Falls ein Modell der Heinkel He 111 im großen Maßstab 1:32 das Projekt ist, auf das Sie immer schon gewartet haben, dann räumen Sie schon mal den Arbeitstisch von allen überflüssigen Gegenständen. Denn bei diesem Bausatz der Firma Revell aus Bünde, geht es richtig zur Sache was den Aufwand an Zusammenbau und Bemalung anbelangt.
Knapp 400 Einzelteile befinden sich in dem Karton. Dazu ein riesiger Bogen mit den Decals für drei Ausführungen einer He 111 P-1 der ehemaligen deutschen Luftwaffe. Wobei die Einsatzperiode des Bombers bei der Luftschlacht um England besonders hervorgehoben wird.
Bei einer He 111 kommt einem wahrscheinlich auch sofort der Gedanke, wie ist die auffällige Verglasung des Besatzungsraumes gefertigt? Ausgezeichnet ist die Antwort. Klar und ohne Schlieren.
Nun aber ans Werk: Dabei ist auffallend, dass die inneren Rumpfhälften mit großen Auswerferringen übersät sind. Wenn die obere Rumpfabdeckung mit den Schützenstand abnehmbar gehalten wird, um des Innere des Rumpfes zu präsentieren, kommt man um eine aufwändige Nacharbeit nicht herum. Für eine Grunddetaillierung ist neben den Bomben mit ihren Aufhängungen auch das Funkerabteil mit Geräten und vielen Aufhängungen für die Magazine der MG-Bewaffnung vorgesehen. Beim Entfernen der Auswerferstellen kann der Bereich des Bombenraums ausgespart werden. Bleibt der Rumpf mit der Abdeckung geschlossen, ist die Nacharbeit hinfällig.
Um besonders das vordere Cockpit der Heinkel hervorzuheben, kommt es wieder einmal auf die Detailbemalung an. Ich empfehle, die hervorragend gestalteten Decaluhren des Bausatzes für die Instrumentenkonsolen zu verwenden. Der Pilotensitz aber sollte von den mageren aufgeprägten Gurten befreit werden und neues korrektes Gurtzeug bekommen. Die Herstellung aus Bleifolie, sowie aus Tamiya Abklebeband hat sich hierbei bewährt. Die Fenster wurden mit Contacta Clear, ebenfalls von Revell, eingesetzt. Bitte noch nicht den vorderen Cockpitboden mit dem Rumpf verkleben. Sonst gibt es beim Fixieren der Bugverglasung keinen Spielraum um diese auszurichten. Um die vielen Kleinteile richtig zu deuten, sollte die Bauanleitung auf eventuelle Fehler bei den Ziffer-angaben überprüft werden.
Die Rumpfschalen sind sehr dünn gefertigt, und frei von Verzug. Aber erst der genaue Sitz an den Spanten geben dem Rumpf die nötige Festigkeit. Mit dem Leitwerk gab es keine Probleme, alles saß perfekt. Das gilt auch für den Anbau der Bodenwanne.Auch die Teile für die Motorverkleidungen bestechen durch gute Passung. Ein Problem aber war, dass sich bei meinem Bausatz keine Führungskerben für das Einpassen der Spanten (Teile 28) in die oberen Motorausbuchtungen der Flügelteile finden ließ. Diese sind aber wichtig zum genauen Anbringen der Außenverkleidungen der Motoren und müssen genau an ihrem Platz sitzen.
Nach der Fertigstellung der inneren Tragflächen fielen mir aber winzige Kerben neben den Fahrwerksschächten an den unteren Flügeln auf. Diese benutzte ich schließlich als Richtpunkte und klebte die Spanten entsprechen ein. Der Rest war etwas Nacharbeit mit Spachtel sowie Schleifpapier.Die Beschläge der Hauptstreben des Fahrwerkes wirken auf den ersten Blick etwas instabil.Aber alle Befürchtungen waren hinfällig. Das schwere Modell steht später sicher auf seinen Beinen. Die Anleitung gibt für die Bemalung der Ledermanschetten am unteren Fahrwerk Silber an. Das ist natürlich Quatsch. Entweder Anthrazit oder Leder-braun wäre richtig. Die gesamte Einheit der Mittelfläche, mitsamt den Bombenlagern passt sauber in den unteren Rumpfausschnitt. Achtung: Die Propellerblätter bitte im richtigen Winkel ausrichten.
Langsam ist auch Zeit für die Lackierung des Fliegers, denn mit der gesamten Spannweite von 70 cm bei komplettierten Flügeln, besteht bei der Handhabung des Modells immer die Gefahr, irgendwo anzuecken. Ich habe das sehr helle Plastikmaterial übrigens komplett mit dunkelgrau grundiert. Es ist zwar etwas aufwändiger, hat aber den Vorteil, Unebenheiten, welche beim Spachteln entstehen können im Vorfeld zu elimenieren. Außerdem ist bei dem endgültigen Aufbringen der Tarnfarbe, in diesem Falle mit der Airbrush, nur noch ein leichter Farbauftrag notwendig, mit dem auch leichter natürliche Abnutzungseffekte simuliert werden können.
Für den Sitz des obereren Schützenstandes gibt es im Bausatz nur das Rahmengestell. Die Sitzfläche sollte in Eigenarbeit ergänzt werden. Nun geht es darum, die Bugkanzel möglichst sauber und korrekt anzubauen. Besser ist es, vorher alle Scheiben und Fenster abzukleben, selbst wenn die Streben mit den Pinsel bemalt werden. Danach gemäß der Anleitung nach und nach die Klarsichtteile miteinander zu verbinden. Dabei macht sich positiv der Effekt bemerkbar, das der vordere Holm der Bodens locker ist, und sich dem aufgesetztem Klarsichtring der asymmetrischen Kanzel anpasst. Nun noch die Außenflügel fertigstellen, lackieren und vorsichtig, um ja nichts abzubrechen, die Tragflächen und somit das Modell vervollständigen. Dafür habe ich Sekundenkleber Gel. verwendet. Die Flächen sollten eine Zeitlang fest angepresst werden. Ein ganz schöner Kraftaufwand, wobei ein schnelles Abbinden des Klebers wichtig ist. Der Winkel ergibt sich dabei von selbst. Und somit ist unsere Heinkel dann auch stimmig in der Symmetrie.
Nun noch ein paar Nachsätze. Zum einen hat man mir den Ätzteilesatz, welchen Revell extra für die 111 im Sortiment anbietet zur Verfügung gestellt, der insbesondere den Innenraum des Modells ungemein aufwertet. Die Teile sind farbig gestaltet und die Gurte vermitteln die Illusion einer echten Leinenstruktur. In dem Baubericht bin ich aber auf dessen Verarbeitung nicht weiter eingegangen, weil erst-einmal der Bausatz selbst im Vordergrund stehen sollte und der Teilesatz auch nicht für jedermann erschwinglich ist. Auch für die Ausführung meiner He111, es handelt sich um eine Maschine des KG 55 mit einer im unteren Bereich versehenen schwarzen Sonderanstrich für Nachtbombardierungen über London im Zeitraum der Luftschlacht um England, wurden mir der ausgezeichnete Decalbogen der Fa. AIMS in meine Bastelhände gelegt.
Viele Embleme aus dem Bausatz wurden aber auch verwendet, auch deren Qualität war ausgezeichnet. Das fertige Modell selbst ist in seiner Größe beeindruckend. Allerdings sollte man doch mit etwas Erfahrung sowie vor allem Geduld an solch ein Projekt herangehen.
Hans- Jürgen Bauer, Berlin (November 2011)