Eine PZL.43, mal etwas anderes…
Manchmal muss man wirklich Plastikmodellbau Hersteller loben. In der Tat, Wer hätte gedacht dass es jemals möglich wäre ein PZL.43 Flugzeug im Maßstab 1:48 bauen zu können. Und das nicht als Vacu oder Resin Bausatz, sondern als ganz gewöhnlicher Plastikbausatz! Mirage Hobby aus Polen hat dieses Kunststück fertig gebracht, zur Freude aller Liebhaber esoterischen Themen. Sicher wird solch eine Maschine nicht jedem schmecken, aber wer etwas anderes als eine Bf109 oder eine Spitfire bauen will, der wird hier voll auf seine Kosten kommen.
Die PZL.43 "Czajka" (Tschaika = Möwe), war eine Weiterentwicklung der polnischer PZL.23 "Kara´s", ein leichter Bomber aus den späten 1930er Jahren der während des Überfalls auf Polen in 1939 zum Einsatz kam. Die PZL.43 war eigentlich als "Exportmaschine" gedacht und wurde mit einem stärkeren Gnome-Rhône Motor ausgerüstet. Dies führte zu Veränderungen im Bereich des Rumpfes, aber der Rest des Flugzeugs (Flügel und Fahrwerk) blieb gleich. Zwei Maschinen wurden in Rechlin für die Luftwaffe getestet aber der wichtigste Nutzer war Bulgarien der ungefähr 50 PZL.43 (fast die ganze Produktion) erhielt.
Kein Bausatz für Anfänger!
Beim Öffnen der Schachtel wird einem sofort klar das es sich hier nicht um ein einfaches Projekt handeln wird. Zu den ursprünglichen Teilen der PZL.23, die eine etwas rauen Oberfläche aufweisen, hat Mirage Hobby neue Spritzlinge beigefügt, sowie eine große Anzahl an Fotoätzteile. Deswegen würde ich diesen Bausatz nur erfahrenen Modellbauer empfehlen.
Bevor ich mit dem Kleben und Bemalen anfing, dachte ich das es sinnvoll sei die Bauanleitung gut durchzulesen um alle unnötigen Teile beseitigen zu können. Dies sorgte für einen besseren Durchblick während der Montage. Insbesondere erforderte das Innere des Rumpfes viel Aufmerksamkeit weil an dieser Stelle viele Details geboten werden. Ohne Zweifel handelt es sich hier um eine der Stärken des Modells. Für die Farbgebung des Besatzungsraumes habe ich mich voll auf die Bemalungsanleitung von Mirage Hobby verlassen die in der Hinsicht sehr umfassend ist. Zum Glück bleibt am Ende viel von dem Inneren sichtbar da die PZL.43 über vielen Glasteilen verfügt.
Aerodynamische Forschung
Wie schon gesagt, sind die Oberflächen der ursprünglichen Teile nicht so glatt wie die neueren. Da muss kräftig nachgearbeitet werden, besonders bei den Tragflächen, um ein besseres "aerodynamisches" Ergebnis zu erzielen. Dafür habe ich n°000 Stahlwolle benutzt. Mein Model fliegt dadurch zwar nicht schneller, sieht aber sicherlich schöner aus.
Das Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften mit den Flügeln erwies sich als recht problemlos. Ein bisschen Spachtel wurde hier und da benötigt aber es hielt sich in Grenzen. Mirage Hobby hat viele Ätzteile beigefügt um der Darstellung der Oberflächen des Flugzeugs aufzulockern: Verstärkungen, Wartungsluken, Trittstufen, usw… Das Fahrgestell kann man zum Schluss an die Unterseite kleben, was die Bemalung vereinfacht.
Mehr PS dank Gnome-Rhône
Die PZL.23 war mit einem Lizenz gebauten Bristol Pegasus ausgestattet. Da dieser Motor nur für den Einsatz in Polen genehmigt war wurde eine "neue" Maschine mit einem stärkeren Gnome-Rhône Motor Französischer Herkunft für den Exportmarkt entwickelt. Der vordere Teil des Flugzeuges musste komplett umgestaltet werden und das Ergebnis kann man ohne Zweifel als unansehnlich charakterisieren. Jedoch war die "Czajka" leistungstärker als die "Kara´s", was für die bulgarischen Piloten von Vorteil war. Leider konnten die polnischen Kämpfer von 1939 nicht davon profitieren.
Mirage Hobby hat mit seinem verkleinertem Gnome-Rhône gute Arbeit geleistet und dieses ausschließlich mit Plastikteilen. Allerdings muss man gut aufpassen, dass die mehr als 20 Teile in der richtigen Reihenfolge und an die richtigen Stellen geklebt werden. Der Motor, inklusive Haube und Auspuffe, kann man wie das Fahrgestell ganz am Ende montieren, nach dem Lackieren.
Nein, nicht wieder Luftwaffe!
Das die PZL.43 fast nur von den Bulgaren geflogen wurde hat der polnische Hersteller nicht davon abgehalten eine erste Auflage seines Bausatzes mit deutschen Markierungen auf den Markt zu bringen. Diese Entscheidung ist sicherlich wirtschaftlich gerechtfertigt (Zweiter Weltkrieg und Luftwaffe verkauft sich halt gut) aber persönlich habe ich die etwas exotischeren bulgarischen "Tarnungen" immer interessanter gefunden. Leider gibt es dafür keine Abziehbilder so dass ich in meiner Decalkiste greifen musste oder mich mit selbstgefertigten Masken beschäftige.
Die Tarnung der PZL.43 war im Grunde ziemlich einfach (Unterhalb Hellblau und obere Flächen Oliv Grün) aber vielleicht empfand jemand das als zu eintönig und legte in der polnischen Lackiererei so richtig los! Die Motorhaube wurde rot gestrichen und die Rumpfseiten mit einem roten Band versehen das sehr dynamisch wirkt. Später, als wäre dieses nicht genug, haben die Bulgaren gelbe Farbe an verschiedene Stellen aufgetragen (taktische Markierungen) sowie weiße Bänder für Übungszwecken. Am Ende sieht diese Maschine wie ein richtiger Paradiesvogel aus!
Wie immer habe ich Acryl Farben von Tamiya benutzt: XF-23 Blau, XF-51 Khaki Darb, XF-2 Weiß, XF-3 Gelb und XF-7 Rot in diesem Fall. Die wenigen Decals wurden auf eine Lackschicht (Future) aufgetragen und das ganze Model bekam zum Schluss eine matte Oberfläche dank Gunze H20. Die Alterung des Models habe ich in Grenzen gehalten da dieser Typ fast nur Übungs- und Aufklärungsfllüge gemacht hat. Dafür habe ich die "Weathering Pastel" von Tamiya verwendet.
Letzter Feinschliff
Als Letztes wurden die Klarsichtteile angebracht. Zwei Kanzeln stehen im Bausatz zur Verfügung: ganz zu oder offen. Ich habe mich natürlich für die letztere entschieden damit man von dem Inneren am Ende alles gut sehen kann. Diese Maschine (Weiße 25), hatte eine Radioantenne die ich selber fertigen musste weil das originae Plastikteil zu zerbrechlich war. Als Draht habe ich Lycra-Garn benutzt.
Die Maschinengewehre sind sehr fein gemacht und alle wurden mit den vorhandenen Fotoätzteilen aufgewertet. Besonders die Zieleinrichtungen haben es in sich. Bei der Bewaffnung muss man gut aufpassen, dass man den richtigen Typ wählt. Hier sollte man unbedingt auf Vorbildfotos zurückgreifen.
Vielen Dank...
Als letztes möchte ich mich bei Herr Piotr Mrozowski sehr herzlich bedanken der mir diesen Bausatz zu Verfügung gestellt hat. Er ist der Design Experte für die Flugzeug Abteilung bei Mirage Hobby und er hat das Thema PZL.43 wirklich sehr intensive durch recherchiert. Er ist jemand, der das Inverkehrbringen eines Bausatzes verzögern kann, weil er nicht genau sicher ist ob die Propeller-Logos auf dem Decalbogen zutreffend sind!
Als Informationsquelle habe ich das Buch von Mushroom Model Publications benutzt (PZL.23 Kara´s von Tomasz J. Kopa´nsk), das ein Kapitel, sowie original Fotos und Pläne der PZL.43 enthält. Herr Mrozowski hat mir auch ein Exemplar der polnischen Zeitschrift "Militarist - Magazyn Historyczno - Modelarski" (Vol.4 No.1/1999) zukommen lassen das sehr hilfreich war, besonders für die Vorbildfotos, Pläne und Profile.
Jean-Luc Formery, Frankreich