Zum Vorbild: Die USS West Virginia BB-48 war das letzte Schiff der Colorado-Klasse, zu der noch die USS Colorado BB-45 sowie die USS Maryland BB-46 gehörte. Der Bau der USS Washington BB-47 wurde aufgrund der Vorgaben aus dem Washingtoner Flottenabkommen abgebrochen. Mit dem Bau dieser Schlachtschiffe so wie den beiden Vorrausgegangenen der Tennessee-Klasse erreichte das Neubauprogramm der Vereinigten Staaten im Rahmen des Ersten Weltkrieges und kurz danach sowie vor der Washingtoner Flottenabkommen seinen Höhepunkt. Die sogenannten "Big 5", der Stolz der US-Navy in den 20er und 30er, waren geschaffen.
Beim Bau dieser Schlachtschiffe flossen die Erkenntnisse und Lehren aus dem Ersten Weltkrieg, insbesondere der Skagerrakschlacht, ein. Insbesondere wurde die horizontale Panzerung zum Schutz vor dem Steilfeuer verstärkt. Die Panzerung stand überhaupt im Vordergrund, zu Lasten der Geschwindigkeit. Die Projektierung dieser Schiffe begann schon 1915, mit dem Kriegseintritt der USA 1917 bekam allerdings der Bau von Zerstörern Vorrang, da man Schiffe zur U-Boot Abwehr benötigte. Zudem flossen wie schon gesagt auch die Erfahrungen der Seeschlachten ein, daher wurden immer wieder Änderungen vorgenommen.
Die Schlachtschiffe dieser Klasse waren fast vollkommen identische Weiterentwicklungen der Tennessee-Klasse, jedoch steigerte man das Kaliber von 14 Zoll auf 16 Zoll, vornehmlich als Reaktion auf den Bau der Nagato-Klasse der Japaner. Jedoch konnte man nur Zwillingstürme im Entwurf unterbringen, damit reduzierte sich die Anzahl der Rohre von 12 auf 8. Die Panzerung wurde wiederum verstärkt, denn eine Grundregel beim Bau von Schlachtschiffe ist die, das das Schiff immer gegen sein eigenes Geschützfeuer geschützt sein muss.
Der Kiel der "Wee Vee" wurde am12. April 1920 auf der New York Navy Werft gelegt, vom Stapel gelassen wurde der stählerne Gigant am 17. November 1921 und am 1. Dezember 1923 wurde sie in Dienst bei der Atlantikflotte gestellt und war ab 1924 das Flaggschiff des Befehlshabers der Schlachtschiffe. In dieser Zeit gewann sie diverse Auszeichnungen bei verschiedensten Übungsschießen.1926 machte sie eine Weltreise und wurde im Frühling 1939 der Pazifikflotte zugeteilt, da man davon ausging, dass es mit Japan in absehbarer Zeit zu einem Krieg kommen könnte.
Auch die USS West Virginia war am 7.Dezember 1941 in Pearl Habour. Sie lag außenbords der USS Tennessee. Im Laufe des Angriffes erhielt sie 8 Torpedotreffer auf ihre Backbordseite. Nur durch den raschen und effektvollen Einsatz der Besatzung ist es zu verdanken, das sie nicht wie die USS Oklahoma kenterte. Zusätzlich erhielt sie auch 2 Bombentreffer, welche Brände auslösten. An diesem Tage fiel auch ihr Kapitän Mervyn Bennion. Damit war sie abgesehen von der Arizona und Oklahoma das am schwersten beschädigte Schiff. Daher dauerte es bis zum Juni 42 bis sie gehoben war, anschließend war sie bis April 43 in der Pearl Habour Werft, um sie überhaupt Seefest zu bekommen für ihre Reise zur Westküste.
Bis zum Juni 1944 wurde sie auch wie zuvor die beiden Schlachtschiffe der Tennessee-Klasse in der Puget Sound Navy Werft nach gleichem Muster umgebaut. Von einem rationalen Standpunkt her gesehen, war der Wiederaufbau nicht sinnvoll. Hier ging es sicherlich mehr um einen propagandistischen Hintergrund. Die kurze aber intensive Kriegskarriere brachte dann Einsätze bei Manus, den Phillipinen mit der Schlacht in der Surigaostrasse, Iwo Jima und Okinawa. Bei der Seeschlacht in der Surigaostrasse war sie beteiligt am letzten Duell zwischen Schlachtschiffen in der Geschichte. Dank ihrer damaligen modernen radargestützen Feuerleitung konnte sie mit ihren Hauptgeschützen zahlreiche Treffer auf dem japanischen Schlachtschiff Yamashiro landen, welches dann sank. Am 2.September 1945, dem Tag der Kapitulation lag sie auch vor Ort in der Tokioer Bucht. Wie ihre Halbschwestern teilte sie auch das gleiche Schicksal der frühen Außerdienststellung, genau genommen am 9.Januar 1947. Auch sie wurde im August 1959 zum Verschrotten verkauft. Anbei noch ein paar technische Daten nach dem Umbau:
Wasserverdrängung: | 40.990ts voll |
Abmessungen: | 190,4 x 34.75 x 10,8 m |
Antriebsanlage: | 8 Kessel, 2 Turbinen, 6 Generatoren und 4 E-Motoren |
Leistung in PS: | 32.500 PS |
Geschwindigkeit: | 20,5 Knoten |
8x 40,6 cm L/45 auf West Virginia | |
16 x 12,7 cm L/38 | |
40 x 40 mm Bofors | |
64 x 20mm Oerlikon |
Quellen: u.a. Wikipedia
Zum Modell: Mit diesem Bausatz schließt Trumpeter eine weitere Lücke im Bereich der amerikanischen Schlachtschiffe des 2. Weltkrieges im Maßstab 1:700. Denn als Plastikspritzguss gab es die modernisierten „Big 5“ Schlachtschiffe bis jetzt noch nicht. Bisher musste der Modellbauer auf deutlich teuere Bausätze aus Resin zurückgreifen.
In der bekannten, stabilen Pappschachtel befinden sich laut der Angabe von Trumpeter über 610 Teile an 23 Spritzrahmen sowie einer Fotoätzteileplatine. Sie sind alle sehr sorgfältig verpackt gegen Bruch, bei besonders gefährdeten Teilen noch mal extra mit einer Schaumstofffolie umpackt. Trumpeter tituliert das Schiff als Bauzustand 1945. Hier muss man bei solchen Angaben oft vorsichtig sein, da schon in der Vergangenheit hier Recherchefehler der Firma aus China unterlaufen sind.
Eine sorgfältige Recherche ist eh recht wichtig beim Bau eines solchen Schiffes, will man sehr genau einen Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt darstellen. Dank des Internet und entsprechenden Seiten wie Navsource.org kann man dieses aber sehr gut machen. Hier hilft auch der Umstand, dass die Amerikaner immer sehr gute Fotos, insbesondere in den Werften gemacht haben. Nach meiner kurzen Prüfung ist der von Trumpeter abgebildete Zustand in einem Zeitraum von November 1944 bis etwa Halbjahr 1945 angesiedelt. Fotos zeigen die West Virginia im September in der Tokioter Bucht im Tarnschema MS.21, bis dahin trug sie MS.32/7D wie von Trumpeter vorgesehen.
Die Hauptänderungen zwischen der Wiederindienststellung im Juni 44 und den Bilder aus dem November 1944 betreffen augenscheinlich die Radaranlage, zunächst trug das Schiff eine SK, später dann die SK-2 Antenne zur Luftraumüberwachung. Weitere Änderungen im Detail sind sicher nicht ausgeschlossen. Also passt der Stand, wie von Trumpeter vorgesehen, ganz gut. Nur bei den Bordflugzeugen ist ein Fehler unterlaufen, eine Curtis SC-1 Seahawk trug das Schiff nie, das Bild aus der Bucht von Tokio zeigt hier auch noch die Kingfisher.
Was bietet der Bausatz nun? Der Rumpf ist klassisch an der Wasserlinie geteilt, man kann also wahlweise das Modell als Waterliner bauen oder den kompletten Rumpf mittels des bekannten Ständers präsentieren. Die Rumpfform mit den Torpedowülsten und dem Clipperbug ist gut wiedergegeben. Das Hauptdeck ist zweigeteilt, die Teilung befindet sich bei dem Decksprung. Die beiden Decksteile, welche speziell für diesen Bausatz laut Markierung an der Rückseite sind, verfügen über gut wiedergegebene Details wie der Deckbeplankung und die bereit mit angegossenen Schutzschilden der Flak. Eine Prüfung mit den vorhandenen Zeichnungen zeigt hier gute Übereinstimmung.
Am Vorderdeck sind die Ankerketten sehr fein dargestellt. Des Weiteren verfügt der Bausatz über einige „allgemeine“ Spritzlinge wie z.B. dem Rahmen N. Hier findet man die Bauteile, welche für die ganze Klasse gleich sind, also z.B. die Hauptbewaffnung der 406mm Kanonen und Türme. Auch sind die Drillingstürme der Tennessee-Klasse vorhanden, schon ein Ausblick auf die angekündigte USS Tennessee und USS California. Bei den Rohren der Hauptartillerie kann man wahlweise sich entscheiden zwischen Rohren mit Schutzmantel oder ohne. Die Mündungen sind nicht hohl, eine Änderung der Höhenrichtung ist nicht ohne weiteres möglich.
Die Türme zeigen recht fein die Nieten an den Decken sowie die Leitern. Die Türme der 5“ Batterie sehen gut aus, eine individuelle Höhenrichtung ist hier möglich. Auch die 40mm Bofors passen ganz gut, sicherlich erreicht hier und insbesondere bei den 20mm Oerlikon der Spritzguss einfach seine Grenzen. Wer will, kann hier die Flugabwehrbatterie verbessern mit fotogeätzten Ausführungen aus dem Zubehörbereich
Die Aufbauten werden Ebenenweise aufgebaut, die Teile machen hier auch einen sehr guten Eindruck. So sind z.B. die Türen bereits mit feinen Details versehen. Wie schon gesagt, liegen dem Bausatz SC-1 Seahawk bei, welche in klaren Kunststoff gespritzt sind. Leider passen sie nicht, wer es ganz korrekt will, kann auf die Kingfisher aus dem Trumpeter Programm zurück greifen. Die Fotoätzteile sind für die ganze Colorado-Klasse ausgelegt, man findet hier also neben den Kränen und dem Katapult auch die markanten Korbmasten sowie eine SK Radarantenne. Leider liegt dem Bausatz nicht die SK-2 Antenne in fotogeätzter Ausführung bei, sie soll als Kunststoffvariante montiert werden, was schon einfach etwas grob aussieht. Theoretisch könnte man auch die SK Antenne verbauen, wenn man den Zeitraum unmittelbar nach Abschluss der Umbauarbeiten in Bremerton darstellen will.
Wer eine Reling haben will, muss die ebenfalls ergänzen. Die Bauanleitung ist in bekannter Trumpeter Art gemacht und zeigt gut und übersichtlich den Bau in 16 Schritten. Für die Bemalung liegt ein farbiger Druck auf einem A4 Blatt bei, die Farbangaben beziehen sich auf mehrere Hersteller und zeigen wie schon erwähnt den Tarnanstrich nach Schema 32 Variante 7D.
Fazit: Kontinuierlich hat Trumpeter sein Angebot an Schiffsbausätzen in 1/700 im Laufe der Jahre ausgebaut. Mit den hier vorliegenden Kit der USS West Virginia 1945 sowie den bereits erhältlichen oder angekündigten Bausätzen werden die Lücken im Plastikspritzguss weiter geschlossen. Das hat auch bei mir dazu geführt, dass mein Interesse für die US Navy und das Maritime wieder aufgeflammt ist. Die Umsetzung des Themas ist der Firma aus dem Reich der Mitte gut gelungen. Daher eine klare Empfehlung für den fortgeschrittenen Modellbauer.
Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Faller oder Glow2b. Dieser Bausatz stammt von Glow2b.
Sebastian Adolf, Gaimersheim (August 2015)
Quellen/Literatur: