Bei unserem Modell eines französischen Aufklärers aus längst vergangenen Tagen, genauer aus der Zeit des ersten Weltkrieges, handelt es sich um einen Bausatz aus Kunstharzmaterial. Viele Modellbauer,welche an normales Plastik gewöhnt sind, haben immer noch Berührungsängste mit diesem Werkstoff. Dies ist aber dank der heutigen Produktionsmöglichkeiten diverser Hersteller immer mehr als unbegründet zu betrachten. Einzelteile aus Resin können teilweise sogar mit einer präziseren Oberflächenstruktur und Detaillierung aufwarten, wie Teile aus herkömmlichen Kunststoff. Natürlich sollte der Einstieg zu diesen Bausätzen erst einmal mit einfachen Modellen beginnen. Und wer schon seine Erfahrung mit Doppeldeckerdmodellen aus Plastik hat, und deren Tücken mit Verstrebungen usw. kennt, der hat mit der kleinen Salmson die Möglichkeit, sich einmal mit diesem etwas anderen Kunststoff auseinanderzusetzen.
Die rund 50 Einzelteile sind sauber und blasenfrei abgegossen und die Passung von Rumpf, Flügeln sowie Leitwerk geht völlig in Ordnung. Die anfallende Nacharbeit ist auch nicht anders als bei gängigen Short-Run Bausätzen oder älteren Modellen aus Polystyrol-Kunststoff. Einzig bei Schleifarbeiten ist zu beachten, dass Resin empfindlicher reagiert als Plastik. Wenn da nicht aufgepasst wird, geht leicht zufiel Material verloren. Geklebt wird am besten mit Sekundenkleber GEL. Dieser Kleber lässt während der Aushärtung noch jede Menge Korrekturen zu. Die Gestaltung des Cockpits ist für diesen Maßstab ausreichen. Nur die Sitzgurte wurden ergänzt. Da die vorderen Mittelstreben für die Tragflächen aus dem Cockpit herausragen, muss auf einen sorgfältigen Einbau der Cockpitsektion geachtet werden. Sonst liegen die oberen Flächen nicht mehr gleichmäßig auf den Streben. Im Rumpf wurde elastische Knete gelagert, auf die Masse kam der Cockpitboden und die Rumpfschalen wurden zusammengeklebt. Als Richtlinien für die Höhe der vorderen Streben, dienten dann die beiden, auf dem Rumpf befestigten hinteren Streben.
Nachdem alles angepasst und ausgerichtet wurde, noch ein paar Tropfen Kleber von vorne ins Rumpfinnere und der Boden war fest. Danach wurde der untere Flügel in der Rumpfaussparung befestigt und die obere Fläche wurde auf ihre vier Mittelstreben gesetzt. Anschließend wurden die Außenstreben zwischen den Flügeln eingeklinkt. Das Alles ging wie geschmiert. Anschließend wurden die vielen Kleinteile und die toll gemachten MG s verarbeitet. Die Spanndrähte wurden mittels heißgezogender Gußäste hergestellt. Die Windschutzscheiben müssen allerdings selbst angefertigt werden.
Tragflächen, Rumpf und Leitwerk wurden separat lackiert, und zwar mit den Markierungen einer Salmson des amerikanischen Expeditionscorps in Frankreich, welche die Maschine bevorzugt ab 1917 benutzten. Die Decals waren leider nicht so qualitativ gefertigt, wie aus tschechischen Bausätzen dieser Art gewöhnt. Gerade die großen Kokarden lagen wie Bretter auf den Oberflächen und es kam alles an Weichmacher, von Set u. Sol, bis hin zu Marker Softer von Gunze zum Einsatz, damit sich die Schiebebilder den Konturen anpassten. Aber nichts desto trotz ist die kleine Salmson ein schönes und auch ausgefallenes Modell, welches in dem damaligen französischen Tarnanstrich auch farblich auffällt.
Hans-Jürgen Bauer, Berlin (Februar 2011)