Vorbild: Die Entwicklung der Pershing II Atomraketen begann in den USA schon 1974. Am 18. November 1977 flog erstmals eine Rakete. Im Dezember 1979 beschlossen die NATO-Verteidigungsminister formal die Stationierung der Pershing II. Gleichzeitig sollten Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion aufgenommen werden.
Ab dem 15. Dezember 1983 wurden 120 Pershing II in der Bundesrepublik Deutschland stationiert. Davon waren zwölf für Trainingszwecke. Sie waren alle in Baden-Wüttenberg stationiert und die Standorte waren Heilbronn, Inneringen und Kettershausen.
Die Pershing II war eine zweistufige Boden-Boden-Feststoffrakete mit einem atomaren Gefechtskopf Typ W85. Dieser verfügte über eine variable Sprengkraft von 0,3 bis 80 Kilotonnen. Als Reichweite wurden bis zu 1800 Kilometer angegeben. Als Zugfahrzeug kamen zu Beginn M983 HEMTT zum Einsatz. Diese wurden später durch MAN-Fahrzeuge abgelöst, da es zu einigen Unfällen in Deutschland kam.
Der sowjetische Präsident Gorbatschow schob u.a. auch aus wirtschaftlichen Gründen Abrüstungsverhandlungen mit den USA an. In der Folge wurde der INF-Vertrag von beiden Seiten unterzeichnet. Danach wurden alle Raketen aus Europa abgezogen und bis zum Mai 1991 zerstört. Der Gefechtskopf überlebte und wurde in die US-Atombomben B61-10 integriert. Diese Bomben sind nach wie vor in Deutschland am Militärflugplatz Büchel stationiert.
Insgesamt 234 Pershing II Raketen wurden vernichtet. Überlebt haben diese Aktion 15 Raketen samt Startfahrzeuge. Diese wurden für museale Zwecke aufbereitet. Ein Waffensystem wurde mit der Sowjetunion gegen eine SS20 getauscht.
Bausatz: Der chinesische Hersteller modelcollect hat sehr viele Panzerfahrzeuge in 1/72 im Programm. Seit einiger Zeit folgen auch größere Radfahrzeuge im gleichem Maßstab. Die Pershing II samt Startrampe und Zugfahrzeug der US Army ist solch ein Bausatz. Im attraktiven praktischen Stülpkarton befinden sich gut verpackt zehn hellgraue Spritzlinge(incl. Fahrerhaus) mit 304 Teilen, ein Klarsichtrahmen mit acht Teilen, vier Gummireifen, ein kleiner Fotoätzteilbogen, ein Decalbogen und die mehrfarbige Bau- und Bemalungsanleitung.
Die Abspritzung ist toll und man sieht, dass bei der Herstellung modernste Technologien angewandt wurden. Man schaue sich nur mal das einzelne Fahrerhaus an. Ungewöhnlich sind die Gummireifen für den Trailer. Ansonsten entstehen alle anderen Räder aus vier "Scheiben". Der Bau beginnt ansonsten mit dem Fahrerhaus. Hier hat man bei modelcollect ein wenig mitgedacht und so gibt es nicht nur klare Scheinwerfergläser sondern auch eine Rundumleuchte aus Klarsichtmaterial. Die Türen werden einzeln verglast und dann eingeklebt. Innen gibt es trotzdem eine recht komplette Einrichtung. Bei der Farbgebung schweigt sich leider die Bauanleitung aus.
Die nächste Baugruppe ist komplexe Fahrgestell der Zugmaschine. Hier gibt es alle Details die man sich wünscht und vorstellen kann. Der runde Kraftstofftank wir aus zwei Teilen zusammengeklebt. Natürlich gibt es auch einen später nicht mehr sichtbaren Motor. Leider fehlen auch hier Informationen zur Farbgebung.
Aus nur zehn Teilen besteht die verkleinerte Pershing II. Danach folgt der Bau des großen Trailers. Auch hier hat man in China an viele Details gedacht. Warum es allerdings hier Gummireifen gibt, das wir wohl ein Geheimnis bleiben. Leider kann die Pershing nur in der Transportposition befestigt werden.
Die mehrfarbigen Bemalungshinweise wurden in Kooperation mit mig erstellt. Daher bezieht man sich auch nur auf deren Farbsortiment. Leider gibt es keinerlei weitergehende Informationen zum Vorbild oder den benutzten Nummernschildern. Der kleine Decalbogen ist tadellos auf hellblauem Trägerpapier gedruckt.
Bemalung:
Fazit: Ein toller Bausatz der Pershing II samt Transport- und Startfahrzeug von modelcollect in 1/72. Aufgrund der hohen Teileanzahl ist dieser Bausatz nur für fortgeschrittene Modellbauer zu empfehlen.
Erhältlich sind die Bausätze von modelcollect im gut sortierten Fach- bzw. Versandhandel oder für Händler bei Glow2b.
Volker Helms, Godern (März 2017)