Die Su-20 als Exportversion der bekannten Su-17M reizte mich schon ab dem Zeitpunkt, als erste Fotos dieser Variante in der polnischen Fachpresse auftauchten. Das war etwa im Jahr 1974. Anfangs waren diese in Naturmetall ohne Tarnung und trugen die Hoheitszeichen der damaligen VR Polen. Dass schon zuvor, im Oktober 1973, eine Handvoll Su-20 für Ägypten im realen Kampfeinsatz standen, wusste ich damals noch nicht.
Einige Jahre später zeigte das seinerzeit bekannte CSSR-Magazin L+K in seiner Ausgabe 26/1980 anlässlich des Berichts vom alljährlichen Plastmodell-Wettbewerb das Foto einer Su-20 in 1/72 mit ägyptischen Kennungen. Das war bemerkenswert, nicht nur wegen dieser ungewöhnlichen Bemalung. Da hatte sich doch ein tapferer tschechischer Modellbaukollege die unglaubliche Mühe gemacht, aus dem Plasticart-Bausatz der Su-7 eine wirklich beeindruckende Su-20 entstehen zu lassen! Nur wer diesen Bausatz noch kennt, ahnt vielleicht, wie viel Schweiß und Tränen ihn das gekostet haben mag.
So faszinierend diese Idee war, die Verwandlung einer solch rudimentären Su-7 in eine passable Su-20 wollte ich nicht unbedingt leidvoll nacherleben. Ende der neunziger Jahre kam dann aber zuerst vom polnischen Hersteller Pantera eine echte Su-20 auf den Markt, die allerdings noch nicht so recht zu überzeugen wusste. Vor ein paar Jahren brachte schließlich von Modelsvit aus der Ukraine gute Modelle heraus, und für mich konnte so die Umsetzung des lange geplanten Projektes beginnen.
Der Bau des Modells erfolgte weitgehend aus der "Box" heraus, wobei für Cockpitteile und den Sitz, für die Mehrzahl der Lufthutzen, für die Räder, die Staurohre sowie die UB-32-Behälter Bauteile aus dem Zubehörmarkt Verwendung fanden (Part, NeOmega, Quickboost, Equipage, Master, Eduard).
Eine kleine Herausforderung war die Neuanfertigung der Cockpithaube, da diese im Bausatz einteilig ausgeführt ist und somit nur geschlossen dargestellt werden kann. Das reichte mir aber nicht, zumal mein erwähntes tschechisches Vorbild von 1980 (s.o.) offenbar auch dieses Problem schon gelöst hatte. Somit habe ich mir aus dem Bausatzteil einen Stempel angefertigt und damit die Haube aus Klarsichtmaterial neu gezogen. Letztlich noch ergänzt wurden Landescheinwerfer aus ausgestanzter und gewölbter Alu-Folie, welche mit in gleicher Größe ausgestanztem Klarsichtmaterial abgedeckt wurden.
An guter Referenzliteratur zur Su-17 - Reihe im Allgemeinen existiert mittlerweile eine ganze Menge, wobei das von Volker Helms bereits genannte Werk "Famous Russian Aircraft Sukhoi Su-7/Su-17" von Yefim Gordon wahrlich eine Fundgrube ist. Wer sich dabei in das Thema der Arabischen Suchois im Besonderen etwas einlesen möchte, dem sei außerdem die Reihe "ARAB MiGs" von Tom Cooper empfohlen, worin in den Bänden 5 und 6 mit vielen Informationen auch auf die Su-20 eingegangen wird.
Wem jedoch diese Literatur nicht zur Verfügung steht: Kein Problem! Im Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow befindet sich eine originale ehemals ägyptische (!) Su-20 zur Begutachtung ausgestellt, die nur darauf wartet von Modellbauern erkundet zu werden.
Mit freundlichen Bastelgrüßen
Thomas Bodenstein, Blankenburg