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Grumman AF-2S Guardian

Special Hobby 1/48

Das Original: Wie bei der "Hunter"-Version AF-2W dargelegt (s. dort), ging die AF-2 Guardian auf eine Ausschreibung von 1944 für einen Torpedobomber mit Mischantrieb zurück. Diese zweisitzige, als Ersatz für Grummans TBF Avenger geplante XTB3F-1 sollte rd. 180 km/h schneller sein und eine ungleich schwerere Bewaffnung tragen. Probleme mit dem Düsentriebwerk und ein Strategiewechsel der US Navy führten aber dazu, dass der Vertrag auf eine Maschine für die neue Kategorie "Attack" abgeändert wurde, wobei von zwei Versionen ausgegangen wurde. Eine sollte die Suche, die andere die Bekämpfung feindlicher U-Boote übernehmen. Im Falle der AF-2S (= Attack, Grumman, 2. Version, Strike) "Killer"-Version mit einem Torpedo im Rumpf und/oder Wasserbomben oder Raketen unter den Tragflächen. Nach entsprechendem Umbau und einer ausgedehnten Textphase mit diversen Änderungen (u.a. Vergrößerung des Seitenleitwerks, Hilfsflossen am Höhenleitwerk, Spoiler-"Flapperons" auf den Tragflächen) gelangten im Juni 1950 die ersten Produktionsmaschinen der Guadrians zur Erprobung, im September folgte dann die Auslieferung an die ersten Einsatzeinheiten. Gerade recht für den Einsatz im Koreakrieg (ob die russischen U-Boote sich heraushielten oder durch die Guardians vertrieben wurden, ist nicht bekannt).

Der Einsatz selbst lief nach folgendem Schema ab: Parallel nebeneinander flogen AF-2W "Hunter" und AF-2S "Killer" nicht etwa in großer Höhe, um ein weites Gebiet abdecken zu können, sondern in nur 1.000-1.500 Metern Höhe den jeweiligen Suchstreifen ab. In dieser Höhe konnte man auch den Schnorchel eines russischen U-Boots entdecken. Hatte die "Hunter" einen Kontakt entdeckt, gab sie Koordinaten und Kurs an den "Killer" (im Pilotenjargon "Scrapper" genannt) weiter. Auf dem neuen Kurs schaltete der ECM-Operator hinten im Rumpf sein AP-31 Radar ein und versuchte zusätzlich, Abstrahlungen des russischen Radars aufzufangen, um evtl. notwendige Feinkorrekturen vornehmen zu können um in Angriffsposition zu gelangen. Dann war der dahinter sitzende "Bombardier" gefragt, der zum Einsatz von Torpedo und/oder Wasserbomben das unter dem Rumpf herauslugende Periskop mit aufgeschaltetem Bombenzielgerät und Suchscheinwerfer bediente. Waren Raketen das Mittel der Wahl, erhielt der Pilot die erforderlichen Daten auf ein Gerät auf der Instrumentenabdeckung eingespielt. Nach Ende des Einsatzes (oder das Ziel kein russisches U-Boot), lieferte die -2W die Steuerdaten zum Aufschließen.

Modell-Bau: Weil alles ganz vorzüglich passt (wenn man mangels Pins weiß, was wohin gehört), sollte es eigentlich zum Bau nicht viel zu sagen geben. Aber der Teufel steckt im Detail!:

Farben Bei der Guardian ist der Anstrich die Einfachheit schlechthin. Wie seit Herbst 1945 üblich, "Glossy Sea Blue" auf allen von außen sichtbaren Flächen, und damit auch an Fahrwerk, -Schächten und den Faltflügelpartien. "Sea Blue", FS 15042, wird im Modellbauhandel angeboten, so dass das Thema damit eigentlich erledigt wäre. Das Problem dabei ist nur, dass eine Originalfarbe nur bei einem 1:1 Modell in hellem Sonnenlicht passend aussieht. Wegen des Maßstabseffekts und weil ein Modell eher selten in der Sonne steht, kommt die Farbe zu dunkel heraus. Man muss sie also aufhellen, was auch seine Tücken hat. Dunkelblau o.ä. ist in jedem Fall daneben (dunkelblau erscheinende Partien auf meinen Fotos nur beleuchtungsbedingt). Sea Blue ist ein recht gedeckter Farbton, aus fünf Komponenten, sogar mit 5% Grün zusammengesetzt. Weil er aber in Richtung Blauschwarz tendiert, mische ich ihn aus Revell 54 "Midnight Blue" und 7 Schwarz mit einem Tupfer Grün und orientiere mich dabei an meine Erinnerung an die Originale, Filme und Farbfotos. Nebenbei: Das matte bzw. halbmatte Sea Blue bei WK II-Maschinen war der gleiche Farbton (!), nur unterschieden durch die 3 bzw. 2 in der FS-Nummer, die den Glanzgrad angab. "International Orange"-Rumpfband: Revell 12+34. Nach dem Aufbringen der Decals Auftrag von mittlerem Glanzgrad.

Abweichend von der Norm und von S.H. zutreffend wiedergegeben waren bei der Maschine BuAer 126809 - Kennung "SI" - die Fahrwerksbeine und -Klappeninnenseiten in Weiß gehalten. Das sollte, wie auch die weiße Spitze an der unteren "Finette", der Sicherheit im Träger-Nachtbetrieb dienen. Wenig verwunderlich, dass ich bei den Maschinen der Oakland Reserve entgegen der Bauanleitung keine derartigen Weißapplikationen feststellen konnte (N.B.: im Vergleich zur Bauanleitung zeigt mein Modell die BuAerNr. 126608 mit einer etwas tiefer liegende Beschriftung am Rumpfband; Ersatzmaschine?). Was das Cockpit anbelangt, fiel die Guardian in eine Übergangszeit (frühe AF-2 noch mit Interior Green bis zur Unterkante Instrumentenbrett, Rest Schwarz), weil aber niemand mehr weiß, was bei welcher Maschine, kann man mit der Bemalungsanleitung von S.H. gut leben.

Auf Schattierungen konnte ich verzichten, da im Original nicht zu sehen. Keine "Alterung"!  Die verwendete Farbe war sehr widerstandsfähig. Lackabplatzer sind nirgends üblich und bei der US Navy schon gar nicht. Aus Korrosionsschutzgründen achtet/e man peinlich darauf, kein blankes Metall zu sehen. Wegen weit abstehender Auspuffrohre mit nach außen weisenden Öffnungen auch keine Abgasspuren. Entgegen der Bauanleitung bei den Zylindern kein Metallton. Bei allen P&W-Motoren waren die Zylinder aus Grauguss gefertigt und dem entsprechend schlicht hellgrau; Getriebegehäuse ebenfalls hellgrau (ab 1945 Front oftmals nachträglich in Farbe der Zelle versehen). Stösselstangen schwarz, Verteilerring meistens chromsilber oder messingfarben.

Decals Die Decals sind ein eigenes Kapitel. Einerseits sind sie absolute Spitze, hauchdünn, nach dem Aufbringen kaum noch zu erkennen und mit enormer Klebekraft. Leider ist bei den Hoheitsabzeichen der rote Balken zu schmal, er sollte 1/3 der Balkenhöhe betragen. Mit etwas Rot aus einem Restdecal lässt sich das aber beheben. Die Nummer 152 für die Maschine der Oakland-Reserve ist, vgl. Bauanleitung, unten und vor allem an der Motorhaube zu groß. Auf einem Foto (leider Copyright) ist zu erkennen, dass der rechte Rand der 1 vor dem Blechstoß des Motorhaubenrings liegt und die 2 an der Vorderkante der Auspuffabdeckung endet. Hier war leider zeitaufwändiger Eigenbau angesagt. Vorlage zum Ausdrucken auf weißem Decalpapier und Ausschneiden anbei; ich habe 1,65 cm Breite herausbekommen. Der in der Bauanleitung auf der linken Tragfläche oben sichtbare weiße Streifen ist keine Markierung sondern ein Ausrutscher des Grafikers und ist auch im Decalbogen nicht enthalten.

Darstellung: Für die Maschine der Reserveeinheit passt jedes Flugfeld, für die Trägermaschine aber gilt das Gleiche wie zur AF-2W (s. dort).

Fazit: Abgesehen von ein paar kleinen Mucken, die es überall gibt, große Klasse mit Originaltreue und Liebe zum Detail. Die Decals allerdings bedürfen der Überarbeitung.

Wilfried Eck, Nürnberg (September 2015)