Vorbild: Die Blackburn Buccaneer (deutsch: Seeräuber) war ein zweistrahliges Kampfflugzeug aus britischer Produktion. Sie wurde als "Modell B-103" von Blackburn Aircraft entwickelt. Nach der Übernahme durch Hawker Siddeley, wurde sie oft als Hawker Siddeley Buccaneer bezeichnet.
Die Buccaneer wurde im Mai 1962 von der Royal Navy in Dienst gestellt. Die Konzeption dieses Tiefangriffsflugzeuges sah vor, während der Zeit des kalten Krieges, bei einem militärischen Konflikt, mit den Truppen des Warschauer Vertrages, insbesondere sowjetische Marineeinheiten, sowohl mit konventionellen, als auch nuklearen Waffen, bekämpfen zu können. Im Tiefflug erreichte die Buccaneer in der Version S.2C, ausgerüstet mit Rolls Royce Spey - Triebwerken, eine sehr gute Leistungsperformance. Als die Royal Navy 1978 begann, ihre großen Flugzeugträger auszumustern, gingen die Flugzeuge in den Bestand der Royal Air Force über. Die Buccaneer wurde auch in der Luftwaffe von Südafrika geflogen. (nach WIKIPEDIA)
Der Bausatz: Der neuentwickelte Bausatz von AIRFIX ist seit Herbst 2019 auf dem Markt. Er zeichnet sich durch eine sehr gute Oberfläche, versenkte Gravuren und eine sehr gute Passgenauigkeit aus. Rumpf und Tragflächen bilden jeweils ein Ober- und ein Unterteil, welches verklebt werden muss. Das lästige "rund schleifen" und nachgravieren des Rumpfes entfällt hier also. Man kann das Flugzeug am Boden stehend oder in Flugposition mit eingefahrenem Fahrwerk darstellen. Ein Ständer ist für diese Bauvariante nicht vorhanden, gibt es aber seperat von AIRFIX. Für letztere Variante sind entsprechende Fahrwerksklappen alternativ vorhanden. Man kann das Modell mit hoch geklappten Tragflächen oder ausgeklappten Tragflächen bauen. Ich habe mich für diese Variante entschieden.
Der Bau: Die Innenlandeklappen an den Tragflächen sind separate Teile, die alle sehr gut passen. Ich habe sie extra lackiert, dekoriert, gealtert und erst dann, mit Hilfe von gesetzten Messingstiften montiert. Gleiches gilt für das Ruder des Seitenleitwerks, wo ich zur Befestigung 0,4 mm Messingstifte eingezogen habe.
Das Cockpit besteht aus mehreren Teilen. Armaturen sind in Form von Decals vorhanden. Die Schleudersitze sind etwas einfach gehalten. Darüber hinaus, empfand ich sie für den Maßstab 1/72 als zu groß und habe sie deshalb durch Sitze aus dem AMK-Bausatz der IAI "Kfir" ersetzt (Martin Baker Mk.6). Obwohl aus Plastik, sind diese Sitze sehr schön filigran und enthalten viele Details wie die Zuggriffe am Kopfteil, sowie entsprechende Technik an den Seiten oder vorn am Sitz! Gurte habe ich aus Klebeband und Draht selbst angefertigt. Für die Maskierung der Kabine verwendete ich die Folien von EDUARD.
Die beiden Kabinenteile, vorn und Klapphaube, sowie ein weiteres Innenteil, passen auch gut. Vorn ist ein Scheibenwischer aufgespritzt. Hier wäre ein Ätzteil wirklich hilfreich gewesen. Es gibt Decals für die Klapphaube. Die Dichtungen muss man sich aber jeweils selbst zusammenstellen, weiß und schwarz, in unterschiedlichen Breiten (X-tradecal). Die äußere Kabine besteht aus zwei Teilen und passt gut. Vorn sind Anpassarbeiten erforderlich. Innen ist ein weiteres Kabinenteil zu verkleben.
Die beiden Rumpf-/ Tragflächenschalen passen sehr gut und sind gut graviert. Dennoch könnten die Gravuren etwas tiefer sein. Immer wieder ein Problem, insbesondere bei den Rümpfen, der AIRFIX Bausätze!
Damit das Modell nicht hecklastig ist, ist im vorderen Bereich Gewicht einzubringen. Ich habe 15 Gramm Metall eingeklebt und mit Spachtelmasse eingeschwemmt. So gibt es die Bauanleitung an - vorbildlich! Dabei muss man jede kleine Ecke ausnutzen.
Fahrwerksteile und Klappen passen auch sehr gut. Die Hauptfahrwerksstreben weisen einen leichten negativen Sturz aus.
Das Flugzeug hatte keine Kanonen. Sämtliche Bewaffnung wurde sowohl im Bombenschacht des Rumpfes oder unterhalb der Tragflächen transportiert. Im Bausatz kann man wahlweise den Bombenschacht geöffnet oder verschlossen darstellen. Für die Variante geöffnet sind aber keine Waffen vorhanden. Ich entschied mich für die geschlossene Variante. Unter den Tragflächen kann man wahlweise zwei Bomben oder zwei Raketenkassetten für ungelenkte Raketen anordnen.
Darüber hinaus sind zwei Reservetanks unter den Tragflächen anzuordnen. Die Reservetanks sind aus mehreren Teilen zusammen zu kleben. Daher ist erhebliche Nacharbeit erforderlich. Die Tanks sind seperat zu lackieren, zu mit Kennzeichen zu versehen und zu altern. Erst nach kompletter Fertigstellung des Tragflächenunterseitendecalings erfolgt die Verklebung der komplett fertigen Tanks unter der Tragfläche. So gibt es die Bauanleitung auch vor!
Für die Luftbetankung ist ein entsprechendes Teil vor der vorderen Kabine anzuordnen. Auf der Oberfläche gibt es eine Vertiefung für die Verklebung diese Teils, welche aber ungenau gefertigt ist. Ich habe diese Vertiefung deshalb verspachtelt. In den Stab der Nachtanksonde habe ich zusätzlich ein 0,4 mm Messingdraht eingezogen, so dass diese Verbindung auch dauerhaft halten sollte.
Bemalung/ Dekoration: Für die Lackierung verwendete ich den Farbton Dark Sea Grey von Humbrol (Nr.164). Enamel! Leider fehlen die Farbangaben für einige Details. Nach Internetrecherche lackierte ich den Fanghaken z.B. in Silber, das Hakenstück in Gunmetal.
Man kann das Modell in zwei Bemalungsvarianten der Royal Navy bauen, die sich aber im Prinzip nur in den Kennungen unterscheiden. Ich entschied mich für eine Maschine der Fleet Air Arm, die im Juni 1971 auf dem Flugzeugträger HMS Eagle stationiert war (No. 800 Naval Air Squadron).
Der exakt gedruckte Decalbogen (Cartograf, Made in Italy!) ist sehr gut und sehr umfangreich. Die Abziehbilder lassen sich, wie zu erwarten bei diesem Hersteller, sehr gut verarbeiten. Das stenciling ist auch sehr umfangreich. Gealtert wurde mit dark wash von MIG.
Fazit: Trotz kleiner Kritikpunkte: Ein sehr schöner Bausatz, aus dem sich ein sehr gutes Modell bauen lässt. Man sollte es nicht denken: Aber dieses Flugzeug ist von seinen Außenabmessungen deutlich größer als beispielsweise eine F-4 Phantom! Wie auch immer: "Well done AIRFIX! Well done!"
Anfängern unserer Zunft würde ich diesen Bausatz auch empfehlen, wobei man sich an die Schritte in der Bauanleitung halten sollte.
Ralph Fengler, Berlin (Februar 2020)