Sowjetischer Geländewagen GAS-67b

Tamiya 32542 - 1/48

Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAS - Gorkier Automobilwerk -- kyrillisch bei wikipedia s.u.), in der Literatur auch als GAZ geschrieben, ist ein russischer Automobilkonzern mit Sitz in Nischni Nowgorod (von 1932 bis 1991 hieß die Stadt Gorki). Gegründet wurde GAS 1932 als Resultat des ersten Fünfjahrplans der Sowjetunion. GAS wurde eine der größten Autofabriken der Russischen Sowjetrepublik; nachdem im Jahr 1930 mit dem Bau der Fabrikanlagen begonnen wurde, lief die Produktion im Jahr 1932 an. 1938 begann man mit der Entwicklung und Produktion eines Allrad-getriebenen Fahrzeugs für die Rote Armee. Dieses erste Modell war der GAS-61.

Am 25. März 1941 rollte der erste GAS R-1 (Raswedtschik - Aufklärer) vom Band. Vitali Gratschow und sein Kollektiv entwickelten den Wagen in 50 Tagen (angeblich anhand von veröffentlichten Fotos und Berichten vom Bantam BRC-60 aus amerikanischer Quellen). Der R-1 war die erste Version des GAS-64. Seine runden Fender, tiefen Türausschnitte, Karosseriedetails und Scheinwerfer wirken stark vom Banatm Jeep beeinflusst.

Auch die nächste Version des GAS-64 hatte gewisse Ähnlichkeit mit seinen amerikanischen Gegenstücken (Bantam BRC-40, Willys MA, Ford GP), wobei hier natürlich auch die Form dem Zweck folgt. Angetrieben wurde der GAS von einem 4-Zylinder 3,8l Motor mit 54 PS bei 2800 U/min, der den Geländewagen bis auf 90 km/h beschleunigen konnte. Innen fanden 4 Passagiere platz. Der GAS-64 war mit Anlasserkurbel, Frontabschlepphaken, Pionier-Werkzeugen und Maschinengewehrlafette ausgestattet. Außerdem konnte der GAS eine 45mm PaK samt Munitionsanhänger durch schweres Gelände ziehen.

Auch in der Sowjetunion gab es Konkurrenz und so wetteiferten das NATI (Wissenschaftlichen Institut für die Automobil- und Traktorenindustrie) und GAS 1943 um den Auftrag für das Standardfahrzeug für die Rote Armee. Das NATI startet mit dem AR, welches insgesamt ein moderneres Geländefahrzeug darstellte als der GAS-64. Beide Fahrzeuge nutzten den GAS M-1 Motor wobei NATI mit zwei Vergasern --- wie sie auch beim KIM-10, dem ersten Moskwitsch, Verwendung fanden --- etwas mehr Leistung aus dem Aggregat herausholte. Die letztendliche Entscheidung behielt sich Josef Stalin vor, und er bevorzugte den neuen GAS Prototypen.

Zwischen Mai und Juni wurde in Kubinka eine Evaluation zwischen GAS-64, Willys MB und Ford GPW durchgeführt. Hierbei zeichnete der GAS sich durch hohe Geländegängigkeit und hohe Anhängelasten aus. Negativ machte sich der hohe Spritverbrauch bemerkbar, dafür hatte der GAS aber zwei Tanks (70l) und konnte nahezu jeden möglichen Treibstoff verwenden (u.a. auch Kerosin oder niedrig-oktaniges Benzin). Im Fronteinsatz machten sich dann schwache Bremsen und mäßige Materialien und Verarbeitung bemerkbar.

Im September 1943 startete die Produktion des GAS-67, der einige Verbesserungen zum Vorgänger aufwies (breitere Spur und stärkerer Motor). 1944 folgte weitere konstruktive Verbesserungen (zusätzlicher Schlepphaken und größerer Kühler) die im GAS-67b mündeten. In 10 Produktionsjahren (bis Herbst 1953) wurden 92843 GAS-67 (und 67b) gebaut. Sogar eine gepanzerte Variante, der BA-64, wurde aus dem Fahrzeug abgeleitet.

Produktion

GAS-64684
WkII GAS-67 and 67B4,851
Post-WkII GAS-67B87,992

Quellen:

Worin genau die (externen) Unterschiede von GAS-67 und GAS-67b liegen, hat sich mir nicht völlig erschlossen. Der Hauptunterschied zwischen Kriegs- und Nachkriegsproduktion ist wohl der Grill, der zunächst aus geschweißten Stahlrohren in rechteckiger Öffnung und später aus einem gepressten Blech bestand. Weitere Hinweise sind sehr willkommen.

Das Modell stellt einen GAS-67b dar. Auf zwei kleinen Spritzrahmen nebst einem klaren für Scheiben und Scheinwerfer präsentieren sich die tamiyatypischen Bauteile. Sogar eine Fahrerfigur ist enthalten. Schön finde ich, dass Tamiya trotz der wenigen Rahmen keine Faltschachtel, sondern einen Karton mit oberem und unteren Deckel verwandt hat! Ich sehe keine Schwierigkeiten beim Bau und erste Probepassungen bestätigen dies. Es liegen 3 Bemalungsvarianten bei, die jedoch eher generisch und ohne weitere Informationen sind.

Da der Bausatz nun nicht mehr brandaktuell ist, gibt es auch bereits die ersten Zubehörteile. Hauler und Eduard beglücken den detailverliebten Bastler.

Fazit: Netter kleiner Bausatz für zwischendurch in gewohnter Tamiya-Qualität. Modellbauer, die eine Ergänzung für ihre Flugzeuge suchen sollten auf den Zeitrahmen achten ... eine spanisch-republikanische Polikarpow I-16 t.10 kann man schlecht mit diesem Fahrzeug kombinieren ...

Steffen Arndt, Schwerin (Mai 2007)