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Northrop B-2A Spirit

Monogram - 1/72

Modellbau gehört ja zu den eher zeitraubenden Hobby's. Da hilft es natürlich unendlich, wenn die bessere Hälfte der Familie sich sogar ein Modell wünscht! Sowas gibt's! Schuld daran war ein gemeinsames Erlebnis bei dem Royal International Air Tattoo in Cottesmore: Nach infernalischem Getöse durch all die Flugvorführungen war der Überflug einer B-2A ein fast lautloser Höhepunkt. Die Typenbezeichnung Spirit bekommt da wirklich Sinn. Und dann die Form, die wirklich an eine gigantische Fledermaus erinnert! Kurz und gut, ein solches Modell sollte es sein.

Da kam eine Neuauflage von Monogram zum Jahresanfang 2004 gerade recht. Über die Technik dieses Stealth Bombers mit einem Abfluggewicht von 180 to und einer Reichweite von 12.000 km ist viel geschrieben worden, es gibt Quellen ohne Ende.

Das Modell ist in grauem Spritzguß für die Größe relativ verzugsfrei mit erhabener Gravur und klarer Cockpitverglasung. Ich habe zusätzlich den Detaillierungssatz von Eduard erworben, der sich um eine realitätsnahe Darstellung von Cockpit (verzichtbar, weil schlecht einzusehen), Fahrgestell und Bombenschächten kümmert, vor allem aber um die Zusatzluftöffnungen auf den Lufteinläufen.

Der Rumpf (was ist Rumpf, was ist Tragfläche?) besteht jeweils für Ober- und Unterseite aus Mittelteil und den beiden "Flügeln". Nach der Gravur des riesigen Flugzeugkörpers (die Radar-abweisende Oberfläche ist fast völlig frei von harten Übergängen, also deutlich anders als im Kit vorgesehen) geschieht der Zusammenbau nicht gemäß Bauanleitung.

Zuerst wird der komplette obere Deckel montiert und mit Plastiksheet-Streifen verstärkt. Die Zusatzluftöffnungen werden vorher mit dem Skalpell und der Rasierklingen-Säge ausgeschnitten und Kanäle aus Plastiksheet gebaut. Ich empfehle auch, die Grenzschichtabsaugung im Einlauf mit der Rasierklingen-Säge nachzuarbeiten. Der Einlauf zur Turbine muss auch vervollständigt werden, denn man sieht gut rein. Eine Trennwand zwischen den beiden Einläufen ist nicht vorgesehen, aber bei manchen Dokumentationen sichtbar.

Ich habe den gesamten Deckel für sich dann gespachtelt, geschliffen und mit der Grundfarbe Gunze Aqueous Hobby H 32 Fieldgray 1 mit ein wenig Metallic lackiert. Das sonst übliche Schwarz oder Anthrazit steht im Widerspruch zu meiner Erinnerung an die in Fairford 2000 zum International Air Tatoo ausgestellte Maschine, die aus jedem Winkel ein unterschiedliches Grau zeigte. In das fertige Teil konnte dann die bereits sorgfältig angepasste Verglasung geklebt werden.

In das Oberteil wird das komplettierte Cockpit eingesetzt. Dies besteht aus den Teilen des Bausatzes, die mit dem Eduard Satz und natürlich allen sonstigen Mitteln detailliert werden, weil es einfach Spaß macht. Auch die Darstellung von Sauerstoffschläuchen und sonst noch in Quellen sichtbaren Details hat Abende verschlungen. Also habe ich mir vom fertigen Cockpit sorgfältig Fotos gemacht, denn sehen tut man davon dann später im Flugzeug überhaupt nichts. Und die Fotos sind nun auf der nicht mehr lesbaren Karte der Kamera. Murphy hat eben immer das letzte Wort...

Das komplette Unterteil wird genauso wie das Oberteil verklebt, wobei ich hier den Ausschnitt für den Einstieg vorher ausgefeilt habe. Dabei ist eine vorherige Ausrichtung nach dem Oberteil anzuraten. Auch hier bitte Verstärkungen nicht vergessen! Die Komplettierung mit den Fahrwerks- und Bombenschächten ist problemlos.

Der Zusammenbau der beiden Hälften (Gewicht für richtigen Stand muss vorher rein!) kann so ohne wesentlichen Verzug erfolgen. Zum Kleben habe ich weitgehend flüssiges Acetat benutzt, das mit einem feinen Pinsel aufgetragen wird. Gerade bei den langen Flächen sorgt die Kapillarwirkung für ordentliche Verklebung ohne hässliche Beeinträchtigung der Oberflächen. Die trotzdem entstandenen Spalten und Löcher haben beeindruckende Abmessungen und das Modell ist nach dem Spachteln deutlich schwerer!

Das Fahrwerk aus der Schachtel wird ebenso wie die Fahrwerksschächte durch die feinen Ätzteile von Eduard verfeinert, das wirkt schon deutlich besser. Montiert wird das Fahrwerk erst nach der Lackierung, ebenso die Fahrwerksklappen, denen die geätzten Nachrüstteile von Eduard auch sehr gut stehen. Die Treppe habe ich mir dann doch gespart und die Öffnung wieder verschlossen. Offenbar weiß kein Mensch, wie der Bereich vom Einstieg zum Cockpit im Detail aussieht. Wird nachgerüstet, sobald Quellen vorliegen, ich verspreche es! Schließlich wird erst durch solch ein Detail wie eine Treppe dem werten Betrachter die Dimension dieses Flugzeugs verständlich.

Die Lackierung ist natürlich wegen der Dimension und der Handhabung nicht so ganz einfach. Alle Schächte sind hochglänzend weiß. Die Vorderkante des Flügel ist Reifenschwarz, der Rumpf im Wesentlichen schon vor dem Zusammenbau mit (field gray 1) mit einem Hauch Metallic gespritzt, s. oben. Die beweglichen Flächen wurden teilweise etwas aufgehellt. Dann eine Hochglanzlackierung drüber, das gibt die richtige Basis für die Decals, die ganz hervorragend sind. Mit Weichmacher aufgebracht sind nach Endlackierung in Seidenmatt Übergänge nahezu nicht zu erkennen.

Fazit: Ein gelungener Bausatz mit überzeugender Formgebung und vielen schönen Details. Nichts für den Anfänger, aber ein lohnendes Objekt, das nicht an jeder Ecke herumsteht. Apropos herumsteht: vor dem Bau empfiehlt sich, mal nach zu messen, ob denn genügend Platz in der Vitrine ist!

Darstellung Es gibt tatsächlich ein Foto in World Airpower Vol. 31 auf Seite 78, dass die Spirit im Februar 1995 mit der davor geparkten gerade in Chino in flugfähigen Zustand restaurierten N-9MB zeigt. Werte Nietenzähler, verzeiht mir, dass ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, gerade das nachzustellen, obwohl der Sword Bausatz ja die N-9M darstellt, die freilich deutlich andere Lufteinläufe neben diversen anderen Unterschieden aufweist. Der große graue Geist wird durch den gelben Prototyp deutlich "sichtbarer": So lässt sich die Geschichte der Northrop Nurflügler nahezu authentisch darstellen, sicher auch für die meisten Interessenten irgendwie griffiger als nur die große B-2A!

Christian Breuning, Much-Kranüchel (November 2007)
Interessengemeinschaft Plastikmodellbau 1984

Quellen:
Flight Journal Vol.8, No.5: Flying Wings
Wings of Fame, Vol. 2
World Airpower, Vol. 31
Squadron Signal 178: B-2 Spirit
Superfile Aerei 16; Juli 2003; Seite 31 ff: B-2 Spirit