Vorbild: Bereits zu Beginn der 30-er Jahre des 20. Jahrhunderts hatte Großbritannien die vertraglich festgelegte Obergrenze im Bau schwerer Kreuzer erreicht und begann daher mit dem nicht Bau der noch nicht limitierten Leichten Kreuzern. Nach mehreren Klassen mit geringen Verdrängungen von nur 5300-7500t stellte man jedoch fest, dass andere Nationen deutlich größere, schnellere und/ oder besser bewaffnete Schiffe dieses Schiffstyps herstellten. Daher projektierte man mit der Southampton-Klasse erstmals Schiffe von über 9500t und entschloss sich dann zu einer weiteren Steigerung auf über 10000t. Die Projektarbeiten zur Edinburgh-Klasse begannen 1936 und noch im gleichen Jahr, am 10.12., wurde die spätere HMS "Belfast" als erstes und zugleich vorletztes Schiff dieser Klasse auf Stapel gelegt bevor sich die Royal Navy einer ganzen Reihe von sog. Flak-Kreuzern zuwandte.
Unter Betrachtung möglicher Gegner in kommenden Konflikten - zu diesem Zeitpunkt Japan und Italien als Konkurrenten in Fernost bzw. im Mittelmeer - entschied man sich für einen relativ ausgewogenen Kompromiss von Bewaffnung, Geschwindigkeit und Panzerung. 12x152mm Geschütze in 4 Drillingstürmen als Hauptartillerie sowie 12x102mm in 6 Doppellafetten, 16x40mm in 2 Achtlingen und 8x12,7mm in 8 Doppellafetten als Flugabwehrbewaffnung und 6x533mm Torpedos in 2 Drillingen bildeten die Bewaffnung und als Aufklärungsmittel standen 3 Bordflugzeuge (1 Katapult) zur Verfügung. 8 Kessel und 4 Turbinensätze schafften immerhin über 80.000 WPS und somit 32,5kn und die Panzerung betrug an wichtigen Stellen zwischen 115-51mm Dicke. Das Schiff war nach dem Bau knapp 187m lang, 19,3m breit und benötigte eine Besatzung von 781 Mann.
Der Stapellauf erfolgte am 17.03.1938 in Belfast und am 03.08.1939 wurde das Schiff in Dienst gestellt, gerade noch rechtzeitig in einer Phase voller Spannungen. Als nur einen Monat nach der Indienststellung der 2. Weltkrieg begann, gehörte das Schiff zum 18. Kreuzergeschwader in Scapa Flow und wurde in der Northern Patrol eingesetzt. Einen ersten Erfolg erzielte das Schiff als es am 09.10.1939 den großen deutschen Passagierdampfer "Cap Norte" aufbrachte. Anschließend kam die "Belfast" zum 2. Kreuzergeschwader nach Edinburgh.
Am 21.11.1939 lief die "Belfast" jedoch vor dem Firth of Forth auf eine Mine und erlitt schwerste Schäden, u.a. wurde der Kiel des Schiffes gebrochen. Dennoch blieb es schwimmfähig und konnte mit Schlepperhilfe sicher eingebracht werden. Unter Friedensbedingungen hätte man das Schiff sicher als konstruktiven Totalverlust abgeschrieben aber im Krieg wurde jede Einheit dringend benötigt. Nach einer Notreparatur in Rosyth wurde das Schiff nach Plymouth geschleppt und ab Januar 1940 einer gründlichen Überholung unterzogen. Trotz Material- und Personalknappheit sowie mehrerer Luftangriffe konnte das Schiff dort wieder hergestellt werden - die Arbeiten zogen sich aber bis zum 08.12.1942 hin und dauerten damit länger als der eigentliche Bau. Hierbei wurde u.a. der Schiffskörper auf 20,3m verbreitert, die 12,7mm-Fla-Waffen durch weitere 14 20mm-Kanonen ausgetauscht und neue Radargeräte eingebaut.
In der Folge wurde die "Belfast" bei der Sicherung der Nordmeergeleitzüge eingesetzt - einen Höhepunkt ihrer Einsatzzeit bildete dabei der Kampf gegen die "Scharnhorst" am 26.12.1943 am Nordkap. In diesem Gefecht feuerte die "Belfast" - sowie die Kreuzer "Sheffield" und "Norfolk" der Deckungsgruppe für den Geleitzug JW55 B - überraschend mehrere Salven auf ihren Gegner ab. Anfangs entzog sich das deutsche Schiff dem überraschenden Angriff nach kurzem Kampf aber nur wenig später kam es erneut in die Reichweite der 3 britischen Kreuzer. Erneut wich der überlegene Gegner aus, versäumte es aber sich abzusetzen da noch immer Hoffnung bestand den Geleitzug zu finden. Nachdem aber auch britische Schlachtschiffe in den Kampf eingriffen - die Kreuzer gaben hierbei Unterstützung durch das Schießen von Leuchtgranaten - war es um das deutsche Schlachtschiff geschehen und die Kreuzer versetzten in einem erneuten Angriff dem schwer beschädigten Feind mit ihren Torpedos den Todesstoß.
In Vorbereitung der Landung in der Normandie ging die "Belfast" im April 1944 erneut in die Werft. Während der Invasion gab das Schiff den Truppen im Landungsabschnitt Juno Unterstützung und unterstützte diese auch während der Kämpfe um Caen mit dem Feuer ihrer 12 Geschütze des Kalibers 152mm. Doch schon ab August 1944 verlegte das Schiff erneut in die Werft den die Admiralität hielt, sicher nicht ganz zu Unrecht, den Krieg in Europa schon für entschieden und wollte ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf den Pazifik richten. Die Arbeiten zogen sich auch bis zum Mai 1945 hin und dann verlegte die "Belfast" auf den neuen Kriegsschauplatz. Doch als sie im September 1945 in Sidney eintraf, war auch der Kampf gegen Japan schon entschieden.
Die Admiralität endschloss sich dennoch, das kürzlich vollständig erneuerte Schiff im Pazifik zu halten. Hier nahm die "Belfast" auch von 1950-52 am Korea-Krieg teil und verschoss dabei mehr Munition als im 2. Weltkrieg. Dies führte schließlich dazu, dass die Rohre der Artillerie nach dem Verbrauch von ca. 8000 Granaten völlig ausgeschossen waren und erneuert werden mussten. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde das Schiff am 05.11.1952 erstmalig in die Reserve versetzt aber ab Ende 1955 folgte eine neue große Werftliegezeit und schließlich am 12.05.1959 die erneute Indienststellung als einer von nur noch 4 Kreuzern der Royal Navy. Bis 1962 folgte eine neue Verwendung im Nahen und Fernen Osten, dann eine kurze Verwendung als Flaggschiff der Flotillas Home Fleet aber schon im Februar 1963 wurde das Schiff erneut in die Reserve versetzt. Noch einmal konnte sie kurz in den aktiven Dienst zurück kehren um an einer Übung im Mittelmeer teilzunehmen aber Ende 1963 war die aktive Zeit des Schiffes vorbei. Ab 1966 folgte noch die Verwendung als Wohnschiff aber alle Überlegungen, das Schiff zu einem Lenkwaffenkreuzer umzurüsten, wurden verworfen. Letztendlich entging die "Belfast" bis Ende der 60-er Jahre jedoch den großen Abwrackungsprogrammen kriegsgedienter Schiffe der Royal Navy und wurde schließlich dazu auserkoren, ab 1971 als Museumsschiff auf der Themse erhalten zu bleiben. Noch heute liegt sie in der Nähe der Towerbridge als Teil des Imperial War Museums.
Bausatz: Die HMS Belfast im Bauzustand 1942 erschien Ende 2013 bei TRUMPETER in 1/350 und ich möchte mich hier nicht über Details oder Fehler auslassen. Fakt ist für mich, dass die meisten Modellbauer hier eine HMS Belfast in 1/350 erkennen. Für die Freaks unter uns gibt es auch Korrektursets. Bei mir überwiegt die Freude, dass es dieses Schiff überhaupt als Modell gibt.
Nun aber zum Bausatz! In dem praktischen Stülpkarton befinden sich gut verpackt 16 graue Spritzgussrahmen oder Großbauteile, zwei klare Spritzgussrahmen, ein Fotoätzteilbogen, eine Kette, ein Decalbogen, die mehrfarbige Bemalungsanleitung und die übersichtliche Bauanleitung. Die Bauteile entsprechen der typischen TRUMPETER-Qualität. Der Rumpf ist in der Länge geteilt. Ein Wasserlinienmodell kann man somit nicht bauen. Die meisten Modellbauer kommen mit einem Vollrumpfmodell in diesen Maßstab eher klar. Der Rumpf wird mittels sieben Verstrebungen versteift. Das Hauptdeck besteht aus zwei Teilen. Die Planken sind fein strukturiert.
TRUMPETER hat die Aufbauten sinnvoll gestaltet. Dafür hat man in China einige komplexe Teile hergestellt. Für diese gibt es auch eine Reling aus Fotoätzteilen. Diese verbaut man auch bei diversen Antennen. Die Reling ist zwar nicht ganz korrekt, hier sollten sich die Freaks das Vorbild ansehen, jedoch sieht alles gut aus.
Die Schornsteine unterscheiden sich, wie auch beim Original, ein wenig. TRUMPETER hat es für einige Modellbauer wohl übertrieben. Für die gibt es ja ein Korrekturset. Alle anderen können in Ruhe weiterbauen. Aus den Klarsichtteilen können zwei Supermarine Walrus gebaut werden. Allerdings sind die Tragflächen in Flugposition baubar. Das fertige Modell kann man auf einem stabilen Ständer platzieren.
Für die Bemalung gibt es einen mehrfarbigen Plan. Diesen finde ich deutlich zu klein. Die Farbangaben sind für die Systeme von Mr.Hobby, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol. Der kleine Decalbogen ist tadellos auf hellblauem Decalbogen gedruckt.
Fazit: Für die meisten Modellbauer ist es die HMS Belfast in 1/350! Für diese ist der Bausatz sehr zu empfehlen. Für alle anderen ist es eine solide Basis.
Erhältlich ist dieser Bausatz für Händler u.a. bei Glow2B (zu erreichen über Glow2b). Für Privatkunden ist er im örtlichen Modellbaufachgeschäft oder im Versandhandel erhältlich.
Literatur (Auswahl!):
"Kreuzer im Zweiten Weltkrieg" (ISBN 3-613-01842-X) von M. J. Whitley |
"Kreuzer Belfast" (SMS-Heft Nr. 167) |
Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt
Volker Helms, Godern (März 2014)