Zum Bausatz : 2010 kam, ein wenig überraschend, ein neues Model der Focke-Wulf Fw 189 "Uhu" im Maßstab 1/48 auf dem Markt. Ich sage "überraschend", weil es ursprünglich von der Firma ICM angekündigt war. Die Chinesen von Great Wall Hobby waren aber letztendlich schneller, so das wir nie erfahren werden ob der Ukrainischer Hersteller seine Arbeit gut gemacht hätte. Wir werden aber in diesem Bauartikel sehen, dass der GWH Bausatz recht gelungen ist, was für den Modellbauer doch die Hauptsache ist.
In der Schachtel befinden sich, gut verpackt, sechs graue Plastik Spritzlinge, Klarteile, ein Bogen mit Fotoätzteilen, Masken für die Kanzel, Abziehbilder und natürlich die Bauanleitung. Das Ganze macht ein recht ordentlichen Eindruck und erinnert ein wenig an Dragon, was ja nicht verkehrt ist. Gravur und Details sind vielversprechend und insgesamt ist dieser erster Bausatz von GWH sehr gelungen. Einzig die Streben der vorderen Kanzel schienen mir ein wenig zu ausgeprägt zu sein, aber mehr darüber später.
Bevor wir uns dem Bau widmen, muss noch erwähnt werden, dass es sich hier nicht um das erstes Model der Fw 189 in diesem Maßstab handelt. MPM hatte schon vor ein paar Jahren ein recht anspruchsvoller Bausatz der "Uhu" herausgebracht, der, besonders in der "High Tech" Edition, zu überzeugen wusste. Heute sollte man aber eher das Produkt aus China bevorzugen, weil es einfach leichter zu bauen ist. Falls Sie aber, wie es bei mich der Fall war, eine MPM Fw189 in der "High Tech" Edition im Lager haben, können Sie den Bausatz ohne Skrupel als "Detailsatz" benutzen, es lohnt sich!
Normalerweise bleibt die ganze Arbeit, die man in das Innere eines Flugzeugmodels steckt, am Ende unsichtbar. Bei der Fw189 ist es gerade umgekehrt! Die typische Kanzel der Maschine lässt die Blicke schön durch, also kann man hier richtig loslegen. Aus der Schachtel ist das Cockpit eigentlich zufriedenstellend, aber hier kann man ausgiebig auf den MPM Bausatz zurückgreifen. GWH hat zum Beispiel der Flügelholm vergessen, der durch die Kanzel durchlief. Ich habe auch andere MPM Teile benutzt, wie die Gasmaskenbehälter aus Resin, die wegwerfbaren Mitteilungsbehälter aus Plastik oder das Instrumentenbrett aus Fotoätzteilen. Ein paar Sachen habe ich auch an den Seitenwände hinzugefügt, manchmal aus der Ersatzteilkiste oder, wie das Radio, von Eduard gekauft. Die Pedale wurden auch ein wenig verbessert. Aufpassen muss man bei den Munitionsbehälter. GWH will das man welche, die für die MG 15 vorgesehen sind, an die Wände klebt. Das wäre für eine Fw 189 A-1 zwar richtig aber nicht für die A-2. Diese Version wurde mit MG 18Z bestückt und dafür wurden Munitionskasten benützt.
Als die Arbeit mit der Detailierung fertig war, wurde das Ganze mit RLM 66 besprüht, die Details mit "Drybrushing" hervorgehoben und dann mit gefärbten "Klir" (das Französische "Future" mit ein wenig dunkelbrauner Tamiya Acryl Farbe) versiegelt. Die hellgrauen und silbernen Alterungsspuren habe ich mit einem sehr feinen Pinsel aufgetragen. Als letztes kam eine Schicht Mattlack (GSI Hobby Color H20).
In dem Bausatz befinden sich zwei schönen Argus Motoren, die man einbauen muss und die am Ende auch sehr schön sichtbar bleiben. Ich habe mich entschlossen eine Motorverkleidung geschlossen und die andere offen zu lassen. Auch wenn man mit dem was von GWH geboten wird, zufrieden sein kann, braucht man auch hier ein wenig Arbeit, um das ganze besser aussehen zu lassen. Besonders schade ist das völlige Fehlen der Details der hintere Motorwand. Das ist nicht so dramatisch, wenn die Hauben geschlossen dargestellt werden. Aber wenn sie offen bleiben, merkt man das hier doch recht Vieles sichtbar bleibt. Hier muss man sich allerdings selber zu helfen wissen da auch im MPM Bausatz nichts zur Verfügung steht. Die Resin Motoren der "High Tech" Schachtel sind zwar sehr schön, aber diese einzubauen, wäre doch zu viel des Guten gewesen. Die behalte ich Lieber für ein anderes Projekt.
Wie gesagt ist der GWH Bausatz gut gelungen. Trotzdem ist er nicht so leicht und so schnell zusammen zu bauen, wie zum Beispiel ein einsitziger Jäger. Die verglaste Kanzel, die beiden Leitwerskträger, das komplexe Fahrgestell, usw. machen es einem nicht leicht, obwohl alles ziemlich gut zusammen passt. Viel Spachtel wurde bei diesem Projekt nicht gebraucht, aber alle Schritte muss man im Voraus planen, um keine böse Überraschungen zu erleben. Die Flügel saßen sofort richtig, was mich bei dieser Konfiguration doch recht überrascht hat. Großes Lob an GWH hier!
Doch um das Modell endlich für die Farbwerkstatt bereit zu kriegen, muss man erst alle Fenster maskieren und es sind viele! In dem Bausatz sind zwar Masken vorhanden aber es sind die schlechtesten, die ich je benutzt habe. Manche hatten nicht die richtige Größe und anderen klebten einfach nicht auf den runden Oberflächen mancher Teile. Normalerweise hätte dies eine leichte Arbeit sein sollen aber letztendlich wurde es trotzdem zur Tortur. Glücklicherweise ist die Passgenauigkeit zwischen Klarteilen und Rumpf perfekt, was schon mal wichtig ist.
Um meine Modelle zu bemalen, benutze ich immer Tamiya Acryl Farben, die ich mir selber zusammenmische. Um die richtigen Töne zu treffen, vergleiche ich meine Ergebnisse mit den Farbmustern, die in den zwei Bänden von Ken Merrick "Luftwaffe Camouflage & Colors" enthalten sind.
Die Fw189 hat zuerst eine klassische RLM 65/70/71 Tarnung bekommen. Um das Ganze weniger eintönig wirken zu lassen, habe ich die "pre-shading" Technik benutzt. Dann bekam das ganze Model mehrere Klarlack Schichten (wieder Klir, aber dieses mal Pur) um eine schöne glatte Fläche für die Decals zu haben.
Da ich eine "Uhu" mit einer sehr verwitterten Wintertarnung darstellen wollte, wie es auf einigen Originalfotos zu sehen ist, habe ich mich entschlossen die "Haarspray Technik" zu benutzen, was für mich ein Novum war. Deshalb war ich etwas beunruhigt, als ich mit das Haarspray meiner Frau anfing drauf zu sprühen! Als alles trocken war, habe ich dann einfach sehr verdünntes Tamiya XF-2 Weiß aufgetragen. Nach etwa einer Stunde habe ich angefangen, mit Wasser, die Farbe in einige Stellen zu lösen. Und es hat reibungslos funktioniert!
Um den erzielten Effekt zu schützen, habe ich nochmals Klir benutzt. Die Strukturen wurden dann mit "washing" (hochverdünnte, dunkelbraune Ölfarbe) hervorgehoben und als letztes habe ich Mattlack (GSI Hobby Color H20) aufgetragen.
Nach dem Bemalen ist man aber noch lange nicht fertig. Viele kleine Teile müssen noch geklebt werden: Propeller, Schutzbleche der Räder, Antennenmast, MGs mit Visieren, bewegliche Klarteile, offene Triebwerkverkleidungen, usw…
Die Details des Ölkühlers wurden hinzugefügt, weil ursprünglich die untere Haube total glatt war. Sehr feine Metalldrähte dienen als Haubenstützen.
Das fertige Model wurde auf eine Mark58 Diorama Platte gestellt und vor einem passenden Hintergrund für diesen Artikel fotografiert.
Ein großes Dankeschön geht an Guido Hopp der mir das GWH Model zu Verfügung gestellt hat. Dem Chinesischen Hersteller ist ein sehr ordentlicher erstes Bausatz gelungen und wir können nur hoffen das es der erster einer lange Serie ist.
Jean-Luc Formery, Frankreich (März 2011)