Vorbild: Die Xian H-6 ist eine in China in Lizenz gebaute Version des sowjetischen Bombers Tu-16. Im Jahre 1959 lieferte die Sowjetunion die ersten beiden Tu-16-Bausätze an China, wo sie im Flugzeugwerk Harbin zusammengebaut und im September 1959 erstmals geflogen wurden. Nach der Verschlechterung der Beziehungen zwischen China und der Sowjetunion kam die Lizenzproduktion durch die Xian Aircraft Company nur zögerlich voran, erst am 24. Dezember 1968 startete die H-6A zu ihrem Erstflug. Ein Jahr später begann die Serienproduktion dieser ersten, gegenüber der Tu-16 modifizierten Version, wobei mindestens 120 Maschinen gebaut wurden.
Die Xian H-6K ist eine tiefgreifend modernisierte Variante als strategischer Bomber, welche ab 2009 auftauchte. Der Rumpf wurde statt aus Aluminium aus Verbundwerkstoffen gefertigt und im Bug die verglaste Navigatorenkanzel durch ein leistungsfähiges Radar für Navigation/Terrainfolgeradar/Feuerleitung ersetzt; hinzu kamen Schleudersitze für die vier Besatzungsmitglieder, vergrößerte Lufteinläufe für die stärkeren Saturn-D-30KP-2-Triebwerke; die Heckkanonen entfielen und wurden durch elektronische-Gegenmaßnahmen-Systeme ersetzt; weiterhin Ersatz der Avionik durch ein modernes Glascockpit, Forward Looking Infrared, Wegfall des Bombenschachtes durch den Einbau eines großen Treibstofftanks und Erweiterung der Außenlaststationen auf sechs Stück (für zum Bespiel den DongHai 10 Marschflugkörper mit 2000 Km Reichweite). Zum ersten Mal verfügt China über einen Bomber, der US-Stützpunkte in ganz Ostasien (bis einschließlich Guam) effektiv angreifen könnte.
Quelle: Wikipedia
Modell: Trumpeter hatte schon ab 2008 zwei Bausätzen der Tu-16 in 1/144 auf den Markt gebracht. Damit könnte man meinen, dass der hier vorliegende Kit eine weitere Version dieser Form ist. Dem ist aber nicht so, wie ein Vergleich der Spritzlinge zeigt. Man kann von einem komplett neuen Kit sprechen. Über 120 Bauteile verteilen sich auf sieben Spritzrahmen, welche in einem stabilen Stülpkarton geliefert werden. Dieser ist mit einem realen Foto versehen, welches durchaus den Bau gut unterstützt.
Der Bau beginnt mit dem Rumpf, welcher klassisch längsgeteilt ist und abgesehen vom Radom somit über die volle Länge geht. Die beiden älteren Kits entstehen hier noch aus Sektionen. Das Seitenruder hat eine zweiteilige Hinterkante. Die Oberfläche zeigt viele Details in Form von feinen Gravuren und erhabenen Strukturen wie Radoms, Radarwarner und anderen Sachen. Für das Innenleben ist ein recht gut gemachtes Cockpit mit Sitzen, Steuersäulen und einem Instrumentenbrett vorhanden. Für letzteres gibt es auch ein Decal zur Gestaltung. Das Klarsichtteil für die Verglasung ist als Haube ausgeführt und von guter Qualität.
Eine interessante Lösung ist auch die Platte A26, welche von innen in die Rumpfhälften montiert wird. Diese bildet später einen massiven Holm, auf den die Triebwerksgehäuse und Tragflächen geschoben werden. Die beiden Triebwerkssektionen sind einzelne Abschnitte, welche aus mehreren Bauteilen entstehen. Das Einlaufteil ist dabei einteilig, aber leider endet der Einlaufkanal schon recht früh an einer Platte. Der Auslass wird mit einem Strömungskörper dargestellt. Die beiden fertigen Sektionen werden wie schon gesagt auf das Holmbauteil geschoben und mit dem Rumpf verklebt.
Als nächstes sind die Tragflächen dran. Ein Flügel entsteht aus je einem Unter- und Oberteil. Im Bereich der Landeklappen ist dabei die Hinterkante zweigeteilt, während separate einteilige Querruder gibt, welche dann den Flügel vervollständigen. Die Grenzschichtzäune an der Oberseite sind ebenso wie die typischen Tupolew´ischen Strömungskörper, welche das Hauptfahrwerk beherbergen, mit an modelliert. Löcher für die sechs Pylonen der Bewaffnung sind nicht zu bohren. Die beiden Tragflächen werden dann auch auf den Mittelholm aufgeschoben. Hier bin ich schon gespannt, wie die Passgenauigkeit sein wird und ob sich der richtige Winkel der negativen V-Stellung von selbst einstellt.
Der Bau setzt sich fort mit den Verbau der Fahrwerke und Abdeckklappen. Alle drei Fahrwerksbeine sind jeweils einteilig, aber dennoch gut detailliert. Dies trifft auch auf die zehn Räder zu. Ein Detail, welches das Deckelbild zeigt, ist dabei leider nur als Gravur vorhanden. Nämlich der ausfahrbare Hecksporn, welcher den Rumpf bei zu starker Rotation schützt. In diesen Abschnitt des Baus werden auch noch einige Antennen und Hutzen an den Rumpf geklebt. Die beiden Höhenleitwerke sind einteilig. Den Abschluss bildet der Bau der jeweils sechsmal vorhandenen Raketen YJ-63 und CJ-63 samt passendem Adapter für die Aufnahme an den sechs Flügelpylonen.
Den Bau des Modells zeigt die Bauanleitung in acht Schritten klar und deutlich. Leider werden keine Angaben zur Farbgebung von Cockpit oder dem Fahrwerk gemacht. Eine kleine Hilfe ist dabei wieder das Deckelbild. Für die allgemeine Bemalung und Position der Abziehbilder gibt es das bekannte farbige A4 Blatt. Als Bemalung werden dabei einmal eine Maschine im blasgrünen Primeranstrich oder eine Serienmaschine der chinesischen Luftstreitkräfte mit der Rumpfnummer rote 11291 vorgeschlagen.
Für diese Maschine finden sich alle notwendigen Decals auf dem in guter Qualität gedruckten kleinen Bogen. Dieser enthält auch einige Markierungen und Beschriftungen für die beiden Raketentypen.
Fazit: Trumpeter hat hier die neuste Variante der Tu-16 bzw. Xian H-6 Famillie in bemerkenswerter Art umgesetzt. Denn handelt sich um einen neuen Bausatz, der nichts mehr mit der Form der vor 13 Jahre erschienen Tu-16 Kits aus gleichem Haus zu tun hat. Der First Look verspricht einiges, daher eine klare Empfehlung.
Erhältlich sind die Bausätze von Trumpeter im gut sortierten Fachhandel und im Internethandel oder für Händler bei Glow2b.
Sebastian Adolf, Wettstetten(November 2021)