EVERGREEN-Profile. Für das Instrumentenbrett musste Plastiksheet und ein Decal herhalten. Das gesamte Cockpit war im Original Schwarz. Gurte habe ich noch aus meiner Restekiste ergänzt. Die Mühe mit der Detaillierung des Bombenschachtes habe ich mir erspart, da er bei der Counter Invader nicht benutzt wurde. Die gesamte Bugspitze wurde mit Blei gefüllt (Im Nachhinein zeigte sich, dass es auch unbedingt erforderlich ist). Nachdem die Inneneinrichtung fertig gestellt, die Rumpfinnenseiten schwarz lackiert waren, der vordere Fahrwerksschacht inklusive der Fahrwerksklappen eingeklebt war, wurden die beiden Rumpfhälften zusammengefügt.
Die Bewaffnung in dem Bug muss vor der Montage an den Rumpf eingebaut werden. Das birgt die Gefahr in sich, dass die MGs abbrechen. Als der Rumpfbug mit dem restlichen Rumpf verbunden war, zeigten sich deutlich Absätze auf beiden Seiten. Die Glasteile habe ich auch gleich eingeklebt und verspachtelt und verschliffen. Insbesondere die Cockpitverglasung ist zu schmal und passt gar nicht. Das dauerte mehrere Tage, da immer wieder nachgespachtelt wurde.
Inzwischen beschäftigte ich mich mit den Fahrwerken. Italeri hat diese doch ein wenig zu stark vereinfacht. Alle Fahrwerksstreben sind von vorn nur als massive Platte reproduziert. Mit einem sehr heiß eingestellten Wachsspachtelgerät trennte ich diese Platten grob ab und verschliff das eigentliche Fahrwerksbein. Nach Vorbildfotos und Zeichnungen wurden dann die Verstrebungen mittels EVERGREEN-Profile wieder neu angeklebt. Die beiden Hauptfahrwerke müssen vor der Montage der beiden Motorgondeln eingebaut werden. Nachdem diese Gondeln von innen nach Bauanleitung lackiert waren habe ich es auch so aus Stabilitätsgründen getan. Die beiden Gondeln wurden dann mit der jeweiligen Tragfläche verklebt und wieder gab's was zu Spachteln. Zeitweise verließ mich schon die Lust. Daher gab es bei den Unterflügelaufhängungen auch keine Nachdetaillierung.
Die Hauptfahrwerksräder sind für eine Counter Invader falsch. Im Original wurden die Räder der KC-135 (!) bei On Mark verbaut. Da ich noch welche von meiner C-135R (von Heller) übrig hatte (dort verbaute ich den True Detail-Räder-Satz), wurden diese gern genommen. Inzwischen gibt es richtigen Ersatz von True Detail für die Counter Invader. Nach dem Bemalen der Räder wurden die Felgen mittels stark verdünnter schwarzer Farbe gespritzt und die Strukturen mittels Trockenmalen deutlich gemacht.
Die mäßig detaillierten Motore habe ich nur vernünftig bemalt. Ich wollte nicht bewusst nicht mehr Geld in den Bausatz investieren. Die im Original verstellbaren Motorklappen hatten im Modell eine Hinterkante von gut einem Millimeter. Also wurde auch hier wieder geschliffen bis die Hinterkante spitz war! Nachdem die restlichen Teile (bis auf die Fahrwerksklappen, das Bugfahrwerk, die Flügellasten und die Räder) nach Bauanleitung verbaut und verspachtelt waren, wurden die Glasteile mit dem vorgestanzten Maskset von eduard abgeklebt. Diese lassen sich wirklich hervorragend verarbeiten und sind generell zu empfehlen. Zuerst wurde die Cockpitinnenfarbe auf getragen und dann folgte ein hellgrauer Farbton. Es folgte das übliche Feinspachteln und dann der schwarze Unterseitenanstrich.
Dabei wurden die Vorderkanten von Tragfläche, Höhen- und Seitenruder gleich mit lackiert. Nach dem Durchtrocknen wurde alles mit Tamiyaklebeband und Maskol vor der nächsten Farbschicht geschützt. Für die Oberseiten benutzte ich die ModelMaster-Farben lt. Bauanleitung. Ich ging hier vom hellen zum dunkleren Farbton vor. Für die Farbgrenzen benutzte ich UHU tac und für die feinen Streifen schnitt ich mir Tamiya-Klebeband passend. Die Zwischenräume füllte ich mit Maskol aus. Bei der Bemalung orientierte ich mich an einer Farbzeichnung des ersten A-26 Invader in action.Der Italeri-Bauanleitung mochte ich nicht vertrauen, denn dort waren alle drei Tarnschemen gleich. In Natur war jedes Flugzeug individuell getarnt.
Als letztes wurde die silberne Farbfläche an der Seitenrudervorderkante gespritzt. Trotz matter Tarnfarben brachte ich die Decals an und sie wurden mit Weichmacher (DACO rot) behandelt. Dadurch wurde der Trägerfilm unsichtbar. Die Ziffer 3 wurde aus verschiedenen Ziffern zurechtgestückelt. Nachdem alles durchgetrocknet war, bekam das Modell einen Farbüberzug mit Versiegelung von ModelMaster. Die Oberfläche wurde dann homogen und mittels Schulmalfarbe wurden die Ruderspalten und einige Gravuren mit Schwarz nachgezogen. Das Dunkelgrau ergab einen zu schwachen Kontrast. Für die Abgasspuren benutzte ich schwarzes Farbpulver von Aritec. Die restlichen Bauteile wurden montiert. Es folgte eine Versiegelung des gesamten Anstrichs mit Humbrol-Matt-Lack.
Dann wurden noch die Positionsleuchten ergänzt und die Glasteile demaskiert. Als letzter Arbeitsgang wurden die Landescheinwerfer unter den Tragflächen mittels Crystal Klear verglast. Fertig ist eine Counter-Invader, die dem Vorbild ähnlich (die noch vorhandenen Defizite möchte ich hier nicht auflisten) sieht.
Fazit: Italeri hat hiermit den ersten Spritzgussbausatz einer B-26K Counter Invader geschaffen. Leider ist die Umsetzung nicht so ausgefallen wie erwartet, denn so einfach, wie es sich Italeri machte, geht es nicht. Die Passung und einige Details sind auch nicht gerade zeitgemäß. Trotzdem hat der Bau letztendlich Spaß gemacht, denn es war Modellbau pur!
Volker Helms, Godern
Literatur: