Günther Specht wurde am 13. November 1914 in Frankenstein (Niederschlesien) geboren. Nachdem er 1935 der Luftwaffe beigetreten war und in der Folge seine Flugzeugführerausbildung durchlaufen hatte, diente Specht bei Kriegsausbruch 1939 im Zerstörergeschwader 76, welche mit Bf 110 ausgerüstet war. Als Pilot in der 3./ZG 76 erzielte er am 29. September 1939 seine ersten Luftsiege. An diesem Tag schoss er zwei Handley Page Hampden ab. Am 3. Dezember 1939 schoss Specht eine Vickers Wellington über der Nordsee ab. Das Abwehrfeuer des Bombers beschädigte aber die Bf 110 schwer und verwundete den Piloten, so dass dieser notwassern musste. In der Folge verlor Günther Specht die Sehkraft auf seinem linken Auge, was ihn jedoch nicht davon abhielt, weiter seinen Dienst zu versehen.
Am 23. Mai 1940 schoss er 3 Supermarine Spitfire ab. Do wieder wurde sein Flugzeug schwer beschädigt und er musste zwischen Calais und Boulogne notlanden. Die daraus resultierende Verwundung zwang ihn für einige Zeit auf Einsätze zu verzichten. Nach seiner Wiederherstellung wurde Specht Stabsoffizier und am 31. Oktober 1941 Gruppenkommandeur der III./Nachtjagdschule 1 diese Position behielt er für ein Jahr, jedoch zog es ihn wieder in einen Einsatzverband. Ende 1942 meldete er sich für die Reichsverteidigung. Seinen nächsten Luftsieg konnte er am 26. Februar 1943 über eine Boeing B-17 erzielen. Mittlerweile flog er mit der 10./JG 1.
Im Mai 1943 wurde Hauptmann Günther Specht Gruppenkommandeur der II./JG 11. Bis Ende 1943 kam er auf 24 bestätigte Luftsiege, darunter 14 viermotorige Bomber. Trotz seiner Sehbehinderung galt er als Adlerauge und sah den Feind oft als erster auch sein taktisches Gespür für den Angriff auf die Formationen erwies sich als ausgezeichnet, so dass Specht zu den führenden Experten für die Bekämpfung der "Fliegenden Festungen" wurde. Am 20. Februar 1944 musste er wegen technischer Störungen an seiner Bf 109G erneut notlanden, diesmal auf der dänischen Insel Aarö. Am 8. April wurde Günther Specht schließlich das Ritterkreuz in Anerkennung seiner militärischen Leistungen verliehen. Seine zu diesem Anlass dekorierte Bf 109G-5/AS ist daher recht gut dokumentiert und hier auch so dargestellt.
Am 15. Mai 1944 wurde Major Günther Specht Kommodore des JG 11. Im Juli musste er erneut notlanden und zog sich Kopfverletzungen zu. Trotz andauernder Schmerzen blieb er im Einsatz. Bei der Operation Bodenplatte am 1. Januar 1945 musste Specht beim Einsatz seines Geschwaders über Asch (Belgien) als vermisst gemeldet werden. Er flog an diesem Tag die Fw 190 A-9 (W.Nr. 205 033) "Schwarze 4". Wahrscheinlich wurde er durch Flak abgeschossen. Posthum wurde er zum Oberstleutnant befördert und zum Eichenlaub eingereicht. Günther Specht erzielte insgesamt 34 Luftsiege, alle an der Westfront und darunter 15 viermotorige Bomber.
Es ist immer wieder erstaunlich wie viele unterschiedliche Messerschmitt Bf 109 man so bauen kann, sei es in Ausstattung oder Tarnung. Als Eduard Ende letzten Jahres die Bf 109G-6/AS herausgebracht hatte, sprach mich das Titelbild sofort an und es war klar, dass ich dieses Vorbild nachbilden wollte. Gleichzeitig gab es den Bausatz auch noch mal in der BFC Edition mit Markierungen für Günther Spechts Bf 109G-5/AS, die baulich fast gleich aber farblich sehr unterschiedlich war. Daher habe ich die beiden Bausätze mehr oder weniger parallel gebaut.
Auch wenn es durch die großen Beulen einige Abweichungen zu anderen Eduard 109ern gab, ist das Prozedere für mich inzwischen schon Standard und ich habe diesmal auch gar keine Fotos gemacht. Manchmal läuft es einfach und dann ist es auch nicht sinnvoll den Arbeitsfluss zu unterbrechen. Alles ist im Karton enthalten und wurde gemäß Bauanleitung verbaut. Sehr hilfreich war mal wieder Neil Page, der einen seiner Artikel zur Günther Specht auf seiner Seite hat. Weiterhin gab es noch ein sehr interessantes Foto vom Cockpitbereich einer Bf 109G die ebenfalls das kurzlebige "Der Wächter" Emblem trägt sowie den stromlinienförmig verkleideten Motor, eine Erla-Haube und die frühe Cockpitauslegung mit Rahmen für die Antennenbefestigung hat. Interessant ist hier eine abgerundete Verkleidung für das Batteriefach.
Daher war es notwendig von der die Bauanleitung in einigen Punkten abzuweichen. Die Fotos im Specht-Artikel zeigen, dass im hinteren Cockpit der Antennenrahmen vorhanden ist. Leider sind sie nicht deutlich genug, um auch das Vorhandensein einer Batteriebox zu bestätigen oder zu verneinen. Da mir die abgerundete Box ausgesprochen gut gefiel, habe ich diese einfach für mein Modell übernommen. Ein Teil mit der eckigen Abdeckung ist im Eduardbausatz enthalten und wurde von mir mit Feile und Schleifsticks in Form gebracht. Den Rahmen habe ich mit Bleidraht von Plusmodel dargestellt und mit Gators Glue verklebt.
Auch in der Lackierung ist die Bf 109G-5/AS von Günther Specht besonders. Anscheinend wurde die Maschine in RLM 76 über alles ausgeliefert und dann im Verband (oder in der Einsatzschleuse) nachgetarnt. Wieder habe ich mich an die Fotos gehalten und nur wo ich keine besseren Infos hatte auf die Bauanleitung zurückgegriffen. Das Mushroom Buch zu den späten Bf 109 Tarnungen enthält ebenfalls einen Abschnitt zu dieser Maschine, ist aber offensichtlich auch nicht fehlerfrei... bzw. interpretiere ich die Bilder teilweise anders. Das gelbe Rumpfband ist mittels Airbrush aufgebracht worden. Dann habe ich das Modell glänzend klar lackiert (X-22) und anschließend die Decals aufgebracht. Nachdem die Nassschiebebilder aufgebracht worden waren, gab es nochmal eine Klear Behandlung.
Auch für dieses dunkle Modell habe ich mein Wasserfarben wash eher hell gehalten und stärker auf Umbra natur als schwarz gesetzt. Wie immer habe ich jedoch auf dem Modell gemischt, damit kein zu einheitliches Ergebnis entsteht. Ich bin mit damit jedenfalls ganz zufrieden. Anschließend habe ich das Modell matt lackiert, je eine dünne Schicht Gunze Flat UV cut (GX112) und Super Smooth Clear Flat (GX114). Die Positionsleuchten wurden mittels Revell FixKit UV Superkleber aufgebaut und klaren Tamiyafarben rot und grün bemalt. Als weitere Besonderheit liegt dem BFC Bausatz ein kleiner Zusatztank (Brassin) und das "Ritterkreuz am Band" (Fotoätzteil) bei. Auch dieses Resinteil passt nicht hundertprozentig zum Plastik-Abwurfträger welcher per Bauanleitung etwas angepasst werden musste. Kleine Lücken habe ich dann mit Klebstoff überbrückt. Das Steel Fotoätzteil soll ja Stoffband mit Holz oder Pappschildern darstellen. Es war also notwendig das Teil ganz eng an das Modell zu kleben. Dazu habe ich verdünnten Weißleim (Gators Glue) aufgebracht und das bereits vorgebogene Fotoätzteil mit Abklebeband fixiert. Das war nicht ganz einfach, hat aber ganz gut funktioniert. Anschließend wurden noch die restlichen Kleinteile angebaut und zum Teil bemalt. Den Abschluss macht dann wie meistens die Antenne. Der horizontale Draht wurde mittels UvdR Rigging Wire fine dargestellt, die Verbindung zum Rumpf durch fein gezogenen Gussast, da dieser eine gute Formstabilität aufweist.
Fazit: Wie die Nachtjagdmaschine hat dieser Höhenjäger seinen eigenen Charme: der kleine Zusatztank, das Ritterkreuz, die Tarnung und die Kabine machen das Modell besonders. Natürlich musste ich diesmal etwas initiativ werden, damit ich so nah wie möglich an das Vorbild herankomme. Mit der Batteriebox habe ich mir auch etwas künstlerische Freiheit erlaubt, jedoch nicht ohne Vorbild.
Selbst wenn die eine oder andere Beule im Mikrometerbereich falsch sein sollte, liefert Eduard mit diesem Bausatz ein weiteres tolles Bastelobjekt für Freunde der Hundertneun. Mir mach der Bau immer noch Spaß und das Cockpit ist einfach genug, dass es nicht zu sehr nervt. So ein Doppelbau bereitet mir allerdings nicht so viel Freude, da man mehrfach hintereinander dieselben Teile bzw. Baugruppen verbaut. Naja, es wird wohl trotzdem nicht der letzte sein, da ich noch etliche Bf 109 Projekte im Kopf habe.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Februar 2020)