Vorbild: Hatte die britische Royal Navy bis zum Ende des ersten Weltkrieges etwa 40 diverse Monitore für Küstenbeschießungen in ihren Reihen, so überstanden nur 3 davon die folgenden 20 Jahre. Erst 1938 stellte beschloss man - in Anbetracht der drohenden Kriegsgefahr in Europa - diesen Umstand zu beheben und prüfte mögliche neue Entwürfe. Aus praktischen Erwägungen griff man dabei schon während der Planung auf noch vorhandenes Material zurück, also auf eingelagerte Türme bzw. Rohre bereits ausgemusterter Monitore und Schlachtschiffe. Um die geforderten Leistungen zu erbringen, mussten die Schiffe relativ breit und flach sein sowie über schwere Kanonen, gute Panzerung und einen vernünftigen Eigenschutz verfügen.
Erst am 30.04.1940 konnte in Clydebank der Kiel für die spätere H.M.S. "Roberts" gelegt werden aber die Arbeiten an dieser Einheit schienen, trotz der schwierigen Kriegslage jener Tage, eine hohe Priorität zu besitzen denn am 01.04.1941 lief das Schiff bereits vom Stapel und wurde dann am 27.10. desgleichen Jahres in Dienst gestellt. Mit 113,77m Länge und 27,36m Breite sowie 3,7m Tiefgang verdrängte das Schiff 7970ts. Doch mit nur 4800PS erreichte die "Roberts" max. 14,4 - im Einsatz nur 12,5 - Knoten, verfügte aber dafür über 2x381mm Kanonen in einem überhöhten Doppelturm, 4x 105mm Geschütze in Einzelaufstellung und 16x40mm bzw. 20x 20mm zur Fliegerabwehr sowie eine 76 bis 330mm starke Panzerung. Knapp 350 Männer wurden für den Betrieb des Schiffes benötigt.
Der erste Einsatzbefehl für den Monitor sollte nicht lange auf sich warten lassen denn die Lage für die britischen Streitkräfte in Nordafrika entwickelte sich Anfang 1942 ungünstig. Also wurde das Schiff auf die lange Reise um ganz Afrika geschickt doch die geringe Geschwindigkeit verhinderte das echtzeitige Eintreffen an diesem Kriegsschauplatz. Die "Roberts" wurde daher im Sommer 1942 vorerst zur Sicherung des Suez-Kanals eingesetzt und musste nahezu untätig mehrere Monate vor Ort bleiben.
Erst am 08.10.1942 wurde das Schiff zur Unterstützung der alliierten Landung bei Oran in den Kampf geschickt, soll dabei aber keinen einzigen Schuss abgegeben haben da diese Landung ohne großen Widerstand von Seiten der Vichy-Truppen ablief. Weniger Glück hatte das Schiff dann am 11.11.1942 während der Landung im nordafrikanischen Bougie - hier wurde die "Roberts" von mehreren dtsch. Flugzeugen angegriffen. Sie konnte zwar eines davon mit seiner umfangreichen Flak abschießen, erhielt im Gegenzug aber 2 Treffer durch 500kg Bomben einer Ju-88 wobei einige Schäden auftraten, 17 Besatzungsmitglieder fielen sowie 35 verwundet wurden. Doch nach nur 2 Tagen notdürftiger Ausbesserungen nahm das Schiff seinen Einsatz vor Bougie wieder auf und lief erst 2 Wochen später zur Instandsetzung nach England zurück. Diese zog sich bis zum Mai 1943 hin und sofort im Anschluss kehrte die "Roberts" ins Mittelmeer zurück - gerade noch rechtzeitig für die Operation Husky, die Landung auf Sizilien.
Im Zeitraum Juli bis September 1943 leistete die "Roberts" auf Sizilien und dann während der Landung bei Salerno so massive Feuerunterstützung, dass sie im Anschluss nach Port Said verlegen musste um die Rohre der Hauptartillerie zu wechseln. Es folgten mehrere Monate relativer Ruhe im Mittelmeer aber in Vorbereitung der alliierten Landung in der Normandie, der Operation Overlord, verlegte das Schiff im Frühjahr 1944 zurück in die Heimat. Bereits in den Morgenstunden des ersten Landungstages am 06.06.1944 leistete die "Roberts" umfangreiche Feuerunterstützung für die gelandeten Truppen und entging dabei feindlichen Beschuss und Torpedobootsangriffen. Doch am Abend dieses Tages ereignete sich eine Explosion im rechten Rohr der schweren Artillerie aber die daraus resultierende Kampfpause war nur von kurzer Dauer. Schon am 09.06.1944 setzte das Schiff den Beschuss der Küste mit nur einem Rohr fort bis innerhalb der nächsten 5 Tage die ganze Munition verschossen war. Nach einer erneuten Reparatur kehrte die "Roberts" in die Normandie zurück und unterstützte dort alliierte Truppen im Raum Caen. Weitere Einsätze folgten noch am 01.und 02.11.1944 während der Eroberung der Insel Walcheren und dann noch kurz vor Kriegsende bei der Beschießung von Helgoland. Da sich das Schiff während all seiner Einsätze bestens bewährt hatte, bereitete man es für den Einsatz im Pazifik vor doch das schnelle Kriegsende verhinderte dies.
Relativ schnell nach Kriegsende wurde die "Roberts" zum Abwracken ausgeschrieben aber die Royal Navy erwarb das Schiff überraschenderweise noch einmal zurück und legte es ab dem 20.11.1945 in Devonport an die Kette. Zuerst wurde der große Monitor als Schulschiff bei Lehrgängen für Bedienungskräfte von Schiffsartillerie und später als Wohnschiff benutzt. Erst 1965 wurde die "Roberts" bei der Ward-Werft in Inverkeithing abgewrackt. Lediglich eines der 381mm-Rohre der Hauptartillerie blieb erhalten und befindet sich derzeit im Besitz des Imperial War Museums.
Bausatz: TRUMPETER überraschte im Februar auf der Spielwarenmesse mit einem "modernen Monitor" aus dem WK II im Maßstab 1/350. In dem stabilen Stülpkarton befinden sich gut verpackt 17 Spritzgussrahmen oder Großbauteile, drei Fotoätzteilbögen, ein kleiner Decalbogen, die mehrfarbige Bemalungsanleitung und die Bauanleitung. Die Bauteile sind typisch TRUMPETER. Es gibt eigentlich nichts zu meckern.
Die beiden Rumpfhälften sind sehr gut getroffen. Beim Zusammenbau werden die Rumpfteile innen durch fünf Teile stabilisiert. Dann kommt das Deck oben drauf. Die beiden Kiele werden wie die beiden Schiffsschrauben mit Antrieb von außen separat angeklebt.
Bei der Hauptbewaffnung gibt es alternativ die Ledermanschetten. Mittels Fotoätzteilen werden die Relings dargestellt. Der Schornstein entsteht aus sechs Teilen. Hierbei ist das Abschlussteil aus Metall.
Die Beiboote sind TRUMPETER-Standartteile mit allen Vor- und Nachteilen. Es gibt einen stabilen Ständer und ein Namensschild.
Für die Verspannung gibt es keinen Plan. Hierfür muss man sich an das Bausatzcover halten.
Der kleine Decalbogen ist tadellos gedruckt. Die Farbangaben sind für das System von Mr.Color. Leider muss bekommt man während des Baus wissen, wie man die Teile bemalen soll. Von TRUMPETER gibt es nur die mehrfarbige kleine Drei-Seiten-Ansicht. Eine Zeitangabe gibt es dort auch nicht.
Fazit: Ein interessantes Thema hat TRUMPETER hier in 1/350 gut bearbeitet. Die HMS Roberts ist nur etwas für fortgeschrittene Modellbauer!
Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler u.a. bei Glow2B (zu erreichen über Glow2b). Für Privatkunden ist er im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder im Versandhandel erhältlich.
Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt
Volker Helms, Godern (Oktober 2014)