Die Historie
Wer sich für die Jets des dritten Reiches interessiert, wird den Prototyp des ersten Bombers kennen: Junkers hatte die Ju 287 aus allem gebaut, was verfügbar war: Rumpf von He 177, Leitwerk von Ju 288, Bugfahrwerk von einer B-24. Aber das Besondere waren die nach vorn gepfeilten dünnen Flächen und die 4 Strahltriebwerke, je 2 Jumo 004 am Rumpf und unter den Flächen. Das hat wohl auch die russische Führung interessiert, die nicht nur diese Prototypen, sondern die gesamte Entwicklungsmannschaft samt Familie und Einrichtungen nach Russland "einlud" und das Projekt mit Unterstützung durch bis zu 1.000 russische Techniker und Ingenieure fortführte.
Nachdem die deutschen Triebwerke nur geringe Leistung hatten, wurde das aus dem Jumo 004 entwickeltes Mikulin AM-TRDK-01 mit immerhin 3.300 kp Schub eingesetzt. Es wäre wohl in Deutschland Reichsfeuerzeug betitelt worden, denn es brannte ausgiebig. Es wurde nur in der EF 140 V1 eingesetzt, aus der dann die Bomber / Aufklärervariante EF 140 R und B/R entstand. Schließlich war alles aber nur eine Rückfallversicherung gegen die rein russischen Projekte und schließlich wurde das Entwicklungsbüro aufgelöst.
Einer der wesentlichen Beteiligten an der Ju 287 bis EF 140 war Brunolf Baade, der später den unglücklichen Passagierjet Ba 152 in der DDR konstruieren sollte.
Die EF 140 ist also ein ganz seltener Vogel mit viel Historie. Dass es so was als Modell gibt, ist dem rührigen Detlef Schorsch / Modellbaustudio Rhein-Ruhr zu verdanken, der auch gleich die anderen Prototypen Ju 287 V3, EF 131 und EF 140 B/R aufgelegt hat.
Der Bausatz
In hellem Resin mit nicht übermäßig vielen Poren sind die Teile gegossen. Die Kleinteile sind zum größeren Teil in meinem Bausatz nicht brauchbar, weil die Fischhaut viel zu dick ist. Die Kanzel liegt in einem Exemplar als Vacu bei: das Material reißt gern, also gaanz vorsichtig beim Schneiden und Schleifen! Einige Fotografien, eine Skizze mit Hinweisen auf die jeweiligen Variantenunterschiede und der komplette Riss runden den Inhalt ab. Das Ganze macht einen so guten Eindruck, dass der Respekt vor dem für mich wenig kannten Werkstoff und die möglichen Tücken des Sekundenklebers einem gewissen Selbstbewusstsein Platz machte.
Das Cockpit
Die vorgesehene Sitzanordnung schien mir wenig logisch: der Pilot sitzt viel zu weit von der Vorderseite der Kanzel entfernt. Der kleine Sitz, der zu den Funkgeräten zeigt, ist viel zu tief, hatte die Kanzel in diesem Bereich doch sogar eine Kuppel (die allerdings im Bausatz fehlt)! Für den Beobachter / Bombenschützen ist nichts vorgesehen. Der Deckel rechts am Boden soll wohl der Einstieg sein? Da fehlt mir leider ausreichend präzise Information, weshalb der Einstieg geschlossen bleibt.
Ich habe mir eine Schnittzeichnung aus "Flugzeug Classic" von Helmut Walther vorgenommen und das Cockpit danach umgestaltet, mit Gashebel und Brandhähnen, Gurtzeug und Pedalen versehen. Die Steuersäule wurde neu gebaut: einmal so, wie im Baukasten angedeutet, dann so, wie Originalbilder von der Ju 388 vermuten lassen. In letzterer Version passt das Ganze auch unter die Haube! Für die Instrumente werden Träger aus Messingdraht angefertigt, die an der Kanzel anzubringen sind und diese versteifen.
Das Cockpit wird auf dem Fahrwerksschacht des Bugrads aufgeklebt und sorgfältig in die Rumpfhälften eingepasst. Hier muss etliches aus beiden Rumpfhälften gefräst werden! Wenn alles passt ist das Bugrad selbst dran: es lässt sich stabil verkleben, wenn es im Schacht mit einer Welle verklebt wird. Erst zusammenstecken, später mit dem Einfahrzylinder verkleben, damit der richtige Winkel stimmt!
Der Rumpf und die Flächen
Der Rumpf wird im Bereich der Anschlüsse für die Flächen und das Höhenleitwerk zur Mitte hin durchbohrt, dann an allen Klebestellen plangeschliffen. Ich habe zunächst die ebenfalls plangeschliffenen Tragflächen an die Rumpfhälften geklebt: das passt alles hervorragend, auch die Winkligkeit! Dann wird das Höhenleitwerk ebenso behandelt, nachdem die Ruderflächen ausgesägt und mit Stiften für die spätere Montage versehen waren. Wer will, kann jetzt auch die Triebwerke montieren. Ich habe hier Ponal genommen, das füllt und lässt sich gut justieren. Bei mir passte diese sonst oft kritische Stelle wirklich bestens, großes Lob an Herrn Lüdemann! Die Anschlussstellen werden mit einem nicht zu dünnflüssigen Spachtel wie Mr. Surfacer 500 nachgearbeitet: es genügt ein Hauch.
Die vorgebohrten Löcher im Rumpf können jetzt in die Flächen hinein weitergebohrt werden und Metallstifte zur Versteifung eingeklebt werden: schließlich ist Sekundenkleber nicht sehr beständig gegen Biegung! Gründliche Leute sollten die Länge des Schachtes für das Hauptfahrwerk an die der Klappen anpassen, wozu ein passender Spant eingesetzt wird. Das Cockpit mit den Fahrwerksschacht wird in eine Rumpfhälfte eingesetzt, der Raum hinter dem Cockpit mit mindestens 25 g Blei gefüllt und dann beide Rumpfhälften miteinander verklebt. Die unauffällige Naht ist schnell verspachtelt; schwieriger wird es mit den Gravuren, die nur teilweise bei den Rumpfhälften übereinstimmen. Am Seitenleitwerk wird ebenfalls das Ruder abgetrennt und die Trennflächen auf leichten Einschlag vorbereitet sowie die üblichen Stifte eingesetzt. Das Leitwerk wird auf dem Rumpf verdübelt und aufgeklebt.
Das Fahrwerk
Am Besten Sie bauen die Scheren gleich neu oder entlehnen sie aus einem Bausatz von z.B. der Ju 188 oder 288! Damit die Räder von den dünnen Achsen nicht abbrechen, habe ich sie hohlgebohrt und mit Messingstiften verstärkt. Im Original wurden die Federbeine wohl um eine Achse geschwenkt, für die die etwas breitere Ausnehmung außen im Schacht vorgesehen ist: ich habe es genau so nachgebaut, was eine wesentlich robustere Befestigung und einfacheres Ausrichten erlaubt. Das Bugrad wurde ebenfalls mit seiner Welle verklebt, siehe oben! Unter dem Heck war ein Bügel angebracht, der als Schutz gegen Aufschlagen auf der Rollbahn diente. Hier ist Eigeninitiative gefordert, Abgucken z.B. an einer Arado 234 hilft.
Die Kanzel
Das elegante Teil besteht aus einem vorderen und dem oberen Teil, aus Vaku. Es liegt nur eines bei, Schade, denn meines reißt prompt beim Feilen! Die Schlieren sind bei meinem Exemplar auch durch vielmaliges Polieren nicht weg zu kriegen. Damit die Antenne genügend stabil wird, sitzt sie später auf einem Messingdraht, der jetzt durch das Kanzeldach nach hinten geführt und dort verklebt wird. Die Montage der Kanzel selbst ist einfacher als angenommen: Erst den vorderen Teil ankleben, dann den oberen, der schon mit dem Heckteil verklebt ist, anpassen und vorne an 2 Punkten sowie hinten am Heckteil ankleben mit einem Sekundenkleber, der nicht ausblüht! Wenn das Ganze hält, wird der Restspalt vorn mit Klearfix und seitlich mit ein paar Punkten Sekundenkleber verschlossen. Jetzt können die Übergänge zum Rumpf verspachtelt und geschliffen sowie die Kanzel endpoliert und mit Future lackiert werden.
Farbgebung
Der Anstrich war wohl in einheitlichem RLM 02 gehalten, lediglich von 2 Sowjetsternen (ohne weißen Rand!) unter den Tragflächen aufgelockert. Ich habe Gunze Sanyo Aqueous Hobby verwendet, vorher aber alle Gravuren und die vorderen Abschnitte der Motorengondel mit glänzend schwarzem Acryl vorlackiert. Dieses "Preshading" soll die zum Rand hin dunkler werdenden Flächen wie im Original ermöglichen: tut es auch, wenn man schön dünne Schichten des Decklackes aufbringt! Der vordere Rand am Triebwerkseinlauf wird in glänzendem Aluminium von Alclad II lackiert.
Die Kanzelstreben habe ich mit Decalstreifen hergestellt: Farbloses Material wird zuerst schwarz lackiert (sieht man ja von innen), dann in RLM 02 und das Ganze mit viel Weichmacher aufgebracht.
Eine Alterung habe ich mir gespart: Die EF 140 ist schließlich nur sechs mal geflogen, und dann meist mit Triebwerksbrand, aber glücklich wieder heim gekommen! Da wird wohl vor dem nächsten Flug wieder alles im Treibwerksbereich neu lackiert worden sein...
Finish
Die üblichen Kleinteile wie Bremsschläuche und Fahrwerksklappen sind jetzt dran. Vervollständigt wird das Ganze mit Zylinder für die Federbeine, da die Resinteile nicht brauchbar sind, und Halter und Zylinder für die Fahrwerksklappen. Wie die mir zugängliche Dokumentation erkennen lässt, waren wohl die Klappen im Bereich der Federbeine des Hauptfahrwerks nicht montiert, umso besser!
Darstellung mit GAZ 67
Mit seinen "falsch" gepfeilten Flächen sieht das Modell schon sehr auffällig aus, ein echter Hingucker trotz der traurigen Farbgebung. Und dann noch die turbulente Geschichte mit deutsch-russischem Hintergrund, der mit Figuren von CMK und einem zeitgenössischen GAZ 67 unterstrichen werden kann.
Der Fort Bausatz ist schön gemacht: stimmige Details, wahlweise mit offenem oder geschlossenen Verdeck, passgenau bis auf einige Kleinigkeiten. Zusammen mit den Figuren lässt sich die tatsächliche Dimension dieser Variante des ersten Jet Bombers gut darstellen. Auf was die beiden russischen Soldaten trinken, kann ich nur raten: vielleicht ist die EF 140 mal ohne Triebwerksbrand zurückgekehrt?
Christian Breuning
IP '84, Much
Quellen:
Flugzeug Classic, Heft 3 bis 5, 2003