Die Historie aller Jets wird von der He 280 wesentlich mitbestimmt: Sie war das erste "Düsenflugzeug" der Welt mit 2 Triebwerken, das erste Flugzeug in Deutschland mit dem richtungsweisenden Bugradfahrgestell mit ausreichender Spurweite und hatte einen Schleudersitz. Als Segelflugzeug fand der Erstflug der He 280 am 11. September 1939 statt. Zum ersten mal flog Flugkapitän Warsitz die V-1 mit Triebwerken am 5. April 1941. Es gelang nur durch die kurz darauf stattfindenden Flugvorführungen vor dem RLM, die Luftwaffe für die Strahltriebwerke wirklich zu interessieren.
Das Ganzmetallflugzeug wurde in neun Versuchsmustern erprobt, wobei neben der Heinkel S 8A auch Triebwerke von BMW (003) und Junkers (004) eingebaut wurden. Natürlich wurde auch das Schubstrahlrohr Argus AS 014 eingebaut, jedoch ohne besonderen Erfolg. Die Zelle war für geflogene 820 km/h gut genug, konnte sich aber gegen die Jahre jüngere Messerschmitt Me 262 in der Erprobung durch das RLM nicht durchsetzen. Allein die geringere Zuladung für Treibstoff und Munition sprach gegen die He 280 trotz ihrer besseren Flugeigenschaften.
Der Bausatz ist ein typischer Vertreter für die Short Run Philosophie, und zwar ein guter. Die Qualität der Teile ist richtig gut. Die Gravuren sind fein und versenkt, der Spachtel kann im Schrank bleiben. Varianten der verschiedenen Motorisierungen können gebaut werden, sogar die unmotorisierte Segler-Variante. Dazu gibt es nicht nur die passenden Aufkleber, sondern auch eine ausführliche und interessante Bauanleitung mit vielen Daten und Details; HUMA ist da wirklich vorbildlich. Mich hat die V-3 mit He S8 am meisten interessiert.
Der Rumpf ist wie die anderen Teile auf das Minimum beschränkt. Der Fahrwerksschacht enthält nur das Fahrwerk, auch die Klappen sind nicht strukturiert. Immerhin gibt es für das Cockpit Boden, Armaturenbrett und Rückwand sowie eine - wenn auch viel zu schmächtige Pilotenfigur mit einem mickrigen Sitz, der keinerlei Ähnlichkeit mit originalen Schleudersitz hat.
Da ist es doch erfreulich, dass der Ausschnitt passend zur eng geschnittenen Haube klein genug ist, die Einbauten gnädig zu verdecken. Also viel Platz für Könner, die hier ihre Talente beweisen können. Die überlappenden Zungen der Flächenhälften geben eine gute Stabilität. Die Montage der beiden Seitenleitwerke wird durch die Zapfen erleichtert; trotzdem ist Vorsicht geboten: Genaues Ausrichten ist wegen des großen Spiels der Zapfen unabdingbar.
Das Fahrwerk passt zum Short Run Charakter. Grundsätzlich korrekt entbehren die Teile aber der heute üblichen Details. Die Quellenlage macht Abhilfe schwierig. Zumindest die Bremsleitungen sollten aber in Eigeninitiative nachgerüstet werden.
Die Lackierung ist einheitlich RML 02. Auf Verschmutzung kann sicher verzichtet werden, denn hier war sicher alles gut abgedeckt oder unter Dach. Die Decals sind gut gedruckt (einfarbig auch nicht so schwierig) und lassen sich leicht verarbeiten. Zur Endlackierung verwende ich klaren Seidenmattlack.
Die Kanzel wird geschlossen dargestellt. Die Spritzgussteile sind nicht so überzeugend klar wie tiefgezogene Teile, aber für die Qualitäten der Cockpitausstattung passt das so ganz gut.
Fazit: Das einzige mir bekannte Modell in diesem Maßstab zur Darstellung des wegweisenden Musters He 280 sieht gebaut stimmig aus und reizt sicher nicht nur Modellbauer, die gerne supern, sondern stellt auch Neulinge nicht auf eine zu harte Probe..
Christian Breuning (IP 84), Much
Quellen:
Heinz J. Nowarra, Die deutsche Luftrüstung 1933-1945, Band 2, Bernard & Graefe Verlag
Klassiker der Luftfahrt, Heft 3, 2003, S. 22