Vorbild: Obwohl die Leistung der Pe-8/TB-7 durchaus überzeugte, wurde auf Grund der Überlastung der sowjetischen Luftfahrtindustrie während des Zweiten Weltkrieges auf eine Massenfertigung dieses strategischen Bombers verzichtet. Insgesamt wurden nur 90 Maschinen dieses Typs gebaut, wobei die reine Bomberproduktion auf 79 Flugzeuge geschätzt wird. Andere Varianten waren für den Polareinsatz und spezielle Passagierflüge vorgesehen.
Marktlage: Amodel und Zvezda präsentieren jeweils einen Bausatz dieses interessanten Typs in 1:72. Während Amodel den Bomber mit den ASch-52-Sternmotoren anbietet, stammt das Zvezda-Modell, welches Gegenstand dieses Berichts ist, aus gewohnter Großserienfertigung. Das heißt: Präzise verarbeiteter Kunststoff inklusive Passstiften. Da Zvezdas Pe-8 mit den AM-35-A-Reihenmotoren ausgerüstet ist, machen sich beide Firmen eigentlich keine Konkurrenz, denn der Fan sowjetischer Flugzeugmodelle wird sicher beide Typen dieses außergewöhnlichen Flugzeuges bauen wollen. (Amodel legte seinem Bausatz auch noch ein Anlasserfahrzeug des Typs AS-2 bei.)
Bausatz: Das Zvezda-Modell mit seinen über 300 Einzelteilen ist nicht einfach zu bewerkstelligen. So sind, da noch andere Versionen erwartet werden können, Rumpf und Tragflächenbaugruppen aus mehreren Einzelteilen zusammenzufügen. Das betrifft insbesondere den Rumpfrücken, die Vorderkante und den Abschluss des Seitenleitwerkes sowie die vorderen Bereiche der großen Tragflächen mit den Verkleidungen der vier Reihenmotoren.
Diese haben links und rechts Laschen, welche bei genauer Anpassung gut mit den Tragflächen verbunden werden können. Das erleichtert die Nacharbeit an den schwer zugänglichen Stellen und später wirken die Motoren am Modell wie angegossen. Besonderer Aufmerksamkeit ist der Verglasung mit ihren vielen zu bemalenden Streben zu widmen. Diese passen sich aber, ob Kabine, Waffentürme oder Fenster, dem Rumpf wunderbar an.
Für das gesamte Rumpfinnere bietet Zvezda - wie auch Amodel - komplette Besatzungsräume. Dazu zählen auch Zwischenräume für die Rumpfverstärkung und ein großer Mittelholm für das spätere Anbringen der Tragflächen. Zvezdas Pe-8 verfügt darüber hinaus noch über gut gestaltete Crew-Mitglieder, verschiedene MG nebst Lafetten und Munitionsgurten. Außerdem kann man den Bombenschacht im offenen Zustand präsentieren. Empfehlenswert ist es Rumpf und Tragflächen separat (inklusive des Anstrichs) zu fertigen, weil das Modell enorm groß und auch schwer ist. Bei der Verbindung der Tragflächen zum Rumpf ist darauf zu achten, dass beim Aushärten des Klebers immer nachgerichtet wird. Etwaige kleine Spalten lassen sich später mit Kanülenkleber füllen und nach dem Durchtrocknen glätten.
Für den Anstrich und die Gestaltung des Modells war das Buch "Pe-8, der sowjetische Fernbomber" von Ulrich Unger einen wertvolle Hilfe. Ein Foto, welches die von Zvezda favorisierte rote Vier im Flug zeigt, vermittelte einen Dreiton-Anstrich in Anthrazit, Dunkelgrün und Hellblau. Das Foto wurde dann auch zum Vorbild dieses Modells genommen.
Doch auch die Vierfarbvorlage von Zvezda muss nicht verkehrt sein, weil die Fotos belegen, dass die Farbqualität sehr schlecht gewesen sein muss und die Maschinen auf den Feldflugplätzen immer neu abgetarnt wurden.
Fazit: Umsicht und Geduld sind für die Fertigung dieses Vogels wichtig. Die Bauanleitung ist sehr gut durchdacht, und eine relative gute Passung lässt die schon erwähnten etwas komplizierten Baugruppen nicht zum Stolperstein werden. Ferner ist das Preis-Leistungsverhältnis des Zvezda-Bausatzes (schon um 25 Euro zu bekommen!) für heutige Maßstäbe als hervorragend zu bezeichnen.
Hans-Jürgen Bauer, Berlin (Juli 2008)