Vorbild: Die Short Sunderland kann man getrost als das " Urviech" von Militärflugbooten der 1940er und 50er Jahre bezeichnen. Hervorgegangen ist die Sunderland aus den zivilen "Empire" Langstrecken-Flugbooten der Short Brothers. Ihre Firma für Flugzeugbau und Entwicklung bekam nach einer Ausschreibung des britischen Luftfahrtministeriums für ein Aufklärungsflugboot großer Reichweite den Zuschlag. 1937 flog der erste Prototyp der Sunderland unter der Bezeichnung: Short S.25. Das spätere Standartmuster Sunderland Mk.III flog erstmals im Jahre 1941. Das war auch der Beginn ihrer Einsatzperiode. Als erstes Seeflugzeug, war die Sunderland mit elektrisch betriebenen Türme für die Maschinengewehre ausgestattet. Das uns vorliegende Modell, die Sunderland Mk.V, war die letzte Variante des Flugbootes und war mit amerikanischen Pratt&Whitney Motoren ausgerüstet, weil diese für einen stärkeren Antrieb sorgten als die vormals britischen Pegasus Motore.
Die Hauptaufgaben der Maschine waren übrigens die U-Boot Jagd während des zweiten Weltkrieges und die Seeüberwachung, also Aufklärung. Zur Zeit der Berliner Luftbrücke wurden Sunderlands als Transporter für Salz eingesetzt. Der Grund war einfach, das bei Seeflugzeugen darauf geachtet wurde, empfindliche im Rumpf verlegte Steuerkabel und sonstige Leitungen im oberen Bereich zu montieren.Falls einmal bei geöffneten Türen Wasser in den Rumpf eindringen sollte. Da Salz ein durchaus agressives Gewürz ist, das etlichen Schaden anrichten könnte, wenn z. B. ein Sack platzt, bot sich das Flugboot für solche Transporte nahezu an. Das Vorbild unseres Modells flog nach dem zweiten Weltkrieg militärische Einsätze unter anderen in Korea und Singapur. Die Franzosen setzten Sunderlands noch in Indochina ein. Dieser Bausatz bietet auch eine Maschine an, welche an der Berliner Luftbrücke 1948 beteiligt war. Und zwar landete sie mit Salz auf der Havel nahe "Finkenwerder". Die letzten Flugboote wurden erst 1967 außer Dienst gestellt.
Bausatz: Fast eine Generation lang musste sich der bastelnde Fan mit dem "uralt" Modell von Airfix begnügen, um je nach Können ein detailreiches Modell aus dem Bausatz zu zaubern. Na ja, so schlecht war der Bausatz nun auch nicht. Aber es fehlte vieles, besonders im Inneren. Dann kam vor einigen Jahren ein neues Modell des fliegenden Dinosauriers von Italeri auf den Markt. Mit vielen Details und einer guten Inneneinrichtung mit Zubehör aus Messingätzteilen. Aber leider war der Bausatz mit misslungenen Gravuren versehen, die aus dem Original ebenfalls eine Dauerbaustelle machten.
Nun schlagen die Tschechen mit einem fast perfekten Modell aus neuen Formen zu. Der Witz dabei ist, dass sich die drei Firmen keine Konkurrenz machen. Airfix: Sunderland Mk.III. Italeri: Sunderland Mk.II und Special Hobby Mk.V - bis dato - weitere Varianten werden folgen, wie die Aufteilung der Bauteile vermuten lässt.
Für das vorliegende Modell werden rund 350 Einzelteile benötigt. Der größte Teil, kommt dem Inneren der Sunderland zu gute. Das heißt Special Hobby bietet eine Inneneinrichtung bei der selbst der Aufenthalts-/ Ruheraum mit Liegen für die dienstfreie Besatzung nicht vergessen wurde. Wir finden Decks, Leitern, MG-Stände in mehreren Ausführungen, Anker, Winden usw. usf. Natürlich gibt es auch ein Cockpit auf dem A-Deck. Für das Gurtzeug muss aber selbst gesorgt werden. Sei es darum. Die inneren Rumpfstrukturen gleichen wieder alles aus.
Auch die vielen Gravuren auf der Zelle, das heißt: den Tragflächen und dem Bootsrumpf entsprechen nun dem Maßstab 1:72. Sehr schön gemacht. Die winzigen MG-Läufe sind bei genauerem Hinsehen sogar mit den Kühllöchern gegen die Überhitzung bei Betrieb versehen. Und die Doppelsternmotoren sind einzeln gefertigt und verfügen über die Stößelstangen. Auch die Abgasrohre, bei der Mk.V. Fischförmig können sich sehen lassen.
Die Hauptbauteile haben keine Passstifte sondern Laschen als Montagehilfen. Viele der Teile sind klein, fast winzig und bedürfen bei der Abtrennung von den Gießästen äußerster Sorgfalt.
Es wurde an die richtige Ausrüstung der Mk.V gedacht. Unter anderen an die Verkleidungen des ASM Radars an den Außenflügeln und die Bomben, welche an Schienen befestigt sind, die bei Abwurf aus dem Rumpf gefahren werden. Der Bausatz bietet beide Optionen.
Die Klarsichtteile sind in Ordnung und die große Kanzel bietet einen schönen Einblick in das Cockpit.
Bauanleitung/Bemalung: Die Bauanleitung ist fantastisch gestaltet, sehr detailreich was die vielen Zeichnungen anbelangt. Auch die Abziehbilder machen auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Neben der Luftbrückenmaschine, sind noch eine französische und zwei britische Sunderlands vorgesehen. Eine aus dem Koreakonflikt und eine in Singapur stationierte. Der Pilot dieser Sunderland machte wohl viele Fotos von seiner Maschine die für die Herstellung des Modells verwendet wurde.
Fazit: Ein fantastischer Bausatz, aber nichts für Einsteiger. Die Komplexität ist sehr hoch und bedarf Erfahrung in diesem Bereich. Absolut empfehlenswert.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
Jürgen Bauer, Berlin (April 2019)