Deutsche Lokomotive WR360 C12

Trumpeter 00216 - 1/35

Inhalt: Die insgesamt 258 Plastikbauteile verteilen sich auf 8 Spritzlinge aus hellgrauem Kunststoff sowie ein separat verpacktes Oberteil (Motorverkleidung) und einem Spritzling aus klarem Kunststoff für die (schön dünnen und verzugsfreien) Scheiben des Führerstandes. Weiterhin sind die aus anderen Bausätzen bekannten 5 Spritzlinge für das Gleisbett (separat unten im Karton verpackt), eine Ätzteilplatine (16 Teile), ein Abziehbilderbogen, die 16-seitige Bauanleitung A4 incl. der Bauanleitung für den Gleiskörper sowie ein separates 4-farbiges Blatt mit Bemalungs- und Markierungshinweisen im proppevollen Karton enthalten.

Vorbild: Aufgrund einer Forderung der Wehrmacht nach völlig rauchfreien, explosionsgeschützten Triebfahrzeugen für den Verschub in Häfen, Depots, auf Flug- und Schießplätzen, in meist gut getarnten Munitionsanstalten und Tanklagern sowie beim Einsatz von Eisenbahngeschützen und Eisenbahnpioniergeräten wie später z. B. dem Schienenwolf kam es zur Entwicklung einer ganzen Reihe von Dieselloks für Schmal- und Regelspur. Diese hatte im Gegesatz zu Dampflokomotiven den Vorteil, dass sie rauchfrei waren, jederzeit zur Verfügung standen (kein Anheizen, kein Ruhefeuer), auch bei geringem Rangierbedarf oder längeren Betriebspausen noch wirtschaftlich waren und sich auch von wenig/schlecht ausgebildetem Personal bedienen liessen. Der bekannteste Vertreter diese Gattung ist sicherlich die WR 360 C14, die nach dem Krieg noch bis in die 1980er Jahre als V36 von der DB und der DR sowie in Österreich, Italien, Frankreich und den Benelux-Staaten hauptsächlich als Rangierloks benutzt wurden.

Die Typenbezeichnung "WR 360 C 14" bedeutet: "Wehrmachtlokomotive für Regelspur" mit 360 PS, Achsfolge "C" (drei gekuppelte Treibachsen) und einer Achslast von (ca.) 14 Tonnen. Die Lokomotiven wurden ausschliesslich für die Wehrmacht auf deren Anforderung/Auftrag gebaut - trotzdem fanden 1940 zwei Loks den Weg in den Reichsbahndienst im Hamburger Hafen..

WR 360 C12 (Vorserie): Eine 10 Stück umfassenden Vorserie so genannte Baumusterlokomotiven, die bis auf wenige Details dem dreiachsigen Baumustertyp HR 360 C12 (HR = "Heereslokomotive Regelspur") entsprachen. Da sich neben dem Heer zwischenzeitlich auch Luftwaffe und Marine für diesen Diesellok-Typ interessierten, wurde die Bezeichnung in WR 360 C12 (WR = "Wehrmachtslokomotive für Regelspur") geändert.

Unterschiede zur späteren WR 360 C14:

WR 360 C14 (der spätere "Einheitstyp"): Die stückzahlenstärkste Maschine der Wehrmachts-Regelspur-Lokomotive war die WR 360 C14, die ab 1938 bis Kriegsende in 261 Exemplaren bei vielen Lokomotivfabriken des deutschen Reiches gebaut wurde. Nach 1945 wurden noch 34 Lokomotiven in unveränderter Form nachgebaut.

Technische Daten Wehrmachtslokomotive WR 360 C 14:
Baujahr(e): ab 1938
Ausmusterung: DB: bis 1981 (DR: bis 1985)
Achsfolge: C (drei gekuppelte Treibachsen)
Länge über Puffer: 9.200 mm
Dienstgewicht: zwischen 39 und 43 t
Höchstgeschwindigkeit: ca. 60 km/h
Leistung: 265 kW (360 PS)
Anfahrzugkraft: 127 bis 140 kN
Treibraddurchmesser: 1.100 mm
Motor: 6-Zylinder Diesel-Reihenmotor (u.a. Deutz, MWN (Motoren Werke Mannheim)
Kraftübertragung: hydraulisches Mehrstufengetriebe von Voith, eine Blindwelle und Triebstangen,
Bremssystem: Druckluftbremse

Hersteller und Fertigungszahlen:
Die Firmen BMAG und O&K hatten den größten Anteil der Fertigung der WR 360 C14. Die Fertigungszahlen teilen sich die beteiligten Hersteller wie folgt:
BMAG: 130,
O&K: 74,
Deutz: 36,
Jung: 7,
Henschel: 5,
Der Auftrag des HWA an Henschel bestand aus lediglich fünf WR 360 C14. Diese hatten einen Motor von MWM und wurden ohne eine Auspuffkühlanlage ausgeliefert.
DWK: 5,
Bis Kriegsende wurden nur 5 der ursprünglich geplanten 20 Lokomotiven fertiggestellt. Bei HOLMAG bzw. MAK (DWK-Nachfolgegesellschaften) wurden in den Jahren 1947/48 noch einmal 13 Dieselloks aus grösstenteils noch vorhandenen Teilen gebaut.
Krupp:4,
Eigentlich war Krupp hier nur der "Schrauber": Die Getriebe kamen von Voith, die Motoren von Deutz und die Rahmen von der Maschinenfabrik Windhoff AG (April/Mai 1939).

Die Nachkriegslokomotiven wurden gebaut von:
Deutz: 18,
Jung: 2,
Holmag: 5,
MAK: 9.

Der Bausatz: Es ist schon erstaunlich, wie Trumpeter es (mittlerweile zum dritten Mal) schafft, eine der seltenen Varianten bzw. Vorserienmodelle einer grösseren Fahrzeugfamilie als Bausatz herauszubringen. Die Gründe dafür kennt man vermutlich nicht einmal bei Trumpeter selbst, vermute ich einfach mal; aber das tut dem Bausatz, der insgesamt gut bis sehr gut detailiert ist, keinen Abbruch.

An einigen prominenten Stellen befinden sich Auswerfermarkierungen, die aber mit relativ geringem Aufwand beseitigt werden können. Die Nacharbeit insgesamt hält sich in engen Grenzen. Alle Teile sind Verzugs- und Gratfrei.

Hervorzuheben ist die erstklassig detailierte, aus einem Srück gegossene/gespritze Motorabdeckung/-verkleidung. Dieses Schmuckstück ist verdienterweise in einem kleinen Karton einzelverpackt im Bausatzkarton enthalten. Schade nur, dass dem Bausatz keine Motornachbildung beigegeben wurde, da man alle Zugangsluken in geöffnetem Zustand darstellen könnte. Warten wir mal ab, wann die ersten Motoren geliefert werden ...

Das Unterteil/Fahrwerk ist recht komplex, aber in der Bauanleitung ganz gut dargestellt. Trotzdem ist hier öfteres Trockenanpassen erforderlich. Auch hier ist nur geringe Nacharbeit an den Teilen erforderlich - das übliche halt. Auch hier findet man wieder besagte Auswerferstellen, die aber ebenfalls mit wenig Aufwand "verschwinden" oder gar zu vernachlässigen sind, da sie sich nicht im Sichtbereich befinden. Aber das soll jeder für sich selbst entscheiden.

Der Führerstand ist komplett geschlossen, was aber den interessierten Modellbauer nicht davon abhalten wird, die Türen des Führerstandes geöffnet darzustellen. Überhaupt sollte der Führerstand als einzelne Baugruppe betrachtet werden. Ist er erst einmal verklebt, hat man keine Chance mehr im Inneren etwas zu verändern.



Darstellbare Fahrzeuge:
Eine WR 360 C12 ...

Pro:
Relativ seltenes Fahrzeug als Modell.
Gute Details (Motorverkleidung)
Fotoätzteile.
Alle "gefährdeten" Bauteile sind separat oder in zusätzliches Schutzmaterial verpackt im Karton untergebracht.

Contra:
Fehlende Bemalungsalternativen sowie keine expliziten Angaben zu den Innereien des Führerstandes.
Keinerlei Fahrzeugmarkierungen.
Keine Motorennachbildung vorhanden, obwohl alle Zugangsluken geöffnet dargestellt werden könnten.
Die aufwändige farbige Bemalungsanleitung hätte man sich eigentlich sparen können, das eh nur eine Lok in Dunkelgrau/Rot darauf abgebildet ist. Eine mögliche zweite Bemalungsvariante entnimmt man dem Deckelbild...



Fazit: Relativ einfacher aber trotzdem Interessanter Bausatz eines (noch) recht selten auf Ausstellungen anzutreffenden Fahrzeuges. Trotz kleinerer Schwächen des Bausatzes für Militärmodellbauer und Eisenbahninteressierte sehr zu empfehlen. Einsteiger/Anfänger werden mit dem Bausatz keine Probleme haben. Pflichtbausatz für alle Wehrmacht-Eisenbahn Interessierten. Der Bausatz bietet genügend Potenzial, sich "auszutoben". Gut geeignet als Einzelstück - vor allem aber wird man die Lok sehr wahrscheinlich im Zusammenhang mit der K5e auf den Ausstellungen finden.

Für Deutschland ist der Bezug für Händler über die übliche Quelle möglich. Für Händler in Österreich ist der Bausatz bei Glow2B (zu erreichen über mail@glow2b.de erhältlich. Wer gerne direkt online einkauft kann den Bausatz bei Moduni beziehen: German WR 360 C12 Locomotive.

Referenzen:

Rolf Giebeler, Grebenstein (März 2009)