Harley-Davidson FLSTFB Fat Boy Lo

Tamiya 16041 - 1/6

Zum Original: Die Harley-Davidson Motorräder sind das Wahrzeichen der amerikanischen Straßen und es gibt wohl kaum einen Fan auf der Welt der das Logo der Firma mit ihren Iuftgekühlten 45°V -Motoren nicht kennt. Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Textes hat die Firma die auf eine über 100-jährige Geschichte zurückblickt eine beeindruckende Produktionslinie von Zweirädern in sechs verschiedenen "Familien". Eingeschlossen ist die Softtail Familie welche klassisches StyIing mit moderne Technologie verbindet; die Dyna Familie mit dem modernen Nachfolger der 1971 zuerst gezeigten EX Custom Bikes; die Touring Familie deren Bikes entwickelt wurden um auf dem Highway zu cruisen; die Sportster Familie welche das Renn-Know-How von Harley-Davidson nutzt. Die Familie der nächsten Generation mit ihren flüssigkeitsgekühlten DOHC 2-Zylindern und zum Schluss die limitierten nach Kundenwunsch gebauten Motorrädern der CVO Familie.



Die FXST Softtail wurde 1984 veröfffentlicht und war die erste Maschine die den Namen der Softtail Familie trug. Wie alle Motorräder in dieser Familie erinnern die geraden Linien des Rahmens an die Harley-Davidson Motorräder seit den 50er Jahren. Der Name selbst nimmt Bezug auf das gefederte Hinterrad des Motorrades, was es von den klassischen "Hardtail" Modellen mit starrem Rahmen unterscheidet. Hardtail Modelle haben einen oberen Rahmen der gerade von der Gabel zur Hinterachse verläuft, was einen geringen Freiraum zwischen dem Heckschutzblech und dem Reifen gebietet. Nichtsdestotrotz ist dieses einfache Design sehr gebräuchlich bei den Harley Fans.



Die Motorräder der Softtail Familie sind entwickelt um den Eindruck eines Hardtail-ähnlichen Rahmens zu vermitteln, aber bei genauerem Hinsehen sind Gasdruckstoßdämpfer geschickt hinter dem Getriebegehäuse versteckt. Ein dreieckiger hinterer Schwingarm bewegt sich in einer Lagerung der am Hauptrahmen befestigt ist. Die zwei Stoßdämpfer sind am unteren Ende der Heckgabel und dämpfen das Hinterrad beim Absinken mehr als wie es beim Zusammenpresse der Stoßdämpfer traditionell üblich ist. Das innovative Design der Softtail ist angeblich entwickelt worden von dem Ingenieur und Harley-Davidson Fahrer Bill Davis und später von



Firma übernommen worden. 1984, das Jahr des Debüts der FXST Softtails brachte auch einen weiteren Fortschritt bei den Harley-Davidson Motoren mit dem 1340ccm Luftkühlung, der vierten Generation der Zwillingsmotoren mit oben liegenden Ventilen (OHV). Seine Aluminium Köpfe und Zylinder waren leichter und hatten eine größere Wirkung bei der Luftkühlung im Vergleich zu den früheren Stahlgussversionen. Der Winkel der Einlassventile wurde verkleinert wodurch man die Kraftstoffzuläufe strömungsgünstiger anordnen konnte. Das Ergebnis war ein Motor mit sehr hoher Qualität und überlegener Zuverlässigkeit, exzellenter Sparsamkeit und 10% mehr Leistung im Vergleich zum "Shovelhead" den er ersetzte. Er wurde installiert in die FXST die mit Hilfe von modernen Computer-unterstützten Werkzeugen entwickelt wurde, was Harley-Davidson erlaubte einen frischen Wind bei ihrem klassischen Rahmen wehen zu lassen. Als die Softtail Familie mit ihrer Verbindung aus klassischem und neuem Design an Bekanntheit gewann, wuchs sie auch auf mit zusätzlichen Motorrädern wie der 1986er -FLST Heritage Softtail und der FXSTS Springer Softtail aus dem Jahr 1988.



Die Familie kann in zwei Serien aufgeteilt werden: FX Softtail Motorräder haben mehr von einem Chopper während die FL Softtails mit einem schwergewichtigen Outfit aufwarten. Der erste Blick auf die erste FLSTF Fat Boy die 1990 herauskam zeigt dass sie zur FL-Serie gehört. Sie hat neben den solide gegossenen Rädern mit breiten 16 inch Reifen auch breite Front- und Heckschutzbleche eine wuchtige Gabel, ein großes Frontscheinwerfer Gehäuse und Kanonenauspuffrohre. Das alles zusammen mit dem luftgekühlten 2-Zylinder V-Evolution Motor gibt ihr ein wirklich schwergewichtiges Aussehen. Der einzigartige Name soll angeblich von einem Mitglied der Harley-Davidson Marketing Gruppe beim ersten Ansehen des Motorrades geprägt worden sein.



Die Fat Boy Lo ist eine verbesserte Version des Motorrades, welche im Jahr 2010 in den Harley-Davidson Katalog aufgenommen wurde. Wie alle FLSTF Fat Boy Motorräder seit 2007 hat die Fat Boy Lo einen 1584ccm 96B V-Motor mit doppelten Nockenwellen. Dieser Motor dessen Vorgänger, der Twin Cam 88 hatte den Evolution im Jahr 1999 ersetzt. Wie auch immer ist der gebräuchlichste Motor aus der Doppelnockenwellereihe der DOHC (doppelte obenliegende Nockenwelle) und setzt damit die Ikone der Harley-Davidson Motorreihe im Design fort. Wie man von seinem Namen erwarten kann hat er zwei Nockenwellen welche die Stößelstangen und die Ventile antreiben und die Vergrößerung des Hubes erlaubt einen größeren Hubraum was wiederum zu einem hohen Drehmoment führt.



Das große B im Namen bedeutete ursprünglich "Beta" für den Entwicklungsstand und später "Balancer" und ist eine Ausgleichswelle die angebracht wurde um die Vibrationen zu verkleinern und ihn geeigneter für die Softtail Modelle machten, welche keine Gummibuchsen für die Motorlagerung benutzen, sondern den Motor fest an den Rahmen schrauben. Die lauteren Motoren hatte eine Tendenz die Vibrationen dieser Einheit direkt an den Fahrer weiterzuleiten, was nicht gerade komfortabel war. Zusätzliche Modernisierungen beinhalten eine elektronische Kraftstoffeinspritzung anstelle des früher verwendeten Vergasers, was dem Motorrad half die Umweltgesetze zu erfüllen und die Kraftstoffverbräuche früherer Motoren zu unterbieten.



Die Leistung wird vom 6-Ganggetriebe mit einem Zahnriemen zum Hinterrad übertagen. Harley-Davidson experimentierte zum ersten Mal mit Zahnriemen bei der 1980er FXB Sturgis und über die Jahre konnte man ihre Nutzung perfektionieren was zu einem leiserem Fahrgeräusch führt und zu weniger Materialabnutzung als bei einem Kettenantrieb. Man sollte hierbei herausstellen dass die US Version der Fat Boy Lo den 103B Motor mit zwei Nockenwellen und einem Hubraum von 1688 ccm nutzt. Im Bezug auf das Styling nutzt die Fat Boy Lo hauptsächlich schwarz vom Rahmen über das Luftgehäuse, die Abdeckung der Vorderradgabel und die Auspuffrohre. Die Scheibenräder von der Fat Boy sind ebenfalls schwarz mit silbernen Felgenringen. Die silbernen Stößelstangenabdeckungen helfen den klassischen Look des Understatements zu unterstreichen, einem Heckabschluss der perfekt zur Form des Motorrades passt und einer niedrigeren Bodenfreiheit als der Vorgänger FLSTF.



Der Kraftstofftank ist geschmückt mit einem Logo welches exklusiv für die Fat Boy Serie entwickelt wurde und der den ersten Auftritt mit der Fat Boy 1990 hatte Tatsächlich wurde es von einem der Harley-Davidson Mitbegründer und Iangjährigem Designer der Motorräder der Firma Willi G. Davidson eigenhändig entwickelt. Die FLSTFB Fat Boy Lo mit ihrer Fusion aus klassischem Auftreten und modernem Design die Herzen der Öffentlichkeit in der ganzen Welt erobert und es sieht so aus als bliebe die populäre Softtail Motorradlinie das Rückrad des Lieferumfanges für die nächsten Jahre.

Zum Modell: Das TAMIYA Premium-Modell der Harley Davidson FLSTFB Fat Boy Lo im großem Maßstab 1:6 ist ein optischer Blickfang und technischer Leckerbissen. Unzählige Details wurden präzise nachgebildet und so verfügt die Miniatur über Haupt- und Zusatzinstrumente, Klarsichtteile sowie flexible Schläuche, Zündkabel und natürlich zahlreiche bewegliche Bauteile. Gummireifen und verschiedene Metallteile sorgen für eine hochwertige Optik und lassen das Bausatzmodell noch realistischer erscheinen.

Lange gab es keinen neuen Motorradbausatz in der Big Scale Serie von Tamiya. Die letzte große Harley-Davidson von Tamiya kam 1998 auf den hiesigen Modellbaumarkt. Nach kurzer Ankündigung im Herbst vorigen Jahres erschien nun das neue Top-Modell Anfang dieses Jahres. Ich habe immer gedacht es gäbe keine große Steigerung bei den großen Motorradbausätzen von Tamiya, die waren immer schon klasse was Detaillierung und Ausstattung betraf. Nach ersten Durchblättern des 32- seitigen Handbuchs war mir schnell klar das hier ein neuer Maßstab in Punkto Detaillierung und Originaltreue gesetzt wurde.

Der Motor des Modells entspricht nun noch mehr dem des großen Vorbilds, die beiden Zylinder werden durch einzelne Zylindersegmente aufgebaut und durch Zylinderkopfschrauben miteinander verbunden bzw. mittels speziellen Steckschlüssel verschraubt, ganz wie beim Original Motor! Sämtliche Hutmuttern (die sonst schon angegossen sind) werden separat montiert bzw. aufgeklebt. Es wird bei diesem Modell ohnehin viel geschraubt (12 verschiede Schraubengrößen), zum „üben“ liegt eine Schablone beim Spritzling A dabei. Der Hammer ist der Antriebszahnriemen, er besteht aus originalem Material mit Aufdruck im Maßstab 1:6!

Für die Reifen liegt „Luft“ bei, in Form von Schaumstoffstreifen, die so einen Standplatten Reifen verhindern. Das Hinterrad ist absolut gigantisch im wahrsten Sinne des Wortes, es kommt genauso so rüber wie das Original Hinterrad, groß und breit. Die Stoßdämpfer an den Vorder- und Hinterrädern sowie der Zahnriemenantrieb zum Hinterrad funktionieren wie beim Original. Der Seitenständer und das Bremspedal sind mit Rückholfedern versehen. Die Auspuffrohre und –Endtöpfe bestehen aus fertigen Stücken (und nicht aus zwei Hälften wie früher). Auch bei der Vorderradgabel bestehen die unteren Aufnahmen der Innenkolben aus einem Stück. Viele Komponenten wie z.B. die seitlichen Tankembleme und die Hitzeabdeckungen der Auspufftöpfe werden mit doppelseitigem Klebeband befestigt. Die Vinylparts der Harley sind ebenso Top, eine bessere Struktur der Sitzbank habe ich noch nicht gesehen. Die Lenkstange besteht aus Metall und wird wie beim Original mit Schrauben befestigt. Als kleines Highlight liegt ein Standblock aus Aluminium für das Motorrad bei. Natürlich gibt es noch ein exklusives Detail Up Parts-Set von Tamiya, es enthält diverse Fotoätzteile, Aluminium Bremsscheiben und –Auspuffendtöpfe.

Zum Bausatz: Im gewohnt großen und stabilen Karton befinden sich 17 verschieden farbige Gießrahmen (in schwarz, weiß, aluminium, chrom, vinyl, klar, klar rot und klar orange) mit ca.380 Bauteilen, 2 Gummireifen, Polycabs, Zahnriemen, Spezialschlüssel, Schraubendreher und diversen Metallteilen ca.200 (wie Federn, Schrauben, Muttern und Metallteilen). Dank der 32-seitigen, wie immer sehr übersichtlichen Bauanleitung, wird es keine erwähnenswerten Probleme beim Zusammenbau geben. Die Farbangaben beziehen sich auf TAMIYA Farben und sind ausreichend vorhanden. Decals für Kennzeichen und Tacho sind für verschiedene Länder vorhanden.

Fazit: Für alle „Harley-Fans“ ein absolutes MUST HAVE!

Andreas Eichendorff, Berlin (Februar 2014)