Vorbild: Die Kamow 27, ist eine Weiterentwicklung des schon in den 1970er Jahren erfolgreichen U-Jagdhubschrauber Kamow Ka-25 "Hormone". Der Unterschied ist insbesondere an dem größeren, kompakteren Rumpf zu erkennen. Diese beherbergt neben dem Cockpit für zwei Piloten vor allem die Elektronikausrüstung und Halterungen für verschiedene Sonarbojen. Es handelt sich um ASW und ESM Elektronik. Auch ein Tauchsonar steht der Mannschaft für ihre Aufgabe zur Verfügung. Äußerlich fällt das ungewöhnliche Kamow Fluggerät vor allem durch die übereinander lagernden Hauptrotoren auf. Die übereinanderliegenden Rotoren werden als Koaxialrotoren bezeichnet. Sie drehen sich gegenläufig um die Hauptachse. Die Antriebswelle des oberen Rotors wird durch die hohle Welle hindurchgeführt. Die Drehmomente beider Rotoren heben sich dadurch auf, aber die Leistung bleibt konstant. Daher kann auf einen sonst üblichen Heckrotor verzichtet werden. Auch können Rotoren mit sehr viel kleinerem Durchmesser verwendet werden. Für den Einsatz auf Schiffen jeden Typs ist das ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Dazu kommen noch die seitlichen großen Taschen, welche Schwimmer beherbergen. Bei einer Notwasserung werden diese automatisch aufgeblasen. Auch der Radartopf unter dem Kinn und das mächtige hintere Seitenruder sind Charakteristika für diesen sowjetischen Marinehubschrauber.
Bausatz: Das Modell von Hobbyboss hat es in sich. 290 Einzelteile wollen verarbeitet werden. Die tollen Gravuren lassen im Verbund mit der Fülle an Details eine schöne Replic des Originals erahnen. Der Umfang an Genauigkeit macht sich schon bei dem Einbau der Inneneinrichtung bemerkbar. Hobbyboss hat hier nicht mit Ausrüstung gegeizt. Weder bei den Piloten, noch was die Ausstattung mit Geräten für die große Kabine anbelangt. Nur das vordere Armaturenbrett wurde mittels Ätzteils aus der Reservekiste ergänzt. Für den Anstrich wurde interior green "Turquoisse" von MIG verwendet.
Nach dem Anpassen der Rumpfhälften, des Fensters und dessen Zusammenbau, was trotz des umfangreichen Inneren relativ problemlos geht, werden erst einmal die vielen Haltegriffe an den vorgesehen Punkten platziert. Danach wurden die Seitenruder befestigt und ausgerichtet. Auch da ist die Passung in Ordnung. Ein wenig Spalt ist aber zum Rumpfende zu eliminieren. Noch ein Hinweis: im vorderen Bereich nicht den Ballast vergessen. Aber nicht übertreiben. Das filigrane "Spinnenfahrwerk" könnte sonst wegbrechen. Die große Kabine am Bug sitzt ausgezeichnet. Alle Türen werden erst zum Schluss offen angepasst.
Große Aufmerksamkeit und Geduld verlangen die empfindlichen Teile der Rotoranlage. Hier gab es bei den Stößelstangen auch einige Brüche, wodurch sie mit selbstgezogenem Material aus Gussästen ersetzt werden mussten. Um die komplexe Anlage sicher aufstecken zu können, bietet HB einen Metallstift an. Das ist ein guter Gedanke und sorgt für die nötige Stabilität der gesamten, nennen wir die Einheit mal "Krone". Trotzdem wurde auf Spielereien wie Drehbarkeit verzichtet. Die Befestigungszapfen der sechs Rotorblätter wirken auf den ersten Blick nicht gerade vertrauenserweckend. Aber keine Sorge. Sie sitzen tatsächlich fest in den Aufnahmeblöcken der Rotorausleger. Allerdings sollte Sekundenkleber - Gel verwendet werden.
Hobbyboss bietet eine russische und eine ukrainische Helix an. Dafür liegt neben der typischen Bauanleitung auch ein doppelseitiges Farbblatt bei, welches aber nicht sehr aussagekräftig ist. Folgende Farben kamen zum Einsatz: Für das Blaugrau wurde Aqua Color Nr. 79 von Revell verwendet. Die Farbe "Oilbrusher" Black für das "washing" ist von MIG.
Beide Maschinen bekommen einen blaugrauen Anstrich über alles. Ich habe mit der Farbe etwas gespielt. Das heißt: Einige Blechstöße wurden etwas aufgehellt und eine Vorgrundierung sorgte für das hervorstechen von markanten Konturen. Die Kühlerrillen wurden mit einem neuen Farbsystem von MIG behandelt. Es handelt sich dabei um stark verdünnte Ölfarbe, hier Schwarz, die nach dem Auftragen mit einem kleinen Pinsel sofort entfernt werden muss. Übrig bleibt dann der Rest in den behandelten Fugen. Ist die Grundfarbe aber sehr matt, bleiben Reste und um die Kühlerlamellen musste noch einmal mit Blaugrau nachgebessert werden.
Für die großen seitlichen Gitter gibt es Messingteile, die sich zum Glück am Schluss sauber einpassen lassen und ein sehr realistisches Abbild des Triebwerksgehäuses geben.
Jürgen Bauer, Berlin (Januar 2017)