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Boeing B767 OE-LAE Austrian Air Lines

Zvezda - 1/144

Manchmal entstehen ja Modelle buchstäblich beim Lesen, zu mindestens vor dem inneren Auge. So auch bei mir beim Durchblättern einer Luftfahrtzeitschrift. In dieser befand sich ein Bild und die Nachricht, dass die AUA ihre 767-Flotte mit Winglets versehen will. Ein wenig später fand ich beim Stöbern im Internet die Ankündigung, das Contrails, eine Kleinserienfirma aus den USA, die Winglets für die große Boeing auf den Markt bringt. Nun wurde das Modell schon langsam Wirklichkeit. Die P&W Triebwerke, die die Lauda / Austrian für ihre 767 gewählt hatte, hatte ich auch bereits in Form von BRaZ für ein anderes Projekt im Lager. Ein Gespräch mit Rainer Selisko vom IPMS AT klärte auch das Problem der Decals für mein auserkorenes Vorbild, die OE-L Alpha Echo. Im Gegenzug sollte ich dann für die Modell Panorama(siehe Ausgabe 2010/1) Leser meine Erfahrungen niederschreiben.

Als Basismodell benutze ich den gerade zu dem Zeitpunkt erschienenen Bausatz von Zvezda. Der Bau begann an sich so wie immer, sprich mit dem Rumpf. Da die die AUA eine andere Konfiguration der Türen / Fenster hat, als dem Modell zugrunde liegenden Aeroflot Maschinen, klebte ich die Klarsichtteile für die Fenster als erstes in die Öffnungen. Damit sollte dann das Zuspachteln doch erleichtert werden.

Beim Zusammenfügen des Rumpfes entstand dann bereits das erste Aha-Erlebnis, denn der Kunststoff scheint zuviel Weichmacher zu enthalten. Das Seitenleitwerk wurde krumm wie eine Banane und die Naht sehr unregelmäßig. Mehr Passstifte wären da hilfreich. Die beiden Hälften passten einfach nicht 100% zueinander. Hier half nur Spachtel. Das aus der Form gegangene Seitenleitwerk ließ sich mit heißen Wasser und anschließenden Biegen beheben.

Nach letztlich aufwändigen Spachtel- und Schleifarbeiten kam die Hochzeit von Flügel und Rumpf. Auch hier traten leichte Passprobleme am Unterteil des Rumpfflügelteiles auf. Des Weiteren machte bei meinem Exemplar leider auch die Tragfläche einen hängenden Eindruck. Dies konnte ich noch nicht zufriedenstellend lösen. Für die Montage der Winglets musste die normale Flügelspitze entfernt werden. Dazu sägte ich mit einer feinen, fotogeätzten Säge entlang der vorhandenen Gravurlinie. Bei den Resinteilen von Contrails muss man den Anguss entlang der Klebefläche entfernen und diese anschließend planschleifen.

Das Trockenanpassen der "Flügelohren" an die Tragfläche brachte die nächste Überraschung. Der Winglet ist mindestens doppelt so dick wie der Flügel. Ich weiß nicht, ob der formhaltige Guss in korrekter Dicke nicht möglich ist; jedenfalls war hier viel Schleifarbeit von Nöten. Wenigstens ist Resin ein gut schleif- und in-Form-bringbares Material. Hier sollte man auf jeden Fall sehr vorsichtig zu Werke gehen, um den Schaden an den feinen Gravuren des Zvezda Bausatzes in Grenzen zu halten. Irgendwann entstand dann doch ein akzeptables Ergebnis.

Meine Geduld wurde gleich ein drittes Mal auf die Probe gestellt, denn das Trockenanpassen der jeweils beiden Teile von BRaZ für die Triebwerke brachte schon erfahrungsgemäß ganz Böses ans Tageslicht. Die Triebwerke hatten Gräben und eine Form, für die nicht mal oval als Beschreibung ausreicht. Mittels Plastiksheetstreifen versuchte ich in einem ersten Schritt die groben Unstimmigkeiten zu verbessern, etliche Spachtel- und Schleifdurchgänge folgten. An sich ist die Detaillierung ganz gut, aber diese Unterschiede zwischen Vorder- und Hinterteil... . Leider sind sie aber die einzige Alternative auf dem Markt für PW´s. Dafür passten sie ganz gut an die Tragflächen, nur im hinteren Teil ist die Nut in der Flügeloberfläche für den Pylon etwas zu groß, aber das ist gut mit Spachtel korrigierbar.

An den Triebwerken müssen noch die Vortexbleche an den Innenseiten ergänzt werden. Anhand von Fotos aus Büchern und Internet erstellte ich diese aus Plastiksheet. Außerdem sägte ich die Lowspeedailerons aus und klebte sie in abgesenkter Stellung wieder an. Bei am Boden befindlichen Maschinen fallen diese nach gewisser Zeit durch den fehlenden Hydraulikdruck runter. Auch die Rohre für das Notablassen von Kerosin an der Hinterkante der Tragflächen ergänzte ich noch. Das Satcom entstand aufgrund der Anleitung in der Panoramausgabe 1/2009. Diese Details geben dem Modell deutlich mehr Leben wie ich finde.

Damit war der Rohbau abgeschlossen und die Farbgebung konnte beginnen. Durch die notwendigen Spachtelarbeiten und das daraus resultierende notwendige Zusammenfügen aller Baugruppen wusste ich schon, dass eine Menge Abklebearbeiten während der Lackierung auf mich zu kommen würde. Für das Weiß verwende ich immer Revell 04, da ich damit sehr gute Erfahrungen bezüglich Haftung und Deckung gemacht habe. Mittels 4000ter und feinerer Schleifleinen von MicroMesh glätte ich dann die an sich matte Oberfläche. Für das blaue Rumpfband benutzte ich Revell 50, an den Triebwerken eine 50:50 Mischung von Selbigem und Weiß. Wichtig ist, dass man sich immer ein wenig von solchen Mischungen aufhebt, um eventuell Korrekturarbeiten mit dem gleichen Farbton durchzuführen.

Die Tragflächen und Höhenruder bekamen ihr Boeinggrau in Form von Model Master Voodoo Gray, für die Coroguardsektionen nutze ich den entsprechenden Farbton von Xtracolor. Mit dem Rot warte ich, bis ich die ersten Decals aufgebracht hatte, um das Rot diesen anzupassen. Irgendwie fand ich dann, dass Revell 31 pur ganz gut passte. Also wurden die Flächen am Seitenleitwerk und an den Winglets abgeklebt und mit der Airbrush lackiert.

Zum Schluss maskierte ich noch die entsprechenden Flächen an den Trag- und Stabilisierungsflächen und lackierte die silbernen Enteisungvorderkanten. Die Vorderkante des Seitenleitwerkes entstand aus einem zugeschnittenen Decal aus einem Revell A319 Bausatz. Ebenfalls bemalte ich mit dem Pinsel die Metalloberflächen an den Triebwerken. Dazu verwende ich die Metalizer Farben von Model Master, welche man nach entsprechender Trockenzeit polieren kann.

Damit war der Abschnitt der Lackierung abgeschlossen. Und der Teil, der mir beim Airlinerbauen immer den meisten Spaß bereitet, konnte beginnen. Wenn man die Decals aufbringt, bekommt der größtenteils noch anonyme Rohling sein Gesicht. Wie schon in der Einleitung angedeutet, stammen die hier verwendeten Abziehbilder aus der Heimwerkstatt von Rainer und sind auf einem durchgehenden Trägerfilm mittels Laserdrucker gedruckt. Der Trägerfilm ist übrigens sehr dünn, Vorsicht ist also angesagt, damit das Bild nicht umschlägt.

Bei den AUA typischen Schriftzügen und Symbolen habe ich auf Empfehlung von Rainer eine zweite Lage aufgebracht, damit eine schöne Deckung erreicht wird. Weiterhin verwendete ich vom Decalbogen aus der Revell 767 SAS-Gulftraveller-Auflage die schönen Stencils. Zum Versiegeln der Lackierung und der Decals bekam das Modell eine Schicht Klear (Future).

Zum Verwittern und Aufbringen von Nutzungsspuren verwende ich Terpentin verdünnte Ölfarbe. Mittels eines dünnen Pinsels kann man diese in die Gravuren einbringen. Den Überstand kann man dann nach kurzer Trockenzeit mittels eines mit Terpentin angefeuchteten Küchentuches in Flugrichtung abwischen, dabei entstehen dann die auch am Original sichtbaren Streifen von ausgetretener Flüssigkeit etc. Den Schlusspunkt beim Bau setzte ich mit einer Schicht seidenmatten Klarlackes auf die Tragflächen. Dadurch glänzen sie nicht so stark wie der Rumpf. Jetzt montierte ich noch die Antennen, Drain Masts und Pitosonden. Dazu verwende ich fotogeätzte Teile aus der Werkstatt der leider nicht mehr existierenden Firma Flying Fish.

Fazit: Das fertige Modell entschädigt auf jeden Fall für die Mühen während der Entstehung. Richtig modern sieht sie jetzt aus, die 767er mit den markanten Winglets. Ein sehr großes Dankeschön auf jeden Fall an Rainer für die großartige Arbeit für die Decals. Ohne ihn wäre das Projekt nur eines im Kopf geblieben.

Sebastian Adolf, Berlin (2011)