Vorbild: Hanomag hatte sich in den 1930er Jahren einen Namen mit leichten, mittleren und schweren Zugmaschinen gemacht, einem zu dieser Zeit vor allem im Nahverkehrsbereich geläufigen Fahrzeugtyp ohne oder mit nur kleiner Ladefläche, an das ein oder mehrere Anhänger angehängt wurden. Bereits 1938 löste eine überarbeitete Versionen den bisherigen SS100 "Gigant" (SS=Straßenschlepper) ab. Durch die weiter vorne angeordnete Vorderachse und dadurch längeren Radstand kam mehr Gewicht auf die Hinterachse, bei eine Zugmaschine sicher eine sinnvolle Maßnahme. Eine Doppelkabine und eine äußerst leistungsfähige Seilwinde waren optional erhältlich.
Nach dem Krieg wurden die Zugmaschinen unverändert weitergebaut, aber von “SS” in “ST” umbenannt. Nur der Sattelschlepper entfiel, ihn ersetzte der LKW STA100. Die Zugmaschinen blieben bis 1951 in der Produktion, 1953 wurde eine Kleinserie von 15 Stück nachgeschoben.
Angetrieben wurde der Schlepper von einem Hanomag D-85 Viertakt-Sechszylinder-Reihenmotor. Dieser war eine Neuentwicklung für höchste Belastung und Zuverlässigkeit. Er erhielt deswegen auch eine siebenfache Lagerung der Kurbelwelle. Die Möglichkeit, mit seinen 100 PS zwei Anhänger mit jeweils 10 Tonnen zu ziehen, siedelte ihn in der damaligen Zeit bei den ganz Großen an. Im Krieg wurden parallel zum Dieselmotor auf Holzgas umgerüstete Motoren gebaut. Der gewaltige Holzgasgenerator benötigte viel Platz, somit kam nur die einfache Kabine zum Einsatz. Die Leistung schrumpfte auf 80 - 85 PS. Das Getriebe war wahlweise mit Übersetzungen für 35, 40 oder 45 km/h Höchstgeschwindigkeit erhältlich.
Quelle: Wiki: Hanomag und Fahrzeugseiten
Bausatz: Tamiya setzt mit diesem Bausatz die Reihe der vielseitig verwendbaren Fahrzeuge im Maßstab 1/48 fort. Schon seit einiger Zeit hatte ich das Erscheinen von SS-100 Schleppern in 1/72 und 1/35 beobachtet und dieses Fahrzeug auch für einen guten Kandidaten in 1/48 gehalten. Auch bei Special Hobby hatte ich schon mal nachgefragt, ob das nicht mal ein Projekt wäre… nun hat sich als Tamiya des Vorbilds angenommen und einen ansprechenden Bausatz in meinem favorisierten Maßstab herausgebracht.
Wie immer achtet der japanische Hersteller auch bei diesem Modell darauf, ein gutes Maß an Details mit möglichst wenigen Teilen zu erzielen. Daher handelt es sich hier um ein „curbside model“ ohne Motor und mit geschlossener Kabine. Letztere ist einteilig zuzüglich Rückwand abgespritzt, was die zusätzliche Detaillierung etwas erschwert. Wenn der Schlepper als Dioramenzubehör genutzt wird, ist dies aber nicht zwingend notwendig.
Zuzüglich der Kabine gibt es fünf hellbraune und einen klaren Gießrahmen. Der Rahmen A mit den Blattfederpaketen und Rädern ist zweimal enthalten, die Klarteile sind in die Kabine einzukleben. Masken dafür gibt es aber nicht. Wie meistens gibt es einen Fahrer für die Zugmaschine. Eine Flugzeugschleppstange ist enthalten, die beispielhaft mit einer He 219 verbunden wird.
Die achtseitige Bauanleitung führt in 15 Schritten zum fertigen Modell. Es ist ein Blatt mit Vorbildinfos und einer 5-Seitenansicht des getarnten Luftwaffen-Schleppers vorhanden. 3 weitere SS100 sind grau mit Decals für je ein Fahrzeug des Heeres, der Luftwaffe und der Marine. Die Nassschiebebilder beschränken sich auf die Nummernschilder und die Skalen des Gerätebrettes.
Fazit: Wieder ein schöner Bausatz aus Tamiyas 1/48er Militärreihe. Leider sind die in Japan zum Taschengeldpreis erhältlichen Modelle in Deutschland recht teuer. Gegebenenfalls lohnt sich also ein Direktkauf in Japan (trotz Transportkosten und Einfuhrumsatzsteuer).
Steffen Arndt, Barsinghausen (September 2019)