Vorbild: Die Mi-24 „Hind“ ist seit den 70er Jahren das Sinnbild für den schweren, gepanzerten Kampfhubschrauber, zu dem es in der NATO-Welt keine richtige Entsprechung gibt. Als Besonderheit im Vergleich zu anderen Hubschraubern ist die Mi-24 in der Lage, neben einem beachtlichen Waffenarsenal auch bis zu acht Soldaten mitzuführen.
Die Mi-24P zeichnet sich durch eine zweiläufige 30mm-Kanone an der rechten Rumpfseite aus. In dieser Version war sie unter anderem bei der NVA im Dienst.
Bausatz: 2020 kam Zvezda – endlich – mit einer neuen Version der Mi-24-Familie heraus. Die Anordnung der Gießäste lies es bereits erwarten: Hier werden bald Varianten verfügbar sein. Und so ist mit der Mi-24P ist nun die zweite Version dieses Bausatzes auf dem Markt.
Eines hat sich gegenüber der ersten Inkarnation nicht geändert: Die Bauteile der Außenhaut sind glatt wie ein Babypopo. Die Gravuren sind fein und versenkt, aber es fehlen die Unmengen an Nieten, die diesen Hubschrauber auszeichnen. Das mag der Flexibilität geschuldet sein, mehrere unterschiedliche Varianten mit einer Gussform anbieten zu können, führt dann aber auch zu einem allzu glatten Oberflächenfinish. Zubehörhersteller wie HGW können sich hier mit Wet-Transfer-Nieten hervortun.
Ansonsten sind die Teile präzise und ohne Fischhaut gegossen. Einige Klappen, die Frachtraum- und die Cockpittür lassen sich wahlweise geöffnet darstellen. Da gibt es dann auch Einiges an technischem Innenleben zu sehen. Schön: Die Rotorblätter sind leicht gebogen und sacken damit realistisch durch.
Ein großer Kritikpunkt ist das Cockpit. Die Instrumentenbretter und Seitenkonsolen verfügen über keinerlei Details und sollen über Decals dargestellt werden. Dies ist für einen neuen Kit absolut nicht zeitgemäß. Eduard steht für die Variante Mi-24V bereits in den Startlöchern und bietet 3D-Decals an, die reliefartig zumindest etwas an Oberfläche nachzeichnen.
Die Klarsichtteile sind in Ordnung, allerdings ein klein wenig schlierig gegossen. Trotz separater Verpackung hat eine der Scheiben ein paar Kratzer abbekommen, die auspoliert werden müssen. Das mag auch an der deutlich zu großen Schachtel liegen, in der die Gießäste viel Bewegungsfreiheit haben.
Es lassen sich fünf verschiedene Versionen von sowjetischen/russischen, deutschen und ungarischen Maschinen darstellen, darunter Einsatzmaschinen aus Afghanistan und Syrien. Die Varianten unterscheiden sich in Einzelheiten, also sollte man schon früh wissen, was man bauen möchte, und dann genau auf die Anleitung schauen, was eingebaut und aufgebohrt werden muss.
Die Variante mit den deutlichsten Abweichungen ist natürlich die Afghanistan-Variante mit ihren prominenten Abgaskühlern. Die Decals sind in Teilen enttäuschend: Die mehrfarbig gedruckten DDR-Hoheitsabzeichen sind nicht im Register, Rot- und Gelbtöne sind hier leicht verschoben. Bei den anderen Decals stört das nicht weiter.
Fazit: Kritikpunkte hin oder her, dies ist die derzeitige Hind in 1:48. Der fortgeschrittene Anfänger findet hier einen schönen Kit für seinen ersten Hubschrauber, und Profis können sich mit (in Teilen wirklich notwendigen) Zubehörsets austoben. Wer die Mi-24 bauen will, kommt an Zvezda nicht vorbei.
Christian Höcherl, Berlin, Mai 2021