Vorbild: AT-S ist der Name eines in der ehemaligen Sowjetunion entwickelten geländegängigen, ungepanzerten, nicht schwimmfähigen Gleiskettenfahrzeuges. Dabei steht AT-S für Artilleriezugmittel - mittel.
Am Ende der 1940er Jahre bestand in der Sowjetarmee, aber auch in der sowjetischen Volkswirtschaft Bedarf an einem leistungsfähigen, geländegängigen Zugfahrzeug. Im militärischen Bereich wurde dieser hauptsächlich durch die Vergrößerung der Kaliber der Artillerie hervorgerufen, der zu immer schwereren Geschützen führte. Im zivilen Bereich entwickelte sich der Bedarf aufgrund der wirtschaftlichen Erschließung dünn besiedelter und weitgehend unwegsamer Gebiete im Osten der damaligen UdSSR. Der AT-S sollte mit einer Anhängelast von 16000 kg und einer Nutzlast von 3000 kg die Lücke zwischen dem schweren AT-T und der leichteren AT-L schließen.
Auch beim AT-S griff man weitgehend auf vorhandene Baugruppen aus der Panzer- und Lkw-Fertigung zurück. Dies verringerte die Entwicklungszeit und vereinfachte die Fertigung. Das Fahrwerk besaß auf jeder Seite vier an Schwingarmen aufgehängten Rollenwagen, das erste und vierte waren mit senkrecht stehenden Schraubenfedern abgefedert. Das Antriebsrad befand sich hinten, das Leitrad, das auch zum Spannen der Kette genutzt wurde, vorn. Die Kette wird auf jeder Seite mit vier Stützrollen gespannt. Der Motor befand sich im Bug des Fahrzeuges, Wechselgetriebe und Lenkgetriebe im Heck. Verwendet wurde der aus dem sowjetischen Panzerbau bekannte Zwölfzylinder-Dieselmotor W-2 in einer auf 250 PS gedrosselten Version.
Die Kabine für die Besatzung befindet sich ebenfalls im vorderen Teil des Fahrzeuges. Sie bietet Platz für insgesamt sieben Soldaten. Die hinter dem Fahrerhaus angeordnete Pritsche mit einer Tragfähigkeit von 3000 kg bietet Platz für Ausrüstung, Munition und gegebenenfalls weitere Soldaten.
Mit den Gleisketten wird ein maximaler Bodendruck von 0,56 kg/cm2 erreicht. Die Steigfähigkeit beträgt im beladenen Zustand ohne Anhänger maximal 55 %, die Bodenfreiheit 400 mm. Das Fahrzeug kann ohne Vorbereitung bis zu 1,0 m tiefe Gewässer durchfahren.
Das Fahrzeug wurde vorrangig als Artilleriezugmaschine für Haubitzen der Kaliber 152 mm sowie für die schwere Flak KS-19 genutzt. Der AT-S diente auch als Träger für das Mehrfachraketenwerfer-System BM-24. Diese Version wurde als BM-24T bezeichnet. In der Sowjetarmee wurde der AT-S bereits ab 1959 durch den ATS-59G ersetzt, dessen Fahrwerk auf dem des Panzers T-54 beruht. In Polen wurde auf Basis des AT-S der Kettenschlepper Mazur D-350 entwickelt.
Das Fahrzeug wurde an praktisch alle Staaten geliefert, die auch die entsprechenden sowjetischen Waffensysteme einsetzten. Ägyptische und syrische Truppen setzten die AT-S auch in den militärischen Auseinandersetzungen mit Israel ein. Auch die Nationale Volksarmee nutzte den AT-S. Hier wurde er als Zugmittel für die Flak KS-19 und die 152 mm Kanonenhaubitzen ML-20 verwendet. Daneben kam der Kettenschlepper auch als Zugmaschine (z.T mit Kran und weiterer Spezialausrüstung versehen) für die Geschützrichtstationen GRS-4 und GRS-9, für die Höhenmesser PRW-10 und PRW-11, für die Funkmeßstationen P25, P30 und P35 sowie bei dem FlaRaketenkomplex SA-75M Dwina und mit vorgebautem Planierschild bei den Pioniertruppen der NVA zum Einsatz.
Nachdem die KS-19 zu Beginn der 1970er Jahre ausgesondert und verschrottet wurden, die ML-20 war bereits ab Mitte der 1960er Jahre durch die 130-mm-Kanone M-46 ersetzt worden, verblieb der AT-S noch kurze Zeit als Zugmittel für Geschützrichtstationen in der Truppe. Wegen der schwierigen Ersatzteillage und der hohen Betriebskosten wurde er jedoch auch dort ab Mitte der 1970er Jahre ausgesondert und durch den Tatra 813 ersetzt.
Die 152-mm-Kanonenhaubitze M1937 (ML-20) war ein schweres sowjetisches Artilleriegeschütz mit einem Kaliber von 152,4 mm, welches während des Zweiten Weltkriegs in großer Anzahl verwendet wurde.
Das Geschütz wurde im Jahr 1936 entwickelt, wobei F. F. Petrow der verantwortliche Chefkonstrukteur war. In den Jahren 1937-46 wurden 6884 Exemplare hergestellt. Bei der Roten Armee hieß es 152-mm-Kanonenhaubitze M1937, die Werksbezeichnung des Herstellers, Permski Sawod No.172 (Permer Werk Nr. 172) lautete ML-20. Weil das Geschütz die Eigenschaften einer Haubitze (großer Höhenrichtwinkel) als auch einer Kanone (relativ große Mündungsgeschwindigkeit und Rohrlänge in Kalibern) vereinte, wurde es von der Führung der Roten Armee als Kanonenhaubitze klassifiziert.
Während des Krieges gegen die Sowjetunion erbeutete die deutsche Wehrmacht einige hundert dieser Geschütze und stellten sie unter der Bezeichnung 15,2-cm-Kanonenhaubitze 433/1(r) in Dienst. Die finnische Armee erbeutete in den Kämpfen mit der Sowjetunion 37 Stück und bekam von der deutschen Wehrmacht weitere 27 Exemplare geliefert. Diese 64 Geschütze wurden als 152H37 in Dienst gestellt. Eine Reihe von Rohren wurde auf Lafetten der A-19 eingesetzt, man bezeichnete diese Kombination als 152H37-31. Da die finnische Armee zu wenig starke Zugmaschinen für die ML-20 besaß, wurde eine Reihe der Gescütze bei der Küstenartillerie eingesetzt. 1988 wurden die Geschütze modernisiert. 2004 besaßen sie noch den Reservestatus und 2007 wurden sie schließlich ganz ausgemustert. Die modernisierten Geschütze wurden als 152H88-37 bezeichnet.
Mit der Variante ML-20S der 152-mm-Kanonenhaubitze M1937 wurden die schweren sowjetischen Sturmgeschütze SU-152 und ISU-152 bewaffnet. Mehr als 4000 Exemplare der ML-20S wurden produziert. Im Kampfeinsatz war die 152-mm-Kanonenhaubitze M1937 (ML-20) in mancher Beziehung sehr erfolgreich, einschließlich des Konterbatterieschießens, der Abwehr gegen schwere Panzer und in Stadtkämpfen.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die ML-20 in vielen Armeen eingeführt. Fast alle Länder des Warschauer Paktes sowie einige Länder im nahen und mittleren Osten (Syrien, Ägypten, Irak, Israel als Beute), Asien (China, Vietnam, Mongolai), Afrika und Amerika benutzten dieses Geschütz. So sah die ML-20 natürlich auch die Kriege in Nahost und den Kampf gegen die Taliban. Manche Länder benutzen sie noch heute. Polen z.B. modernisierte die ML-20 (Reifen vom Kraz-255B und weitere Verbesserungen) und nannte sie dann 152 mm haubico-armata wz. 37/85. Sie konnte mit den Verbesserungen mit 50 statt mit 20 Km/h auf Straßen bewegt werden und war so auch für den öffentlichen Verkehr zugelassen.
Bausatz: Trumpeter erweitert sein Angebot sowjetischer Kettenfahrzeuge mit einem mittleren Kettenschlepper, dem AT-S. Doch der Karton enthält entgegen seiner Beschriftung nicht nur den ATS sondern auch als Zuglast eine ML-20 mit Luftbereifung (Trumpeter 2323).
Der stabile Stülpkarton mit einem schönen Deckelbild enthält gut verpackt (fast alle einzeln in durchsichtigen Kunststofftüten) für den ATS 8 graue Spritzlinge, einen durchsichtigen Spritzling, 4 ockerfarbene Spritzlinge für Einzelkettenglieder, 5 einzelne graue Großbauteile (Fahrerhaus, Unterwanne, 2 unterschiedliche Frontschnauzen und ein Kabinenbauteil) sowie eine photogeätzte Platine, einen kleinen Decalbogen und ein Drahtseil. Die gut zu studierende Bauanleitung beginnt mit dem Zusammenbau des Fahrgestells und endet nach 13 Baustufen mit der Hochzeit von Pritsche und Fahrgestell.
Für die ML-20 enthält der Karton gut verpackt (fast alle einzeln in durchsichtigen Kunststofftüten) neun graue Spritzlinge, zwei einzelne graue Großbauteile (die beiden unterschiedlichen Holme), zwei photogeätzte Platinen sowie 4 große und 2 kleinere Reifen aus einem gummiartigen Material. Auch diese Bauanleitung ist gut zu studieren. Der Bau beginnt mit dem Fahrgestell für die Unterlafette und endet nach 13 Baustufen mit der Hochzeit von Geschütz und Protze, so man die ML-20 in Fahrstellung bauen will. Will man die ML-20 in Stellung bauen, sind nur 10 Baustufen nötig. Aufgrund der Vielzahl der zu verbauenden Teile und der Gummireifenproblematik ist eine gute Planung beim Zusammenbau geboten, eine eigene Recherche zu Vorbildern ist angesagt, aber das macht man doch eigentlich immer. Das letzte Blatt im Karton zeigt dann das Zusammenführen von ATS und ML-20, ein kleiner Schnitt reicht aus.
Auswerfermarken befinden sich an später nicht sichtbaren Stellen, Grat und Flash waren kaum zu entdecken. Über die Passgenauigkeit kann hier noch nichts gesagt werden, das wird erst der Bau zeigen. Als Farbmischer werden Mr. Hobby, Tamiya, Humbrol, Model Master und Vallejo benannt. Nur Mr. Hobby enthält alle laut Bauplan benötigten Farben.
Bemalung: Die Bauanleitung zeigt, leider trumpetertypisch, ein undefiniertes Fahrzeug der Sowjetarmee in grün. Die Farben auf dem Extrablatt mit der Tarnung werden mit Mr.Hobby, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol angegeben.
Fazit: Ein empfehlenswerter Bausatz für den fortgeschrittenen Modellbauer. Damit läßt sich das Gespann aus AT-S und ML-20 sehr gut darstellen.
Erhältlich ist der Satz im Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
MKT, Teltow (Dezember 2017)
Literatur:
Bronekollektsiya 2005-05 "Artillerieschlepper der Sowjetarmee", russ. |