Panzertriebwagen 16

Trumpeter 00223 - 1/35

Vorbild: Für den "Panzerzug SP 42" war in den Neubaukonzepten der In10 vom Dezember 1940 eine gepanzerte Diesellok vorgesehen, in der Denkschrift der Eisenbahnpionierinspektion vom April 1941 wird eine Leistung von 1260 PS vorgeschlagen, gedacht war wohl an eine Variante der WR 1260 1C1.15. Diese wurde vor Kriegsende noch durchkonstruiert, ging aber nie in Fertigung.

Für den Prototyp des SP 42 wurde dann 1942 bei der Berliner Maschinenbau AG in Wildau eine in Babelsberg bei der Maschinenbau und Bahnbedarf AG gebaute WR 550D14 (Fabriknr. 21304) mit einer 50 mm starken Panzerhaube versehen. Aus Gewichtsgründen erhielt die Diesellok noch vorn und hinten 2 vierachsige Drehgestelle.



Anfänglich wurden auf den Aufbauten der Drehgestelle noch 2 Flakvierlinge (2cm) aufgestellt, später ersetzte man sie durch 2 BP-42-Türme mit 7,62 cm Feldkanonen 295/1 (r) = F.K. 02/30 L30 mit 250 Granaten als Kampfsatz. Außerdem erhielt die Diesellok noch eine seitliche Zusatzpanzerung von 50mm, damit war sie mit 100mm gut geschützt.

Da das Projekt SP 42 nicht weiter verfolgt wurde, stellte man die Diesellok am 27.01.1944 als Panzertriebwagen 16 in Dienst. Unterstellt wurde der Panzertriebwagen, ergänzt durch 2 Panzerjägerwagen ( mit T-34-Türmen und -unterbauten ), den Panzerzügen 11, 65 und 350. Dort schlug er sich in den Rückzugskämpfen achtbar. Am 1. oder 2.Mai 1945 erfolgte aber doch die Erbeutung durch die 1. poln. Armee südlich von Neuruppin/Neustadt (Dosse).



Anschließend wurde er bis 1946 durch die poln. Armee gegen Banden (Bandera und Co.) im ukrainischen Grenzgebiet eingesetzt. 1950 erfolgte eine Instandsetzung sowie die Eingruppierung in das PKP-Nummernschema als "WP 870027". 1974 erfolgte die Abgabe an das poln.Eisenbahnmuseum, z.Zt. in Warszawa-Glowna.



Bausatz: Trumpeter erfreut die Modellbauwelt mit einem Bausatz eines ungewöhnlichen Vorbilds. Panzertriebwagen aus Spritzguß sind in diesem Maßstab doch eher selten.



In einem ca. 55x37cm großen Karton liegen sicher verpackt 26 Spritzgußrahmen und Großbauteile, 3 Atzteilplatinen (diese doppelt !! verpackt) sowie eine Bauanleitung mit farbigem Tarnschema.



Die Spritzgussrahmen sind einzeln oder zu zweit in Kunststofftüten eingeschweißt, auch die Großbauteile. Grat war keiner zu finden. Auswerfermarken, so überhaupt vorhanden, liegen entweder an später nicht sichtbaren Stellen oder sind leicht zu bearbeiten. An der Außenseite der Panzerglocke der Diesellok, ein Riesenbauteil in einem Stück mit vielen schönen Details, sind keine vorhanden, nur viele kleine Löcher für die Drahtösen. Hierfür liegen genug Ätzteilösen auf der Ätzplatine bereit. Im wirklichem Leben dienten die Ösen dem Verspannen von Drähten für die Befestigung von Tarnmaterial. Die Spritzlinge für die Geschütztürme stammen aus dem Bausatz 1509 von Trumpeter = Geschützwagen des BP 42. Ob man die Geschützrohre durch solche aus Metall ersetzt, muß jeder für sich entscheiden (Metallrohre sehen aber irgendwie besser aus).



Trumpeter hat ein mehr als ausreichend langes Gleisstück (mit Gleisbett mit nicht übertriebener Schotterung), bestehend aus mehreren Bauteilen, beigelegt. Durch die sehr sinnvolle und durchdachte Trennung von Gleise/Schwellen und dem Gleisbett ist eine getrennte Lackierung ohne Abkleben möglich.



Über die Passgenauigkeit kann hier noch nichts gesagt werden, das wird erst der Bau zeigen. Eine Inneneinrichtung ist, wie bei den BP 42 Fahrzeugen von Trumpeter, nicht vorhanden, die Türen der Panzerglocke der Diesellok bleiben dann wohl geschlossen.



Bemalung: Der gut gestaltete und übersichtliche Bauplan führt einen in 18 Schritten zum fertigen Modell. Die Farben auf dem Extrablatt mit der Tarnung werden mit Mr.Hobby-Bezeichnung angegeben, eine Vergleichstabelle nennt noch Vallejo (diesen komplett) sowie Model Master, Tamiya und Humbrol (diese 3 nur unvollständig).

Mit der grauen Tarnung habe ich so meine Probleme. Bis ca. 1942 sollten die Panzerzüge in einem blaugrauen Farbanstrich gehalten sein, zumindestens laut Dienstanweisung, in der Realität waren die Fahrzeuge z.T. lokal angepaßt oder hatten noch den ursprünglichen Anstrich der unfreiwilligen "Geberländer". Ab 1943 sollten die Panzerzüge einen sandfarbenen Anstrich erhalten, meist wurden die Fahrzeuge mit weiteren Farbtönen nachbehandelt. Einsatzbilder des Panzertrieblings zeigen ihn in einem hellen Farbton, ev. etwas fleckig. Farbinterpretation von s/w-Aufnahmen ist jedoch immer so eine Sache, hier sollte jeder noch genauer nachforschen. Der Vergleich von Bildern, die den Panzertriebling in deutschen Diensten zeigen, mit Bildern aus dem Museum in Warschau lassen eigentlich keine äußerlich sichtbaren Unterschiede erkennen.

Fazit: Ein empfehlenswerter Bausatz für den fortgeschrittenen Modellbauer.

Erhältlich ist dieser im gut sortiertem Fachhandel. Dank an Glow2b für das Muster.

M. Kralisch, Teltow (August 2015)

Literatur:
Wolfgang Sawodny: Die Panzerzüge des Deutschen Reiches 1904-1945, 1996, EK-Verlag, ISBN 3-88255-678-1