Vorbild: Über die A320 des europäischen Hersteller Airbus muss man sicherlich nicht mehr viel schreiben aufgrund des hohen Bekanntheitsgrades. Bis einschließlich Dezember 2020 sind insgesamt 15.578 Flugzeuge der A320-Familie bestellt worden. 9693 Maschinen wurden ausgeliefert, davon sind 9160 noch im Dienst. Die A320-Familie ist damit, vor der Boeing-737-Familie, der am meisten verkaufte Verkehrsflugzeugtyp. Seit 1987 wird dieser Typ gebaut und wurde dabei immer wieder evolutionär weiterentwickelt und es wurde zudem eine Flugzeugfamilie mit den Typen A318, A319 und der A321 als kürzere bzw. längere Ausführungen des Urtyps A320 geschaffen. Als die größten Stellhebel auf der ständigen Jagd nach Einsparungen im Treibstoffverbrauch zeigen sich dabei die Triebwerke. Die Verfügbarkeit neuer Technologie bildete damit den Startschuss für die A320neo.
Neo steht dabei für New Engine Option. Dabei können die Kunden zwischen dem Pratt & Whitney PW1100G mit Getriebefan-Technologie sowie dem CFM Leap entscheiden. Neben neuen Triebwerken wird die A320neo-Reihe auch mit denselben Sharklets der A320 Enhanced ausgeliefert. Durch die Kombination der neuen Tragflächenenden mit den neuen Triebwerken soll der Treibstoffverbrauch bei den neo-Modellen gegenüber der bisherigen A320-Reihe um bis zu 15 Prozent geringer sein. Dies entspräche laut Airbus einer jährlichen Verringerung des CO2-Ausstoßes um 3600 Tonnen pro Flugzeug. Airbus bewirbt darüber hinaus um nahezu 50 Prozent geringere Stickoxid- sowie Lärmemissionen. Verbesserungen gab es auch an der Flugzeugzelle, trotzdem liegt die Kommunalität mit der bisherigen A320-Reihe bei 95 Prozent. Die erste Auslieferung dieses Typs fand an die Lufthansa am 20. Januar 2016 statt. SAS, Scandinavian Airlines System, hat sich auch schon früh für den A320neo entschieden und betreibt derzeit (April 2021) 44 Stück dieses Typs. Diese sollen mittelfristig die älteren Flugzeuge der A319 / A320 sowie Boeing 737 ersetzen. Natürlich haben in den derzeitigen Pandemiezeiten diese Angabe nur eine geringe Halbwertszeit. SAS betreibt ihre A320neo in einer 180-sitzigen Konfiguration.
Quelle: Wikipedia
Modell: Auch bei Zvezda möchte man die aktuellen A320 im Programm haben und hat daher als Neuheit im Katalog den A320neo in 1/144. Dieser Bausatz basiert auf dem Bausatz von 2014. Im Unterschied zu diesem gibt es einen neuen Rahmen D, welcher die beiden neuen Triebwerkstypen PW1100G und CFM Leap enthält. Insgesamt entsteht das Modell laut Angabe auf dem Karton aus 149 Bauteilen. Diese finden sich an drei Spritzrahmen aus grauem Kunststoff und einem aus klarem Plastik. Auch findet sich noch der Ständer zur "fliegenden" Präsentation in der Box. Geliefert wird der Kit in dem mittlerweile von Zvezda bekannten zweiteiligen Karton. Zvezda selber ordnet diesen Bausatz in die "Ultimate kit"-Reihe ein. Dahinter steht im Wesentlichen die Option, die Klappen an den Tragflächen sowie die vordere Kabinentür in geöffneter Stellung zu montieren.
Grundsätzlich handelt es sich um einen modernen, für Zvezda typischen, Airliner Bausatz in hervorragender Qualität. Die Aufteilung der Großbauteile ist typisch. Die Oberflächen verfügen über feine Gravuren mit zahlreichen Details. Fangen wir beim Rumpf an. Dieser ist normal in der Länge geteilt. Das Seitenleitwerk ist an je einer Hälfte mit angegossen. Das Seitenruder ist ein separates Bauteil und verfügt somit über eine einteilige Hinterkante. Wie schon geschrieben, kann man die vordere linke Tür in geöffneter Position anbauen. Damit der Blick nicht ins Leere fällt, verfügt das Modell über die Galley, die sich hier befindet. Der Blick auf die nicht vorhandenen Sitze wird durch einen geschlossenen Vorhang verhindert. Auch ist ein recht detailliertes Cockpit vorhanden. Für die offenen Fenster der Passagiere sind Streifen aus klarem Kunststoff vorhanden. Die Cockpitfenster sind als Haube ausgeführt. Bis auf die beiden Höckerantennen in der Rumpfmitte sind die restlichen Antennen einzeln vorhanden und können zum Abschluss des Baues montiert werden. Damit ist die latente Bruchgefahr während des Zusammenbaues und der Lackierung ausgeschlossen. Leider fehlt aber die beim Vorbild vorhandene große Satelittenantenne auf dem hinteren Rumpfrücken.
Die Tragflächen bestehen aus einem durchgängigen Unterteil und den beiden Oberteilen. Damit ist die "richtige" V-Stellung der Tragflächen zum Rumpf hin vorgegeben. Wie schon geschrieben, kann der Modellbauer die Slats und Flaps optional in ausgefahrener Position anbauen. Der von Zvezda gewählte Grad entspricht dabei ungefähr laut Quellen der Position 2, also einer für den Take off. Die markanten Sharklets an den Tragflächenenden sind einzelne Bauteile. Die Bereiche der Navigationslichter und Strobes sind als Gravuren vorhanden. Der Hauptunterschied zum einem A320 der älteren Generation sind natürlich die neuen Triebwerke, welche der russische Hersteller auf dem neuen Rahmen D anbietet.
Um die sicherlich brennendste Frage gleich zu beantworten: Ja, die Fans sind durchbrochen dargestellt. Zvezda bietet beide Motorentypen an. Wobei der optische Unterschied bis auf die Blattanzahl des Fans nahezu gleich ist. Insgesamt besteht der Aufbau eines Triebwerks aus 15 Bauteilen. Die Trennung der einzelnen Komponenten sollte dabei die Versäuberung der Klebestellen und Lackierung erleichtern. Die Bauanleitung macht Farbangaben, allerdings kann man mit Vorbildfotostudium noch mehr herausholen. Grundsätzlich positiv herausheben möchte ich den separaten einteiligen Einlaufring. Ohne Maße vom Original zu haben, könnte er nach meinem Gefühl im Vergleich mit Fotos aber etwas breiter sein. Die beidseitigen Vortexbleche an der Verkleidung sind ebenfalls einzelne Bauteile. Komplettiert wird der Bau mit der Montage des Fahrwerks. Auch bieten sich wieder Optionen. Ganz normal ausgefahren am Boden, ausgefahren und entlastet zur Darstellung mit dem beiliegenden Ständer (oder ein dynamisches Diorama?!) oder eingefahren ebenfalls im Zusammenspiel mit dem Ständer. Dazu liefert der Bausatz sehr filigrane und detailreiche Fahrwerksbeine und Räder. Für das Bugfahrwerk sind auch Rollscheinwerfer aus Klarsichtmaterial vorhanden. Die entlasteten bzw. belasteten Stoßdämpfer werden durch einzelne unterschiedliche Bauteile der gesamten Fahrwerksbeine dargestellt. Je nach gewählter Option gibt es unterschiedliche Fahrwerksklappen.
Den Bau des Modells zeigt die Bauanleitung klar und deutlich in 12 Schritten. Farbangaben für Details werden gemacht. Sie beziehen sich auf das Programm von Zvezda und Tamiya. Die grundsätzliche Farbgebung und Position der Abziehbilder wird auf einen doppelseitig, farbig bedruckten A5 Blatt gezeigt.
Der Decalbogen ist zwar nicht so groß wie zum Beispiel bei Revell, enthält aber alle notwendigen Nassschiebebilder, um die gewählte Maschine der SAS zu dekorieren. Daneben sind auch die "Zorro" Maske für das Cockpit und einiges an Stencilits vorhanden. Besonders finde ich die als Decal vorhandene Corroguard Sektion der Tragflächen. Des Weiteren werden die SAS-Schriftzüge im Billboard Design anhand der Fensteröffnungen ausgerichtet. Ein Fehler hat sich aber beim Taufnamen der gewählten SE-ROI eingeschlichen. Laut diversen Quellen im www heißt die Maschine, welche in Hamburg mit der Seriennummer 9247 gebaut wurde, Torbog Viking. Zvezda hat auf den Decalbogen Regin Viking stehen. Evtl. liegt der Fehler in einer Änderung seitens SAS nach der Festlegung und Druck des Bogens. Die Druckqualität des glänzenden Bogens ist aber grundsätzlich sehr gut. Zur Verarbeitung kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts sagen. Bei der Farbgebung sollte man nochmals Vorbildfotos studieren. Meiner Meinung nach sind die Triebwerksverkleidungen in einem anderen Farbton lackiert. Ich tendiere eher zum Silber des Schriftzugs.
Fazit: Interessant ist sicherlich für die Modellbauer der Vergleich zum Konkurrenzprodukt von Revell. Grundsätzlich würde ich sagen, dass der Bausatz von Zvezda komplexer ist. Dies kann man schon durch die nahezu doppelte Anzahl an Bauteilen festmachen. Untermauert wird dies durch Erfahrung im Bau durch unser Mitglied Uwe. Am Ende könnte man sagen, dass der Kit von Zvezda das Potenzial für mehr und feinere Details bietet. Daher kann man zum Schluss sagen, dass die beiden Bausätze unterschiedliche Zielgruppen ansprechen. Revell mehr die der Anfänger und Zvezda die der "Experten".
Zvezda hat hier wieder einen tollen Bausatz produziert, welcher viele interessante Möglichkeiten und Details bietet.
Vielen Dank für die Bereitstellung des Muster an die Hobby-Pro GmbH in Graz, Österreich. Sie ist der weltweite Vertriebspartner für Zvezda.
Sebastian Adolf, Wettstetten (April 2021)