Vorbild: Das kaiserliche Japan hatte zu Beginn des 20. Jahrhunderts im russisch-japanischen Krieg bzw. dem Ersten Weltkrieg deutlich an Einfluss im pazifischen Raum hinzugewonnen und erweiterte in diesem Zeitraum seine Flotte beträchtlich. Doch die siegreichen Staaten des Ersten Weltkrieges in Europa – USA, Großbritannien, Frankreich und Italien wollten und konnten so kurz nach dem Krieg keine neue Runde des maritimen Wettrüstens beginnen und schafften es Anfang 1922 Japan zur Unterzeichnung des Washingtoner Flottenabkommens zu bewegen obwohl dadurch dessen ehrgeizige Flottenpläne für die nächsten 15 Jahre zunichte gemacht wurden. Erst 1934, nach dem Austritt Japans aus dem Völkerbund, konnte das Kaiserreich sich wieder dem Schlachtschiffbau widmen. Schon im Planungsstadium setzte man neue Maßstäbe was Größe, Panzerschutz und Bewaffnung der neuen Schlachtschiffe betraf. Die Schiffe sollten so groß werden, dass mögliche amerikanische Gegner nicht mehr durch die Schleusen des Panama-Kanals passen würden und mit 9x460mm-Geschützen, welche ihre fast 1,5t schweren Granaten 44km weit feuern konnten, würde man jeden Feind leicht niederringen können und die Panzerdecks sollten bis zu 1000kg schweren Granaten und Bomben standhalten können. Doch die Panzerung der 65.000ts (im Einsatz über 72.000ts) schweren Schiffe hatte, trotz ihrer Dicke, auch einige Schwachpunkte, so die nur dünn gepanzerten 152mm-Türme der Nebenartillerie welche ursprünglich von Leichten Kreuzern stammten. Auch bei der geplanten Geschwindigkeit sparte man und hielt 27kn für akzeptabel und obwohl man in Japan längst die Möglichkeiten der immer moderneren Flugzeuge gegen schwere Schiffe erkannt hatte, fiel die geplante Flak-Bewaffnung für einen solchen Giganten viel zu schwach aus. Als im November 1937 mit dem Bau des ersten – von 5 geplanten – Schiffes dieser Klasse in Kure begonnen wurde, schützte man sich mit Kilometerlangen Vorhängen aus Sisal vor ungebetenen Zuschauern.
Als dieses Schiff im August 1940 in ihrem Baudock aufschwamm, erhielt es den Namen „Yamato“ nach der Bezeichnung des alten Kaiserreiches und einer Provinz in Japan. Mittlerweile begannen bereits die Arbeiten am 4. Schiff dieser Klasse doch der Material-, Zeit- und Arbeitsaufwand für diese Schiffe war extrem und band gewaltige Ressourcen welche an anderer Stelle fehlten.
Als Japan am 07.12.1941 mit dem Überfall auf Pearl Harbor in den Krieg eintrat, war die „Yamato“ kurz vor der Indienststellung. Diese erfolgte dann auch am 16.12. des gleichen Jahres und sofort begannen umfangreiche Ausbildungsfahrten – bereits am 12.02.1942 wurde das neue Schiff der 1. Schlachtschiffdivision unterstellt. Doch obwohl sich Japan in diesen Monaten des Krieges an allen Fronten im Vormarsch befand, wurde diese Einheit zunächst nicht eingesetzt sondern die bereits 25 Jahre alten Schlachtkreuzer der „Kongo“-Klasse mussten, da sie die 30kn Marschtempo der schnellen Trägerverbände halten konnten, an allen wichtigen Operationen im Pazifik und Indischen Ozean teilnehmen. Zur ersten Feindfahrt lief die „Yamato“ Anfang Juni 1942 aus um die Ferndeckung der Trägerverbände zu verstärken doch an der sich entwickelnden Seeschlacht von Midway wirkte sie nicht mit da sie Hunderte Kilometer hinter der Hauptflotte zurückhing. Nach dem Verlust der meisten großen Träger gliederte die japanische Marine ihre Verbände um und nur wenig später bildete die „Yamato“ mit ihrem gerade fertiggestellten Schwesterschiff „Musashi“ die 1. Schlachtschiffdivision während das dritte Schiff der Klasse, die „Shinano“ einem Baustopp unterlag und später zum Träger umgebaut wurde. Das vierte, noch namenlose, Schiff der Klasse wurde sogar wieder abgebrochen um Material für andere Schiffe zu erhalten. Doch obwohl ab der zweiten Hälfte1942 im Gebiet der Salomone monatelang schwere Kämpfe tobten, blieb die „Yamato“ von August 1942 bis Mai 1943 untätig im Stützpunkt Truk liegen und verlegte dann in die Heimat zurück um in die Werft zu gehen. Nach kurzer Zeit dockte das Schiff bereits wieder aus… und erneut folgte eine Zeit des Wartens.
Erst im August 1943 wurde die „Yamato“ in einem größeren Verband dann als Nachschubtransporter nach Truk benutzt und gelangte so wieder näher an die Front. Nach einem ergebnislosen Einsatz in Richtung Wake sollte das Schiff im Dezember 1943 an einer Versorgungsfahrt nach Rabaul teilnehmen doch am 24.12.1943 traf ein Torpedo des U-Bootes USS „Skate“ das Schiff vor Truk an einer ungünstigen Stelle – es sollte der einzige U-Boot-Treffer gegen das Schiff bleiben obwohl es zuvor und auch später immer wieder durch U-Boote angegriffen wurde. Am 10.01.1944 verlegte die „Yamato“ in die Heimat zurück und wurde neben den notwendigen Reparaturen auch einem Umbau unterzogen. So wurden die seitlichen Türme der Mittelartillerie entfernt, die Flak-Bewaffnung deutlich verstärkt und neue Radargeräte eingebaut. Erst im April 1944 war das Schiff wieder gefechtsklar – gerade noch rechtzeitig um im Juni 1944 am Kampf um die Marianen teilzunehmen. Doch auch hier operierte sie weit weg von den eigenen Trägerverbänden welche in dieser Schlacht nochmals viele Schiffe und nahezu alle Piloten verloren. Damit standen der japanischen Marine nur noch die Schlachtschiffe als große Einheiten mit Kampfkraft zur Verfügung. Notgedrungen plante man daher beim kommenden Kampf um die Philippinen erstmals mit den Schlachtschiffen als Hauptwaffe und während der See-Luftschlacht bei Leyte gelangte die „Yamato“ am 25.10.1944, einen Tag nachdem ihr Schwesterschiff „Musashi“ südlich Luzon nach schweren Luftangriffen gesunken war, erstmals in Feuerreichweite eines Gegners als ein Verband mehrerer japanischer Schlachtschiffe bei Samar auf 6 amerikanische Geleitträger und ihre Zerstörer-Eskorte trafen. Obwohl deutlich unterlegen, nahmen die amerikanischen Zerstörer das ungleiche Gefecht an und legten Nebel um so die langsamen und ungepanzerten Geleitträger zu schützen. Diese bestückten ihre Maschinen mit den verfügbaren Bomben kleiner Kaliber und ließen sie dann starten um die Zerstörer zu unterstützen. In diesem Gefecht versenkten die Japaner schließlich3 Zerstörer und einen der Geleitträger und beschädigten 4 weitere Träger zum Teil schwer – zum Glück für die Amerikaner schossen die Japaner mit panzerbrechenden Granaten welche eigentlich gegen Schlachtschiffe gedacht waren und die dünnen Panzerungen der Träger einfach durch alle Decks durchschlugen ohne zu explodieren. Regen, der künstliche Nebel und die Gegenwehr des Feindes welcher immer mehr Flugzeuge zum Einsatz bringen konnte ließen die Japaner das Gefecht schließlich abbrechen. Die „Yamato“ verlegte kurzzeitig nach Brunei um dann Ende November 1944 nach Japan zurück zu kehren. Hier wurde das Schiff nochmals in die Werft geschickt und die leichte Flak auf 150 Rohre des Kalibers 25mm verstärkt. Mittlerweile war die Lage für das japanische Kaiserreich aussichtslos und die Marine stand nach so vielen Niederlagen im Mittelpunkt der Kritik.
Kurz nach dem Beginn der amerikanischen Invasion von Okinawa entschied man sich daher, die „Yamato“ zur Unterstützung der dortigen Verteidiger einzusetzen – geplant war dabei auch, dass Schiff am Ufer auflaufen zu lassen um es als feste Batterie zu verwenden. Die Treibstofflage war zu diesem Zeitpunkt so angespannt, dass für die „Yamato“ die letzten verfügbaren Reserven zusammengetragen wurden – für eine mögl. Rückfahrt nach Japan reichte er nicht.
Mit 8 Zerstörern und einem Leichtem Kreuzer als Begleitschutz begann die „Yamato“ am 06.04.1945 ihre letzte Reise – alles „überzählige“ Personal hatte man zuvor noch von Bord gegeben. Bereits am ersten Tag wurde der Verband durch gegnerische Aufklärer erkannt und nur einen Tag später waren amerikanische Träger in Abfangreichweite. Gegen Mittag des 07.04.1945 erreichte die erste Welle der amerikanischen Trägerflugzeuge den Verband und 2 weitere sollten folgen. Insgesamt kamen fast 400 Maschinen zum Einsatz welche schnell die ersten Schiffe des Begleitschutzes versenkten und in Folge dem Schlachtschiff in einem knapp 2 Stunden dauernden Abwehrkampf vmtl. 20 Bomben- und 11 (a.Q. 13) Torpedotreffer (letztere zumeist Backbord) beibrachten und mit ihren Bordwaffen die Bedienungen der ungeschützten Flak-Geschütze dezimierten. Als gegen 14:00Uhr die Energieversorgung ausfiel, gab der Kapitän den Befehl zum Verlassen des Schiffes, keine 20min später kenterte das Schiff und explodierte. Um 14:23Uhr war das Schiff ca. 300sm südlich von Kyushu gesunken und zerbrach auf dem langen Weg in die Tiefe des Meeres in 2 Teile. 2498 Männer der Besatzung starben bei diesem Einsatz, nur 268 (a.Q. 280) kehrten mit den 4 überlebenden Zerstörern des Verbandes in die Heimat zurück während die Amerikaner bei ihren Angriffen an diesem Tag 10 Flugzeuge und 12 Männer verloren.
Zusammenfassend kann man sagen, dass das größte Schlachtschiff der Welt zu keiner Zeit die riesigen Erwartungen erfüllen konnte unter denen es geplant und gebaut worden war. Trotz seiner Größe und Kampfkraft hatte das Schiff einige Schwächen im Panzerschutz , eine zu schwache Fla-Bewaffnung und seine geringe Geschwindigkeit verhinderte einen offensiveren Einsatz als dieser 1942/43 möglich bzw. nötig gewesen wäre. Am Ende wurde die „Yamato“ nicht wegen ihrer Leistungen im Krieg bekannt sondern durch ihren tragischen Verlust nach einer langen Zeit weitestgehender Untätigkeit.
Bausatz: Wenn TAMIYA einen neuen Bausatz herausbringt, dann jubelt die Modellbauwelt. Ich denke, das passiert auch immer zu Recht. Hier ist es wieder passiert. TAMIYA liefert einen neuen Kit mit über 1500 Bauteilen aus. Nebenbei gibt es in dieser Edition drei Platinen mit Fotoätzteilen, eine dünne Kette, diverse Schrauben und Muttern, ein 32-seitiges Heft über das Vorbild, mehrfarbige Bemalungsanleitungen, zwei Decalbögen, ein Papierbogen für die Flaggen und eine 100 Bauabschnitte umfassende Bauanleitung.
Die ganze Konstruktion des Bausatzes ist neu durchdacht. So wird der Bug an das Unterwasserschiff angeschraubt. Gleiches gilt für diverse Versträrkungsspanten. Beide Ruder werden beweglich montiert. Der Kunststoffständer mit den fotogeätzten Namensplatten wird mittels Schrauben fest mit dem Unterwasserschiff verbunden. Auf der anderen Seite folgt die Befestigung des Zwischendecks mit Schrauben. Die Bauanleitung nennt es „Rumpf“. Darauf erfolgt der eigentliche Aufbau der Decks. Auch dafür werden Schrauben benutzt.
Für die Leitern, das Katapult und viele Kleinstteile gibt es fotogeätzte Teile. Der Schornstein z. B. Ist nicht einfach hohl, sondern bekommt auch eine vorbildgerechte innere Struktur. Ist diese Baugruppe komplett, dann sind 30 Teile verbaut.
Die Teile für den Hauptmast sind recht komplex gespritzt. So werden hier nur wenige Teile benötigt und das Ganze wirkt stabil.
Für die Hauptbewaffnung hat sich TAMIYA etwas Besonderes einfallen lassen. Es gibt hier zwei unterschiedliche Manschetten für die Bewaffnung. Zum Einen in Feuer- und zum anderen in Marschstellung. Die im Bausatz liegenden Rohre haben auch eine separate hohle Mündung. TAMIYA bietet aber auch ein Satz gedrehter Metallrohre als Alternative an. Ebenso kann die Mittelartillerie in beiden Feuerstellungen fertiggebaut werden.
TAMIYA wäre nicht TAMIYA wenn es nicht für die beiden Kunststoffanker eine richtige dünne Metallkette geben würde. Das Flugzeugkatapult und der dazugehörende Kran entstehe in der Masse aus Fotoätzteilen. Zum Abschluss des Baus gibt einen Plan zum Anbringen der Reling. Hierfür soll 0,1mm-starker Kupferdraht benutzt werden.
Die beiden Decalbögen sind tadellos auf hellblauem Trägerpapier gedruckt. Für die Flaggen gibt es noch einen dünnen Papierbogen.
Fazit: Es ist ein phantastischer Bausat der YAMATO den TAMIYA hier abliefert. Gedacht und geeignet ist er keineswegs für Einsteiger sondern es ist ein längeres Projekt für den erfahrenen Modellbauer. Der erhält dann aber den ultimativen Bausatz der YAMATO.
Literatur (Auswahl!):
Breuer „ Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 19105-1970“ (ISBN 3-88199-474-2); |
SMS N°180 „Schlachtschiff Yamato“. |
Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt
Volker Helms, Godern (Juni 2012)