USS Texas BB-35

TRUMPETER 05340 - Spritzguss mit Fotoätzteilen - 1/350

Vorbild: Der Bau der USS "Texas" (BB 35) und ihres Schwesterschiffes USS "New York" (BB 34) wurde 1910 vom US-Kongress genehmigt. Im Gegensatz zu früheren Typen sollten diese 2 Schiffe erstmals, anstelle von 305mm, mit Rohren vom Kaliber 356mm ausgerüstet werden.



Die Kiellegung erfolgte am 17.04.1911 in Newport News, der Stapellauf bereits am 18.05.1912 und die Indienststellung am 12.03.1914 - alle Termine jeweils vor ihrem mit BB 34 nummerierten Schwesterschiff weshalb man die je 2,19Mio Dollar teuren Schiffe auch öfters als Texas-und nicht New York-Klasse bezeichnete. Die "Texas" entsprach mit fast 175m Länge und 29m Breite sowie ca. 28.000ts in etwa den Abmessungen der internationalen Konkurrenz und war mit Panzerstärken von 76 bis zu 305mm Stahl auch ausreichend gut geschützt. 10x356mm-Geschütze in 5 Doppeltürmen in Mittschiffsaufstellung sowie 16x127mm-Rohre in Kasematten, 2x 76mm-Rohre zur Flugzeugabwehr sowie 4 Torpedorohre bildeten die starke Bewaffnung. Bei den geplanten Turbinen gab es jedoch Probleme und so griff man auf ältere Kessel mit nur 28.000 PS zurück welche dem Schiff knapp 21Kn als Vmax ermöglichten. Etwa 1042 Männer bildeten 1914 die Besatzung.



Bereits wenige Wochen nach der Indienststellung verlegte das neue Schiff nach Mexiko und beteiligte sich sehr kurz am mexikanischen Bürgerkrieg. In den nächsten Jahren zählte das Schiff zur Atlantik-Flotte der US-Navy und absolvierte viele Trainingseinheiten. Kurz Kriegseintritt der USA 1917 feuerte die "Texas" am 19.04. die ersten Schüsse der USA in diesem Krieg ab als es ein dtsch. U-Boot unter Feuer nahm welches einen Frachter angriff. Ein halbes Jahr später verlegte das Schiff im Herbst 1917 mit 3 weiteren US-Schlachtschiffen nach Großbritannien und bildete mit diesen die 6th Battle Squadron unter dem Befehl der Royal Navy. Einen direkten Feindkontakt mit der deutschen Hochseeflotte hatte die USS "Texas" in Europa nicht zu verzeichnen. Anschließend verlegte das Schiff noch 1918 zurück in die Heimat zurück.



Nach einem Einsatz in der Karibik kam das Schiff 1919 ins Dock und erhielt dort auf dem B-Turm eine Startplattform. 1922 entging das noch relativ moderne Schiff einer möglichen Abrüstung in Folge des Washington-Vertrages und wurde ab 1925 in Norfolk gründlich umgebaut. So verlor es die für frühe amerikanische Schlachtschiffe typischen Gittermasten, erhielt einen Torpedowulst, gab die 4 Torpedorohre von Bord und behielt nur noch 6x 127mm Geschütze. Die ganze Maschinenanlage wurde erneuert, das Schiff gute 3000ts schwerer und auf den C-Turm kam ein Flugzeugkatapult. Die Umbauten kosteten mehr als der Neubau und machten das Seeverhalten des Schiffes nicht gerade angenehmer. 1928 ging das Schiff erneut in den Atlantik und ab 1931 in den Pazifik. Dann erfolgte 1934/35 ein neuer Umbau - es kamen leichtere Flak-Geschütze an Bord sowie ein erstes Radargerät für Versuche und ab 1936 wurde die "Texas" als Schulschiff im Atlantik verwendet und 1938 mit einer Radaranlage ausgestattet.



Ab 1939 kam die USS "Texas" bei der Neutralitäts-Patrouille im Atlantik zum Einsatz und blieb bei Kriegseintritt der USA im Dezember 1941, trotz der großen Verluste der US-Schlachtflotte in Pearl Harbour, im Atlantik und unternahm mehrere Geleitfahrten im gesamten Atlantik um im August 1942 zum ersten Mal in den direkten Kampfeinsatz zu gehen. Im Rahmen der Operation Torch unterstützte die "Texas" u.a. die Landung der amerikanischen Streitkräfte bei Safi in Marokko und später vor Casablanca. In den nächsten Monaten folgten weitere Geleitfahrten nach Nordafrika bzw. Gibraltar.

Im Frühjahr 1944 verlegte das Schiff nach Europa um später am D-Day Feuerunterstützung in der Normandie zu geben. Hier lieferte sich die "Texas" auch am 25.06.1944 ein Feuerduell mit einer deutschen 240mm-Batterie bei Cherbourg welche einige Treffer erzielte. Dadurch musste das Schiff für eine kurze Reparatur ins Dock von Plymouth bevor der nächste Einsatzbefehl es ins Mittelmeer führte um die geplante Invasion der Alliierten in Südfrankreich zu unterstützen. Da hierbei jedoch Kampfhandlungen ausblieben, wurde das Schiff noch 1944 in die Heimat zurück beordert und für einen Einsatz im Pazifik vorbereitet. Über mehrere Zwischenstationen erreichte das Schiff im Februar 1945 den Raum Iwo Jima und beteiligte sich als Unterstützungseinheit an den dortigen Kämpfen. Ab dem 25./26.03.1945 bereitete die USS "Texas" im Verbund mit anderen Einheiten die Landung der US-Streitkräfte auf Okinawa vor bzw. unterstützte diese in den folgenden Wochen mit 2019 Schuss ihrer 356mm-Hauptartillerie. Ende Mai 1945 verlegte das Schiff nach Leyte auf den Philippinen - dort lag sie noch als am 14.08.1945 der Krieg im Pazifik zu Ende ging. Sie hatte in diesem Krieg bei 116 Einsätzen über 121.000 Seemeilen zurückgelegt, insg. 4.278 Schuss ihrer Hauptartillerie abgefeuert und hierfür 5 Battle-Stars erhalten!

Im Oktober 1945 kehrte das Schiff nochmals in die USA zurück und besuchte u.a. San Pedro wo man die USS "Texas" am 27.10.1945 überraschend schnell außer Dienst stellte. Im Gegensatz zu vielen veralteten Schlachtschiffen ihrer Generation entging das Schiff der Abwrackung oder einer Verwendung für diverse Testversuche sondern wurde 1946 nach Norfolk überführt und lag dann knapp 2 Jahre bei Baltimore in Reserve bis der Bundesstaat Texas das Schiff übernahm um es zu einem schwimmenden Museum herzurichten. Am 20.04.1948 traf die USS "Texas" in San Jacinto ein und wurde am Folgetag aus der Liste der US-Navy gestrichen. An diesem letzten Liegeplatz kann sie noch heute, nach mehreren altersbedingten Überholungen, besichtigt werden.

Bausatz: Nach der USS New York BB34 hat TRUMPETER aus China hat hier wieder ein interessantes Vorbild im Maßstab 1/350 ausgewählt. Es ist das Schwesterschiff die USS Texas BB35.



In dem stabilen attraktiven Stülpkarton befinden sich gut verpackt 21 hellgraue Spritzgussrahmen bzw. Einzelteile, zwei klare Spritzlinge mit 14 Teilen, vier Ätzteilbögen, eine Metallkette, ein Decalbogen, die mehrfarbige Bemalungsanleitung und die Bauanleitung. Alles ist in der bekannten Qualität von TRUMPETER ausgeführt. Schnell fallen die erhabenen Strukturen an den Panzerplatten auf den beiden Rumpfhälften auf. Diese sind durchaus nicht falsch wenn man sich die heutigen Aufnahmen der USS Texas BB-35 anschaut. Allerdings erscheint die Kante im Bereich des Rumpfbugs deutlich übertrieben. Da würde das Original zu viel Fahrt verlieren… Zur Stabilisierung der Rumpfhälften nach dem Zusammenbau gibt es vier massig wirkende Spanten. Weiterhin gibt es noch zwei Stifte zur Verbindung der Hälften. Das Deck ist einteilig.



Als Motivationsbremse hat TRUMPETER schon nach der Rumpfmontage diverse Baugruppen abgebildet. So müssen u.a. 42(!) leichte und zwölf schwere Flakgeschütze sowie zwölf Vierlingsflak gebaut werden. Dazu kommen noch 14 Treppen.



Die Rohre der Hauptbewaffnung haben eine hohle Mündung. Das ist offenbar inzwischen Standard bei TRUMPETER. Fünf Türme muss man für die USS New York bauen. Zwei Vought Kingfisher sollen aus den Klarsichtteilen gebaut werden.

Da TRUMPETER mit sehr vielen Fotoätzteilen arbeitet lässt man auch keine sinnvolle Gelegenheit zur Verwendung aus. So gibt es diverse Relings, Treppen, Geschützschilde und Antennen. Die zwei Flugzeugkräne entstehen größtenteils aus Fotoätzteilen. Beim Katapult ist es auch nicht anders. Hier wird ganz schön gebogen und gefaltet. Interessant ist die Montage des Drei-Bein-Turmes. Anders ist hier der schwarze Ständer für das fertige Modell konstruiert.

Leider ist die mehrfarbige Bemalungsanleitung auch hier viel zu klein. Die Farbangaben sind für Gunze, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol. Der kleine Decalbogen ist tadellos auf hellblauem Trägerpapier gedruckt. Für die beiden Kingfisher gibt es nur die späten US-Hoheitszeichen. Das passt auch zum Bauzustand, denn hier soll eine späte USS Texas entstehen.

Fazit: Ein gut gemachter Bausatz (sieht man von der Panzerung im Bugbereich ab) der USS Texas BB35 in 1/350 für den fortgeschrittenen Modellbauer und nur für diesen zu empfehlen. Hoffentlich kommt auch mal eine frühe Variante (WKI??)…
Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Faller oder Glow2b.

Quelle: "Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905-1970" von S. Breyer (ISBN: 3-88199-474-2)

Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt

Volker Helms, Godern (Juli 2015)