Vorbild: In Ergänzung zum mittleren Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 251 als Gruppenfahrzeug erfolgte auf eine Ausschreibung der Wehrmacht hin ab 1939 die Entwicklung eines leichten SPW für Halbgruppen. Beteiligt an der Entwicklung waren laut einem Geheimdokument des Sonderausschusses "Panzer V" aus dem Jahr 1942 die Firmen Demag für das Fahrgestell und Büssing NAG für den Panzeraufbau. Demag entwickelte das Fahrgestell auf Basis des Leichten Zugkraftwagens 1 Tonne (D7 Sd.Kfz. 10). Hierfür wurde das Kettenlaufwerk um eine Laufrolle verkürzt. Das geänderte Fahrgestell bekam die Bezeichnung D7p.
Vom Sd.Kfz. 250 gab es zwei Ausführungen: A und B. Die Ausf. A hatte einen komplizierten Aufbau mit vielen Schrägen aus insgesamt 19 Panzerplatten. Sie wurde ab 1940 gefertigt, wobei es noch Unterschiede bei der Nullserie, Großserie und einzelnen Herstellern gab. Die Ausf. B wurde vereinfacht und besaß nun einen kastenförmigen, vereinfachten Aufbau aus nur noch neun Panzerplatten. Das erste nachgewiesene Fahrzeug wurde Ende Juni 1943 von Demag gefertigt. Bis 1941 liegen keine verlässlichen Produktionszahlen vor. Von Juni 1941 bis April 1945 bauten die Montagewerke, basierend auf den Abnahmezahlen des Waffenamtes, insgesamt 6628 leichte SPW aller Varianten.
Für die verschiedensten Einsatzzwecke gab es von dem Fahrzeug eine Vielzahl von Unterausführungen. Als leichter Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 250/1 gehörte es zur Ausrüstung der Panzeraufklärungsabteilungen und einiger Kradschützenabteilungen. Er kam anfangs mit je zwei Fahrzeugen in den Kompanietrupps der Schützenkompanien zum Einsatz. Da er in den ersten Kriegsjahren relativ selten war, befanden sich immer nur wenige leichte SPW in den Teileinheiten. Erst als 1942 die Produktion deutlich gesteigert wurde, konnten größere Einheiten ausgestattet werden. Die gepanzerte Aufklärungskompanie wurde in der Praxis selten zu ihrer eigentlichen Aufgabe herangezogen. Oft bildete sie mit Panzereinheiten und Panzerartillerieeinheiten Kampfgruppen, wobei der Kampf möglichst lange vom fahrenden oder stehenden SPW geführt werden sollte.
Quellen:
Motorbuch - Militärfahrzeuge Band 6 - Die Halbkettenfahrzeuge des deutschen Heeres 1909-1945
de.Wikipedia.org (Artikel: Schützenpanzerwagen Sd.Kfz. 250)
Links oben die abgebrochene Heckplatte
Bausatz: Special Armour haucht auch mit diesem Bausatz einer "alten" MK 72-Gussform neues Leben ein. Dies erfreut insofern, dass die MK 72-Bausätze auf einem sehr hohen Qualitätsstand gehalten und von der ModellFan mehrfach als Modell des Jahres gekürt wurden, aber seit Einstellung der Produktion nur noch schwer erhältlich sind. Wie bei der Besprechung des Sd.Kfz. 11 Demag D7 bereits erwähnt, wurden von Special Armour jedoch auch eigens entwickelte Teile beigelegt. Doch dazu später mehr.
Im typischen Faltkarton mit attraktivem Cover sind vier Spritzgussrahmen, ein kleiner Ätzteilbogen, die Decals und Bauanleitung enthalten. Die Bauteile sind aus grauem und sandgelbem Plastik gespritzt. Da der Karton recht klein für die Menge an Spritzgussrahmen ist, kann es hier leicht zu Beschädigungen kommen. In meinem Fall ist die am Heck befindliche Panzerplatte neben dem Einstieg gebrochen, in einer anderen Bausatzvorstellung war es die Oberwanne. Immerhin sind diese Teile noch leicht zu reparieren. Ansonsten ist der Guss sauber und weist keine Fischhäute auf. Im Kampfraum befinden sich ein paar Sinkstellen und Auswerfermarken, welche später zwar schwer einsehbar sind, aber trotzdem ein paar Nacharbeiten erfordern. Auch an den Ketten sind Auswerfermarken, die aber verhältnismäßig einfach zu entfernen oder mit Schlamm/Schnee zu kaschieren sind. Die Detaillierung ist für diesen Maßstab gut und vor allem deutlich ausgeprägt.
Rechts oben die abgebrochene Heckplatte
Der Bau beginnt mit dem Laufwerk und der unteren Wanne. Die Wanne wird aus mehreren Teilen zusammengeklebt (kein Slide Mold) und die Arme der Drehstäbe sind bereits angegossen. Auch die meisten Laufrollen sind bereits zusammengefasst, allerdings werden vorne einzelne Rollen angebracht, so dass der Gesamteindruck des Laufwerks nicht geschmälert wird - im Gegensatz zu Komplettlaufwerken, wie man sie von manch fernöstlichen Herstellern kennt. Die Ketten und Triebräder sind die Teile, die bereits in Zusammenarbeit zwischen MK 72 und CMK verbessert wurden und somit in zwei unterschiedlich gut detaillierten Versionen beiliegen. Die Ketten sind als kompletter Strang vorhanden und sollen geknickt werden. Da sie überlang sind, kann ein Kettendurchhang leicht dargestellt werden und es bleiben ein paar Einzelglieder übrig, die entweder in die Restekiste wandern oder auch auf dem Fahrzeug befestigt werden können - so wie man es bei Wehrmachtsfahrzeugen oft beobachten konnte. Der vordere Fahrwerksteil weist eine fein detaillierte Aufhängung mit Blattfederung für die Räder auf. Letztere bestehen aus je zwei Teilen und weisen ein akzeptables Profil auf.
Da die Wanne beim Sd.Kfz. 250 offen gehalten ist, ist eine Inneneinrichtung unerlässlich. Der Bausatz liefert hier eine solide Grundlage, wobei die Spitzgussteile natürlich technisch bedingt etwas dicker geraten sind. Hervorheben möchte ich hier die mitgelieferten Karabiner und Ersatztrommelmagazine für die MGs. Wer möchte, kann sich noch weiter austoben und verfeinern. Die angesprochenen Sinkstellen und Auswerfermarken hingegen sollten unbedingt ausgebessert werden, wenn man nicht gerade alles vollstellen will.
Die Details außen am Fahrzeug sind für Spritzguss in diesem Maßstab sehr ansehnlich und auf Höhe der Zeit. Sämtliche Luken werden separat angeklebt, ebenso die Werkzeuge. Dies erleichtert vor allem die Bemalung und trägt wesentlich zu einer plastischen Optik bei. Auch hier kann viel modifiziert werden. Die MG 34 mitsamt Schutzschild sind nicht die besten, die ich in 1:72 kenne, lassen sich aber durch aufbohren und dünner schleifen relativ leicht aufwerten. Die Griffe können z. B. durch Draht oder Plastikstäbe ersetzt werden.
CMK hat zum ansprechenden Finish noch wesentlich beigetragen: durch den neuen Ätzteilbogen können nun die mitgelieferten Kanister in Halterungen untergebracht werden. Leider fehlen weiterhin die mittleren Griffe der Kanister, die händisch ergänzt werden müssen. Auch neu hinzugekommen sind zwei fotogeätzte Peilstangen, die optional die Teile aus Plastik ersetzen sollen. Ich empfehle hier jedoch weiterhin Draht. Sinnvoller und sehr erfreulich hingegen ist die geätzte Antennenhalterung, welche für eine der Bemalungsoptionen benötigt wird. Die runden Teile daran, wie etwa die Antenne selbst, sind zwar nicht im Bausatz enthalten, sind aber dank der ausführlichen Bauanleitung leicht nachbaubar.
Die Anleitung ist übersichtlich und farblich gestaltet. Auf Optionen und kleinere Details wird sehr gut eingegangen. Im Gegensatz zum älteren Bausatz sind jetzt nur noch drei Bemalungsvarianten vorhanden, wovon das Fahrzeug der 16. PzDiv in Wintertarn bereits von MK 72 bekannt ist. Die Vorbilder werden auf einer extra Seite ausführlich erklärt - sehr löblich! Die Decals sind sauber und versatzfrei gedruckt.
Bemalungsvarianten:
Fazit: Der Bausatz ist trotz Neuauflage weiterhin auf der Höhe der Zeit. Special Armour bietet zwar weniger Bemalungsvarianten an, diese sind aber attraktiv und die Fotoätzteile werten das Modell zusätzlich auf. In Spritzguss in 1:72 ist dies wohl das beste Sd.Kfz. 250/1 Ausf. A!
Aufgrund der Ätzteile und filigranen Teile ist der Bausatz eher für Modellbauer mit etwas mehr Erfahrung geeignet. Das Preis-/Leistungsverhältnis bei ~15 € ist sehr gut. Zu erhalten ist er direkt über Special Hobby oder beim gut sortierten Modellbaufachhändler.
Philip Koch, Godern (August 2021)