Vorbild: Durch die Auflagen des Versailler Vertrags war es Deutschland untersagt, schwere Artillerie zu konstruieren und zu bauen. Um dieses Verbot zu umgehen, entwickelten und fertigten deutsche Waffenkonstrukteure diese Geschütze im Ausland. Aus der ersten Flugzeugabwehrkanone (Flak 18, Kaliber 75 Millimeter) entwickelten sich dann die Typen 36, 37 und 41 mit einem Kaliber von 8,8 cm. Die umgangssprachlich einfach Acht-Acht genannten Kanonen besaßen ein dreiteiliges Rohr, was es ermöglichte, nur verschlissene Segmente des Rohres auszutauschen. Schnell erkannte man die Wirksamkeit dieses Geschützes gegen Bodenziele, so dass die eigentlich zur Flugabwehr konstruierte Kanone auch gegen Panzer und andere Ziele im Erdkampf eingesetzt wurde.
So war die 8,8 während des Afrikafeldzuges als einzige in der Lage, die schwere Panzerung der britischen Mathildas schon aus 2000 Metern zu durchschlagen. Auf Grund der ungeheuren Feuerkraft und Reichweite des Geschützes wurde eine abgewandelte Form für die in die Panzer IV und V (Tiger und Panther) als Hauptbewaffnung entwickelt, die dadurch den russischen T-34 gewachsen waren. Sofern nicht stationär eingebaut, konnte die Flak mit zwei einachsigen Anhängern auf ihrer Lafette transportiert werden. Das Personal bestand üblicherweise aus neun Mann. Die Schussfolge lag bei ca. 15 Schuss pro Minute. Mit 10.704 einsatzbereiten Geschützen erreichte die 8,8 im August 1944 ihren Höchststand. Sie bildete das Rückgrat der deutschen Wehrmacht bei Offensiven, Verteidigung und Luftabwehr.
Bausatz: Merit, bekannt für Bausätze im großen Maßstab, hat mit der Flak 36 vor geraumer Zeit einen Bausatz für die Forces of Valor / 21Century Toys Militärserie (1/18) auf den Markt gebracht. Im randvollen großen Stülpkarton befinden sich 15 beige Spritzlinge mit 348 Teilen. Des Weiteren liegen noch acht Vollgummireifen bei.
Die Bauanleitung ist auf A4 in Schwarz/Weiß gedruckt. Dabei wurden die verschiedenen Bauabschnitte durch Fotos vom Modell im jeweiligen Bauzustand dargestellt, und die zu montierenden Teile separat über Pfeile zugeordnet. Leider wirkt das Ganze stellenweise recht unübersichtlich, und manche Teile sind sogar schlichtweg falsch zugeordnet. Deshalb der dringende Hinweis, die Teile vorher "trocken" anzuhalten!
Bemalungsvarianten: Auf einem separaten Din A4 Blatt gibt es noch farbige. Womit wir auch schon bei den Decals sind. Es ist möglich, die Acht-Acht mit verschiedenen Kennungen, Abschussringen etc. zu versehen. Hier ist man aber auf Sekundärliteratur bzw. Bilder aus dem Internet angewiesen, da Merits Hinweise zu spärliche ausfallen. Der Druck der Decals ist soweit OK, der Umfang jedoch nicht auf der Höhe der Zeit. Bei 1/18 wäre bedeutend mehr möglich gewesen. Auch haben sich Rechtschreibfehler eingeschlichen.
Fazit: Beim Bau stellt sich leider raus, dass die Teile doch sehr unsauber gespritzt sind. Fast jedes hat einen deutlichen Gussgrat, und teilweise ist auch ein recht unschöner Versatz feststellbar. Es ist also sehr viel Schleifarbeit angesagt, und der Bausatz alleine dadurch nicht für Anfänger zu empfehlen. Wenn man aber die obengenannten Mängel beseitigt hat, ist man im Besitz eines respektablen Modells. Allerdings soll auch der Platzbedarf nicht verschwiegen werden. Das Modell hat immerhin eine Gesamtlänge von 43 cm!
Zu beziehen ist der Bausatz für 38 Euro bei gut sortierten Händlern, oder über das Internet.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (Mai 2016)